Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Müßiggänger

Müßiggänger

, m.

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Person, die keiner Beschäftigung nachgeht

I wohlhabende, zur städtischen Oberschicht zählende Person, die keiner Zunft angehört und nicht von eigener Erwerbstätigkeit lebt
  • die denne des rates werdent pflegen oder der antwerk oder der muͤßiggenger, die súln danne der ahte han, das ie der man var, als da gesezzet ist
    1294 VillingenStR. 7
  • die alten rät, die müssiggenger vnd die burger alle gemainlich, die sont dem burgermaister sweren, im gehorsam ze sinne
    14./15. Jh. SGallenRatsSatzg. 72
  • der herren trinckstube, darin die muͤssig genger gan súllent
    1418 VillingenStR. 78
  • daß müssiggenger haissen und sin söllen, die nit in die ailff zünfften getailt sind
    1462 Leist,Rottweil 209
  • ob iemands, der nit edel, aber ein muͤssiggenger waͤr, hie mit eim satz ze sitzen begerte, und der zunft ledig sin welt, ist gemeinlich erkant, was derselben personen were, die mag man mit einem satz uffnemen, doch mit soͤlhem underscheid, das die irs eignen geleben, gantz kein gewerb haben ... soͤllen
    1494 Freiburg/ZGO. 16 (1864) 172
  • jeter von yene [städtische Beamten] hebet von jyklichem mussiggenger unnd von den widdewen die nit zunfftig sind iv engels
    15. Jh. OppenhStB. 182
  • ze kiessent ... dry von den zunfftmaistern und dry von den achtzigen und ainen von den müssiggengern 
    um 1500 RottweilStR. Art. 2
  • es sollen auch mit dem hoptbanner an den fischmarckt kommen der burgermeister und der schultheiß, auch alle die, so des raths seindt sambt den priestern, edelleüten, reisigen und miessiggengern 
    1592 VillingenStR. 199
II pejorativ: Person, die unzulässigerweise die Arbeit meidet
  • alle froͤmd muͤsig genger ... sont enweg gan
    1389 KonstanzRbfRotB. 63
  • daß fuͤro dhain gewachsner knecht, der mit merkhlicher kranckheit seines libs nit beladen, und ein muͤssiggaͤnger sey ... in ihren ... gebieten nit ... geliten ... werden
    1451 Biberach 194
  • daß man die argwönigen müssiggenger und die, so ungewönliche wege oder straßen bruchten, annemen und rechtvertigen solt
    1495 Carlebach,BadRG. I 108
  • seiner c.g. begehr ist auch, das man keinen müssiggenger nach derer, die sich für erbt hüeten, in seiner c.g. landen leiden sal
    1529 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 177
  • alle gesunden, starken müssiggenger und betler, so mit ihrer faulheit ein beschwerung sein dem nechsten ... mögen bei und zum nachtmal nicht gelassen werden
    1539 Kassel/Sehling,EvKO. VIII 123 Anm.
  • dieweil ... solcher winkelleut und müessiggenger halb ain sunder articul in unser policei begriffen, das dieselben an kainen orten unsers fürstentums geduldet ... werden
    1557 Bayern/QNPrivatR. II 1 S. 322 Anm. 157
  • sollen auch keine starke oder gesunde inländige und bekante müßiggenger ... in einigem ort gestattet, unterschleift, aufgehalten, behauset oder beherbergt werden dan allein in städten, flecken und ansehnlichen dörfern um ihren pfänning zu zehren
    1558 Jülich-Berg/QNPrivatR. II 1 S. 335
  • vele lose motichgenger 
    1563 BaltStud. 34 (1884) 70
  • es gehören auch nicht in die milden almusen und hospital faulenzer und ledige müssiggenger, die ihr leben mit schlüngeln zubringen
    1568 Preußen/Sehling,EvKO. IV 119
  • da solcher müssiggänger ... zu faulentzen umbgehen und in würtzhäusern ligen wolte, durch jedes orts schultheissen und andere obrigkeit mit thurn- und andern leibsstrafen darauß getrieben werden [soll]
    1574 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 466
  • wir wollen auch, daß ein jede obrigkeit der bettler und anderer muͤßiggaͤnger halben ein ernstliches einsehen thue, damit niemands zu betteln gestattet werde, der nicht mit schwachheit ... seines leibs beladen ... sey
    RPO. 1577 27 § 1
  • als derselbe kerl vom churf. landreuter als ein müßiggenger und dieb ist vermerket worden
    1602 BrandenbSchSt. II 343
  • das bauers-volck betreffend, sollen dieselben ebenermassen wie auch die burger in denen stäten, keine müssiggänger oder faulentzer, sonderlich welche nicht beweibet seyn, bey sich leiden
    1627 BöhmLO. Y 7
  • die herumschweiffende zigeuner, muͤßiggaͤnger, gesunde bettler, herrnlos gesindlein und dergleichen, vermittelst angeschlagener patenten, theils gar ausgeschafft, theils aber ... zur arbeit angehalten [werden sollen]
    1655 Moser,StaatsR. 32 S. 127
  • soll sich dero [kirchen elteste und seelsorger] gewalt erstreken auff alle ... ehebrecher, unnüze müeßiggänger, ergerliche zächer
    1721 BernStR. VI 1 S. 605
  • daß die muͤßiggaͤnger, so nichts zu verlieren haben, zu enrolliren befohlen worden
    1777 HessSamml. III 484
  • da der muͤssiggang gewoͤhnlich eine quelle der laster, und in so fern er sich in der freyheit gruͤnden sollte, schon an sich ein verbrechen ist; so pfleget man ... die bettler und muͤssiggaͤnger zum zuchthause ... zu verurtheilen
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 823
  • daß man ... die hier befindliche fremde und auslaͤndische bettler, vaganten und muͤßigggaͤnger nicht nur aus der stadt, sondern auch aus dem land jage, die innlaͤndische aber mit empfindlichen stockstreichen von hier weg, und an ihr geburtsort weise, oder was hieher gehoͤrt, zur arbeit anhalte
    1785 KurpfSamml. IV 684
  • die muͤßiggaͤnger sollen nicht von armengeldern erhalten, noch in die armenhaͤuser aufgenommen, sondern an die miliz abgegeben werden
    1793 Schwarz,LausWB. III 323
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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