Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Nase

Nase

, f.

neben umgelauteten mnd. mnl. nese; mit den Ablautformen mnl. nose, ae. nosu, afries. nose, nosi 

I Nase
  • gif nasu ðyrel weorð, viiii scillingum gebete [wenn die Nase durchbohrt wird, büße er mit 9 Schillingen] 
    601/04 (Hs. um 1120) Liebermann,AgsG. 5
  • gif he þonne gyt mare wurc geworht hæbbe, þonne do man ut his eagan, ⁊ ceorfan of his nosu ⁊ his earan ⁊ þa uferan lippan [wenn er dann noch eine größere Missetat verübt hat, dann reiße man seine Augen aus, und sie sollen seine Nase und seine Ohren und die Oberlippen abschneiden] 
    um 1027 Liebermann,AgsG. 334
  • den munt, nase unde ogen, tunge unde ore unde des mannes gemechte, unde hende unde vute, dirre iewelk, wert de man dar an gelemet unde scal men it eme beteren, men mut it eme gelden mit eneme halven wergelde
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. II 16 § 5
  • die wief. of iuncurouwe dartoe ontspaent dat soe onscakers dien salmen de nese af sniden
    um 1237 CorpMnlTekst. I 39
  • de keiser Otto ... let blenden unde de nasen afsniden dem unrechten pavese Johanni
    um 1260 SächsWChr. 166
  • welt ir nu wizzen, waz diu lem ist: daz ist ein auge wider auge, ore wider ore, nase wider nase, zunge wider zungen
    1276 AugsbStR. Art. 49 § 2
  • hwam so ma sin nose onwerdelika ofsnyth, zoe scel ma thet beta mith enes mannis ieldim [wenn man einem schändlicherweise die Nase abschneidet, so soll man das mit dem Wergeld eines Mannes büßen] 
    1276 (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 484
  • uvirt aber der burger blůt runstic, an munde oder an nasen, oder an cratzende, âne schinbere wunden, der gibt ein phunt, vnd rumet achte wochen
    um 1300 Förstemann,Nordhausen I 1 S. 51
  • thiu nosi of, en half iechtich geld [ist die Nase abgehauen, so entrichte man die Hälfte des bei Nichtleugnung zu zahlenden Wergeldes] 
    1327 RüstringerR. 124
  • so wie den andren sloeghe mitter voyst of wronghe mitter noese, die ghelt een pont
    1340/79 UtrechtRBr. I 6
  • sleit en deme anderen. ofte howet. ofte snidet de nesen af al so dat se den seghe. oder den dröppel. nicht beholde. de betere deme cleghere .xl. marc. der stad .vi. marc. den vögheden 1/2 marc
    1341/44 WisbyStR. 38
  • swer dirre nachgeschriben eiden dekeinen sweret, das der gibt vi d. ze bůsse: ... gotz ader, gotz bart, gotz nasa 
    1344 ZürichStB. I 164
  • wive ocht man, die men beproeven mach dat kauwetstren sijn, salmen bannen vij jaer, op horen nose verloren
    Mitte 14. Jh. CoutAnvers I 8
  • man ofte wyf die bedreghen worden dat zyt [Entführung] maecten ..., men soude hem nesen ende mont afsniden
    Ende 14. Jh. CoutAudenaerde II 70
  • ist daz ainer ainem sein nasen ... absneidet, der geb dem richter zehen pfunt pfenning ze wandel und sein nasen ... sol er loͤsen von dem geserigten ... swie er mag. mag er dez nicht getůn noch der ledigung des gutez niht gehaben, so sol man nach gotez gericht richten ... ein nasen umb ein ander nasen 
    14. Jh. WienerNeustadtStR. 132
  • we de rad der stad to Brunswich bekennen openbare in dussem breve ..., dat T.R. unde H.B. ... to schelinge quemen bynnen unser stad, alzo dat T.R. H.B., dussem breffwysere, eyn stucke bette vore van der neeze, unde dat schege in hastem mode, alzo dat H.B. dat anders myt neynen uneren geschen sy
    1401 Hänselmann,MndBeisp. 4
  • were ok, dat yemant den anderen berovede enes oghen, der nese, ener hant, enes votes, de scholde dat beteren myt x marken
    1406 BremUB. IV 447
  • soe we den anderen berouet sijn naze off syner lyppen, ... de sal den clagher beteren myt xxx marc
