Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Nade

Nade

, f., Nede, f.

zu hochdeutsch (mit Präfix) Gnade 

I die göttliche Gnade, deren Erlangung Motivation für die Teilnahme an einem Gottesfrieden (II) ist
  • tuiwalde bote, ther wi and wepen uresueren hebbe thruch frethe and nethe [denen kommt (bei einer Verletzung des Friedens) doppelte Buße zu, die Kampf und Waffe um des Friedens und der Gnade (lat. Text: propter pacem et propter gratiam) willen abgeschworen haben] 
    um 1300 HunsingoR. 26
  • morth mot ma mith morthe kela bi liuda kere - nas bi godes riuchte, wand god bad a nethe -, thrug thet ma erga stiure [Mord soll man nach der Satzung des Volkes mit Mord vergelten - keineswegs nach Gottes Recht, denn Gott hat immer Gnade geboten -, damit man dem Bösen wehre] 
    um 1300 HunsingoR. 30
  • huasa hia thes riuchtes berauede, thet hi [birauuat vrde] fore godes hilghem allera nethena in celo et in terra, beite a himele and a erthe [daß derjenige, der sie des Rechtes berauben sollte, vor Gottes Heiligen aller Gnade in coelo et in terra, sowohl im Himmel wie auf Erden, beraubt würde] 
    14. Jh. EmsigerR. 28
II 1Milde (I) im Unterschied zur Strenge des Rechts
  • alle tha, ther thet rivcht ieftha enich rivht brekath, hit ne se thet ma hit thrvch natha dve, thruch thet tha natha send marra tha thet rivht, sa bislut hia god andere hille [alle diejenigen, die das Recht oder irgendwelches Recht verletzen - es sei denn, das man es tue um Gnade zu üben, weil die Gnade größer ist als das Recht - die wirft Gott in die Hölle] 
    um 1300 RüstringerR. 26
  • him di paeuwes ende zijn prester riochte hermschere scrywe ney riochte iefta ney nedum [der Papst und sein Priester sollen ihm die gehörige Kirchenstrafe nach dem Rechte oder aus Gnade auferlegen] 
    13./14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 246
III Vorrecht, Privileg
vgl. Gnade (VI)
  • schelleth dae fresen der nedena niata ... dat deer emmer sculde gaen wr hals ende wr haud di pannyng, deer etta monte nia is [sollen die Friesen das Vorrecht genießen, ... daß (für die Bannbuße) für Hals und Haupt immer der Pfennig gelten sollte, der im Münzhaus neugeprägt ist] 
    10. Jh.? (Hs.1464) WesterlauwersR. I 182
  • dech scellath fresan nedena nyata [jedoch sollen die Friesen (bestimmte) Vorrechte genießen] 
    1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 378
  • thach schense tha fresan nedena niata. thi Wideken thi forma asega delde [dennoch sollen sie, die Friesen, die Privilegien genießen, die Widekin, der erste Asega, festlegte] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 276
IV wohl hierher, vgl. BrokmerRechtshschr. 236
Sorgfalt
  • hwasa otherem thes betigath, thetter him crocha brocht hebbe, sa skel ma hit ... biada thet riucht; and efter barie hi thriia and alsa nime hine a sine wald achta degar and haldene mith nethum [wer einen anderen beschuldigt, daß er ihm (zu seinem Hause) ein Becken mit (glühenden) Kohlen hingetragen habe (um Brand zu legen), der (der Kläger) soll ... sich zum Recht erbieten; und darauf erhebe er dreimal Sühneklage, und dann nehme er ihn auf acht Tage in seinen Gewahrsam und halte ihn sorgfältig fest] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 84
V Vorteil, to helpe and to nethum zu Nutz und Frommen
  • hit selua skref mith hondon sinon and bad hit to hebbande and to haldande alle kerstene liodon to helpe and to nathon [denn er schrieb es [das Recht] selbst mit seinen Händen und gebot, es zu halten und zu wahren zu Nutz und Frommen aller Christenleute] 
    um 1300 RüstringerR. 32
  • theter alle inwetir stonda skilun, sa se God eskipin heth al there wralde to nathon [weil alle Binnengewässer so bleiben sollen, wie Gott sie zum Nutzen der ganzen Welt geschaffen hat] 
    um 1300 RüstringerR. 88
  • thisse riucht keren alle Fresa, ther thi kening Kerl bad te hebbane and the haldane ti helpe and te nethem alle cristene Fresem [alle Friesen setzten diese Rechte, die König Karl gebot zu halten und zu wahren zu Nutz und Frommen aller Christenfriesen] 
    14. Jh. EmsigerR. 46
  • hwande hit selwa scref mit sine selwes hondum ande badet to hebbane and to haldane alle cristene folke to helpe and to nethum [Denn er schrieb es [das Recht] selbst mit seinen eigenen Händen und gebot, es zu halten und zu wahren, allem Christenvolke zu Nutz und Frommen] 
    um 1400 HunsingoR. 20
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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