Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 3Messer

3Messer

, n.

aus ahd. mezzisahs "Speiseschwert" vgl. Kluge22 475 u. Paul,WB.9 569; Glosse zu culter, cultellus, scalpella AhdGlWB. 412

I wie neuhochdeutsch Bez. eines Gebrauchsgegenstands, der zum Schneiden und Stechen verwendet wird

I 1 als Abgabe
  • [der Hofinhaber mußte] dem khellner und dem renthmeister [schenken] ider ein breckenfelder metzer 
    1565 BreckerfeldUB. I 125
I 2 als Teil des Heergewätes 
  • der knabe [soll], wenn er 18 iare alt, seins vaters hergewete [erhalten:] 1 armbrust ... 1 swert, 1 messer 
    1483 KahlaUB. 153
I 3 bereits der Besitz oder das Tragen eines Messers können zur Vorbeugung von Körperverletzungen mit Strafe bedroht sein, wobei diese höher ist als beim Tragen eines Schwertes, da das Messer leichter zu heimlichen Straftaten benutzt werden kann; vor allem das Messerziehen ist als Versuchshandlung strafbar
  • êr och her [Lehnsmann] vor den herren come, her sol swert, mezzer unde sporen ... unde alle wâpphene enwech tûn
    1224/25 Ssp.(Eckh.) Lehnr. 67 § 1
  • waz gewafentiu hant si: daz ist ... ein mezzer 
    1276 AugsbStR. Art. 49 § 1
  • swer ouch ein swert oder ein mezzer ůber den andern zucket, der sal die stat rumen in achte tagen zwene manden uz ze sine
    1296/97 WürzbPol. 39
  • tvt ieman ut sin swert oder sin mezet in deme mode dat he iemende mede serege, wat allene he nemene we ne do, he schal doch dar vmme wedden der stat
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 110
  • vindet man pluotigen mezzer ... und daz daz pettegwant pluotich ist, mit den wortzaichen berecht man di [des Totschlags am Gatten beschuldigte] frawen wol
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 29
  • do man in der rinchmauer der stat pei aim ein messer vint ... daz da haist ein stechmesser, der geb dem richter ein phunt und daz messer 
    um 1330 BrünnRQ. 350
  • wer eyn metz dreyt důfeliche verborgen hinder syme rucke ůder in sinre hoysen, der gildet funfchen mark unde ist dar zo meyeydich
    um 1340 Koblenz/ZRG.2 Germ. 59 (1939) 179
  • dreghet en men ... en messed vp enes anderen scaden, de betere der stad
    1341/44 WisbyStR. 47
  • 1360 uö. MnlWB. IV 1479
  • alzo sullin auch dy meister qwingin ire schuler, nicht sullin sy ir abir wider totin, noch lemen, noch blendin, noch mit messirin, noch mit knuttelin slahin
    um 1390 BlumeMagdeb. 99
  • wurde das ungerichte uff den mit dem swerte gebracht ... er vorlore syne hant; ghenner abir sinen hals, dorumme, daz das messer eyne dupliche were ist
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 401
  • das nyemant kein lange messer uber der stat masse noch heymelichen mordische messer tragen soll
    1433 Görlitz/Gengler,StR. 156
  • de enen sten upnymt edder en mes ut der scheden tuth und wil enen anderen mede slan edder warpen, de hefft vorbraken 60 ß
    Mitte 15. Jh. RostockGO. Art. 29
  • ob ainer zugt ain messer, schwert oder hacken an schaden, der ist zu wandl 72 ₰
    15. Jh. OÖsterr./ÖW. XV 151
  • 1565 Fronsperger,MeerKriegsO. 249
  • welcher ock sin mest ... uththen worde, schaden tho donde ... desulve schal ihn des herrn straffe ... gefallen wesen
    1572 NordstrandLR.(nd.) 243
  • wer ... ein messer zuͤcken ... wird, ohngeachtet er gar keinen schaden damit thut, derselbe soll ... ohne ... gnade ... dieses ... landes ... verwiesen seyn
    1646 HadelnPriv. 256
I 4 als Strafinstrument
  • heft [der Schuldner] des gheldes nicht, so ga en messet dor de hand
    1341/44 WisbyStR. 40
  • die den anderen anxte mit vercoirde wapen ... die verbuerde 25 dusent steens, off een mess te slaen doer die hant dairvoir
    1464 Amersfoort Art. 129
II das 3Messer (I) als Rechtssymbol

