Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mut

Mut

, m.

mnd. mōt, mnl. moet m., sowie moede f.u.n., afries. mōd 

I Gesinnung, Gemüt (II), 1Meinung (I), Bewußtheit in Bezug auf eine rechtlich relevante Handlung

I 1 freier Wille, in bestimmter Weise zu handeln, Absicht, (bei mehreren Beteiligten:) Einmütigkeit, übereinstimmender Handlungswille; in Urkunden auch formelhaft
  • daz ich mit gueten willen vnd mit wolbedachten muet ... gesettzet han [für] Ch.v.D. ... dev hveb ze D.
    1277 Sankt Georgen/CorpAltdtOrUrk. I 296
  • daz wir mit aigem willen und verdauhtem můt habin geben den ... frowen ze U. ... unsern hof
    1283 WirtUB. VIII 379
  • daz ich mit gemeinem muote und mit gesamenter hant ... han gekouft sine burg
    1287 WirtUB. IX 144
  • das mir der probest E. und der convent ... mit verdahtem muet und mit gemainem rate habent ze widerwechsel gegeben ... einen garten
    1292 SPöltenUB. I 176
  • der krieg ist ... bericht zwuschen uns beiden theilen, mit gesammetem mut und mit ganzem willen
    1316 Sinsheim 410
  • bekenne wy rathmanne ... dat wy mit eyndrachte vnde wolbedachten můde, witschap vnde weten bestediget hebben
    1331 Fidicin IV 12
  • ich ... und och min elichiu wirttinne ... doͧein kunt ... das wir mit verdahtem moͧte und mit gemanem munde und ungezwenlich haben geben ze koͧffen
    1336 EßlingenUB. I 332
  • wir ... bekennen ... an disem ... briͤue ..., daz wir mit gesamenten henden vnd mit vereintem muͤte ... vns verzihen hon
    1340 MWirzib. IX 138
  • da han wir [Ks. Karl IV.] mit bedrachtim můde mit den selbin kurfursten ... geordenerit
    um 1360 GoldBulle 128
  • de schepen ... voreinden sik des dat se it mit samden mode vorantworden wolden
    1361 MagdebChr. I 239
  • mid willen unde mid beradene mode 
    1379 SchleswHUSamml. I 259
  • wir J. ... herczog ... bekennen ... das wir mit wolbedachtem mute unde nach volbort unsers rates sein czu rate geworden
    1398 CDPruss. V 139
  • dat vor uns [richter] sin ghekomen ... H.B., M. sin echte husvrowe ... unde gheven samentliks mit beradenen mode ... unde leten up ... ein stuck landes
    1412 Engelke,GogerichtDesum 41
  • so wie sie beide mit vorbedachtem mute vor gericht zo I. sint kommen und eine willekliche wilkore ufgenommen hant
    1437 Loersch,Ingelh. 12
  • [dat se] solke ore husz unde hoff myt fryen unde wolbedachten mode unde [by gu]der vornunft orer synne ... [vorkoft he]ft
    nach 1470 MagdebSchSpr.(Friese) 44
  • daß solche fisch-ordnung ... mit wohlbedachtem muth, guten rath und rechten wissen ... auffgericht
    1545 CAustr. I 364
  • desgleichen mues ein ieder lezter will aus freien gueten mueht herfließen
    1573 NÖLTfl. III 1 § 3
I 2 bei Straftaten: Mutwille (III), Vorsatz; häufig in Verbindungen zB. mit bedacht, beraten, versetzt bzw. unbedacht, trunken, zornig als Ausdruck für die volle bzw. verminderte Zurechnungsfähigkeit
  • wort daer we binnen hoove off huuse geslagen mit bedachten moede en mit beraden rade, mit vier hundert marck to gelden
    1250? (Hs. 1532) Langewold/Langewold 1250(R.) 366
  • wat eyn vorsat sy ... wor en man mit beradeneme mode vnde mit beladenen vrunden an des anderen were geit, vnde ene sleit, wert he in der were beholden, he schal it beteren mit sines sulues halse
    1270 HambStR. 64
  • ist daz ein man vf ein roz sitzet ... vnde ein ander man ... zivhet sin swert vz vnd wil in slahen vnd triffet daz roz, daz sprichet karlesch reht, er svle im bvͤzzen, alse ob er in troffen habe. daz ist da von gesetzet, daz er in ze slahenne mvͦt hette, do er daz roz traf
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 326 (S. 143f.)
  • nieman sal den anderen beclagen umbe bakkenslege oder ... umbe rouffen in deme gotisvride ... ez en si blůtrunst oder heimsůche oder totslac oder knuttiln mit bedahtem mute 
    1289 ErfurtWeist. 8
  • isset dat jemant nicht wolde vnd mitt vorbolgen mode geit vam rechtenn edder lopt, de sall der stadt beterenn iij mark suluers
    1294 RigaStR. 32
  • wer och in der stat ... deheinen ze tode slat, dem sol man an alle widerrede dz hoͮbt ab slan, verwundet aber er inn mit zornigem můte [lat. Text von 1218: irato animo], so hat er die hant verlorn
