Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mord

Mord

, m., f. u. n.

ae. morþ, daneben morðor, latinisiert mordrum (vgl. Niermeyer 705 mit weiteren Belegen); zur Etymologie vgl. DWB. VI 2530 u. Schmidt-Wiegand/HRG. III 673-675
urspr. Bez. für den Tod ganz allgemein (vgl. R. Schützeichel/Fschr. für I. Reiffenstein zum 60. Geburtstag (Göppingen 1988) 15ff.), dann für die Tötung von Menschen, wobei sich, allerdings nicht durchgängig, Mord durch die Verheimlichung der Tat vom offenen Totschlag abhebt, vgl. D. Rosenthal, Tod ... (Göteborg 1974) 204ff. u. ForschRArch. 10 (1988) 47ff

I böswillige, vorsätzliche Tötung; heimliche Tötung im Gegensatz zum offenen Totschlag; Tötung aus niederen Beweggründen; bei gebotenem Frieden kann auch eine nicht tödliche Verletzung als Mord bezeichnet werden; als todeswürdiges Verbrechen Gegenstand der Hochgerichtsbarkeit
  • [bereits westgotisch:] wasuh þan sa haitana Barabbas miþ þaim miþ imma drobjandam gabundans, þaiei in auhjodau maurþr gatawidedun
    vor 384 (Hs. um 500) Ulfilas Mark. 15, 7
  • de morth. si quis homicidium in absconse penetrauerit in barone libero aut seruo uel ancilla, et unus fuerit aut duo tantum, qui ipsum homicidium fecerint, noningentos solidos conponat
    643 LegLangob.(Beyerle) 20
  • si seruus regis mordh fecerit, ita decernimus, ut conponatur ipsa persona, sicut adpraetiatus fuerit, et seruus ipse super fossa ipsius mortui adpendatur, ut in eum uindicta detur, et sit causa supita
    643 LegLangob.(Beyerle) 90
  • siþðan Cā(in) wearð tō ecgbanan āngan brēþer, fæderenmǣge, hē þā fāg gewāt morþre gemearcod mandrēam flēon, wēsten warode [als Kain an seinem nächsten Verwandten, dem einzigen Bruder, zum Mörder geworden war, floh er von diesem Mord gezeichnet und geächtet das frohe Treiben der Menschen und lebte in der Einöde] 
    vor 750? Beowulf(Nickel) V. 1264
  • si quis hominem in mordro occiderit, tunc exeat ad iudicium, aut suus senior per sacramentum eum liberet
    um 802/03 LCham.(Eckh.) Art. 46
  • ēn ruof reginscaðo, thie habda under them rīke sō filo morðes girādan endi manslahta gifrumid
    1. Hälfte 9.Jh. Heliand9 V. 5399
  • dar scal denne hant sprehhan, houpit sagen, allero lido uuelihc unzi in den luzigun uinger, uuaz er untar desen mannun mordes kifrumita
    2. Hälfte 9. Jh. Musp. V. 93
  • gif open morð [lat. Text (1103/20): apertum mordrum] weorðe, þæt man sy amyrred, agyfe man þam magum [wenn ein unleugbarer heimlicher Mord geschieht, so daß ein Mensch vernichtet ist, so liefere man an die Verwandten (des Getödteten den Mörder) aus] 
    1027/34 Liebermann,AgsG. 348
  • gif man slyhð oðerne on morð. on yrrum mode. ⁊ mid behydnysse. fæste .iiii. gear sume wyllað .vii.
    Mitte 11. Jh. Thorpe,Laws 352
  • den hefammen er gebôt, / daz si tâten daz mort / mit michelen sunden / an den êbrêisken chinden
    1120/30 Exod.(Papp) V. 148
  • mit râte alsô wîslîchem rihte der chunic daz rîche. er gebôt ainen gotes fride: nâch dem scâchroube retailte man die wide, nâch dem morde daz rat - hai welch fride dô wart!
