Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): mischen

mischen

, v., selten reflexiv, auch als Iterativbildung mischeln, v.

vermengen, zusammenfügen

I von Lebensmitteln und anderen organischen Produkten des menschlichen Bedarfs; in Reinheitsgeboten unter Strafandrohung untersagt
  • swer daz trinchen mischet, swelherlai trinchen ez sei, dabit judici 10 sol, civitati tantum
    1310/12 MünchenStR.(Dirr) 194
  • es soll niemands muschelkorn und luters, nuws und alts zusammen tun, ouch kain nachkorn, darzu kain mangelhafts und guts korn under ainander mischen 
    1410 AarauStR. 61
  • sollend ir ouch keinen win ... nit schrenken nach mischlen 
    um 1510 AarauStR. 163
  • 1532 KonstanzWirtschR. 28
  • es sol niemand ohne sonderbare des orts obrigkeit vergünstigung brantewein oder anders getränke ... brennen, mischen oder verkaufen
    1566 Sachsen-Gotha/QNPrivatR. II 1 S. 622
  • wa auch einer wissentlich solche wollen [von verendeten Schafen] kaufte und under dergleichen gute wollen mischen oder die sonst fürter darfür verkaufen tet, der soll ... gestraft werden
    1621 Württemberg/QNPrivatR. II 1 S. 485
II von Metallen: legieren, insb. von Münzmetallen; die gemischte Mark ist der Markwert einer Legierung; vgl. gemengte Mark bei mengen (II 2) 
  • daz er uns sol geben von ieder gemisten markch zu schlegschatz fünfzehen münchner pfening
    1400 MünchenStR.(Dirr) 572
  • sal ein gemischet marcke silbers acht lod fynes silbers haben und sal die offczale syn dry und drißig pfennige off das lod
    1409 Wielandt,BadMünzG. 336
  • es kumbt aus einem guss 126 gemischte mark, die mark gerait uber 2 pfund pfennig
    um 1450 Tomaschek,Wien II 73
  • welke gemisschede merk achte lod fynes sulvers schal hebben
    1470 HildeshUB. VII 411
  • schillinger, der gingen 103 uf ain gemischte mark; die gemischte mark hielt und bestund uf 7 loet fein silbers
    um 1549 ArchUFrk. 22 (1874) 66
  • soll [Zinngeschirr] ... anders nicht gegossen, gemischt oder verarbeit werden dann auf nachfolgende zween underschidliche grad
    1621 Württemberg/QNPrivatR. II 1 S. 470
  • 1793 Jacobsson,TechnWB. VI 351b
III
reflexiv; von Menschen: Beischlaf ausüben
  • dye fierde geborth die heisset eyn naturlich elich gebordt, unnd die ist, wo eyn ledig man unnd eyn ledig wip, adder eyn elich man und eyn elichs wip, sich zcusammen mischen, und so doch das geschiet an alle globede von naturlicher liebe
    1503/04 PurgoldtRb. I 38
IV von Sachverhalten:

IV 1 gemischte Ehe Ehe zwischen konfessionsverschiedenen Ehegatten
  • geht ... ein ehegatte zur religion des andern uͤber, und die ehe hoͤrt dadurch auf, gemischt zu seyn, so folgen die kinder der nun gleichen religion ihrer eltern
    1818 VerfBaiern I Beil. 2 p. 4
IV 2 gemischtes Gericht:

IV 2 a mit Vertretern unterschiedlicher sozialer Gruppen besetztes Gericht iU. zum Standesgericht
  • da in manchen streitsachen und vergehungen die beklagten von verschiedenem gerichtsstande seyn koͤnnen ... so werden in solchen faͤllen gemischte gerichte niedergesezt ... die gerichtspersonen verschiedener gattung [bilden] ... ein vollstaͤndiges gericht
    1785 Fischer,KamPolR. II 92
IV 2 b im Kanton Glarus das Gericht, das sich in Zivilprozessen, bei denen die Parteien unterschiedlichen Konfessionen angehören, zu gleichen Teilen aus Vertretern der jeweiligen Religionsgemeinschaften sowie einem Obmann von der Konfession des Beklagten zusammensetzt
IV 3 in der Rechtsordnung als Bez. der konkreten Ausgestaltung eines Rechtsinstituts aus Bestandteilen verschiedener Rechtsbereiche; gemischte Klage: Klage, bei der von der bürgerlichen auf die peinliche Klage (oder umgekehrt) gewechselt werden kann
Sachhinweis: W. Sellert, in: Überlieferung, Bewahrung ..., hg. St. Buchholz ua. (Paderborn 1993) 312ff.
  • nu sedt he [Eyke] van der drüdden klage, dy het eine misschede klage edder eine vermengede klage tusschen den beyden klagen dy hir vor gesedt sin, also dat sy nicht al borgelik vnd nicht al pinlick sy. desse klage het ein klage des vnrechtis, vnde het in keyserrechte actio iniuriarum
    nach 1325 Buchsche Glosse/SspGl.(Augsb. 1516) I 68
  • eine gemischte klage ... wird 1. diejenige klage genannt, die sich auf dingliches und persoͤnliches recht zugleich gruͤndet ... 2. diejenige klage, durch welche wir nicht nur unsere sachen, sondern zugleich auch eine strafe von dem beklagten erlangen
    1787 Krünitz,Enzykl. 39 S. 312
  • geschieht aber die bestaͤtigung [einer Handlung durch die Obrigkeit] prae via causae cognitione, so uͤbt sie eine gemischt willkuͤhrliche gerichtsbarkeit
    1801 RepRecht VIII 29
  • 1801 RepRecht IX 52
  • die sachklagen ... werden in dingliche ..., persoͤnliche ... und gemischte ... eingetheilt
    1801 RepRecht IX 155
  • besteht ... die eingeklagte thatsache aus mehreren, ihrer natur nach trennbaren puncten, deren einige zu einem unbedingten, andere zu einem bedingten gebote geeigenschaftet sind, so muß auch der richter theils unbedingt, theils bedingt befehlen, und ein solcher befehl wird ein gemischter (mandatum mixtum) genannt
    1802 RepRecht X 131
  • von den handlungen der gemischt willkuͤhrlichen gerichtsbarkeit (iurisdictionis voluntariae mixtae)
    1803 RepRecht XI 106 Anm. g
  • tritt er [dritte Person] aber wegen seines theils mit dem vortheil einer parthei verbundenen interesse auf, so ist die intervention eine gemischte 
    1815 Gönner,EntwGesB. I 43
IV 4 gemischtes Gut ein verschiedenen Eigentümern angehörendes Landgut
  • in gemischten guͤthern soll einer, der keine volle landhufe darinn besitzet, sich der streifjagd nicht bedienen
    1788 Gadebusch,Staatskunde II 40
IV 5 gemischtes Lehen 
  • in so weit ein ... lehen unbeschraͤnktes eigenthum des vorhergehenden besitzers war, war ein aufgetragenes, in so weit als neue gerechtsame, titel, wuͤrden und guͤter mittelst eines lehenverbandes hinzukamen, war ein verliehenes, und dennoch im ganzen ein gemischtes lehen vorhanden
    1808 Weber,Lehnr. II 68
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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