    Anf. 14. Jh. BernStR. I 12
  • daz wir ... mit unserm wyͤßene odir mit foͤrsatzteme můde dyͤkeine undedegen luͤde, dyͤ sich gen der stad von F. virwirkent hant ... inlazen
    1304 FriedbergUB. I 68
  • wer mit beratem rate und vorbedahtem můte einen iaget, eder nach ime ... sleht ... und in doch nit driffet ..., der git fumf phûnt spirscher
    1314 SpeyerUB. 216
  • swelch burger den andern mit verdahtem můt mit samenunge, mit stecken oder mit stain ... missehandelt, so sol ... ze pezzerunge geben cehen pfunt
    um 1320/30 NürnbSatzB. 99
  • wer do treit eyne kuͤlen, eynen stacken ... eyn swert ... eyn ackis, adder desglichen in heißin mude, der sal der stat eyne marg geben
    1335 Heiligenst.(Wolf) Urk. 5
  • 1335 Heiligenst.(Wolf) Urk. 6
  • wer aber den andern wundet in bedachtem muthe, der sal vyer marck geben vnd sal vyer jhar rheumen
    1351 ErfurtZuchtbf. 121
  • in quaden moede 
    1362 GroningenUB. I 375
  • wert ouch sache dat se ... myne gebotte ... nicht on helten ... den ... wolde wy ... straffen van mutes wegen
    1381? MittOsterland 3 (1853) 516
  • die selben unsere [des Hochmeisters] wedirsachen nicht mit worheit torren sprechen, das wir dem reiche entpfremdet haben das leen der kirchen zcu Rige, das doch dem orden do zcu Lifland ny in dem mute ist gewest
    1395 CDPruss. V 101
  • wer den andern umb bedâchtem mut beklaget und anspricht, der tue vor ein recht, daz er daran nicht mutwille. und wer umb bedâchten mut beklaget ... wirt oder mit bedâchtem mut ein unfuge tut, der muz der stat funf pfunt geben
    1400 EgerStG. 16
  • wer den andern freuelich fluechet mit bedachtem muthe in syme huess adir wo er sesse ... der vorlueset drye phundt
    vor 1408 (Hs. 15./16. Jh.) SchlotheimStR. 140
  • wer den andern uff dem sinen uͤberleuͤffet oder mit verdachtem mude uff der gassen frevelich uff in wart, der ist ... verfallen vor 15 pfund geldes
    um 1411 Mergentheim 139
  • dat yement ... enigen burgeren of burgerssen ... in toernigen moede, te huyse of opden sinen sochte
    1413 CoutMaestricht 155
  • we deme anderen oversecht, dat nicht war en is in ernsten mode, unde des overwunnen wert ... de schall beteren gelike der wyse, alzo de enen loghen straffede
    1426/1530 Stieda-Mettig 465
  • die weyl die vormundtschafft wert, macht es sich offt, dz die boͤsen vormund die farendt habe oder bar gelt nemen, vnd sollichs in iren eygen nutz wenden, vnnd doch villycht nit in stelens můt, wann als dann weren sie pflichtig des diebstals
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 98v
  • daer gaen poorters met hem opter straete myt hoeghen moede tegens den poorter, dyen misdaen is off misdaen heefft, die verboren elkelik achte ponden
    BolswardStB. 1455 Kap. 36
  • welck man syn mes up den anderen uththuet in tornighen moede und steket den anderen nae den live, und densulven nicht en wondet, de sal em geven enen arnnsgulden unde enen rynnsgulden to broke
    1465 OstfriesUB. I 719
  • der ymandts einen ... verreter, oder einen vntuglichen man heysset vnd thudt das in einem gehen zorn, oder vnbedachten muth, der sol ine vor biedermenern dafur bitten, er sey zornig gewest, vnd sol darnach zu buß geben funf vnd viertzig pfenning
    1473 ArchUFrk. 5, 3 (1839) 97
  • [wenn bei einer Schlägerei einer der beiden Beteiligten verletzt oder getötet wird] so fyr so hit ayderis willa weer, dat se to gaer fingen, so en is hij naet manslachtich; mer deda hij't bij uilla ende bij era moed, so is hij manslachtich
    1480/81 JurFris. II 168
  • so etlich personen mit furgesetztem vnd vereynigten willen vnd mut, yemant boͤsslich zu ermoͤrden, einander hilff oder beystandt thun: dieselben tetter alle haben das leben verwuͤrckt
    1507 BambHGO. Art. 174
  • N.W. und H. Sch. ... haben alle zwietracht ... mit worten, werken, sinn, muth und gedanken zwuschen in gewest ... geslicht
    1509 KahlaUB. 172
  • wie oft ouch einer gegen dem andren ein stein vffhept in zornigem můt vnd nit wirfft, so ist der, so den stein vffgehept, veruallen iij lb d
    1541 ArgauLsch. I 110
  • das ehr solchs [injurien-sachen] nicht auß vorsatze vnd muttwillen, sundrrn [!] auß hastigem vnd drunckenem muthe gethaen