    Mitte 12. Jh. Kchr. V. 15142
  • quod si apparentia furti vel latrocinii vel alicuius criminis, quod môrt dicitur ... in homine ecclesie notorie fuerit deprehensum
    1209? BabbÖstUB. I 211
  • qui alium clam occiderit, quod mord dicitur, in rota punietur
    1223 MGConst. II 395
  • quicunque cultello alium occiderit vel vulneraverit, infamie que mord dicitur reus erit
    1224? MGConst. II 400
  • pro perfidia vel homicidio quod dicitur mord 
    1235? MGConst. II 246
  • die kristen begiengen grozen mort an manigem werden heiden
    1240/50 Ulr.v.Türheim,Rennewart V. 22590
  • ob ieman soliche dinc tete mit morde, mit verratnisse, mit andiren vbilen dingen, die sie billich rechen solten dvr ir selbes ére vnd dvr dc reht
    1265? Zürich/CorpAltdtOrUrk. I 138
  • wert en man geslogen, dat he legheraftich wert, vnde kumpt he up, vnde wert he na der tid beseen van guden luden ... vnde storue he darna: de ene slogen, de doruen nene mort beteren
    1270 HambStR. 69
  • wert en man, de en gud ruchte hefft, geschuldiget vmme ene mort, vnde warhafftigen bedderuen luden witlik is, dat he der mort vnschuldigh is, he mach sik sulff dridde louenvaster lude entledegen
    1273 Salzwedel/Gengler,StR. 400
  • der keiser ... gebot ... einen starken vride; dar nach wart er ein vorhtsamer rihtære: nach schachroube erteilte man die wide, nach dem morde daz rat, dem rehtem strazeroubære den galgen
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 188
  • swa man ein totez mensche vindet, ez si wip oder man ... unde schuldiget man iemen daran, dem sol man dristunt furgebieten als reht ist. unde kumt er danne niht fur, so ist er des mordes schuldic
    1276 AugsbStR. Art. 30 § 1 [ebd. ff. zur Kasuistik]
  • wer ain strasraub oder ain mort oder ain diep gepuͤzzet vor gericht, oder da einer mit siben wirt uͤbersagt, wen man des mit zwain unversprochen mannen uͤberzeugen mag, da sol man uͤber richten nach landes gewonhait
    1278? ÖLR. Art. 8
  • uor duue. vnde uor rof. vnde uor morth. vnde dhes ghelike ne mach ne man borghe werdhen the mit dher scult begrepen is
    1279 StadeStR. 91
  • daz Friburger nieman mag beklagen, wande jn eime andirne frien gerihten, wande vor jrme herrin oder sime schultheizen ze Friburg, es si denne vmbe mort oder vmbe valsch oder vmbe diepstal, oder ein man werde vor jnen rehtlose verlân, dar vmbe magman rihten, swa der man der mit wirt irgrifen
    um 1280 CorpAltdtOrUrk. I 367
  • ist aber der lantvride mit deme totslage zůbrochen, so sulen des mage emer der da erslagen wart clagen, vnd sulen den mort bereden
    1281 Mainz/CorpAltdtOrUrk. I 439
  • vmbe den nôtzog sol man rihtin alse vmb das mort 
    1291 SchaffhRbf. 20
  • ist das ains burgers sun das mort tuot vnd die vntrivwe: die sol sin vatter, ob er vnschuldich ist, niht engelten
    1291 SchaffhRbf. 20
  • wy willen dat hy ... van allen stride ende van alrehande gerechten totten bloede hebbe, ende heffe alle dat recht, ende alle die mesdade, die dair af vallen, ute genomen huussuekinge, van mincten, van mansdoede, van moerde, van dieften, ende van vrouwen te vercrachten
    1292 Willems,Brab. I 679
  • ain mort ... oder en ander missetat oder maintat, duͥ sich dem gelichet
    1297 MellingenStR. 275
  • omme grote mesdaet. ende moort. die hi dede an ... onsen vader
    1298 CorpMnlTekst. I 2509
  • wi ... behouden ... alle de hoghe gherechten binnen M. ende V. ..., dat es te verstane van morde, doetslaghe, moortbrant, crachte van vrouwen, vrede breken, lombaerde beede, diefte ende utefanghe
    1304 Willems,Brab. I 717
