Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): nehmen

nehmen

, v.

das Wort wird häufig in syntaktischen Wendungen gebraucht, deren grammatisch-systematische Klassifizierung in vielen Fällen Probleme bereitet; die Belege finden sich ihren inhaltlichen Aussagen entsprechend in den einzelnen Gliederungspunkten; Bedeutungsnuancierungen können sich durch unterschiedliche Kollokationen und den jeweiligen historischen Kontext des Beleges ergeben, ohne daß sie gesondert aufgeführt würden

I etwas (von jm.) annehmen, einnehmen, einziehen, entgegennehmen, erwerben, etwas akzeptieren, an Stelle von etwas anderem annehmen; beanspruchen, geltend machen

I 1 von materiellen Gütern (Vermögenswerten, Pfändern, Strafgeldern, Münzen)
  • en gut mach maneges herren sin ...; doch mut enes de gewere sin. swe ... den tins dar ut nemet ... de hevet de gewere dar an
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. 14 § 1
  • swar twene man en erve nemen scolen, de eldere scal delen unde de jungere scal kesen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 29 § 2
  • swat aver en man mit sime wive nimt, des ne delt he mit sinem brudere nicht
    vor 1270 Ssp.(Eckh.2)LR. I 12
  • er [Ks. Heinrich] gebot ouch allen, die über diu goteshiuser vogete wæren, daz si niht wan ir gesaztez reht næmen unde wer über daz iht næme, daz wære roup
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 210
  • swenne man die alten phenninge verbiutet ze naemenne 
    1276 AugsbStR. Art. 8 § 29
  • vindet ein cristen sin gut in eins iuden gewalt daz im verstoln ... ist, daz sol im der iude widergaeben umbe swiu ez im gesetzet ist, unde sol keinen gesůch davon naemen 
    1276 AugsbStR. Art. 57 § 2
  • swer die bůzz nimpt von einem, der in gelaidet hat mit worten oder mit werck, der sol zehant sin gůt friunt sin fuͤr daz er die bůzz genimpt
    1294 MünchenStR.(Dirr) 45
  • welch man oder frowe oder welch kint erbeteil nimit, daz sol ouch di schult mite gelden
    um 1300 FreibergStR. I § 18
  • weret dat die brodere nemen hovesteden, umme alsus gedane dingh to buwene, so sole wie anderwegen hovesteden nemen, mynner umme dy helfte, nach syner mate gelike guyt, so id geboret unser nut
    Anf. 14. Jh. PreußUB. I 1 S. 212
  • das man den zehent ... nehmen soll an den stäthen, die hernach geschriben seint
    1301 MBoica XV 187
  • swer aber mit einem fur den rat get, der schol nihtes dar umb nemen 
    1320 RegensbStat. 106
  • wer sich notwer seines leivs wert, der schol der richter drower [darüber] nicht nemen, awer an anderm gevecht, so gevelt dem richter von dem swert aus der schaid lx haller
    um 1330 BrünnRQ. 396
  • sullen munchner nindert salts nemen dann ze W.
