Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): näher

näher

, adj., adv.

Komp. zu nah 

I in geringerer räumlicher Entfernung, näher
  • ene priuaten vnde enen swinestal ne schal men nicht neger maken der straten ... mer vif vote
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 141
  • [Urfehde] dat C.C. ... hevet ... gelovet, dat he der stat tů Goslere nicht nar komen ne scale, dewile dat he leve
    1322 GoslarUB. III 425
II zurückliegend, vergangen, letzt
vgl. 2nahen (I)
  • vor selbigem nehern landtag
    1565 Reyscher,Ges. II 122
III in Bezug auf Abstammung und die damit verbundene Erbberechtigung: enger verwandt mit jm., deshalb auch mit besserem Recht zum Erbe ausgestattet; rsprw.: so besser recht, so naher erb; offen zu Bed. IV
vgl. Nahmag
  • sint hia lika sib, dio swyrdsida ende dio spindelsida, so is nier dio swyrdsida
    1323 (Hs. 1470?) Richth. 105
  • war en man efte en vrowe hebbet agter gelaten dogther kindere efte sones kindere, de sint erme erve nar dan er broͮdere efte er sustere
    14. Jh.? DortmStat. 52
  • die van dien goeden rechte erfnaem sijn ... sullen dat aentasten ende setten borghe, of dair enich naerre erfnaem na quame
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 178
  • want wie volbrueder is, die is in den lede naerre dan die halve brueder is
    1430 KleveÄltStRHs. 32
  • de mome is noger eres sohns gude wen de halffsuster
    1435 BremLGProt. 15
  • queth [sin fedria] thet hi ene kni niar se. sa mot thet kind hit innia on thene liud garda twelfauasum [sagt [sein Vatersbruder], daß er um einen Grad näher sei, so darf das Kind mit zwölf (Eideshelfern) seinen Besitz antreten] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 252
  • ist muttermag eines lyds nâcher denn vattermag, so sonnd si mit einandern erben
    1495 Argovia 9 (1876) 70
  • enen naerren maech
    2. Hälfte 15. Jh. DiestKb. 28
  • darauf gebe ich euch das lehn zu empfangen, so besser recht, so naher erb
    Anf. 17. Jh. SPantaleonUrb. 365
  • auch wen deucht der lehen eines näherer erb wär, und das ein anderer innen hat, der mag es anheut wohl forderen unter dem bauding
    oJ. Bayern/GrW. III 627
IV besser berechtigt; insb. im Beweisrecht: "näher zum Beweis", dh. zum Beweis zugelassen, ist idR. der Beklagte (vgl. HRG.1 I 402)
  • forðam agnung bið ner ðam ðe hæfð ðonne ðam ðe æftersprecð [denn Eigentumserweis ist dem Inhaber näher als dem Einklagenden] 
    um 1000 Liebermann,AgsG. 226
  • dat C. ... siner unschult naer is, dan broder H.v.B.
    um 1300 DortmStat. 148
  • eyn dinstbote sal sin lon dem starost adir sime nogbuer kunt tun. tut her daz nicht, zo ist der herre nehir zcu sweren uf daz lon, wen der knecht
    1340 JurPrut.(Mat.) Kap. 81
  • welcke unse borger pande hefft an sinen weren dar men ome up schuldich is sunder list dem is neger sin schuld uppe dat pand myt rechte to beholden wen ome yemand aff to seggende
    1349 HannovStR. 301
  • ist is alzo das eyn man gewundit wirt, geschryet her das gerufte und begrifit her den man und brengit en vor gerichte unde hot her des syne schreymanne selb sebinde, her ist neher en (czu vorczugende) denne her is em entgen moge
    Mitte 14. Jh. MagdebBresl. 54
  • had eyn cristen eyme iodden phant gesaczt, spricht der cristen, is sie nicht sovel, und der iud sprichet, es ste me: des ist der iodde nehir zcu bewisene
    nach 1358 Rb.n.Dist. III 17 Dist. 9
  • dat J.L. aen sinen eyghen goede, dat hi in pachte ghegeven hadde, naerre waer te bliven in siinre eyghenscap dant die scoute waer aen te nemen van der heerlicheit weghen
    1367 UtrechtRBr. II 19
  • een olde moder is nhaer eenn kindt tho voermonberenn dann eenn voerenbaerenn
    1400 DrentheOrdB. 2
  • item soe en sal niement lendtpenningen geven dan allene die sevene die hoir tuych geven. ende soe wie van den sevene een nairder wyset, dieselve en sal gheen lendtpenning gheven
    1424/1528 WestfriesStR. II 53
  • efft en man wolde sinen acker vorkopen, so is de swertside negher to kope, alze sin eghene dochter
    DithmLR. 1447 § 146
  • welde der erbe des lônes loucken und sprêche lîchte, sie wêren nicht gemît, und wêgert man en ouch lônes von einem halbin adir ganczen jâre, das sint die dînstboten nêhir zcûbehalden ûf den heiligen, wenne en der erbe dôvor gesweren moge
    1. Hälfte 15. Jh. LSchrP. 237
  • thredknigis meitele isma niar to bi tiugane dan to vn swerane [die Magzahl der Verwandten im dritten Grad ist man näher (berechtigt) zu bezeugen als (sie sind,) sich freizuschwören] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 342
