Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Nacht

Nacht

, f. u. m.

ae. niht 
die Zeit nach Sonnenuntergang, Zeitraum der Dunkelheit, mit vielfältigen Bestimmungen im Rechtsleben
Sachhinweis: E. Lutz/ForschRArch. 2 (1979) 123ff., HRG.1 V 111f.

I als Zeitpunkt oder Zeitspanne (wobei die Rechnung nach Nächten der heutigen Rechnung nach Tagen entspricht), bei Fristsetzungen, Terminen, bei der Bestimmung der zulässigen Aufenthaltsdauer uä., formelhaft: zu, bei Nacht und/oder Tag zu jeder Zeit, immer; über (die) quere Nacht mit dazwischen liegender Nacht
  • gif man mannan ofslæhð, ... in xl nihta ealne leod forgelde
    601/04 Liebermann,AgsG. 4
  • gif he þonne þæt nille, gelde þonne c buton aðe, siþþan ane neaht ofer þæt gesem hie [lies: bie] [wenn er aber das (beides zu geloben) weigert, so zahle er dann 100 (Schilling) ohne (fernere Berechtigung zum) Eid, sobald eine Nacht über den Schiedsspruch (vergangen) ist] 
    685/86 Liebermann,AgsG. 10
  • cild binnan ðritegum nihta sie gefulwad [ein Kind werde binnen 30 Nächten getauft] 
    688/95 Liebermann,AgsG. 90
  • ond we cweðaþ, ðæt ælc burh sy gebet xiiii niht ofer gongdagas [und wir bestimmten, daß jede Burg 14 Tage nach den Bittgangtagen hergerichtet sei] 
    925/35 Liebermann,AgsG. 156
  • gif he ealderman oððe abbud oþþe ðegen sece, hæbbe ðreora nihta fyrst [wenn er (Asyl suchender Dieb oder Räuber) einen Ealdorman oder Abt oder Thegn aufsucht, habe er 3 Tage Frist] 
    928/38 Liebermann,AgsG. 171
  • soe aegh di scelta dere biwiseda boete toe moniane fiouwer thing al omme sauwen nacht [darauf soll der Skelta die auferlegte Buße an den vier Gerichtsterminen alle acht Tage anfordern] 
    2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 90
  • dat hi aegh anne frede dei ende nacht, dat hi moeghe land ende lioede rema ende sijns lyfs ti birgiane [daß er einen Tag u. eine Nacht Frieden haben soll, damit er Land u. Leute räumen u. sein Leben retten könne] 
    12. Jh./Hs. 1464 WesterlauwersR. I 232
  • ne wert de def oder de rovere binnen dage unde (binnen) nacht nicht verwunnen, so ne hevet de gogreve nen gerichte dar an
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 57
  • of he dan vnder deme cruce set vertein nacht dat he nicht ne gilt, de ander heuet sine scůlt mide erworuen
    1227 BrschwStR./CorpAltdtOrUrk. I 2
  • suaz dan geldis also vurzugit wirt vor mi richteri, daz sal min geldi ubir di weridin nacht [wohl falsch aufgelöst aus ubir dweridi nacht]
    um 1230 MühlhsnRb.2 165
  • acker sieke mot men herbergen ene nacht 
    1236 Gent/CorpMnlTekst. I 27
  • ein ungebeten gevaterschaft diu wert wan siben naht unt vürbaz hât si keine craft
    2. Viertel 13. Jh. Reinmar v. Zweter Nr. 168 V. 2
  • swaz so vngerichtes geschet vierzen nacht vor sime gedinge daz richtet die bůrchgrave
    1261 Magdeburg/CorpAltdtOrUrk. I 78
  • so die verzen naht hin sint, so inmach man in nv̍mme ansprechen
    um 1270 BaselRQ. I 1 S. 11
  • in den nehisten siben nahten so sie gemanet werdent zů Hagenowe ... ze kummenne
    1274 CorpAltdtOrUrk. I 228