    1332 MünchenStR.(Dirr) 141
  • swenne oͮch ein apt von E. dvͥ vor gvͥzalten tegding selber het, vnd die dienst nimet ... so sol er vff ieklichen hof, da er den dienst nimet ... einest in dem jare geben ein stier der zîtuang ist vnd einen zinszigern
    1. Hälfte 14. Jh. ArgauLsch. I 159
  • daz wir ... ein vngelt nemen sullen ... von allen trinchen, daz in vnserer stat verschenchet wirt
    1351 RegensbStat. 128
  • sechs alde haller, diͤ siͤ ... zu wegegelde nemen 
    1356 FriedbergUB. I 207
  • [wer den Rat verleumdet] der můzz ain viertail jars von der stat sin, und ob diu sache ... so hefftig ist, so sol in ... der rat zů dem viertail jars bessern ..., ez wer denne, daz der rat sin recht da fuͥr nemen woͤlt
    1376 UlmRotB. Art. 36
  • der richter mag auch einen totschlag an einem ellenden menschen wol fodern ... vnd besserung dorumb nemen 
    2. Hälfte 14. Jh. IglauOberhof 356
  • waer och, das ain hagstoltz abgieng, ... so sol ain herr weder vael noch gelaess nemen 
    14. Jh. Thurgau/GrW. I 240
  • ende so wie myede name of gave, om eenighen man ... te misdoen, die verbuerde zijn lijf
    1401 Fruin,Dordrecht I 4
  • papen, die eyghendom hebn moeghen ..., die moeghn erven nemen mit den broederen
    1426/40 KleveStR. Art. 68
  • were jenich richter ... de gave hadde ghenomen recht off unrecht to segghende ... de solde be synen daghen nummermeer recht voren
    1428 OstfriesUB. II 730
  • der meister und die fünfmanne mügent ouch wol umbgon ... und den lüten pfant nemen für die schulde, die sü dann unserm antwerke schuldig sint
    1437/53 Schmoller,StraßbTucherZft. 55
  • tha reddian moten vmbe nanenes reddians kere ... nene meyda nima. iefta nemman ne nima lete. fon hiara hallum vr twen fiarderan biaris [die Redjeven dürfen wegen keines Redjeven Schiedsspruch ... Geschenke annehmen oder jemanden in ihrem Auftrage annehmen lassen über zwei Viertelmaß Bier hinaus] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 384
  • hat danne N.B. vor synen veterlichin teyl aberichtunge genomen 
    1474 PössneckSchSpr. I 57
  • kouffer, dy wegern solliche beczalunge vor vol unde gnoge zcu nemen 
    1474 PössneckSchSpr. I 272
  • [Wein, den er] von H.K. an schulden genomen hat
    1474 PössneckSchSpr. I 274
  • steruet de borger vnde syn werdynne beholt dat leuent, ... van alleme erüe scal se nemen so vele also de beste erüe
    1492 FlensburgStR. Art. 1 (S. 57)
  • [bei Zahlungsverzug] mag der meyer ... des ungehorsamen gut verpfelen und demselbigen gesumpten sin gut für soliche usstendige zins auch costen und schaden nemen 
    1494 Burckhardt,Hofr. 108
  • das nieman dem andern sin sold verbietten noch ze pfand nemen sol
    Ende 15. Jh. LuzernStR. 44
  • [der Amtmann] sol recht ablait und anlait nemen von heusern
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 773
  • die mülner sollen zu mues nemen von ainem metzen korn ain gefächts mäsl
    1503 KitzbühelStR. 89
  • söllen bei den stetten des bunds biss zu verrer ordnung der guldin münz halben die rheinischen gulden gegeben und genomen werden
    1505 UrkSchwäbBund. I 543
  • sollen auch die yetz gemeltenn reichs-muͤntzen ... an statt des golds, außgegeben vnd genommen werden
    1524 RTA. II 265
  • [Forderung der Bauern] wann sich ainer henkht oder selbst entleibt, soll der her das guot nit nemen 
    16. Jh. FreibDiözArch.2 10 (1909) 82
I 2