  • sa stant hire afta mon. and queth hio se thes alle vnt scheldich. nu is hi niar mith ethe hia to sikriane. than hio thet ordel thor ongan [wenn ihr Ehemann (vor dem Gericht) steht und aussagt, daß sie dessen ganz unschuldig sei, so ist er näher (berechtigt), sie mit einem Eid für unschuldig zu erklären, als sie (gezwungen ist,) sich dem Gottesurteil zu unterwerfen] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 272
  • jef thet wif askat anne mon in da sinde. and queth thet hi thes bernes feder se. queth hi thenna. thet hi hia ne to wiue wnne. sa is hi niar vppa xij. scherum to vnt riuchtane. than hiut vppa hine is to brengane [wenn die Frau einen Mann vor das Sendgericht fordert und sagt, daß er der Vater des Kindes sei, (und) sagt er dann, daß er keinen Verkehr mit ihr gehabt habe, so ist er näher (berechtigt), auf zwölf Pflugeisen seine Unschuld darzutun, als sie (berechtigt) ist, ihn dessen zu überführen] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 274
  • ist zaeke dat huysensteeden to caep vallen in onser stadt, soe is dye ghene, dye huysinghe dairop staen heeft, nyaer daertoe dan een naeste land off een tredde sibdeel
    BolswardStB. 1455 Kap. 66
  • so soll auch ein buͤrger ... naͤher seyn, da ein bauer auf stadt-acker geld gethan, daß er den pfand-schilling erleget, und den acker oder wische jure antichreseos gebrauche, bis ihm sein ausgelegtes geld ... erleget wird
    1609 Rügenwalde 79
V
nach dem Näherrecht; näherer Kauf wie Näherkauf (I) 
  • wenn einer ein gut oder stück etwas jarzil empfangen, da kein lächenwer ist, hand wyr nach bishar gebrucht, so das verkouft ward, so hat der, so das in henz hat, den nähern kouff
    1489 WillisauAmtR. 97
  • sprechen sy, das einer sin vetterlich erb mog behan ... vnd sol daby beliben, es werd dann im abgewiset necher als recht ist
    15. Jh. Zürich/GrW. I 45
  • es sol auch ain herr von Ow väl vnd läss den rechten erben des driten pfenings näher zu lösen geben für ieder mann
    1518 Thurgau/GrW. I 242
  • was den nehern kauff vndt abtrieb anlanget, wird es also gehalten ...
    1572 Grünberg(Glaser) 245
  • der creditor [eines Leinwebers] nicht ... den naͤhern kauff des linnens ... haben
    1719 HessSamml. III 810
VI etwas näher bringen günstigere Bedingungen erwirken
VII einer Sache näher kommen einen Anspruch verwirklichen
  • [er] sal mit orteyln fragen, wy her syme zcinse ner kome moge, wen ome vorslossen sy sin gewer, daz her nicht phenden mag vor sinen zcins
    nach 1358 Rb.n.Dist. II 4 Dist. 8
VIII vereinzelt als doppelter Komparativ näherer 
billiger, niedriger
  • man sol aver den herren daz guot ane bieten ob erz gewinnen welle, unde sol man ez niht næher geben wan als einem andern
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 36 § 3
  • lose ... ich ez [Gut] neher, so sol ich ime [dem Wiederkaufsberechtigten] ez neher wider geben
    1287 WirtUB. IX 144
  • de iene mach de marc nicht negher wedercopen den vmme neghen marc sulueres
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 198
  • weret dat dar jenich ratman sete, de den kemereren wisen welde umme negeren scaden, de scal dat don binnen dren daghen
    um 1300 HildeshUB. I 297
  • wir haben och fuͥrbaz gesetzt, daz dehain zunft hie ze U. ir zunftrecht niht tiuro noch naͤher lihen suͥllen denn umb vier rinisch guldin
    1376/1445 UlmRotB. Art. 278
  • [Zins] von yedem hundert fünf guldin, wan wir daz [Geldschuld] in so kurczer weyl nicht näher ufbringen mochten
    1434 AugsbChr. II 157 Anm. 1
  • nicht thurer nach nehir kouffen nach verkouffen
    1453 FreibergUB. II 146
  • und welcher das [Brot] zu clein bachen würt, soll ... der statt verfallen sein und am vormarkt ... neher gegeben und verkauft werden
    1498/1750 SchlettstStR. 450
  • wann die erben den vaal lössen wellennt, so soll man inn den zůlößen geben, dess dritten pfenings nächer, dann er wertt
    1502 Schauberg,Z. 2 (1847) 142
  • sie wolttens mit der zeit neherer kauffen
    1541 Herolt,HallChr. 260
  • item aber sprechent die hofjünger, dass sy habint das recht, wer, dass keiner daselbs vnder inen eigen oder erb wolt verkouffen, der sols dess ersten sinen geteiliden veyl bietten, vnnd sols den v ß necher gen, denn eim anndern, vnnd wyls der nit koufen, so mag er es denn gen wem er wil
    oJ. Zürich/GrW. I 29
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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