  • swenne der herre ûrlúgot, da jme die burger ze reht zvͦ helfin sun, da sun sv̍ mit jme varn nuwande eine dageweide, also das ander nahgændin naht ie der man wider hein komin mûge
    1275 Freiburg im Breisgau/CorpAltdtOrUrk. I 249
  • swenne man die phenninge verbvͥtet, vierzehen naht sol man mit den alten gelten
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 192 b
  • hant si diz reht vnd oͮgent ez, so erteilich in iares viercehen naht zů howenne, viercehen naht zů ernenne, vnde viercehennaht zů herbestenne
    1278 Elsass/CorpAltdtOrUrk. I 335
  • das er den bruch ufrihte innewendik viertzehen nahten 
    1287 WirtUB. IX 160
  • swer an dem felsche begriffen wird ... der git dem rate ein phunt in den siben nechten 
    1290 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 11
  • disiu reht besasen die ... schafenaͤr in ir gotzehůser namen driͤ vierzehen naͤht und driͤ dage fridelich
    1292 WirtUB. X 68
  • mac sich dirre vermezzen zu sime rechten endehaften tage uber ein unde zwenzic nacht oder darunder, wenne he wil
    um 1300 FreibergStR. VIII § 2
  • ist abir, daz di burger wollen, si mugen heizen richten zu hant oder uber twere nacht oder wenne si wollen
    um 1300 FreibergStR. XIX § 3
  • sa hach use hera, thi progost, sin sinuth to kethande nigun nacht er sancte Walburgedi to tha fiuwer gastherekon [und unser Herr, der Probst, soll sein Sendgericht neun Tage vor St. Walpurgistag den vier Gaukirchen ansagen] 
    um 1300 RüstringerR. 112
  • dy buse gebutit her alle zcu leisten bynnen vierczen nachten 
    vor 1320 ÄltpolnRdm.(Mat.) Art. 5 § 12
  • wer [als Geächteter] ... von den unssern begriffen wurde tages in unsser statt burgban und nachtes innwendig der milen von unsser statt zu zalende, dem sol man sinen kopf abslahen und sol von im uber nacht richten mit dem swerte
    1322 StraßbUB. IV 2 S. 95
  • swem des nachtes fur gepoten wiertt, swaz man den hœher an spricht dann um ein pfunt, der mag im wol einen tach nemen auf daz næchst tædinch und daz er sich ervar, wie er antwurtten welle
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 265
  • wen sy ein ganzen tag und ein nacht übersizen verfallend sy vierfeltig als vil
    1333 Burckhardt,Hofr. 127
  • we sich ut der vestinghe ten wel, de scal sich borghen laten enne, de en eghen hus unde hof hevet unbekomeret, dar nicht af ne ga denne de wortpenninghe; de scal in vore bringhen over de dweren nacht 
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. II 4 § 8
  • of he denne binnen daghe unde nacht nicht vor gherichte ne queme
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. III § 42
  • hette der cleger di sache ... uf den man behaldin vnd gewunnen bynnen virczen nachtin czu leistende
    Mitte 14. Jh. MagdebBresl. 85
  • elx jaers twee vrye jaermaercten, elke xiiij nacht lanc ghedurende
    1351 CartLouisdeMale I 387
  • in wichbilde musz man clage fulgen dry ferczen nacht 
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 32 Dist. 1
  • van wat goltsmede clage wert vor den mesteren des amptes umme golt edder umme sulver, de sal vul duͤn bynnen verteyn nachten 