  • daz kirchprobst aller pfarkirchen ... sind pflichtig ... ze offenbaren ... alle totschleg, alle die die menschen gebundet hetten, krieg, al missehelung vnd anzundung, alle mort, alle freuel
    vor 1307? Tomaschek,Trient 121
  • van J.R., want hi inre nacht ghesleghen wart ende wi daer enghene wareit of vinden en connen, wie dat ghedaen hevet, so vindent wijt over eenen mort ende die mens betiet, die sels him ontsculdeghen, alse recht is
    1309 GroningenUB. I 158
  • worde iemant beschuldeget vmme mort oder vmme dotslach, dye scal sic weren self teyde vppen heyleghen siner noten
    1310 MecklUB. V 546
  • soͤlich sachen, darumbe man kempfen sol, dz ist: vmb mord, verräteryg, brand vnd ketzeryg
    1313 Argovia 9 (1876) 4
  • wer einin dotslag adir einin mort getůd in der stad zů Frankenfort ... unde irwunnen wirt mit dem ůrteile, daz her des mordis schuldig ist
    1318 FrankfUB.(Lau) II 96
  • also daz der bischof ... ze Freysingen ... fuͤrbaz in den selben doͤrffern ... uͤber laeute und gůt alle lantgerihte ze dorff, ze velde, ze wazzer, ze waide und ze waelden ... haben, niezzen und volfuͤren suͤln ..., es sei umb deuff, umb brant, umb notnunft, umb mort oder swaz an den tot oder diu gelider triffet
    1318 MGConst. V 441
  • blibet abir eyn gemordet man uf dem velde adir uf der strose legende unde weis man nicht, wer in geslagen hot, zo ledt der herre dy gegenote vor sich unde gibt der schuld umbe den toten. unde enmag die gegenote den mort uf andirs nymande brengen, zo mus ze den toten geldin
    vor 1320 ÄltpolnRdm.(Mat.) Art. 8 §§ 3f.
  • wurde yemant vmb mort uffgehalten, vmb diebe, vmb eyniche dinge, die den lip berurden, darabe man muste vnd solte gerichte dun
    1321 Saarbrücken/GrW. II 6
  • moert van luden, daer zi doet bliuen, ende moertbrant, des nyemant en lyede: dese twe punten van moerde zolen staen ter waerheyt by onsen richter ... te verhoren
    1327 Nijhoff,Ged. I 216
  • de den andren bi nachte wonde, waert int strate oft in een huys ... datmen dat aen hem rechten zoude alse enen moord 
    vor 1340 UtrechtRBr. I 8
  • wer es, das einer dem andern schult gebe einer dube, eines mordes und eins todslages, der wer seyn neher selbsiebend uberzeugen mit den, die es gesehen hetten, wenn es ienner selbzwelffte entgehen mochte
    1340 JurPrut.(Mat.) Kap. 99
  • auch wollen wir durch merung des frides, daz kain morder, der einen moͤrtlichen und verlichen mort begangen hat ... sol dheiner freyung geniezzen
    1347 MGConst. VIII 360
  • [gleiche Strafe für Mörder und Mittäter:] want daer en moghen gheene meynakers of zijn van morde 
    1. Hälfte 14. Jh. AardenburgRbr. 269
  • wanne der eyne dag und verzehin nacht kument, so sullent die cleger kummen myt schilde und myt kolben an gerichte, als der scheffen und lantman wysent, daz eyn franke den andern eyns schaichis und eyns mordes gichtig sol machen
    vor 1350? Bacharach/GrW. II 213
  • mort vnd manschlag
    1362 Alemannia 1 (1873) 225
  • welch man in eyner stat in di ochte kumpt vm roub, dwbe, mort adir mortbrant adir vm falsch, der schal in den allen obgenanten stetin in der ochte sin
    1369 BreslUB. 216
  • man slacht, dy mort heyzzet
    1378 SilleinStRB. 122
  • uͤber diese vier sachen das ist das mord diepstal den intzug und uͤber den todschlag sol man rychten von des rychs und des gottzhus wegen
    1378/79 AppenzUB. I 1 S. 282
  • als eynich menssche ter doet bracht is, so salmen ... doen roepen, so we die dat ghedaen heet, dat he dat kenne ende mit gueder woirheit, en getuisscap cont doen, ende ontbiede bynnen viii daghen neest den geruichte volgende, of men saelt voer moert halden, woirdt he dar af vertuight
    1380 CoutMaestricht 75