    1581 HagenLR. 19
  • so soll auch niemand sein messer ... ziehn, oder gebrauchen im ernsten muthe bey 10 marck
    1611 StolpStat. 245
II
Zustimmung, Erlaubnis
  • dat nen man sijn eerua ferkapia ne moet, hit ne se bi des eerfnama moede [daß kein Mann sein Land verkaufen darf, außer mit Zustimmung seines Erben] 
    2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 92
  • [wenn ich meine Schuld nicht einlöse] so solde ic ... riden to G. ... ende van G. nicht riden, ic en hadde der stad goeden moet 
    1355 GroningenUB. I 307
  • so wie enich ghelt op pande ter lombaerde van yemans weghen of tot yemans behoef, dan tot siins selfs, dat men int wair vonde, verbuerde siin poortrecht ende een jair die stede, jof sgherechts moede te hebben: wthgeset of een man siin huysghesinde of die an sinen brode wair van siinre herberghen
    um 1400 LeidenKb. 98
  • binnen xiiii daghen moet hy poerter worden off by raden moede sitten
    1405/1422 WestfriesStR. II 251
  • ende so wie van tgheen dat voirsz. verwonnen wort, het wair dat hij die voirsz. wapenen getogen hadde of daer mede gequetst of gesteeken hadde, die sel des rechters moede hebben van twee delen, ende der steede van een derdendeel vander voirsz. boeten binnen xiiij dagen
    1460/1514 NBijdrRgel.2 2 (1876) 489
  • als die richter dan hevet an gerichtet dat gerichte, soe veerbiet he scheltwoert, sondige achte niemant syn selves toe bewarene, hy enhebbe des gerichtes moet 
    1470 Westerwold/Richth. 271
  • alle gueden van butter, keesen, speck ende vleysch, daermen binnen der stadt L. coopen ende vercopen om weder wter stadt toe voeren ... salmen eerst inder stadt wage laten wegen, ten zij dattet by des waeghmeisters moet ende wille staet, bij pena van een oldt schildt
    vor 1537 LeeuwardenStR. 242
III Wille, Wunsch, Verlangen, Forderung
  • lât der künic daz ungerihtet, sô habe ich zum keiser muot 
    2. Hälfte 13. Jh. Hugo von Werbenwac/NjblBadHistK. 11 (1908) 68
  • daz igleich tochter oder niftel nem ein man nach irem muet wen si wil
    um 1330 BrünnRQ. 361
  • dat nen riuchter nimme den tingferde, hi ne helpe da jgge zijn gued twiscette ieft dat thi jgge zijn moet hath [daß kein Richter die Buße für Gerichtsfriedensbruch nehmen soll, es sei denn, er verhelfe der (obsiegenden) Partei zum doppelten Werte ihres Gutes oder dazu, daß diese Partei befriedigt wird] 
    1404 WesterlauwersR. I 620
  • nene lioda wter wijta to letane eer di klagher sijn moet hat
    1412 Sipma,FriesOork. II 9
IV in der Vbdg. übler Mut Widerspruch, Unstimmigkeit, Streit
  • so hefft uns unse gnedige here ... macht gegheven dat wy dat van den amptluden ... manen, sunder unses heren ... ovelen mod unde wedersprake
    1326 HannovStR. 244
  • deden wy hem des voerweygeringe, so moeghen sy daer gaen mijt twen ... buren van C. ende setten uns unsen thenden uuth, ende vueren hoer saet hoeres weghes sunder onsen ovelen moet 
    1372 GroningenUB. I 435
  • rijst eenich geuechte of twist ofte euelen moet tusschen de laten ... so zullen twee vpzittende laten vrede nemen
    1511 CoutPrévBruges I 276
V mnl. in der Vbdg. in borgers moede sitten in seiner Rechtsstellung wie ein Bürger behandelt werden
  • voertmer heb wi ghevonden alle deghene de in borghers moden sitten dat men die mach beden elks daghs vor de scepen toe rechte
    14. Jh. KampenStR. I 10
VI Tapferkeit
  • wie ... die nicht erscheinung [eines Ausgeforderten zu einem Duell] einem jeden an seinen ehren, gut, leib, muth, und andern herkommen ... keinesweegs verletzlich ... seyn solle
    1682 CAustr. I 286
  • [bei Folter] zeigte sogenannte schuldige, dem die grausamkeit seiner richter bekannt war, in diesem augenblicke furcht, so klagte das boͤse gewissen ihn an; behielt er ... guten muth, so war's verstellung
    1781 MatStatNrhWestf. I 1 S. 489
VII wie Mutsühne (III) 
  • soe mach de clager ende de ghemeente oren broke uytpanden mit dagelixen richteren ... in den keerspel, daer die broken verschenen sijn, soe wanneer dat dat gherichte sinen broeke ofte sinen moet daervan hevet
    1412 DrentheRbr. 34
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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