vom Beweisangebot (durch Gottesurteil, Eid oder sonstiges Zeugnis), von Schiedssprüchen, Treue- und anderen Versprechen und sonstigen Rechtshandlungen, die zu ihrer Gültigkeit der Annahme bedürfen
  • ob zwene man ein gůt ansprechent vnd dez iehent vor einem herren ... der herre sol dez gezivge nemen der zvͦ dem herschilte ist geborn
    um 1275 Schwsp.(L.) Lehnr. Art. 3 a
  • wirt iemen erslagen unde entrinnet der selbe der ez da getan hat, unde schuldiget man iemen anderen daran, kumt der ... ungevangen fur daz gerihte unde wil sin laugen bieten, daz sol der rihter unde die clager von im naemen 
    1276 AugsbStR. Art. 28 § 2
  • ist auch das iemand ainen ansprichet umb deuf, ist er ein unbesprochen man, so sol er sich bereden mit dem eid und schol man sein beredunge nemen 
    1289? Kärnten/ÖW. VI 525
  • ist ouch daz eime ein schade geschehe von eime, des er nicht kente, und sich doch ůf einen sunderliche verwende, mac mans in nicht ůbersagen mit drin unversprochen mannen, so sal man sin gerichte nemen 
    1296/97 WürzbPol. 39
  • wer ouch daz si heimlich brehent [dheins dar vorgeschriben dinge] und si dez bezigen wuͥrdent, da sol man ir unschulde umb nemen 
    1324 MGConst. VIII 808
  • svar man aver eide lovet, die sal man lesten to me nesten ungebundenen dage [Glosse: wil aver di antwerdere si tu hant dune, di cleger moit si wol nemen]
    nach 1325 Buchsche Glosse/SspLR. II 10 § 6
  • wilkoret oder vulbordet de kleghere umme sine scult enne edh to nemende, seder ne mach he nenne tuch dar over don
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. III § 144
  • wel sek de man ... des mit rechte ledighen ... dat schal me van ome nemen 
    1353 OsterwieckStB. 13
  • daz sie denne von derselben persone, der sie die stat also verbietent, die truwe nemen suln
    1370 EßlingenUB. II 91
  • wille't denne di din here ungekusset ligen, dat het ane manscap, so vrage eft din here icht to rechte scole dine manscap nemen ... wente dat were anders nen recht len, lege't di din here ane manscap
    2. Hälfte 14. Jh. RichtstLehnr. 22 § 5
  • wer den hant fried wydersagt e des tags als er genomen ist, vnd wirtt er des vber wartt, man sol vber in richten als vber ain friedprecher
    14. Jh. RegensbFriedg. 75
  • wes wy [Schiedsrichter] zee darumme bezegghet in vruntschup edder rechte, dat scolet zee nemen unde doen
    1402 BremUB. IV 380
  • de unschuld schal men van ehme nemen 
    1403 Höxter/Wigand,Beitr. 150
  • D. ... ist komen vor gehegit ding vnd hat dry ding geboten eyne eyt czu thunde, den sy J.T. ... globt hatte, do was dar nymant, der den eyt nemen wolde; do wart ir gevunden, sy were der schult ledig vnd loz, dar sy den eyt vor globt hatte
    1421 HalleSchB. II 188
  • wie beclaeghet wordt myt ennigher ticht, daer hij ontscholt voir buydt, ind die clegher die onscholt myt getuge niet weder leghet, ind tgerichte die ontscholt nemet, die en sallmen nae nyet bespreken
    1426/40 KleveStR. Art. 332
  • wen eyn kind czwelff jar ald ist, so ist is mundig und mag eyde nemen vor erbe vor schult vor todslag und vor wunden
    1436 Stobbe,Beitr. 122
  • welc goldtschmitt ... einen lerjungen thosettet, die zall van dem sulfftigen jungen nhemen bewysinge, dat he echte, vri van egendome
    1491 OstfriesUB. II 338
  • sollen die goltschmidt ... irer hevor gethanen eide erinnert und wider uffs neu handpflicht von ihnen genommen werden
    1563 HeidelbStR. 527
  • wo zween oder mehr mit einander schluͤgen, oder sich unfrid zutruͤge, so sollen die naͤchsten darbey treulichen unpartheyischen frid nehmen 