    1360 Stieda-Mettig 296
  • umbe alle loͤne und tagwane ... das man dar umbe uͤber twerche nacht antwu̍rten sol
    1364 BaselRQ. I 1 S. 34
  • men scal de pande vorkopen to eyner warenden nacht. dat is en dach vnde en nacht 
    1368/76 HerfordRB.(Normann) Art. 20
  • bekennet der schuldiger die schult, der richter mag em gebieten by sonnenschin ader by eyner nacht zu bezalen, so verre ab der vorderer eyn gast ist und das bewist, das er das gerichte yn eyner tagezit nicht erlangen kann
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 363
  • das er den schaden vorwisse by virzin tage und by einer nacht 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 431
  • eyn lidlon sal man auch merken, das nymant mag auff den andern geclagen, er sey denne auff ein genante czeit sein gedingter knecht oder dirne gewesen vnd habe sein brot gessen vnd habe mit ym in seiner ynnunge tag vnd nacht gewonet
    2. Hälfte 14. Jh. IglauOberhof 366
  • wart gevůnden tů rechte, dat hie dat selue eyghen scolde besietten, als et recht wiere, mit deme scůlteten vnde mit schepen drie daghe vnde drie nacht 
    14. Jh. HalleSchB. I 139
  • got selber daz aufgesetzet ... hat also: "dez mietmannez lon seiner arbait sol in deiner gewalt niht über naht beleiben"
    14. Jh. WienerNeustadtStR. 227
  • huuersa ma anne mon sleit and theth anhald dey and nacht, sa mey ma ther ac bi riuchte en morth on biriuchta [wenn man einen Mann erschlägt und das Tag und Nacht verheimlicht, so kann man das auch von Rechts wegen als einen Mord richten] 
    14. Jh. EmsigerR. 94
  • wo auch des gotzhus lüten einer wurde angegriffen, ... der sols einem vogt klagen und sol ein vogt nachriten unz an die dritte nacht 
    14. Jh. Burckhardt,Hofr. 201
  • scepenen ghemaent zynde, seiden behouden der maninghe, dat de nacht den dach overwonnen hadde, ende dat zy tvonnesse niet en vermochten
    14. Jh.? CoutVieuxBGandEncl. 362
  • dat alle koplude schullen velich unde vry varen unde keren to lande unde watere by nacht unde by daghe
    1400 OstfriesUB. I 145
  • een uutlems man, die bestelt wort om scults wil, die hy selve sculdich is, en sal gheen nachten hebben ... want nachten sijn gheordineert om dergheenre wil, dairmen goet onder bestelt van yements weghen, diemen scult eyst
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 88
  • daz pfant sal er vfbyten dry virczehen nacht vnd vberquere nacht 
    1404 RudolstadtStR. 212
  • wär, das ainem essende pfand gegeben würdint, die sol er die ersten nacht jn den kelnhof stellen
    1420 ThurgauBeitr. 3 (1863) 57
  • een aflivich sterflick pandt salmen halden over den wersnacht, dats enen nacht over
    1426/40 KleveStR. Art. 212
  • tuschen paeschen ind bartholomei en sall men gheen vleisch langher onghesalten halden indt veil hebben boeven enen nacht. indt van bartholomei tot paeschen thoe boeven twe nachten nyet, sonder argelist
    1426/40 KleveStR. Art. 476
  • wil aber der saͤcher des gewettz nit ingan, so sol er dem andren die geltschuld geben uor nacht 