  • die gnaͮd, das vnser enkeiner vnser herschaft huld verluͥret, er hab ... ein groß vntrwͥ vnd mordt oder manschlacht getaͮn
    1384 BadenArgStR. 31
  • vff daz, daz ir irkennen solt, welche sachin peinlichin sein, dy sint deube, roup, mort, mortbrant, notzog, ubirhurre, gewalt, not, lage, heymsuche, czoubern, ketzerey, valsch, dy mit tyren vnkuschin, totslag
    um 1390 BlumeMagdeb. 72
  • proscripti sunt cum omni jure lubicensi pro occisione, proprie mord 
    1395 StralsVerfestB. 66
  • aus der sicherhait sullen doch gesundert und gezogen sein alle die, die umb falsch, umb prant, umb raub, umb mort, umb diebstal oder umb ander solh pœs missetat ubersagt sein
    1396 Tomaschek,Wien II 2
  • sol der abbt ald sin meiger überall an disen drien tagen, so gedinge ist, richten, ane düp vnd vmb mort 
    1397 Schwarzwald/GrW. I 338
  • es wart einem gepauwr ... sein hauß vnd stadel angetzundet; vnd verpränt im ein tochter darinne ... vnd das brocht der vater vnd sein frunde fur gerichte vnd clagt vber die, die es gethon hetten; vnd wart im erteilt, zu richten als vmb einen mort czu in
    Ende 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 226
  • ungerichte ist die clage, dy eyme an den liep, ader an hant, ader zu hut, ader zu hare geth; unde sprechen an den lip alz umme totslag ader umme mort 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 260
  • der ain ze totslecht auf lawgen vmb sein gût oder durich neyd, daz heisset mord 
    Ende 14. Jh. SteirLl. Art. 237
  • ende so wie die anderen doot slaet ende hem neemt zijn goed, jof yemene doot slaet omme goed, jof reeroof, jof brant stichte, dat es te wetene: moordbrant, jof veruwen vercrachten, dat es moord 
    14. Jh. CoutArdenburg 298
  • huuersa ma anne mon sleit and theth anhald dey and nacht, sa mey ma ther ac bi riuchte en morth on biriuchta [wenn man einen Mann erschlägt und das Tag und Nacht verheimlicht, so kann man das auch von Rechts wegen als einen Mord richten] 
    14. Jh. EmsigerR. 94
  • us swelchim huse die manslacht di mort heisit ist getan
    14. Jh. SspExtrav. 253
  • off yemants van den here ende van der stat geleide ind velicheit gegeven were in die stat to moigen komen, die dan den ghoenen, den dat geleyde gegeven were, bynnen der stat ter steghen off straten vervolghden offte weeghlaighden ind myt uytgetagenen messen off anderen gewere myt voersat sloeghe off wonden off ennich gewalt an oen kierden, dat acht men offt moirt were ind off die eynen gebadenen vrede gebraken hedde
    um 1400 Liesegang,Rees 97
  • wer ein mort getan hatte, ez were heimelichen oder uffinbare
    um 1400 LimbChr. 32
  • erkantent meister und rot, das dis [Tötung als Blutrache] kein mort were, und verbuttent ieglichem die es geton hettent, die stat 10 jor also men umb dotslege důt
    1400/15 StraßbStChr. II 786
  • wairt dat een den anderen doot sloech, stroepte hyne van enighen zaken, die hy an hem vonde, ten wair gheen simpel dootslach, mair het wair moort 
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 177
  • ware of yement ... begrepen worde, daer die doode teghenswoordich waer, of van quaden feyten, als van moort, moortbrant, dieft, reeroof ende poytierschap
    1401 Fruin,Dordrecht I 10
  • wir clagen euwer durchluchtikeit ... den jamerlichin und unerlichin mort und rerowp
    1403 CDPruss. VI 153
  • wanne eyn lantfeste bescheiden were zo besitzen, so sall man zom eirsten zo richten van der scaic ind doitslage genant schaick ind mort ind dat sal man boeuen all eirst aneheuen hoeren ind uysrichten
    1403/41 NrhArch. 6 (1868) 259
  • waert sake dat ijemant den anderen wonde bij nachte ende des ouer dwersnacht niet bekant en waere dat hijet bij namen gedaen hadde dat wolden die scepen ende raet holden ende richten voir mord sonder argelist