    1563 Moser,KreisAbsch. I 274
  • lawgent einer einem ainer anchlag und will im gerecht werden mit dem aid, so sol dez anchlager vorsprech dem anchlager dannoch mer ein spruch nemen uͤber iens lawgen und ens vorsprech uͤber den aid auch ein spruch
    oJ. RegensbStat. 54
I 3 von Rechtsterminen und Fristen
  • swer eines tot slages wird gezigen, der selbe sol in einen tak nemen und den selben tak sol er vrit haben
    Ende 13. Jh. NördlingenStR. 3
  • wær aber daz man im des gerihtes verzig, so sol er anderswa ninder daz reht suchen dann vor dem vitztum an den steten da si gemain tæg hin nement 
    13. Jh. Rockinger,Dm. 69
  • wy ... wolden daghe mit ome ghenomen laten hebben
    1399 HildeshUB. II 604
  • die cleger mach sijn ghetuegh leiden binnen den ghericht of sijn vertennacht nemen 
    1426/40 KleveStR. Art. 306
  • noch genommener gedenclicher zceit
    1474 PössneckSchSpr. I 329
  • wer der ist der das gricht verzücht und tag nimpt, ... der sol dem andren schaden abtragen
    1477 GraubdnRQ. II 256
  • dess namend die richter darum zusprechen byss uff nächst landtgericht ain verdenncken
    1509 FreibDiözArch. 19 (1887) 285
II jm. etwas (idR. ohne Rechtsgrund) mit Gewalt wegnehmen, stehlen, vereinzelt auch von einem immateriellen Rechtsgut (Ehre); jn. in seine Gewalt bringen, entführen, gefangenhalten; abwerben
  • ðer fon anðres henti eowiht nimit 
    9. Jh. Lex Salica/KlAhdSprDm. 55
  • ne bið alyfed æt þam þeowan his feoh to nimanne [non licet pecuniam suam servo auferre] 
    Mitte 11. Jh.? Thorpe,Laws 392
  • swer ze genaden wil quemen, der sol nieman niht nemen 
    12. Jh. Maurer,RelDicht. II 163
  • swe den anderen vet unde eme nicht ne nimt, ... sinen erven ne hevet he dar umme nicht to antwardene
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 31 § 3
  • (de) ban scadet der sele unde ne nimt doch nemande den lif
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 63 § 2
  • swer in den kreiz quæme, daz man dem daz leben næme 
    vor 1230 Stricker,Karl V. 11932
  • swe dem anderen des sines icht nimt mit gewalt, ... dat scal he weder geven mit bute
    vor 1270 Ssp.(Eckh.2)LR. III 47 § 1
  • wil aber der wirt daz recht nicht tuen von im, so schol in [den flvhtigen manne] der richter auz dem haus nemen 
    1307 BurghausenStR. 185
  • wir [Kg. Heinrich] haben in [Mörder Kg. Albrechts] e vnd reht genomen, ir lehen den herren ledig geseit
    1309 Kurz,Fried.d.Sch. 419
  • swelher niht gelicher vnd rehter rihter ist, dem svllen wir daz geriht nemen nach der purger bet
    1312 MWittelsb. II 205
  • weyr oyc dat ein royf ofte ein naeme ... ghenoemen wůrde, dat sal men keren
    1326 DortmUB. I 297
  • man sol ouch wissen, daz niemen fuͤtern sol durch nemen noch durch biten, denne da er durch reht fuͤtern sol
    1347 MGConst. VIII 343
  • were es auch, daz im ampt zu R. genomen wurde, ... so sollen wyr nachzihen als ferre das wir dannoch by sonneschyn des tages wider heym mogen komen
    1351 Franken/GrW. III 534
  • wer auch daz dem ... W. sulch vnser brife verstoln oder genumen wuͤrden, ... daz sol ym ... keynen schaden bringen
    1374 MWirzib. VII 69
  • wa man den [verlumeter schedelich man] nympt, und uffhebet, daran sol man wider nieman tun
    1389 RAbsch. I 94
  • was ainer dem andern nimbt an recht, das zeucht der clager wol an den antwurter selbs dritt
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 14