    Mitt 15. Jh BremgartenStR. 23
  • ein dyep, der stilt pey tag oder nacht, der sol nachgericht werden mit der kethen, wiede oder strange an dem galgen
    1464 BayreuthStB.1 350
  • welch begke eyn lerer knicht uff nympt, der sol gebe czwey phund wachs dem hantwergke, wann er eyne nacht bey ym gwest ist
    1472 ArnstadtUB. 350
  • wenn man eim uor gericht gebuͥt, den andren vmb sin schuld in syben nechten zebezalen
    1481 BruggStR. 62
  • wann man ainem des nachts zum rechten beut, ist er dann daran seumig ..., der ist verfallen die clainen frävel
    1484 WürtLändlRQ. I 148
  • were sach, ob ein armer in der zent ein kindbetterin het, so soll er hin nachvolgen, so verre und weit, das er vor nacht und bei tag wider heimkome bei sonnenschein
    1494 WürzbZ. I 1 S. 602
  • zu welcher zitt sich einer dieser ordnung nit halten ... wurde, so haben ein schultheis, burgermeister und rate ine uber nacht zu endern
    1500 Buchen 896
  • es ist allhie recht, daß man einem gast, der allhie herkommt und rechten begehrt von einem burger oder von einem gast, demselbigen soll man rechten helfen über nacht 
    15./16. Jh. Lauda 193
  • landfahrer oder frembde leuth soll man nit länger dan über nacht halten bey poen einer mittel frevel ohn erlaubt der ambtleut
    1502 WürtLändlRQ. II 15
  • es sollen alle kauf und verkauf nach der betglocken zu nacht verboten sein
    1517 Carlebach,BadRG. I 147
  • seint die einwohner und bürger zum Hirschhorn nit ferner zu rysen und ziehen schuldig, dan daß sie vor nacht und bey sonnenschein wieder heim mögen kommen, uff daß die statt auch in hutt und guter acht mög behalten werden
    1518 ArchHessG. 14 (1875/79) 405
  • dan beiden de mannen zoelanghe dat de nacht den dach verwonnen heeft; ende dan segghen de mannen: dat si niet connen ghesien te wisene vóór den dach de nacht verwonnen heeft; dus blijft dat hof open tote smorghens
    1528 Stallaert II 222
  • es sol ouch keyn kouf oder verkouf vmb ligende guͤter ... chraft han, es habind dann nach beschechnem kouf beede, der koͤufer vnd verkoͤüfer, sich darüber ein nacht beschlafen vnd morndes eynander den kouf noch ein mal zůgesagt
    1556 BruggStR. 166
  • soͤlch gebot sol geschehen allezeit bey auffgange vnd niddergange der sonnen, ehe sich tag vnd nacht scheiden
    1561 Rotschitz 2r
  • welcher ... zů naͤchtlicher weil ... vnfuer auf der gassen ... treiben wurden, der ... sollen ... ain tyg vnnd nacht in ain keichen oder gefenncknuß gelegt ... werden
    TirolPolO. 1573 Bl. 10r
  • es soll ... zur deducirung der rechte mit einem oder zweien sätzen und solches förderlich von drei queren nächten zu drei queren nächten geschlossen werden
    1584 Preußen/Sehling,EvKO. IV 130
  • ob ainer aim am fenster zuehört bei nacht oder tag, wierdt der beschrieren, so ist ehr umb vj ß ij ₰, dan es ist zu schätzen für diept und mörderei
    16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 58
  • so aber einer oder eine ein mordgeschrei macht bei tag oder nacht in häußern, auf der gaßen oder in den banzeünen, ist die straf der statt als 3 lb. 5 ß hlr.