    1404 KampenStR. I 20
  • mort, totsleg, meintet, bosheiten, duͥpstal, wundaten und all ander grosse frevele, dar umbe hatt die stat B. oder ir lantrichter ze richten
    1408 BernStR. III 406
  • als een faict binnen A. ghevalt daer yemandt doot blyft by nachte, dats moort 
    1415 CoutAlost 231
  • auf die cent gehören soll: diebstahl, mord, brand, fälscherei, landzwinger und raub
    1429 ZWirtFrk. 10 (1875/78) 35
  • hacken zucken, trifft ainer mit dem ör, so ist es ain mort, trifft er mit der sneiden, so ist ze richten nach der wunden und nach dem schaden
    um 1440 Tirol/ÖW. IV 4
  • worde yemant doet gheuonden in enyghen steden, de wondynge of quessynge hadde, daer men ghenen hantdadighen van enwyste ... soe salmen ropen ouer dat graf, ende worde de dode dan niet besatt, soe salmen dat daer nae holden voer moert 
    1448 (Hs. 1532) Richth. 323
  • hec omnia homicidia dicuntur latrocinia, id est mord 
    Mitte 15. Jh. Summa legum 610
  • wär trostung bricht ... on eines lyb ... stirbt er ... ein mord sin sol
    1476 KrattigenFrh. 101
  • wer aber das er in zu todt schlueg, so ist ain mort hinz im zu klagen und soll auch kain freiung geniessen
    vor 1489 NÖsterr./ÖW. IX 3
  • ist aber die geschicht nit ein todslag, sonder nach erfarung eins rats ein mort oder morthandel beruͤrende
    1494 BaselRQ. I 1 S. 223
  • [Übschr.:] von mort wegen
    1499 NÖsterr./ÖW. VIII 797
  • wie man eynen mort beschryen soll
    15. Jh. OppenhStB. 218
  • ist auch, das dehainer nachtes zů dem andern wirffet oder schüsst usser ainer gassen oder usser ainem huse oder sin gerämet hat zů ainem venster in, wenn er des argkwenig hat, der sol sich des entschlahen selb siben als ains mordes 
    um 1500 RottweilStR. Art. 207
  • welicher aber ain wechter ze tod schlieg, in welicher gestalt das wäre, das sol für ain mort erkent wärden
    1505 GraubdnRQ. III 161
  • wer ouch den andern über das, vnd sy mit einandern in friden stundent, von dem leben zu dem tod brächte, mit sin selbs gewalt, das sol für ein mord berechtiget werden, vnd dem herren von Kiburg sölicher gut, von denen daz bescheche ... geuolgen
    vor 1506 Zürich/GrW. I 18
  • bekent er eins morts oder todslags, man sol jne fragen, auss was vrsachen er die tat getan
    1507 BambHGO. Art. 60
  • ob auch ein jud mit den heiligen sacramenten oder jn ander weg übelthat begeen, es weren mord, ketzerey, oder sonst am leben straffper würd, so mag man jn nach keiserlichen rechten jm feüwr vom leben zům tod richten
    Layensp. 1510 Bl. 91r
  • das sie sich in der gutte umb den mordt u. todtschlag so an ... capitelfoite zu O. ... gescheen ist, vortragen ... haben
    1516 Frauenstädt,Blutr. 228
  • offt eyn man dede ene mordt edder kampuerdighe wunden
    1518 Magdeburg/Wasserschleben,RQ. 23
  • schlüg aber einer den andern über den gebottnen ... friden gar zů tod vnd das kuntlich ist, der sol nach recht mit dem rad als vmb ein mort gericht werden
    1520 FreiburgStR. IV 2, 6
  • welcher in vnser statt ... einen zů tod schlecht, do kein mort mitlouffet
    1520 FreiburgStR. V 6
  • so aber jemand sonst fursetzlich oder in zorn einen mort begehet, wo solcher den weltlichen gerichten entbricht, sol er fur seinen bischof gewisen werden
    1525 Preußen/Sehling,EvKO. IV 34
  • heimlichen edder offentlichen mord 
    vor 1531 RügenLR. Kap. 3 § 10
  • von mordt, der heimblichenn geschicht, genugsame anzeigung
    1532 CCC. Art. 33
  • man mag jnn furgesatztem mordt, so der an hohenn treffenlichen personen, dess thätters eignen herren, zwuschenn eheleutten oder nahenden gesipten freunden geschicht, durch etlich leipstraff ... meren
