Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Meile

Meile

, f.

vgl. Kluge22 471, zur Glossierung vgl. AhdGlWB. 414; aus lat. milia passuum "1000 Doppelschritte" (= ca. 1,5 km)
Längenmaß, das obrigkeitl. festgesetzt und regional unterschiedl. berechnet wird; die häufige Wendung Meile Weges bezieht sich auf das Messen von Entfernungen auf dem üblichen Fuß- oder Fahrweg

I zur Längenbestimmung und als Grundlage allgemeiner rechtlicher Regelungen
  • 8. Jh. Wright-Wülcker I 31
  • Anf. 9. Jh. AltdTBibl. 50 S. 32
  • 10. Jh. uö. Matzerath 65
  • nû uóne Romo ze Paueio nâh úber fínfstûnt cênzeg mîlon in íhseli gefûortêr
    um 1000 Notker I 34
  • 1241? MBoica XI 289
  • 1251 Kulm/CorpAltdtOrUrk. I 36
  • diu mure was ... geachtet sestech mile lanc al umme de stat dere lantmile
    1260/75 SächsWChr. 70
  • swaer uber zwainzek mile ist von dirre stat, der ist wol uzerhalp landes
    1276 AugsbStR. Art. 71 § 2
  • der mîle ieklich tûsent schrit tet, ein schrit vünf vüesse het
    1337 Ammenh. V. 18140
  • een nederlandsche myle bevat 1000 roeden
    1368 CoutBruxelles 409
  • haben wir die mile gemessin mit eyner yserynne kethin, ... vnd die kethe behaldit czwu rute, vnd die rute beheldit vnser eilen achtehalben, vnd der rutin drissik beheldit eynen morgen vnd der morgen sechscig eyne mile 
    14. Jh. SchweidnitzRdm. 349 Anm. 1
  • ein rechte daicze mail kunigs maße die schol vir ecker lenge haben, vnd iede ecker lenge sol haben czweliff gewende, das sint acht vnd vierzig gewende, vnd iedes gewende sol haben dreißig meßruten, so schol iede ruten behalten funffczehen waldelen ader rechte holczelen
    2. Hälfte 14. Jh. BrünnRQ. 223
  • gehoͤret nach rechte zu eyner meylen wegis ... lx morgen oder gewende. des machen xv fusse 1 rutte, vnd lx rutten machen ein gewende ader morgen, vnde lx morgen machen 1 meyle, vnd sulche ... xv fusse geburin zu messin xv mannen, wie die in gemeynen gange befunden werdin, iczlich man eynen fuß
    um 1400 SchweidnitzRdm. 349
  • Mitte 15. Jh. LeipzigSchSpr. 255 Anm.
  • noch keißerrechte behelt eyn meile achtthusend schritte, ye zcwene gemeyne schritte vor eynen gerechent addir v schuw eyns gemeynen mannes vor eyn schrid gerechent, des wir danne hir nicht gebruchen
    um 1470 FreibergUB. I 266 Anm.
  • de sos vademe sollen lange duren by kant ene myle 
    2. Hälfte 15. Jh. K. Koppmann, Das Seebuch (Bremen 1876) 32
  • [soll] hinfort die meile ... vmb die stadt Altenburgk ... gerechnet ... werden, fuͤnff vndt viertzig gewende, iedes gewende sechtzig ruten lang, vnd iede rute achthalbe elen, ... dieß orts gewoͤhnlich mit einem rade ... an den aͤußersten stadtgraben anzufahen, bis an ein ieglich dorff ... auff den gewoͤhnlichen ... fahrwegen
    1516 Walch,Beitr. III 28
  • ein magdeburgisch meil ist lx acker lang
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 328
  • wie weit ihre kaͤyserl. majest. ... solche meile specificiren ... werden, also solle sie gezogen, vermahlsteinet und dabey endlichen bleiben
    1563 Marsmann,MeilenR. 14
  • ein viertel einer meile helt 50 ketten, daß ist 1000 schritt oder 5000 schuh oder zehen acker lengen
    1563/64 PfälzWB. IV 1277
  • welsche mÿlen sind italianische mÿlen; da thuond ... fünff derselbigen ein tütsche mÿl oder ij stund zimlichs fueßwegs
    1583 SchweizId. XIII 321
  • vyff mylen synt ... gerekent vor eine kennynghe
    1588 Schiller-Lübben VI 173
  • 1674 Marsmann,MeilenR. passim
  • 1692 Friedenberg,TractJurPract. II 2 S. 39
  • ein pragerisch meil haͤlt in sich 365. seyl; und ein seyl haͤlt in sich 72. elen
    1696 Schambogen,Prael. I 181