    1602 Sinsheim 1104
  • gestuends aber uber nacht, und welchen es [roß tausch] gereuth, der soll im das roß wider haimb reithen
    1611 OÖsterr./ZRG. 13 (1878) 253 Anm. 121
  • sollen ... dieienigen ... so kein geld zu geben vermoͤgen, einen tag und eine nacht auff den gewoͤhnlichen buͤrgergehorsam gewiesen werden
    1640 Dresden/Wiesand 876
  • daß er [oberschultheisse] ... keinen juden, der nicht seine ordinari beywohnung in dieser statt vnd concession daruͤber hat, des nachts uͤber alhier dulden ... soll
    1673 HessSamml. III 58
  • die vleischacker sollen an der pfingstag nacht oder andern vastabentn zu rechter pankzeit fleißh fail haben
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 973
  • welcher die gemeine maasung über nacht in seinem hauß ... ... behällt, der soll 3 kr. verfallen sein
    1717 PfälzW. I 1
  • dey ... utlandisch wer und em kund gedan worden, dat syn [Gut] beschweret worde myt gerichte, sete dey over maltyd, hey en sal syn meß nycht wischen mer, van stunt an opstan und nycht wesen dy eyne nacht da hey dey ander was
    vor 1755 Steinen,WestfGesch. I 1400
  • wer einiges capital in baaren gelde in die cassa unserer banco gebracht hat ..., dem soll es frey stehen, solches ... wieder heraus zu holen, doch muß es wenigstens eine nacht darinnen gestanden haben
    1765 NCCPruss. III 1055
  • der neue canonicus ... muß ... die erste und letzte nacht des closterjahrs ... um 8 uhr in der capitelstube, um 11 uhr im schlafsaal und fruͤh um 4 uhr im hohen chor ... anwesend seyn
    1805 RepRecht XII 125
  • wird den baͤckern ... anbefohlen, bei einbrechender nacht sogleich ihre laͤden einzuziehen
    1806 HeidelbPolGes. 64
  • wer einen posten zugeschrieben erhaͤlt, kann nicht denselben tag daruͤber disponiren; sondern muß ihn wenigstens eine nacht auf seinen namen stehen lassen
    1828 Pöhls,HR. I 320
  • an den drei nächten d. i. an s. mertensnacht, an dem heiligen christabend und an dem vassnachtstag, so hat ein ider zu R., dem der wirt wein zu geben versagt, gwalt und macht in keller zu geen und wein u. pier selbest zu lassen
    oJ. Bayern/GrW. III 630
II
als Zeitraum, in dem Dunkelheit herrscht, in dem deshalb bevorzugt Unerlaubtes geschieht, der deshalb auch besonderen rechtlichen Schutz genießt und in dem ein erhöhtes Strafmaß gilt; häufig in der Formel bei (mit) Nacht und Nebel 
  • [bereits westgotisch:] unte silbans glaggwo wituþ þatei dags fraujins swe þiubs in naht swa qimiþ
    vor 384 (Hs. um 500) Ulfilas Thess. I, 5, 2
  • endi nu lêdiad mi iuuua liudi tô / an thiustrie naht, al sô man thioƀe dôt, / than man thene fâhan uuili endi he is ferhes haƀad / faruuerkot, uuamscaðo
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 4911
  • swe des nachtes korn stelet, de verscult des galgen; stelet he it des dages, it geit eme an den hals
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. II 39 § 1
  • so waer een dieff des nachts diefflicke en schadelike binnen synen doeren een moert slacht, mit vier hundert marck to gelden
    1250? (Hs. 1532) Langewold 1250(R.) 366
  • wie dat bin der port bi nachte wapene draghd strideleke zonder ghemenen raed: hi sald betren tviuoud me danne bi daghe
    1254 Dordrecht/CorpAltdtOrUrk. I 58
  • ist das ieman den andirne dagis ... sleht ... ze dode ez gat jme an das hovbet. beschiht aber ez nahtis, oder jn eime winhuz, es si nahtis oder dagiz so sol man in kemphen, wande das winhuz gelichot sich der naht von trunkenheit
    1275 Schreiber,UB. I 76
  • ist daz ein man eine diepheit tvͦt eines nahtes, den sol man tœten. daz ist da von gesetzet, daz dvͥ naht bezzern vride solte han danne der tag
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 201 e
  • so wie die witte dinne saye score bi nachte; hie verborde .v. s.
    1277 Brügge/CorpMnlTekst. I 361
  • werso daar een deeff des nachtes deeflick schalckelick en moerdelick binnen synen egen doeren enen man slacht
    1282 Langewold 1282(R.) 371
  • alle dat eyn man stelet by nachte, is et ses penninge wert, men schal ne hengen. is dat hy stelet by dage, so můd dat driger schillinge wert wesen
    um 1300 BurgLR. 165
  • van J.R., want hi inre nacht ghesleghen wart ende wi daer enghene wareit of vinden en connen, wie dat ghedaen hevet, so vindent wijt over eenen mort ende die mens betiet, die sels him ontsculdeghen, alse recht is
    1309 GroningenUB. I 158
  • swer angesprochen wirt ... vmb ein notnuft, div bei der naht geschehen ist
    1312 MWittelsb. II 208
  • wer den andern in uͤbels wys vordert vßer sînem hûs ald hof bî naht vnd bî nebel, der beßert xx. lb.