    1532 CCC. Art. 137
  • so der verdacht vnnd beklagt des mordts halber vmb dieselb zeit, als der mordt geschehen verdaͤchtlicher weiß mit blutigen kleydern oder waffen gesehen worden
    1535 HessSamml. I 72
  • erleutert ..., was malefitzsachen in die hochen oberkait gezogen werden ..., namblich mort brand ketzerey rauberey
    1542 HeiligkreuztalUB. II 452
  • dat syn mort, mordt-brande, dat den eenen den anderen heymelyck brande oft eenen mort-brande hinge
    um 1547 CartSTrond II 600
  • wij verstaen moort: verholen dootslagen, gedaen bij voirsienigen rade, die de facteur verradelicken doet sonder roupen ofte waerschuwen
    1550 UtrechtRBr. II 403
  • was hohe bruͤche seynd, welcher straffe, hals, hand, und andere leibes-straffe, oder auch verweisung betrifft, item: mord, zetergeschrey, als ob einer den andern ermorden ... wolte
    1555 CAug. I 49
  • wart en gluplings gehauet oder stecken, is en hemlig mord 30 marck
    vor 1558 (Übs.) SchwerinStR. 281
  • das ander gericht wirdt genant peinlich, iudicium criminale, ist das, in welchem übelthaten vnd laster, als diebstal, todschlaͤg, mordt ... beklaget ... werden
    1562 Gobler,GerProz. 1r
  • offte hier in der stad ein ruchte wörde, umme mord by nachttieden
    1563 Westphalen,Mon. IV 3253
  • wo ainer dem andern mit stain oder pleikugl zue- oder nachwierft und thue ain fällwurf, so wiert solcher fälwurf fuer ain todtschlag oder mordt geraitt
    1565/81 Kärnten/ÖW. VI 432
  • unter die christliche disciplin gehoren eigentlich die groben offenbaren sunde und laster als offentliche gotteslesterung, verachtung seines worts und ampts, mord, ehebruch, hurerei, zeuberei, saufen, fressen, diebstahl, meineid, ... wucher
    1570 Preußen/Sehling,EvKO. IV 189
  • wann ... an bruͤdern, schwestern ... oder nahen verwandten ... solcher mord fuͤrsetzlich geschehen, so soll der thaͤter zu der feymstadt geschleiffet und folgends mit dem schwerdt vom leben zum tode ... gerichtet werden
    1572 CAug. I 118
  • die criminal- und malefizsachen als brechung des fridens, totschlag, wunden, dieberei, rauberei, mord, ehebruch, palg, injurihandl und was dergleichen mehr
    1591 JbKunsthistKaiserh. 15 (1894) p. 30
  • so fern der todtschlag offenbahr geschiehet und kein heimlicher mordt ist
    Ende 16. Jh. NeumünsterKirchsp. 233
  • wann ainer ainen drembl zuckt oder aufhebt, schlecht ainem nach und wierdt understanden das er nit trifft, so ist er umb ain halbs mort 16 tal. ₰ der herrschaft
    2. Hälfte 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 10
  • fünfferley malefizstuckh alss raub, mord, brandt, ehebruch, vndt diebstal
    1604 ArchÖG. 17 (1857) 70
  • malefitzisch sin ... söllendt ... mordt ... kindtverderben
    1608 UriLB. 33
  • ein mord oder ein todschlag, dardurch ein mensch dem andern sein leben benimmt, würd durch unterschiedene mittel und wege ins werck gerichtet
    1627 BöhmLO. T 1
  • die statt ... mit ihren vorstätten ... seind uns ... mit ... nachfolgenten centfällen underworfen, als mord, blutvergießung, kinderabtreiben
    1662 WürzbZ. I 1 S. 697
  • was ... malefitz-sachen, als hurerey, ehebruch, mord ... und was dergleichen mehr ... in die peinlichkeit lauffende verbrechungen ... unter ihnen [Juden] veruͤbt werden moͤchten, anlangt, dieselbe sollen sie vor ihre rabbinen nicht bringen
    1679 HessSamml. III 127
  • mord oder todtschlag zwischen ehe-leuten, eheleute-mord
    1739 Zedler 21 Sp. 1592
  • denjenigen qualificirten todtschlag, der nicht allein mit vorsatz begangen worden, sondern der auch entweder mit einer besondern hinterlist verbunden ist, oder der auch auf gewinnsuͤchtigen absichten beruhet, nennet man besonders einen mord 