  • [sie] gingen bie nacht und bie nebele bie uns in des richs staid ... und namen und abeschaczeden da eynen prister
    1403 FriedbergUB. I 520
  • es sol auch dheiner dem andern sein werkman nemen noch empfiüren, er hab sich denn vor lieplich mit im verricht
    1423/1522 NördlingenStR. 205
  • woirt den voirkoepere dat verkoiffte guet mit ghewalt ghenoemen woewael he dat verwaeren soilde
    1426/40 KleveStR. Art. 111
  • der alder eeren en nympt men niet vorder ind oiren schande en ontgilt men niet vorder dan in't derde lit
    1426/40 KleveStR. Art. 358
  • hwersama ene frowa nimth wepande and ropande. andma hire fulgat. mith fulke and mitha frana. hwet sa hire denna den is. sa ist alle iechta [wenn man eine Frau entführt, und sie weint und ruft, und man folgt ihr mit dem Volke und mit dem Frana, so ist alles, was ihr dann getan wird, gänzlich unleugbar] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 246
  • hwasa nachtis thet godes hvs barn. and thet wathem hof. and ther a binna mon an mar nimt sa achma vmb sin lif nen fia to biaden [wenn jemand bei Nacht das Gotteshaus niederbrennt und das Pfarrhaus und darin Mann und Pferd nimmt, so darf man für sein Leben kein Geld bieten] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 360
  • welher dem andern das syn nympt, das in gepott oder hafft litt, über das es im verpotten ist, ist die bůß 10 ℔ ₰
    1469 SGallenOffn. I 19
  • welher diser bůssen aine ... verfallt ..., den mag ... das gericht in vangknuß nemen 
    1471 SGallenOffn. I 220
  • overghefallen myd rovende inde nemende 
    1474 OstfriesUB. II 28
  • were sach, das einer in der zent gefangen oder genomen wurd, so sol ein herschaft darzu thun, als fleißiglichen als die arme leut ime gelobt und geschworen haben
    1494 WürzbZ. I 1 S. 603
  • [wer heimlich geheiratet hat, soll] genomen und gestrafft werden
    1499 TirolHGO.(Schmidt) 105
  • ob auch ainem gestollen wurt in seinem haus und begrif der wirt den diep mit dem guet dennoch in dem haus, nimpt er dem dieb das guet, so ist er dem richter nichts phlichtig
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 247
  • [Übschr.:] was vbeltetter auss geweychten oder gefreyhten stetten zu nemen sein
    1507 BambHGO. Art. 207
  • ob ainer auf denen vischwassern ... ôn erlaubnus wurde begriffen, den soll man nemen mit leib und guet
    1527 NÖsterr./ÖW. VII 87
  • wer sich seinem landsfürsten fräfenlich nimbt und sich aim poch-herrn gibt, der ist mein gnedigisten herrn verfallen mit leib und guet
    2. Hälfte 16. Jh. Tirol/ÖW. III 379
  • das sichere gelaith wird ... begehret ... damit der inquisit zeit waͤhrenden processes ... sich unverstrickter vertheidigen ... und nicht also gleich in verhafft genommen werden ... moͤge
    1707 SudetenHGO. Art. XI Prol.
III
übernehmen, auf sich nehmen, an sich ziehen, sowohl treuhänderisch als auch in die eigene Verantwortung
  • absie [!] einir burgen hette(n), der sie vffe den liph torste nemen 
    1152/80 Rother(de Vries) V. 2366
  • daz nim ich hiut ûf mînen eit
    1255 Ulr.v.Liechtenst. I 747, 8
  • ich wil daz hiute ûf mînen eit und ûf al mîn êre nemen 
    nach 1281 Konr.v.Würzb.,Troj. V. 2767
  • sturbe der man [Kaufmann], so sol si [Witwe] das gůt, das er uffe sich genomen hat, von dem varnden gůt gelten
    1297 ZürichUB. VII 3
  • so vrage, na deme dat tu rede tu lestende sist unde nenen borgen vormoges unde de scult up di ungewunnen si, oft he entwer den ed tu hant scole nemen, odder scoles tu dime lovede sen [d.h. sehen]