  • meile, eine geometrische meile ist 1000 geometrische schritte, eine hollaͤndische 4000, eine deutsche 5000
    1704 Hübner,ZtgLex. 690
  • die ausmessung der meile in zukunft jedesmahl nach 16000 dreßdnischen ellen von dem letztern hause der vorstadt auf den naͤchsten ordentlichen fahrwege bis an die erste schenck-staͤtte des dorfs ... verrichtet werden solle
    1722 CAug. Forts. I 1 Sp. 23
  • eine gesetzmaͤßige meile ist ein gewisser ... raum, der entweder von dem landes-herrn durch ein ausdruͤcklich gesetze vorgeschrieben, oder durch eine rechtmaͤßige gewohnheit eingefuͤhret, und von dem landes-herrn heimlich bestaͤtiget worden
    1739 Zedler XX 307
  • das recht, die meilen zu bestimmen, beruhet von der landesherrlichen hoheit und gewalt
    1739 Zedler XX 316
  • die meile und das davon dependirende recht sich in denen beschlossenen staͤdten nicht von dem privilegirten gebaͤude, brauhaus etc. anfange, sondern von dem thore derselben stadt ... es wird der weg ... durch die oͤffentliche heer- und land-strasse gezogen, und kan nicht nach holz- dorf oder nebenwegen ... gerechnet werden
    1748 Struve,Erkl. I 292f.
  • 1755 Klingner IV 708
  • 1757 Estor,RGel. I 866
  • die meilen ... theilt [man] ... in die gesezlichen und gemeinen ein, und braucht ihre bestimmung in rechten bey den austraͤgen, vorladungen, tagreisen, frohndiensten, zwangsrechten, bothenlohn, handwerks- und postwesen
    1785 Fischer,KamPolR. II 397
  • 1802 RepRecht X 195 Anm. p
  • hängt von der staatsregierung ab ... die bestimmung des wegmaases oder der meilen 
    1817 Klüber,ÖffRecht 529
II
das Maß einer Meile ist Anknüpfungspunkt und Bemessungsgrundlage für rechtliche Regelungen unterschiedlicher Art: häufig für die Bemessung des Botenlohns, der Entfernung, innerhalb derer Leistungen noch erbracht werden müssen oder die bei einer Verweisung aus der Stadt nicht unterschritten werden darf
  • um 890 Orosius/EETS. SS. VI 17
  • for unfrið man mot freolsæfenen nide fulfaren betweonan Eferwic ⁊ six mila gemete [Krieges wegen darf man an Feiertags-Vorabenden im Notfall reisen zwischen York und 6 Meilen Entfernung] 
    1028/60 Liebermann,AgsG. 383
  • swer aber den anderen wundet mit des swerttes knopfe ..., der sol ein halb jar von der stat sin eine mile 
    1270 StraßbUB. IV 2 S. 6
  • wir sun och ir das vor genante korn antwrten an allen schaden von hailigen cruzes tal uber zvo mil svar si wil
    1291 HeiligkreuztalUB. I 506
  • swer dem andern lesterliche scheltwort sprichet, der sal die stat rumen in achte tagen einen manden uz ze sine und nicht naher ze kůmene bi drin milen 
    1296/97 WürzbPol. 38
  • ÖLR. 1298 Art. 55
  • mag er [burger] sinez herren hulde nit han, so sol der herre ime gen geleit zwo mile al vmbe
    Anf. 14. Jh.? BernStR. I 17
  • 1349 HansUB. III 68
  • wer tzwii meil oder inwendig tzweyer meil von hinne gesessen ist vnd der hinnen vor gericht clagen wil vmb schulde, dem schol man in sulcher tzeit vnd frist helffen vnd richten als einem purger hinnen
    Ende 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 37
  • [wer sich gürten und ein Pferd ohne Hilfe besteigen kann:] diewiele er daz getůn mag und geriten mag alles weges aine mile, so mag er tůn mit sinem varnden gůte, swaz er wil
    14. Jh. Schwsp./Eckhardt,RbStud. I 17
  • [Leistung in Konstanz] oder da dannen antwurten zwo mil wegs, wahin und an weli stett si denne haissent
    1423 FreibDiözArch.2 3 (1902) 89
  • wes mijn dan een mijle is daer en salmen gheen reijse gelt van gheuen anders dan een quarte wijns
    Mitte 15. Jh. KampenStR. I 174