    1313 Argovia 9 (1876) 5
  • wer oͧch nach der ersten winglocken, die sol die vrideglocke sin der naht, da nach biz an den tâg deheine missetat oder vrevele důt, ... der sol von der getat důn und dragen zwivaltige pene
    1314 SpeyerUB. 222
  • die purger habent gesetzet, swen si des nachtes vinden auf der strazze, der nicht liecht trag oder sich nicht nennen well, den sullen si vâhen fur einen schedleichen man
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 40
  • sôgetâneu recht sullen alle paungarten haben, der obs pei der nacht dar aus stilt. daz ist dar um gesetzet, daz ein igleicher man vrid sol haben an seinem guot pei der nacht 
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 105
  • de den andren bi nachte wonde, waert int strate oft in een huys ... datmen dat aen hem rechten zoude alse enen moord
    vor 1340 UtrechtRBr. I 8
  • wirt aber ieman wunt zwischen den liechten oder in der nacht 
    1340 WienRQ. 111
  • ez sol niemant ... bey der nacht chainerlay waffen nicht tragen, ... neur des richters chnecht
    1347 MünchenStR.(Auer) 93
  • wer in den walt vert, vnd den walt stilt by naht, der hat den groͤsten freuel begangen
    1353 MWirzib. VII 43
  • wer och in dez selben gotzhus waͤlden holtz howet aͧn eines probstes urloͧb der sol es dem gotzhus besseren ... wer aber daz bi naht und bi nebel tůt daz sol an des probstes gnaden stan
    1354 WürtVjh.2 5 (1896) 365
  • naer zonne onderganc ende vor zonne upganc, dat men seit by nachte 
    1356 CartLouisdeMale I 524
  • zo wie van buten comt binnen yemens huus of hofstede in euelen wille om eneghen persoon grief te doene diere binnen es, ende daer yement doot blyft, up dat gheualt bi nachte, dat men alle diere mede zullen ziin zal verwinnen van moorden
    1380 CoutPrévBruges II 59
  • daz er eynen funden hette uff syme huse mit nacht und mit nebel
    um 1390 Erler,Ingelh. I 226
  • wer och dem andern bi nacht und bi nebel fraͤvelich ald haimlich in sin hus ald in sin herberg gaͮt, die ains verzinset, der soll es bessren der statt mit 10 pfd. d. ald mit der hand, mag er die pfenning nit gerichten
    1399 FeldkirchStR. 147
  • wie bij nacht bij slapenden luden gheet in onses borghers huis, daer croen af quame, die verlore teghen die stat hondert scillinghe
    2. Hälfte 14. Jh. ZwolleStB. 69
  • daz er ime daz sin by nacht und nebil gestolen habe
    1400 Erler,Ingelh. I 142
  • dat ys mortbrantd wen en des anderen hues des nachtes anstycket vnde wert he begrepen men schal eme to deme dode delen
    um 1400 JyskeLov 389
  • wer lossen get pei der nacht den leuten an dew venster, tuͤt der wïrt das venster aüf und luegt heraus, und will si der lussmer nicht melden und sticht der wiͤrt heraus und sticht in zü tad, darumb ist er nichz schuldig
    Anf. 15. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 368
  • lusmicht ain man dem andern bei der nacht an sein venster, sticht er in heraus ze töd, er ist nichts verfallen
    1414 NÖsterr./ÖW. XI 193
  • als een faict binnen A. ghevalt daer yemandt doot blyft by nachte, dats moort
    1415 CoutAlost 231
  • soe wie des nachts ennighe waeter tonne omme stiet of wie kerren bij nacht liet loepen ... die verloer xxvii s.