    um 1335 RichtstLR. 46 § 2
  • were auch, das ... zweyunge wurden ..., das sullen die zwo stede nemen undir hende und sullen ez richten
    1340 FriedbergUB. I 140
  • chumt ein man flüchtiger in eines purgers haws ..., so sol der richter noch niemand in dasselb haws laufen, ob in der wirt über sich nemen wil vnd so gewiz ist, daz man in ze im gehaben mag
    1346 Carinthia 47 (1858) 183
  • so hant die gemeinen stette ... die sachen uber sich genomen 
    1386 MWirzib. IX 476
  • dat wy umme ... vredes willen hebbet to uns ghenomen dat schel
    1395 HildeshUB. II 474
  • vorsaket ein man des dotschlages, unde is ein ander, de den doden up sik nimmt unde wiket, so mach he des entgan, de des vorsakede, sulf sövende
    14. Jh. Bunge,Rbb. 90
  • die gefangen ... die wir off die hant genomen hetten
    1402 CDPruss. VI 129
  • auch soll ... vnser gnediger herr ... die geltschuld, die wir ... schuldig beleiben, an sich nemmen und die ausrichten
    1409 Lori,BairBergr. 21
  • Else vnd ire kinde nement ubir sich W. vnd K. die noch vnder iren tagen sint
    1429 SpeyerKoB. 110b
  • [Einigung, daß eine Partei die] geltschulde ... vf sich nemen vnd beczalen sal
    1439 DresdUB. 167
  • der burger soll nemen uff den eit, den er vor gesworn hat, alle sin schulde, die man im schuldig ist oder die er schuldig ist, an geverde zu nennen
    1447 Amorbach 243
  • thetter nen mon otheris goud farra ne mei an ple. an in plicht ne nima sar sin ayn [weil niemand für eines anderen Gut eine größere Haftung und Verantwortung übernehmen kann als für sein eigenes] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 50
  • von dem allen soll die frawe ... hant abthun und die drei ir stieffkinde sollen domit beerbt sein und zu iren handen nemen 
    1451 Mergentheim 181
  • [die Parteien erscheinen vor dem Rat] begherende dat wy sulke sake to vns nemen, ordell vnde recht darvan spreken vnde affzeggen willen
    1455 OberhLüb. 87
  • man sol ouch hinfur alles korn und haberen zů der reten handen nemen und in irem namen uff das turist verkouffen
    1461 FarnsburgUrb. 75
  • es soll auch hinfuͤrder keiner unser buͤrger ... pfannen in lehen und schrifft nehmen von ußwendiger leute wegen
    1482 Hondorff,HalleSalzw. Anh. 20
  • welch aussman solch eigen erbe ... zu sich nimpt, das ine der eigenman nicht gewehren konne
    1485 Hessen/GrW. III 346
  • habent sich gemein waldlütt des erkennt vnd vff sich genomen ... das
    15. Jh. Kothing,RQ. 158
  • sobalde er die ocht vber sich nome, muste er auch die ferlikeit des echters tragen
    1510 GörlitzRatsAnn. I/II 63
  • ein lantrecht ... das die eelüt uf einandren nützit haben noch nemmen sollind, bis si eelich lebend kinder mit einander gewinnint
    1510 JaunLR. 24
  • das [Gesagte] wol er uf das hechst nemen als er soll
    1526 BambChr. II 296
  • dasßelbige hat er genommenn vff sein sterben vnd sehlen salickeidt
    1528 ZerbstFemb. 61
  • beschwerung auf sich ... nehmen 
    1542 Moser,KreisAbsch. I 9
  • vermaint aber der h. brobst hierinn beschwerth zu sein, mag er derhalben das ordentlich recht an die hand nemen 
    1557 Indersdorf II 290
  • das in das künftig ein ieder koufsgenoß den kouf eines ligenden stucks züchen vnd nemmen möge innerthalb eines jars vnd eines tags
    JaunLR. 1560 S. 50
  • nach des lest lebenden doit sol es zu beiden seiten an die neigste erben fallen; doch wan einer sin teil verlaissen wolte, sulte er dem andern zu geben und nemen anpieten
