Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Nachtschach

Nachtschach

, m., auch f.

zu mhd. schâch Raub
vgl. Mordschach

I entspricht in einigen Belegen dem lat. dolus nocturnus 
nächtliche Gewalttat, die Tod, Körperverletzung, Sachbeschädigung oder auch nur die Störung von Sitte und Ordnung zur Folge haben kann
  • swaer umbe den nahtschach in die aehte kumt, swaer den behaltet tages oder nahtes, ... der ist dem clager unde dem vogte schuldic der buzze als umbe den totslak
    1276 AugsbStR. Art. 35 § 3
  • swaer den nahtschach hat getan, der mak keiner dinge geziuk sin
    1276 AugsbStR. Art. 97
  • ze geleicher weis [wie bei manslaht oder ... ein ander grozz ungetat, diu bi der naht geschehen ist] stet daz geriht uͤber den nahtschach 
    1294 MünchenStR.(Dirr) 46
  • der anspreche wirt des nahtschahes umb den mort, der sol sich ze der lütkilchen selb sibender unarkweniger lüte entreden
    1304 ZürichRBf. 164
  • der anspreche wirt nahtschaches umbe alle unfuoge und unzuht ane mort und ane wundon, der sol sich ... entreden selbedritter unarkweniger lüte
    1304 ZürichRBf. 165
  • die fursten lobten ouch bêde daz,/ daz si ir ungenâden haz/ solden kêren gegen den,/ die dâ niht wolden understên/ mit ir gewalt und mit ir kreften/ in ir hêrscheften/ nahtschâchen unde strâzroup
    1. Viertel 14. Jh. ÖRChr. I Vers 44287
  • si ... sub noctis silencio quis violenciam fecerit, que vulgariter dicitur nahtschach, punitur 9 libr. den.
    vor 1346 Zürich/GrW. IV 324
  • hat ouch das gotzhus die vogteie von den ... gütern kouft ... mit allen den rechten ..., es sige die grose oder die kleine freueli, túbstal, das mort vnd der todschlage, hertvelligi, blůtrúnsigi vnd der nachtschache 
    1352 Schwarzwald/GrW. IV 505
  • man schol auch niemand in der stat zu Pettau aufhaben oder verpieten umb deuf oder umb nachtschach, des er selben nicht getan hat
    1376 PettauStR. Art. 25
  • wer denn klegt umb ain fräfli die das bluot antrifft, oder ainen nahtschäch oder ainen nötzog
    1383 Sankt Gallen/GrW. V 181
  • wer ... den andern an dem sinen nachtz oder tags schaͤdiget oder sin vih uff yemann tribt ... umb soͤlichen nacht schaͧch sol ain yeglicher dem kleger vervallen sin zerichten ain halb mark silbers
    1385 SchaffhStR. II 96
  • were, das yeman in vnnßerm lanndt dem andern nachtz fräuenlichen jn sin hußs nachgienge vnnd jnn da wellte angryffen, oder jm sin thüriny wellte fräuenlich vffbrechen, oder mit steinen ... jnhin würffe, oder ... jnhin stächy, oder yeman den andern fräuenlich vsßer sinem hußs lüdy, ab dem soll man richten ... alls vm ein nachtschach 
    1394 SchwyzLB. 28
  • nachtschach und heimsuche
    wohl 14. Jh. Matzinger-Pfister,Paarformel 51
  • wer dem andren mit sinem vich schaden tůt ... beschaͤch es ...nachtz, so halt man es für ain nachtschach 
    1466 SGallenOffn. I 434
  • die vier ungericht nachttschach, nottzog, haymsůch und fridbrech wunden
    1469 SGallenOffn. I 14
  • ain nachtschach ist die bůß 10 ℔ den.
    1469 SGallenOffn. I 18
  • haben ein amman vnnd gesesßner ratt zu Schwytz sich ... erjnrett, was der nachtschach sye [folgt Kasuistik]
    1521 SchwyzLB. 29
  • beschehe aber sölliches [Flurfrevel] by nächtlicher wyß: alss dann blybt es by der nacht schaach vnd by derselbigen straff
    1552 Schauberg,Z. 2 (1847) 82
II
Bußgeld für Nachtschach (I), auch als Bezeichnung für eine bestimmte Bußgeldsumme
  • ist der todschlag und blutrünsigi und hertvelligi und die nachtschach und tübi und die groz fräfli ein vogts
    1344 Burckhardt,Hofr. 234
  • einungen und nachtschachen zuo H. sind des unterfogts gar
    1496 SchweizId. VIII 101
  • das dess herren vogt ... verbieten, das niemands dem andren inn sin wingarten gange ..., by tag an zehen pfund ... nachts an ein nachtschaach 
    1535 SchweizId. VIII 101
III (Hafer-)Abgabe, die sich wohl aus Nachtschach (II) entwickelt hat, vgl. SchweizId. VIII 101
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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