Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 2meinen

2meinen

, v.


I meinen verweist auf den Erkenntnisprozeß, der Entscheidungen vorangeht

I 1 etwas in bestimmter Weise verstehen bzw. verstanden haben wollen, auch urteilen 
  • quid est quod dixerunt haat mendun sia
    9. Jh. AhdGl. IV 303, 51
  • di man nime dat kijnt allenna, hwant hijt selua alsoe meende [der Mann nehme allein das Kind zu sich, weil er es selber so wollte] 
    1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 380
  • daz die friheit ..., die wir etzlichen steten ... getan haben, anders verstanden worde, dan wir [Kaiser] sie gemeynet hetten ader meynen 
    1332 FriedbergUB. I 119
  • er meinet sinen vnde nicht juwen fromen
    um 1384 Fidicin IV 52
  • siet wel wat ghi meent, ghi richters, die hier over sit
    14. Jh. MnlWB. IV 1381
  • de schepenen ... menden, dat ze dar recht mede to hadden unde wy ... menden, dat wy ... recht to hadden
    1404 OsnabrGildeUrk. 17
I 2 etwas beabsichtigen, anordnen, festsetzen; formelhaft mit ordnen (II), setzen u. wollen im Zsh. mit förmlichen Willensbekundungen
  • daz wir ... mainen und wellen daz der rat ... kaine der stat almainde ... nit hingeben súln
    1368 EßlingenUB. II 80
  • daz ist vnser will vnd wort vnd mainen vnd wellen daz vestichlichen
    1369 Indersdorf I 101
  • 1404 MBoica XVI 45
  • einer neuen pfarr, die wir daselbs hin maynen, undt wellen, pauen undt stüften
    1407 MBoica XV 82
  • auch gepeut die herrschaft und maint mit ganzem ernst, das ainer dem andern chainen unwillen, scheden, veintschaft noch verpotne scheltbart zue setzen sol
    1443 Steiermark/ÖW. VI 18
  • ist ... dawider durch unser voͤgt gemeint worden, soͤliche stuck gehoͤren uns ... zu
    1480 ArgauLsch. I 200
  • hee heth in drunkerner weyse gereth, deth her wolde dem manne seyn huß affbernen. vp doch nicht meynt to dunde
    1508 ZerbstFemb. 43
  • 1537 Steiermark/ÖW. VI 64
  • 1541 FreiburgZftO. 43
  • [wir] alß regierender könig zu Böheimb mainen, setzen, ordnen und wollen
    1717 Rott,Podersam 448
I 3 gemeint sein (auch reflexiv) Willens sein, nach etwas trachten
  • die dus den riken volgen an, meenen den roof ende niet den man
    1283/88 Maerlant,SpHist. I S. 427
  • das s.g. ... gemeinet were, etzliche herren neben sich zuzcihen
    1511 GörlitzRatsAnn. I/II 113
  • ob aber e.fl.gn. ie gemeint were ... straf fürzuenemen
    1514 WürtLTA.1 I 210
  • ist uns ernstlich gemeindt, das ein iede zunfft ire ordenung ... vestiglich halten ... solle
    1527 Miltenberg 358
  • 1700 Kärnten/ÖW. VI 462
I 4 etwas testamentarisch bestimmen
  • hat ein man kint dannoch, so er lebet, vnd hinstivrt einz oder mer vz mit værndem gvͦte, vnd er stirbet dar nah, div kint hant niht an dem varnden gvͦte, daz er lat, er habe ez danne gemeinet mit sinem lebendem libe
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 147 b
  • daz er, sein erben, oder swem er das macht oder maint, dieselben zwelfhundert pfunt haller ... haben sol
    1334 FrankfUB.(Lau) II 384
  • 1352 BadenArgUrk. I 22
I 5 jn. auswählen, zulassen
  • wan man vogtgericht halt so soll der vogt niemandts darzu meinen von personen dann die jhenen so die die notturfft darzu eruordert
    1514 Reyscher,Stat. 386
II in rechtlichen Beziehungen ist meinen auf die Mentalität (bona fides) bezogen, die die Betreffenden einzubringen haben: mit Treuen, treulich meinen "es gut (mit jm.) meinen, gute Absichten haben"
  • das die stette ainander mit gůten trúwen mainen, och nicht wider ainander sein soͤlten
    1438 RTA. XIII 65
  • auch sal ein iglicher burger zu M. den andern furdern und mit truwen meinen und eren
    1440/59 Miltenberg 344
  • das sy vnnsern herrn den kaiser mit gantzen truen meinen haben vnd hallten sollen
    1463 UrkGeschBöhm. 315
  • men mach tween heren niet dienen te danken: men moet den enen minnen ende menen enten anderen cranken
    2. Hälfte 15. Jh. MnlWB. IV 1379
  • dieselben ... machten ain bundtnus, das sie ainander, sover ir leyb und gut raicht, treulich mainen und kain tail den andern verlasen solte
    1525 Fries,OstfrkBauernkr. I 201
  • ich N. [Fürsprecher] schwere, daß ich die partheyen vnd sachen, so ich annimm, ... mit ... rechten trewen meynen [will]
    1534 MainzUGO.(Saur) 3v
  • 1555 Moser,KreisAbsch. I 19
  • 1560 JbOldenb. 15 (1906) 207
  • ejn jeder gesellschaffter ist schuldig, die gesellschafft mit treuwen zu meynen ... vnd schaden nach muͤglicheyt zuverhuͤten
    FrankfRef. 1578 II 23 § 8
III erwarten, erhoffen
  • daer sy hen gebreck met rechte meynen te ghecrijghen
    1582 CoutAnvers II 188
  • indien eenige getuyge soude meynen sich vry te dingen, om geen getuygenisse te geven
    1644 NlWB. IX 382
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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