    1561 BuchWeinsberg II 60
  • ob aber ain fremder begriffen wurt in den obgenanten stucken, so hat der richter denselben zu sein handen zu nemen mit leib und guet
    Ende 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 3
  • wan eines auf das ander die scheltwort nicht beweisen kan, so soll es offentlich vor gericht wider zu sich nemben und dem unschultigen sein unbilliche schmach abbitten
    1603 Steiermark/ÖW. VI 112
  • hat jemand eine arbeit in verding genommen, selbige aber nicht nach der vorgeschriebenen form zu stande gebracht, so muß es von dem herrn abhängen, ob er die arbeit behalten will
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 63 § 34
  • sobald sich ein concurs eraͤugnet, wird das saͤmmtliche vermoͤgen des schuldners ... in beschlag genommen 
    1776 Krünitz,Enzykl. VIII 304
  • [werden die Anordnungen des Richters nicht befolgt] wird man bemüßigt sein, das marktgericht, welches vom stift nur auf gnaden und so lange, als die beobachtungen und das recht gepflogen werden, gegeben wird, nach hause zu nehmen 
    1777 Carinthia I 149 (1959) 703
  • wann sich begibet daß ein streichender dieb alda aufkamm, beschrien und gefangen werde, solle ihme [!] die herrschaft zu hanten nehmen und ... mit zuruckbehaltung der haabschaft nur alß er mit gürtl oder kleid umbfangen ist dem landrichter überantworten
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 63
  • [die Einkünfte des Kindes] koͤnnen ... von den glaͤubigern des vaters nicht in beschlag genommen werden
    1811 ÖstABGB. § 150
  • [ein minderjaͤhriger] kann ohne genehmhaltung der vormundschaft weder etwas von dem seinigen veraͤußern, noch eine verpflichtung auf sich nehmen 
    1811 ÖstABGB. § 244
IV
mit Bez. für Rechtsgemeinschaften u. -verhältnisse oder einen Rechtsstatus (zB. 1Acht, Kind): annehmen, aufnehmen, einbeziehen
  • ich nam in an min triwe
    1060/80 GenesisM. 98 Z. 2
  • ouch hant si [gotshus dienstmanne] daz reht, daz man die luͥte, die ir eigen ... sint ..., an ir willen ze burger niht sol nemen 
    um 1270 BaselRQ. I 1 S. 10
  • der babest erbat in, daz er den künic uf genade næme 
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 164
  • daz in der bâbst in sîn æht nam unde tet in in den ban
    nach 1284 EnikelWChr. V. 28014
  • wir han ouch in, sin lant, sine lute ... in unsern schirm unde in unser helfe genomen 
    1294 MGConst. III 485
  • ob wir uns mit unserm oͤhaim hertzog Frid(erich) von Oͤsterreich verrihten, daz wir [Herzog von Bayern] inne danne in unsrin tæidinch nemen suͤlen, als im not ist an seinen sachen
    1314 MGConst. V 48
  • so sol man in den selben ait nemen und sweren alle sätz und artikel, di in dem brif verschriben sint
    1320 RegensbStat. 107
  • wir haben oͮch gesetzet, wie man ainen ze bůrger neͣmen sol
    1324 FürstenbUB. II 89
  • in disen vorgenanten lantvrid hab wir genomen unsern swagher von M.
    1327 MGConst. VI 1 S. 213
  • di verczalten und den di stat verpoten ist, di schol er [Richter] nicht czu hulden nemen an der schephen wort
    um 1330 BrünnRQ. 394
  • [wir, Kaiser] geben ihn vollen gewalth, burger ze nemen, ze empfahen, in ihr statt
    1331 HallStR. 901
  • wir sichern und nemen in unsern scherm und genade alle chaͤuflaͤut, die her ze M. ... choment
    1332 MünchenStR.(Dirr) 141
  • scullet we ... G. ... to uns nemen up usen closterehof to D.
