Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mensch
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Mensch
, m. u. n., auch f.
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mensche (swm.); mensche (swn. stn.) im Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke, Müller und Zarncke (BMZ)
mensch (stn.); mensche/mensch (swstmn. adj. adj. m.) im Mittelhochdeutschen Handwörterbuch von M. Lexer
I
als Subjekt oder Gegenstand rechtl. Bestimmungen und Handlungen auf den unterschiedlichsten Stufen der sozialen Hierarchie, beide Geschlechter (vgl. dagegen Mensch II) und alle Lebensalter umfassend
I 1
in unterschiedlichen rechtl. Zusammenhängen, durch Attribute wie arm, aussätzig, edel, ehelich, gewachsen, gut jeweils näher bestimmt
- dc vor vns ein zwivelrede ... wart ob ein vzsezzeg mensche erben solde als ob er niht den grozen siehtagen hete1254 Zürich/CorpAltdtOrUrk. I 61
- daz mensche, daz von sime gislehte iemer giborn wirt1272 Freiburg im Breisgau/CorpAltdtOrUrk. I 203
- treit aber ein armez mensche vf sime rugge einen bolster oder chvssin, daz git niht [zol] da von1282 Augsburg/CorpAltdtOrUrk. I 486
- swelk minsche sterft ane eruen, dat gud dat he erft scal me don an ene ghemene handum 1300 BrschwUB. I 23Faksimile - digitalisiert im Rahmen von LeoPARD - TU Braunschweig Publications And Research Data
- voert so wie enen minsche wondet, daer die wonde niet koerbar en is, als leeds lanc ende naghels diip, die betheringe sal wesen ghelijc den vuysten slaghe; mer daer die wonde koerbar is, daer af zoel wi hebben drie pont ende die mensche drie pont, die daer ghewont is, als leeds lanc ende naghels diip; ende waer die wonde meer dan koerbar is, daer af zoel wy hebben zes pont ende die mensche zes pont, of hiis hebben wil1327 Nijhoff,Ged. I 215
- wan ainem jeglichen menschen nicht so wol zimbt, dan das die obrist mainung ires willens frei sei, geschaft und die lesten willen ze volfueren1331 ZBayrLG. 18 (1955) 307
- welick mensche efte manum 1350 SoesterR. 58
- Mitte 14. Jh. CoutScheldewindeke 274
- wer einen gueten mensch, der doch nicht ein edel mensch ist, mit stekchen slecht, der geb dem richter zwai phunt [im lat. Wiener Stadtrecht von 1244: aliquem bonum hominem, qui non est nobilis homo]14. Jh. BabbÖstUB. II 289
- vnd ist ez danne ein mort, der gestochen oder geschlagen ist ..., so mügen die scheppffen wol sagen, das sie einen ermorten menschen da gesehen haben, das man dem clager billichen hillfftEnde 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 230
- alle schepe van Dennemarken gheven 2 schillingh to sturtolne ... en jewelich mynsche vor zich zulven gift 8 penningeEnde 14. Jh. BremUB. IV 557Faksimile - digitalisiert von der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
- der ... lich sol von ie dem husgesind der ... antwerken ein gewachsen moͤnsch nach volgen ze kilchen1401 MellingenStR. 294Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- sullen wir keinen menschen, her sie rittermesig knecht ader gebuwer ader welchirley kunnes ader wesens her sie, ane orlob des hoemeisters ... yn unsere lande nemen1402 CDPruss. V 169Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- das ain ieglich uͥbeltaͤter und schedlich mensch ... solle nach sinem verdienen gestraft ... werden1429 UlmRotB. Art. 180Faksimile (ca. 173 KB)
- ob ain armes mensch zue im [fleischhacker] kämb und begehrt ain pfenwert fleisch, so ist ers schuldig ime zue geben1430/1625 NÖsterr./ÖW. VIII 730Faksimile (ca. 39 KB)
- ist das ain mensch das ander von dem leben zu dem tod pringt1. Hälfte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 681Faksimile (ca. 53 KB)
- welches verstanden mensche, das uber sin zwolff jare istMitte 15. Jh. Waibstadt 111Faksimile (ca. 60 KB)
- ain sunderliche gerechtikait, die da ordnet den menschen in sünderlichen dingen; ausserlichen gegen den anderen menschen, das ist geleichait zu halten1466 Brinkhus,BayrFürstenspiegel. 156
- so der mensch das edlist ist auf erden, so haisst die ainpildung der vernunfft in im das naturlich recht oder gesecz1466 Brinkhus,BayrFürstenspiegel. 156
- wanne zcwey mensche in elichem lebin zcusammenekomen unde eekinder met eynander zcugen1474 PössneckSchSpr. I 93
- vor eyn graf in wintertit to makende eynem vullenkomen minsschen iiii nige s.1477 HildeshUB. VII 565Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- een valsch mensche en is geen mensche in den rechten geacht1495 CoutBrab. II 2 S. 36
- dat gheen ... doof mensche arbiter zijn en mach1495 CoutBrab. II 2 S. 49
- staet gescreven dat een monick niet en sal gaen uuyt zijnen clooster, mair als een gestorven mensch dairin blijven1495 CoutBrab. II 2 S. 55
- 15. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 415
Faksimile (ca. 54 KB)
- was ain mentsch vom andren erbt zů libding2. Hälfte 15. Jh. SGallenOffn. II 346Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- sol das ehemensch, das in dem leben ist, auch mit den kinden theilen und dasselbig mensch ein kindstheil nemen an den güettern15./16. Jh. Lauda 191Faksimile (ca. 219 KB)
- 1520 Murner,Inst. 100v
Volltext (und Faksimile), Ausgabe von 1519 - in DRQEdit