    1426/40 KleveStR. Art. 447
  • ilker schutte bij daeghe in den berghe of op den ghemeynte ii s. ind des nachts vi s. item op wallen ind graven bij daeghe iii s. ind bij nachte vi s
    1426/40 KleveStR. Art. 454
  • das einer claget an einen, wie er yme sin elichen husfrauwen gebulet habe und by nacht und nebel ime in sine hus gangen sy
    um 1445 Erler,NeustadtWeinstr. I 69
  • es sol auch kein fraw oder junge tochter bei nacht mit dem rokken weiter gan denn ungevarlich zu iren nachpawrin
    1450 NördlingenStR. 217
  • so wie dat huustotinge doet bi nacht, van dat die sonne ondergaet tot datsi weder opgaet, dat is op lijf ende op goet
    um 1450 Fruin,Dordrecht II 233
  • waͤr bei nacht und nebel den lüten schaden tůt, ... das alles sol den herren an gnad ... erkennt werden
    1479 WürtLändlRQ. II 701
  • das ... N. P. ... ein ... dorf ... und die armen lute daselbst ... bey nacht und nebil ... gemortbrant mit etlichen siner mithelfern
    1486 MansfeldKlUB. 475
  • tut ... jemand dem anderen schaden zur nacht, derselbig schad sol bezahlt werden nach erkanntnus des rechtens; und das ist darumb, das jegklicher des sin zenacht dester sicherer syge, dann die nacht sol so fry sin, das ainer sin türli ab der landtstraß zenacht nemen mag und an sin wand henken und mornent es widerumb hintun
    Ende 15. Jh. SGallenOffn. II 417
  • welicher des nachts aus ainem hauß gieng und ains fuerbartet, derselbig ist zu schätzen fuer ainen mörder
    15. Jh. OÖsterr./ÖW. XV 150
  • by nacht ... dat is te verstaen: nae der sonnen onderganck ende voir der sonnen opganck
    um 1500 Fruin,KlSteden II 24
  • warth dosuluest gefunden, wat sin broke sy, de in der Aw fische in nachtschlapender tidt edder stilliken edder by dage. by dage 20 gulden broken, by nacht hefft he liff vnd guth gebroken
    1501 Freudenstein,WaldSchaumburg 77
  • wo einer zu vngewoͤnlicher oder verpottener zeyt, als bey der nacht oder an den feyertagen, einem andern sein holtz abhibe, der sol nach rate der verstendigen herter gestrafft werden
    1507 BambHGO. Art. 194
  • um messerzucken, bei nacht und näbel begangen, soll um doppelte buss gestraft werden
    1538 ArchBern 37 (1944) 433
  • so idt [fischen] aferst in der nacht geschuth, so schal desulfige, de idt deit, thom apenbaren defe gefelleth sin
    1553 Panten,RQNordfriesl. 138
  • gepieten wir bei peen zwanzig taler, das die verlobte personen, under bürger und bauersleute, uber nacht beisammen in einem hause nicht bleiben sollen
    1572 Anhalt/Sehling,EvKO. I 2 S. 573
  • wuͤrde einer bey nacht in eines andern behausung befunden, dieberey, rauberey, zu brennen oder gewalt zu uͤben
    1583 HadelnLR.(Pufendorf) V 21
  • das sie sich vor eheleutte außgebenn unnd beide beisammenn die nacht uber in einem bette gelegenn
    1593 Leipzig/ZRG.2 Germ. 6 (1885) 188
  • wer trauben nimmt, ist die einung im tag i fl., in der nacht iij fl. vndt sein leben lang ein diepschilling
    1595 Nahe/GrW. II 155
  • welcher einen finndet in sinem huß ... inn sündtlichen sachen ... by synnem wyb ... vnnd by nacht vnd nebell by sinen diennsten
    um 1608 UriLB. 26