II 1 stellvertretend für die Person und ihre Handlungen; zur Formel ich ziehe mein Messer auf Recht oder auf Gnade vgl. auch GrRA.4 II 385
  • pfarhof und ... freithof haben füerstliche freiheiten. wo zwen oder mer mit einander raufen ... und der eine hort verlezt wurde, dass der ander der freiheit zurliefe und er ein messer ... kan in dem freithof oder pforhof werfen, hat er die freiheit erraicht
    17. Jh. Steiermark/ÖW. X 138
  • auf dem hölting werden die brüchten ... angeschlagen [indem] alle markgenossen ... ihre messer ... [in die Erde stecken und sie wieder herausziehen mit den Worten:] ich ziehe mein messer auf recht, oder: ich ziehe mein messer auf herrn gnade. da ... der scherne nicht jeden frevel erfahren kann ... gibt sich der schuldige selbst an, und empfängt einfache strafe, wenn er sein messer auf gnade, hingegen doppelte, wenn er es auf recht gezogen hat, und von dem schernen überwiesen wird
    18. Jh. Delbrück/GrW. III 101
II 2 als Bestätigung für ein erteiltes Eheversprechen
  • vnd ob wol sy darumb [Ehe] khein khundschaft noch hafftpfennig habe, dann das er iren ein mässer angebotten, so vermeine sy doch, das es ein gnugsamme versprechung syn sölle
    1610 SchweizArchVk. 46 (1950) 46
II 3 als Zeichen für eine Kündigung
  • [ist ein Hofmann mit der Bestellung des Guts säumig, so] mögen die herren die güter zu sich nehmen vnd einen andern ansetzen ... dieses verkündet der gedingherr mit aufflegung eines messers oder schlüssels auf den diesch
    oJ. Untermosel/GrW. II 451
II 4 als Zeichen dafür, daß jemand unverzüglich handelt
  • dey ... utlandisch wer und em kund gedan worden, dat syn [Gut] beschweret worde myt gerichte, sete dey over maltyd, hey en sal syn meß nycht wischen mer, van stunt an opstan und nycht wesen dy eyne nacht da hey dey ander was
    vor 1755 Steinen,WestfGesch. I 1400
  • oJ. Hausmann,HofgElberf. 19
  • so ein geschworner frohne einem sein gutt zuschluͤge und da uͤber tisch saͤsse, der soll sein messer nicht in die scheide stechen, er habe dan sein gueth erst entsatt
    oJ. Bochum/NWestfMag. 2 (1790) 208
II 5
das Messer eines der Schöffen wird dem Lehnsherrn als Zeichen ihrer Übereinstimmung in der Rechtsweisung übergeben
  • gap des sin meßer uns in unsre hant zuo eyme boden vor ire underding
    1387 ArchHessG.2 3 (1904) 145
II 6 als Übergabesymbol
  • [die Auflassung eines Gutes erfolgt] mit hande, mit halme, mit munde, mit metze ind wasem ind mit upgeworpen gelde in die lůycht
    1390 RhW. II 1 S. 229
  • ind yn denselven hoff upgedragen mit eyme silveren pennincge, eyme metze und eyme lede eyns halmes, as vryes eygens erfs
    1423 HeisterbachUB. 501
II 7 als Zeichen für die Rechtmäßigkeit einer Tötung
  • [tötet ein Freischöffe einen Dieb,] so mach heij en ain eijnen tuenstacken oder ain sijn messe binden und ligen laten in eijn teiken dat heij en mit en mit dem heijmlichen gerichte verfolget hebbe
    15. Jh.? Troß,SammlFemger. 38
  • zum beweis, daß er [der friedlos Gewordene] von der heiligen feme gerichtet, und nicht etwa von raͧbern gemordet sei ... steckten [die Freischöffen] ein messer in den baum
    1825 Wigand,Femg. 427
II 8 als Zeichen für die Verhängung von Ehr- und Friedlosigkeit
  • in Schwaben, wer der strafe oder klage entfloh und dem der scharfrichter ein messer über seine thür steckte, der war ehrlos und vogelfrei
    oJ. GrRA.4 I 235
II 9 als Berufswahrzeichen des Metzgers
  • welher [Metzger] aber mer [Rindfleisch] ... under das swini hacketi, der sol ... umb gelt oder mit stillstellung des handtwerks oder messers ... [gebüßt werden]
    1531 KonstanzWirtschR. 8
II 10 das Messer schön machen
  • handt die schöffen geweist ... soll ein herr ... eim schultheissen von des fauths wegen sein messer schön machen, das ist sein imbs bezalen
    1487 Rheinpfalz/GrW. III 749
II 11 etwas zu Messer und Tisch liefern
  • soe wie binnen L. after sinte Pieters dage ... vette verken vercoopt, die selse leveren te messe ende te dissche
    1450 LeidenKb. Art. 59
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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