- das vmb dryerley sach willen die menschen den richterstůl nit besitzen moͤgen ... nemlich auß der natur, auß dem gesatz, vnd auß menschlichen vngeberden1523 Köbel,GO. 12rFaksimile - in DRQEdit
- ein iedes mensch so da verhanden, mann weib knecht und diernum 1530 NÖsterr./ÖW. VII 607Faksimile (ca. 41 KB)
- wöliches möntsch zu seinen tagen komt, namlich ein knab 14 und ein tochter 12 jar, das mag testament machen1541 SchweizId. IV 336Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
- [Übschr.:] von leut verkauffern. wer einen menschen, der nit sein leibeygen ist, einem andern verkauffet, der hat damit sein leben verwircket, vnnd soll mit dem schwerdt zum todt gericht werden1558 Gobler,Rsp. 138
- daß er der menschen einen antheil gelts geben solte1583 Vilmar,Id. 268
- 1602 MellingenStR. 366
Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- [Todeskandidat:] armb mensch1705 Schindler,VerbrFreib. 21
- derjenige aber, so menschen boßhafftiger weise entfuͤhret und selbte anderwaͤrtig hin, absonderlich denen heyden und juden, verkauffet, respectu dieses mit dem feuer ... hingerichtet werden soll1707 SudetenHGO. Art. 19 § 29Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- die verpflegung der wittwe ... kann ... nicht ... von einem gute erhoben werden, das der ehemann ... als das geschenk eines gesunden menschen weggegeben hat1778 Mendelssohn,Ritualges. 221
- 1811 ÖstABGB. § 285
Faksimile - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
I 2
als Ebenbild Gottes ist der Mensch durch seine (von der Rechtsordnung besonders geschützte) Würde und Freiheit aus der übrigen Schöpfung herausgehoben; daraus folgen Rechtsnormen zur Wahrung seiner Natur (Pervertierungs-, Sodomieverbot)
- do got den menschen gescup, do gaf he eme (de) gewalt over vische unde vogele unde alle wilde dir1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. II 61 § 1
- dar bi is uns kundich van goddes worden, dat de mensche, goddes bilde, goddes wesen scal1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 42 § 5
- wan unser herre hât eime ieglîchen menschen ein amt verlihen, er hât nieman ze müezekeit geschaffenum 1275 Berth.v.Regensb. I 13Faksimile - in Google Books
- swa ein mensche ein ander mensche verstilt, daz ist ouch divpheit ... vnd swie ivng ez ist, oder swie arm ez ist, wen sol in drvmme henken, wan ein mensche ist vil tvͥrre, danne vil gůtesum 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 227 aFaksimile (ca. 237 KB)
- wann ain mensch sich anders macht dann in got gemacht hat, vnd tät daz got nicht ze schmaͤchait oder durch poͤz lust, daz wär nit ain todsund2. Hälfte 14. Jh.? BerthRechtssumme 1482
- so ein mensch mit einem viehe, man mit man, weib mit weib vnkeusch treibenn, die habenn ... das lebenn verwurckt1532 CCC. Art. 116Volltext (und Faksimile), Ausgabe von 1533 - in DRQEdit
I 3
die menschliche Veranlagung zum Bösen begründet die Strafbefugnis der Obrigkeit
- weil der mensch nit allein durch leer vnd vnderweisung regiert wirt, sonder můß ... durch forcht der straffe vom boͤsen abgehalten ... werden, so hat gott dem menschlichen geschlecht den magistrat vnd oberkeyt geben ..., die laster vnd vbelthat zustraffen1558 Gobler,Rsp. 166v
I 4
bestimmte körperliche und geistige Eigenschaften machen die Rechtsqualität des Menschseins aus
- alsa longe sa thi manska is elte and sund, sa se hi sines aijnes gudes weldech [solange der Mensch kräftig und gesund ist, soll er seines eigenen Gutes mächtig sein]Mitte 15. Jh. EmsigerR. 160
- der will des menschen ist fry biß in tod, vnnd mag in testamenten nit gebunden werden1520 FreiburgStR. III 5, 19Volltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- sintemal aines ieden ... menschen will biß an sein lesten athem unverbunden frei und ledig sein soll1616/29 OÖLTfl.(Strätz) IV 19 § 2
- von natur haben alle menschen einerley rechte1754 Wolff,Grundsätze 47
- der persönlichkeit kann der mensch sich nicht entäußern, so lange von pflichten die rede ist, folglich so lange er lebt1797 Kant,GesSchr. VI 422
- gebiert ein frauenzimmer etwas, das keinen menschlichen koͤrper hat, so heißt es monstrum, eine mißgeburt, und hat die rechte der menschen, z.e. das erbrecht, nicht1802 RepRecht X 205Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- jeder mensch hat angeborne, schon durch die vernunft einleuchtende rechte, und ist daher als eine person zu betrachten1811 ÖstABGB. § 16Faksimile (Abschnittsbeginn) - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
I 5
in Gegenüberstellung zum Staatsbürger oder zur (Rechts-)Person
- der gegenstand desselben [staatsrecht] bestehet nur in solchen handlungen, welche die menschen nicht als menschen und in privatabsichten, sondern als mitglieder des staats in absicht auf den gemeinen nutzen verrichten1770 Kreittmayr,StaatsR. 1Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- der mensch wird, in so fern er gewisse rechte in der bürgerlichen gesellschaft genießt, eine person genannt1794 PreußALR. I 1 § 1
- jede person ist ein mensch, nicht jeder mensch eine person. es giebt menschen, die der roͤmische jurist nicht fuͤr personen gelten laͤßt, die sklaven naͤmlich1803 RepRecht XI 219 Anm.