    1525 GroningenStB. 27
  • nose al ofsnithin en thrimen lif [wird die Nase ganz abgeschnitten: ein drittel Wergeld] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 112
  • huaso ... foet of sle, iefta hand of kerue, nose iefta tonge iefta were, dat betma als een daedslachta
    Ende 15. Jh. Richth. 106
  • wo nu soͤlche vorlembde oder wunde an des menschen munde, augen, nasen, zungen, ohren ... geschehe, so ist des beklagten busse ein halb wehrgelt
    1561 Rotschitz 90v
  • welchem seine nasen gar abgehauen, und er dardurch zu scham und schmach gemacht wuͤrde. dieser fall ist auch der hohen obrigkeit zustaͤndig
    vor 1705 KlugeBeamte I2 803
  • [sollen,] wann sie der vorsetzlichen desertion uͤberwiesen ... vor dem gantzen regimente zu schelmen declariret ... auch andern zum ... schrecken ihnen die nasen und das eine ohr abgeschnitten ... werden
    1711 CCPrut. III 65
  • [Lohn des Nachrichters] für eine person naßen und ohren abzeschneiden 1 fl
    1748 Augsburg/Schuhmann,Scharfrichter 137
  • abschneiden der nase und ohren, kommt selten vor
    1771 Zincke,KriegsRGel. 59
II in stehenden Wendungen: jm. etwas auf die Nase werfen jm. etwas vorwerfen; sich eine Nase zuziehen getadelt werden, jm. eine Nase machen, drehen jm. etwas vorspiegeln, jn. täuschen, betrügen, einer Sache eine Nase machen eine Rechtssache günstig erscheinen lassen, wächse(r)ne Nase Nase aus Wachs, metonymisch: beliebig formbares Aussehen, durch die Nase schlitzen (eig. als Strafe an Personen, hier: minderwertiges Tuch durch ein Prüfzeichen) ausmustern
  • di schrift hat eine wechsene nesen. / daz wachs ist gel var und ouch wiz, / als daz wachs behende is mit vliz / zu nemen an sich etslich bilde, iz si ru zam adir wilde, / also nimpt di schrift an sich / itslich bilde daz sage ich
    2. Hälfte 13. Jh. Brun v.Schönebeck V. 961
  • das sie das recht / wol buͤgen, das es nit blib schlecht / als ob es wer eyn waͤchsin nasz 
    1494 Brant,Narrensch. 71 V. 11
  • man kundt wol mit kluegen worten hofiern und in einem kleinen stuck der gmain ain nasen machen
    1533 AugsbChr. VI 57
  • do kreg ein wessen nase dat recht / de wile he was ein Luthers knecht
    1537 Daniel v.Soest 262
  • [den Kürschnergesellen wird vergönnt,] alter gewohnheit nach ir gesellschafft zu halten, vnnd mit pfeiffen vnd trummen vmb zu ziehen, ... vnnd noch eim goltschmidtgsellen ein naßen abzuhawen
    1559 Alsatia 1853 S. 189
  • daß er auch einer ieden sachen, wie böß ie dieselbig war, wann gelt darbey stund, ein nasen machen und das recht verdunckeln kondte
    1563 Wendunm. I 156
  • ["diejenigen Schlißbletz jedoch, welche sogar des O-Zeichens unwürdig sind, sollen die Schauer mit dem Pinsel"] durch die nasen schlitzen
    16. Jh.? Moser-Nef,SGallen III 851
  • hiemit entschuldigen sich die finantzer, welche den leuten mit falscher gefaͤrbter ware und thand ein nase machen
    1663 Schottel 1132b
  • wann in der gillde einige sachen bestraffet, verglichen oder beygeleget sein, soll keiner dem andern solches auff die nase werffen, auffrücken oder schimpflich davon reden
    1696 WollinTucker. 187
  • das recht habe eine waͤchserne nase, lasse sich drehen, wie und wohin man wolle
    1724 J.G. Fichtner, De cereo juris naso (Altdorf 1724) 4
  • werden wir uns eine nase zuziehen
    1737 ActaBoruss.BehO. V 2 S. 356
  • sollt' duͤnkt mich der glaubenslehr bey leib' keine waͤchserne nas' angesezt werden, wie der juristerey, die man drehen koͤnnt' wie man will
    vor 1826 StaatsbMag. VI 222
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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