  • ein keller soll einem jeden hoffjünger dienstbar sein zue tagen oder tedingen ein halbe meil wegs, wa er sein nottürftig ist
    1475 Thurgau/GrW. I 263
  • [der beklagte Schuldner] schweren sol ..., das er fuͤnf meil von der stat sol sein, solang als vorgeschriben steet
    NürnbRef.(1479/84) XI 7
  • 1486 ZBergr. 48 (1907) 520
  • 1488 NördlingenStR. 350
  • ain ieglicher gesesner hie, was wär er furt davon, ist er in ainer meil weegs von hin kain maut davon phlichtig zu geben dann sonder di gewondlich roßmaut
    1520 NÖsterr./ÖW. VII 101
  • 1532 CCC. Art. 17 u. 215
  • ire unnderthane ein vyrthel meyl wegs über dye grenitze solliche hoffearbith zw thun nicht gedrungen sollen werden
    1537 SchlesDorfU. 85
  • soll man das korn lieffern zwey meylen weegs on felß-birge und schiffreiche waßer uff unsern kosten
    1555 PfälzW. II 696
  • 1555 RKGO.(Laufs) II 3
  • mon ist schuldig von ieder mautstat lantstraß ze machen ainer meil wegs lang
    17. Jh. (Hs.) Salzburg/ÖW. I 58
  • 1713 CAug. II 1060ff. (Postordnung)
  • verrichtet jeder großbauer jährlich noch vier marktfuhren auf eine entfernung von höchstens zwei meilen 
    1810 Lehmann,NLausBauern 137
III in der Bannmeile (III), die durch die Entfernung von einer Meile Weges von der Stadt bestimmt ist, gilt das Meilenrecht (I) 
  • men ne mut nenen market buwen dem anderen bi ener mile na
    1224/27 Ssp.(Eckh.2)LR. III 66 § 1
  • um 1230 MühlhsnRb.2 100
  • niemen die wonet binnen ere milen der stat; nemoet dragen suert binnen der stade mure
    um 1237 CorpMnlTekst. I 35
  • ez sol niemen kaufen dekainen visch alumbe unde umbe die stat in einer mile der si anderstunt verkaufen wil unde daran gewinnen wil
    1276 AugsbStR. Art. 14 § 23
  • ynnewendig eyner meyle bey Lubschicz nymandis sey zo torstig daz her malcz mache, adir dasselbe brewe, adir yrkeyn hantwerk treybe
    1276 Böhme,DiplBeitr. I 1 S. 2
  • 1277 CDAustrFris. I 348
  • 1286 BaselRQ. I 1 S. 13
  • welch man abir uz den vir milen gesezzen ist, der ist ein gast; deme sal man richten zu hant oder bezugen ubir di twere nacht
    um 1300 FreibergStR. III § 4
  • iz schol ... dehain fragener von der stat in einer halben meil nicht chauffen
    1307 BurghausenStR. 181
  • gebe wir der ... stat Saluelt das, das inwendig eyner halben mile al vmme dy stat keyne pharre noch kreczem sulle syn
    1320 CDPruss. II 108
  • die stat hat ... zcu rechte, daz innewendik der mile in den dorferen kein hantwerchtman wonen sal
    1328 Tzschoppe-Stenzel 526
  • gepieten, daz ... in einer meil um di stat chain leithaus sei auf iemancz guet
    um 1330 BrünnRQ. 352
  • es soll auch in ainer meil umb den markt zu D. niemant schenken noch wagenlaeut behalten dan auf êtafern
    1331 ZBayrLG. 18 (1955) 305
  • sözen, daß vmb die statt G. in ainer meüll niemandt khainen faillen wein schennkhen [soll]
    1357 Wartinger,Graz 7
  • das alle die mercte, die bynnen der meyle von der ... stat ... gemacht sint, ... sullen genczleichen abesein
    1368 QÄStädtewMD. I 130
  • [Jahrmarktsbesucher] die selbe zit alle eine mile weges von E. der stat umb und umb, ein frie geleide haben sollen
    1394 Eberbach aN. 99
  • 1399 BrüxStB. 62
  • ez ensullen ouch di stete uff gliche tage yn der wochen ere marte nicht habin nehir dann uf dry dutsche mile weges
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) III 108 § 1
  • Ende 14. Jh. GlWeichb. 390
  • ein gast heissit, der meir denne xi milen buszin deme gerichte gesessin ist
    um 1400 MagdebFr. II 2, 8
  • gesetzt ..., daz dehein caplan der selben kilchen uswendig ein mil nach bi der statt ... mess sprech