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 472
  • die vier hohe rugen, mord, raub, brand und nothzucht
    1790 Thomas,FuldPrR. III 223
  • der vorsaͤtzliche todtschlag wird sodann mord genennet, wenn er aus gewinnsucht geschiehet, und hierauf stehet die strafe des rades
    1794 Schwarz,LausWB. V Anh. 148
  • der vatermord, kindermord und mord der eheleute wird ... mit der saͤckung oder, im mangel des wassers, mit dem rade bestraft
    1794 Schwarz,LausWB. V 14
  • der qualifizirte todtschlag wird in ansehung der ursache in mord und meuchelmord abgetheilet ... wird [der vorsaͤtzliche todtschlag] ... durch einen gedungenen menschen vollbracht, so ist es meuchelmord, und der thaͤter wird mit dem rade, der anstifter mit dem schwerdt und flechtung des koͤrpers auf das rad bestrafet
    1794 Schwarz,LausWB. V Anh. 148
  • die selbstentleibung ist ein verbrechen (mord)
    1797 Kant,GesSchr. VI 422
  • van alsulker moort 
    oJ. Fruin,Dordrecht I 368
  • ist diss vngebe mensch nu begriffen mit eime morde ... vnd steit mit dem warzeichen des mordes in sein hende gebunden
    oJ. Untermosel/GrW. II 380
  • sollen die kleger dar stehen vnd den nennen mit dem namen, der den mort gethan hat in der zente: heute stehe ich hie, vnd neme dir dein lantrecht
    oJ. Franken/GrW. III 556
II
Tötung (auch durch Tiere) ohne Heimtücke oder böse Absicht, auch (offene) Tötung im Zweikampf
  • dodslach is drierleyge. di irste geschyt met willen und met vorsate ... di ander mord komt von tuvalle eynes ungeluckes ... dy dridde dotslach komt von node tu, wen eyn man nodwerunge deit und kan des mordes nicht ... myden
    Ende 14. Jh. BerlinStB. 151
  • ist is das eyn phaffe williglichin eyme eynen kampff gelabit ... wirt der phaffe siggehaftig ân lemde unde ân mort, man sal en von siner phaffheit nicht sezin, sunder sien bischoff sal gnediglichen mit em dispensiren
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 338
  • de knecht de dat pert untreden heft, de lidet billeke de vestinghe umme dat, dat he dat pert heft untreden dat den scaden unde den mort heft ghedan
    14. Jh. StendalUrt. 77
  • das dieselben [ehegat] ... ire kinder in wolvorwarten wigen ... also vorsehen das solche jemerliche mord bei inen nit verursacht ... werden
    1525 Preußen/Sehling,EvKO. IV 41
III Niedermetzelung vieler Menschen
IV
verdienter Tod
  • mid huiu the man habdi morðes gisculdit, uuîties giuuerkot
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 5181
V schweres Unrecht
  • do fieng der E. an und klagt, daß ich unrecht gefangen wer, mit zauberlist geführet her in dises landt, das ist eyn mort 
    1453 HomeyerFestgr. 50
VI Leichnam des Ermordeten
bdv.: Tote (I 1)
  • wanne ein mort geschiet in unss herren gerichte, so en sal den mort nyman anegriffen, er en habe eyme schulteissen geklaget, und gebe yme laube, den doden uff zu heben
    vor 1350? Bacharach/GrW. II 211
  • vnd schol der mort auch gegenwertig sein ... vnd den schullen die schöppffen auch beschauwen
    Ende 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 229
VII in magischen Ritualen: das Bild des Feindes
  • ðæt land ... headde an wyduwe ⁊ hire sune ær forwyrt forþanþe hi drifon serne stacan on A. ... ⁊ ðæt werð æreafe ⁊ man teh ðæt morð forð of hire inclifan. þa nam man ðæt wif ⁊ adrencte hi
    963/75 Robertson,AngloSaxChart. 68
VIII Verleumdung als Rufmord
  • verreder heizzen wir die, die mit ir rede einen verbalmvndent ... vnd die ez nvͥt getvͥrren gereden, die schribent brieve ... vnde werfent si an die strazze, daz si die lvͥte vf haben vnd si lesen. daz ist ein mort vnd were ein tot noch wirser danne der ander. wen sol im in tvͦn