I 6
als Bez. einer von einem Herrn abhängigen, dienenden Person oder eines Leibeigenen
- daz ich den frowen sant Claren ordens ... han geben ze einem rehten eigen vier menschen1306 MBoica XVIII 50Faksimile - in Google Books
- han ich ... G. vnd seinen erben geben zwai menisch fur rehtez aigen1314 BrixenUrk. I 217Faksimile - digitalisiert von der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann
- wir haben im och gegeben ze kvffende ... alle die aigenen lvte gemainlichen die wir han in dem ... dorfe ... mit namen drv mensche vnd der kint1314 Schmid,TübPfalzgrUB. Anh. 92
- welches mensch von dem ... gottshaus belehent ist, es sey ir aygen oder zinser oder lehenman, es seye frow oder man, knab oder dochter1399 WürtVjh. 13 (1890) 139
- ist daz, daz ein dienstman des ... gotshaus ainen irr diener verderbt, der ... schol dem gotshaus einen menschen widerchern14. Jh. OÖUB. II 430Faksimile - in Google Books
- eins burgers mensche oder der uf einem gůt sitzet1410 FreiburgÜÜbers. 94
- 1449 NürnbChr. II 274 Anm. 3
Faksimile - in Google Books
- das die burger vnd einwohner auß jedem hauß ein fronbar mensch des jors zween tag ... verodnen ... lassen1599 MittHohenzollern 16 (1882/83) 62
- die aygenschaft des mayerhofs ... mit allen menschen vnd mit allen sinen gütern1659 SchwyzRQ. 19
- es soll auch keiner seine roß ... nicht auf die waid treiben, er habe dan einen aignen menschen darbei, damit solches vüch nicht under die traider kommet1725 NÖsterr./ÖW. VII 423Faksimile (ca. 50 KB)
II 1
nicht abwertend
- so ein weib oder lediges mentsch einander mit scheltworten oder schlägen tractiern wurde, solle iede den pokstain durch den ganzen markt tragenEnde 16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 69Faksimile (ca. 33 KB)
- weilen das baden der jungen menscher und bueben somerszeit sehr ärgerlich und vill schlimbes nach sich ziehet, als wil hiemit solches die gnädige grundobrigkeit ... abgeschafft haben1697 NÖsterr./ÖW. VIII 54Faksimile (ca. 51 KB)
- in leütgebhauß solle kein knecht oder mensch aus dem markt iber nacht bei ain thaller straff behalten werden1697 NÖsterr./ÖW. VIII 54Faksimile (ca. 51 KB)
II 2
Frau (V) in pejorativer Bed., 1Hure (I 1)
- M.W. bekennt ... sie habe ... weibsbilder verkuppelt, selbsten zu solcher fleischlichen wollust menscher auf ihrer eignen streu gehalten1675 Abele,Unordn. II 97Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- wer aber loser bursch und menscher zu einigen muthwillen unterschleif gebete ... wird der herrschaft zu grösserer bestraffung angezeuget1747 NÖsterr./ÖW. VII 394Faksimile (ca. 44 KB)
- um 1760 NÖsterr./ÖW. VIII 294
Faksimile (ca. 50 KB)
II 3
Leibeigene, Dienstmagd, Landarbeiterin
- myn angehorig mentsche vnde gotzlehen1482 Arnoldi,Beitr. 70Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 7 diener und 5 menscher1689 Ott,BürgerPassau 228
- um 1755 NÖsterr./ÖW. XI 91
Faksimile (ca. 51 KB)