  • welcher begriffen oder beschrieen wurt der ain fruchtpaaren paumb ... abschlegt, ... begreift man im bei der nacht, so ist er zu richten alß ain schedlicher man
    1673 NÖsterr./ÖW. XI 22
  • wie een waker anvecht by nacht, die sal after die tijt sijn leven lanc vredeloes bliven
    oJ. WestfriesStR. II 218
III
als Zeit, in der (gnadenhalber) Strafen vollstreckt werden, in der aber auch die Rechtsausübung anheimgestellt oder verboten wird
  • ist aber, daz iz des nachtes [Bed. II] geschit, daz sich lute ... stechin mit einander, kumit man nach dem richtere geloufen, he sal dazu nicht gehn zu rechte, wen iz nacht ist, he wolle iz denne gerne tun
    um 1300 FreibergStR. 33 § 2
  • moit hij die ghelaefte bij daeghe ind nyet inder nacht voltrecken
    1426/40 KleveStR. Art. 144
  • C. by nacht in den Meyn werffen
    1439 Rau,BeitrFrkf. 15 Anm. 47
  • G.v.R. ... umb des armen frunden bete willen by nacht von der brucken in den Meyn werffen lassen
    1492 Rau,BeitrFrkf. 15 Anm. 48
  • die notarien sollen auch des wissen haben, daß sie nicht bei nachte dann allein aus ehehaftigen notsachen ... sich bitten lassen, instrument zu machen, dieweil solches nicht ohn verdächtlichkeit geschehe
    1512 RNotariatsO./QNPrivatR. II 1 S. 101
  • von nichtigkeyt der urtheyl ... wo bei nacht geurtheylt, es wer dann ein willkoͤre
    TeutschForm. 1571 Bl. 75r
IV als Zeit, in der Übernachtungen notwendig werden und in der Nachtruhe geboten ist, auch die Zeit, in der sich rechtlich Abhängige nicht außer Hause aufhalten dürfen
  • welck knecht ute sines heeren huse des nachtes is, deme scal sin here vor jewelcke nacht afslan 6 penninge van sineme lone
    1375 HambZftRolle 30
  • ist ouch, dz der vogt in dem dienst uͥber nacht vss beliben můss, den schaden vnd zerung sol ouch der gotzhusman haben, in des dienst er denn vs ist
    1414 ArgauLsch. I 505
  • die vrouwen verwerken oick oir lijftucht ghedingh ... of se des nachtes uyt bleve one(e)rlike
    1426/40 KleveStR. Art. 60
  • sollen sie [Schulknaben] ... vber nacht nicht außenbleiben
    1583 Rautenstrauch,Luther 114
  • da aber frembt- oder bekante göst im leitgebhauß sich ... über obermelte zeit aufhielten, solle der würt ... die weit- und frembten göst aber ain nacht zu machen und schlaffen zu gehen beschaidentlich vermainen
    1674 NÖsterr./ÖW. IX 268
V
erste Nacht Zeit des (ehelichen) Beilagers mit allen Rechtsfolgen, auch im Kontext des jus primae noctis, hierzu HRG.1 II 498
  • daß sy haben alle guter und farn hab an ander fererbt uff die erste nacht 
    1494 Bergmann,Rechtsgrenzen 44
  • ouch hand die burger die rechtung, wer der ist der uf den gütern, die in den kelnhof gehörend, die ersten nacht bi sinem wibe ligen wil, die er nüwlich zu der ee genommen hat, der sol der obgenanten burger vogt dieselben ersten nacht bi demselben sinem wibe lassen ligen; wil aber er das nüt thun, so sol er dem vogt geben 4 und 3 ß züricher pfenning
    1538 Zürich/GrW. IV 321
  • so die hochzit vergat, so sol der brütgam den meyger by sim wyb lassen ligen die ersten nacht, oder er sol sy lösen mit v ß iiij ₰
    1543 Zürich/GrW. I 43
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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