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 174 a (S. 84)
IX in bestimmten Wendungen

IX 1 mit Verben

IX 1 a Mord blasen: Alarm blasen
  • der wechter bließ zu nacht mort uf dem münsterthurn
    1480 Mone,QS. III 313
IX 1 b Mord legen auf jn. jn. des Mordes beschuldigen
IX 1 c (zu) Mord schlagen ermorden; weitere Belege Richthofen,WB. 936
  • so waer een dieff des nachts diefflicke en schadelike binnen synen doeren een moert slacht, mit vier hundert marck to gelden
    1250? (Hs. 1532) Langewold 1250(R.) 366
IX 2 mit Adjektiven

IX 2 a (be)namter/un(be)namter Mord Mord, dessen Opfer bestimmt bzw. noch nicht näher bestimmt ist (letzteres bezogen auf ungeborenes menschliches Leben); vgl. His,FriesStrR. 263f. u. Richthofen,WB. 936
  • jef ma anne man wroeght om oennaemd moerd, dat hij anda wiue deen habbe, soe moet hijs toluasum oenswerra, ief hi onschiuldich is [wenn man einen Mann rügt wegen der Tötung einer Leibesfrucht, die er an seiner Frau verübt haben soll, so darf er sich selbzwölft davon freischwören, wenn er unschuldig ist] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 170
  • hweer soe en man iefta en wyf hiara [naet] barnd habbet jn dere wallende wetthere om en binaemd moerd iefta om en binaemd moerdbrande, soe schel ordil him sikringha wisa [wenn ein Mann oder eine Frau sich nicht wegen eines namentlich angegebenen Mordes oder wegen eines namentlich bestimmten Mordbrandes im siedenden Wasser gebrannt haben, so soll dieses Gottesurteil ihnen Rechtfertigung gewähren] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 190
  • hweer so thi man scethen werth truch sine machten thruch dat fel, thio bote en pund, hit ne se thet hi ferrawolle spreka, soe mey hi habba thria sinekerf. thio aersta thio stiapsine and thio waldsine and thio fruchtsine. hir moth hi fan tigia thria onnameda morth, tha ach ma allerlick toe betane also dyora alse an manslachta, iefta xij-sum onswerra [wenn ein Mann durch seine Geschlechtsteile durch die Haut (des Unterleibes) hindurch geschossen wird, so beträgt die Buße ein Pfund, es sei denn, daß er weiter klagen wolle. Dann darf er (die Buße für) das Zerschneiden dreier Sehnen haben. Die erste ist die "Hochsehne" und (weiter) der Rückennerv und (drittens) der Zeugungsnerv. Deswegen darf er auf Tötung dreier Ungeborener klagen, die soll man je ebenso hoch wie einen Totschlag büßen, oder sonst soll man sich selbzwölft davon freischwören] 
    13./14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 554
IX 2 b dieblicher Mord Körperverletzung mit einer unehrlichen Waffe, hier übtr. auf die Waffe selbst
  • wunden sich czwene vnder einander, der eine mit einem swerte, der andere mit einem messer, ob die wunden kampwirdic sin, dem mit dem swerte geht is an di hant, dem mit dem messer get is an den hals, wende das messer ein duplich mort ist
    um 1300 MagdebRQ.(Laband) 117
IX 2 c falscher Mord falsches Zeugnis, Urkundenfälschung
  • er wart gefangen, und veriach aller bosheit und des valschen mordes, so er an dem ... S. ... getan hat, und ward ze L. uf ein rad gesetzet
    nach 1420 Justinger 181
IX 2 d liegender Mord Mord an einem liegenden (schlafenden) Menschen
  • die vier rueg ... nemblich ein ligenden mordt, ein diebb an einem saihl, einen nachbrandt vnd welcher frawenn oder jungfrawen notzüchtigen wöllen
    1550 Eberstein2 I 166
IX 3 zur Paarformel Mein und Mord siehe 1Mein (I) 

IX 4 Rsprw.
Sachhinweis: Graf u.DietherrGraf u.Dietherr 591, Wander,Sprw. III 721f.
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):