    1403 NeuenburgStR. 153
  • an allen enden weiss man wol, das ein weichbild nicht mer wen denn 1 meile weges gehet
    1463 CDLusat. VI 317
  • is wer ny gehört ..., das eine stadt wolde zu sich zihen in das weichbild 6 oder 7 meilen 
    1463 CDLusat. VI 319
  • 1464/75 Tucher,NürnbBaumeisterb. 70
  • die armen lut ausserhalb der meyl söllen nit schuldig sein die gemellten essenden pfenbert gen markt zebringen, sie wellen es dann gern thun
    1473 Kogler,Kufstein 74
  • daz man umb M. bi einer milen keinen burgerlichen buwe sulle machen
    15. Jh. MainzChr. I 4
  • um 1500 Fruin,KlSteden II 38
  • niemant soll ... kainem juden innerhalb dreier meil wegs nichtzit versetzen
    1510 NördlingenStR. 93
  • er [Müller] mag korn kouffen, doch ein mil wägs ringsum von der müli
    1525 BernRatsman. I 25
  • zehen myl wegs schybenwyse
    1532 AktBaselRef. VI 60
  • mehr den ein meyl weges von steten und flecken sol kein smid gelitten werden
    1564 LünebZftU. 206
  • es ist ... die statt ... befreyet, das ... niemandt ... macht haben soll, inn einer meilen wegs vmb die statt Straßburg ein newe landstatt auff dem wasser oder auff dem land anzůrichten
    1579 C. Löper, D. Rheinschifffahrt Straßburgs (1877) 34
  • die marcktzieger (welcher doch an der zahl mehr nicht denn vier und zwantzig personen, so ... uns mit eyde ... vorwand seyn ... zugelassen werden sollen) weder allhier auf offenem jahrmarckt, noch sonsten an andern marckt-taͤgen, wes auf widerkauf kaͤuffen, sondern alles das, so sie von essender wahr feil haben, zum wenigsten uͤber drey meil wegs von hier, ... einkaͤuffen sollen
    1608 Breslau/Weingarten,Fasc. II 413
  • daß in faveur eines ... meß-orts denen umliegenden staͤdten und flecken, auf etliche meil wegs in der runde oͤffentlich jahr-maͤrckte zu halten verboten ist
    1711 Marperger,BeschrMessen I 194
  • 1711 Marperger,BeschrMessen I 210
  • 1716 Gönnenwein,Stapelr. 250
  • ob nun zwar die staͤdte privilegiret seyn, unter der meile, so koͤnnen sie doch solche erlangte gerechtsame nicht extendiren uͤber die meile von der stadt
    1741 Friedenberg,TractJurPract. II 2 S. 35
  • die mit dem meilenrecht versehen städte sind ausschließend befugt, alle innerhalb der meile gelegenen dörfer mit dem in der stadt verfertigten biere und branntwein zu verlegen
    1794 PreußALR. II 8 § 95
  • wenn ein streit entsteht: ob ein dorf inn oder außerhalb der meile liege: so muß dieses durch vermessung ausgemittelt werden
    1794 PreußALR. II 8 § 98
  • eine mil umme di stat in allerhande wazzer vrie vischerie ... ouch eine mil umme die stat vrie gejeyde, vogele und tyr ... swaz ungerichtes binnen einer mile uf der vrien straze gesche, daz man daz in der stat solde richten ... daz recht, daz binnen einer mile kein kreschem sulle sin, noch keiner hande hantwerc
    undat. Übs. e. lat. Urk. von 1217 Löwenberg/Tzschoppe-Stenzel 278f.
IV
der Zeitraum, innerhalb dessen eine Meile zurückgelegt werden kann, ist ein gebräuchliches Zeitmaß
  • sol ma ie enzwischen eim lütenne unz dem andern alse lange beiten, als das man müessechlich gan mochte eine halbe mile 
    1304 ZürichRBf. 223
  • [man soll die Glocke läuten] as lange dat men eyne mile weiss riden muecht
    1360 KölnAkten II 29
  • ein tütsche mÿl oder ij stund zimlichs fueßwegs
    1583 SchweizId. XIII 321
  • 1802 Krünitz,Enzykl. 62 S. 670
  • vristen nicht lenk wen tô êner mîle 
    oJ. mnd./Germania 18 (1873) 14
-- phrasematisch: auf die lange Meile schieben verzögern
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):