    1333/34 HHildeshUB. IV 731
  • do die stat wedder vryget vnde wunnen wart, do beden ytlike lude den rad, dat sie dat mene volk wolden to ghenaden nemen 
    1366 BremGQ.(L.) 116
  • die hand och me das recht, es sie man oder frau, wen das khindt stirbt, ob ers dann gern thut, das ein ehekhindt ist, ob das ander khindt lath, das mag er wohl zu einem khindt nemen uf dem grab
    1382 Ficker,Erbf. II 116
  • wir sollen auch niemandt in die gesetz nit nemmen, die jetzundt in den gesetzen nicht sein wollen
    1387 Lori,BairBergr. 66
  • das wir in zů einem gemeindern genommen habent
    1388 ZGO. 36 (1883) 83
  • [daß] alle die, die zu dem rat erwelet werden, in die aide niemen sulen ... dass sy ... kain gabe noch myete ... nit nyemen [Bed. I 1] sullent
    1392 EßlingenUB. II 335
  • sunderde en man na sines wiues dode eder en vrowe na eres mannes dode ere kindere to male van sich, vnd wolde de man eder de vrowe na der tyd welk kind weder in de were nemen, dat kind ne mochte na des vader dode eder na der moder dode an deme gude nicht mer betalen mer also der anderen kinderen en
    1401 LünebStR. 46
  • wurdennd wir ... zu radt, alle die bussenn vnnd stattuten vber vnss zu nemmen, vnd zu haltende
    AppenzLB. 1409 Art. 66
  • ouch sont aber die armen lút von W., die das burgrecht ze Sch. gesworn hand, dasselb burgrecht fúro me nit an sich nemen noch empfahen, wider in noch ane sin willen
    1410 ZRG. 1 (1861) 236
  • sol niemant in die ainung genomen werden dann nach des haubtmans und vier oder sechsser ... rat und willen
    1416 BairFreibf. 61
  • das wir meister L. iuden von Prage, sin wieb unde kindere zcu unsern iuden gnomen unde entpfangen habin, also das er in unser stad zu Ihene wonen ... sal
    1417 JenaUB. II 40
  • woͤllt den aͤchter yeman von aucht vf recht nemen die wile er in soͤlicher vangknüß waͤr, der hofrichter sol in daruß nit lassen
    um 1430 RottweilHGO.(Irtenkauf) IX 26
  • vnd ab vnßer liber vater vnd libe muter von todes wegin abegingen ... vnd vnße swestern nicht vorgeben wern so sullen vnd wullen wir vnsern swestern wedder bie vns nemen vnd sullen die erbarlichin vnd suberlichen halden
    1433 MittOsterland 5 (1862) 128
  • der schultisse hat genommen D.N. in den meteban
    1434 HalleSchB. II 359
  • ouch sal man keynen zcu bur vnd börger nemen, der uff krig adir hader wolde syn burmal gewynnen
    1. Hälfte 15. Jh. Größler,Eisleben 49
  • jef hio [die des Ehebruchs beschuldigte Frau] se vr barnt in ther sikeringe. so mot hise [der Ehemann] leta jef hi welle. iefta to him nima. jef hit thi wisa biscop ret [wenn sie sich bei der Feuerprobe verbrennt, so darf er sie verlassen, wenn er will, oder zu sich nehmen, wenn es der weise Bischof rät] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 272
  • [es] habe sin muter eyn andern man in daz gud genomen 
    1474 PössneckSchSpr. I 57
  • das wir ... dieselben von W. ... in unsern sundern schirm, verspreche und verantwurtunge genomen haben
    1490 Lamprecht,WL. III 296
  • [Beschluß] in dusse broederschop niemand tho nemen, he en sy schipper oder boetsman
    1495 OstfriesUB. II 434
  • so yemands weyter in die aynung [des Bunds] genomen werden will, soll sollichs alwegen beschehen mit baidertail wissen und willen
    1509 UrkSchwäbBund. II 32
  • [hat] der probst ... bitten lassen, wir wolten yme vergonnen seinen bruder aus vnserm gericht widerumb in seinen gehorsam zcu nhemen 
    1522 MittOsterland 6 (1863/66) 72
  • ock is wellich man van gilden, de en wif nemet [Bed. VI], dat solve wif ... de nemet de gilde mit dem manne, also vere dat se der gilde werdich si
    1565 MünsterGew. 12
  • ob aber ainer dem andern gahr zu todt schlueg, so soll der dorfrichter den tätter zu gericht nemben 
    1614 NÖsterr./ÖW. VIII 640
  • das bürgerrecht an sich ... nemben 
    1639 MHungJurHist. V 2 S. 191
V herausnehmen, von etwas befreien, abbringen, abtrennen, scheiden
  • swelk leie enen anderen leien vor geistlekeme gerichte beklaget umme so gedane scult, de de werltleke richtere dorch recht richten scal, unde bringt he ene in scaden, ... he mut ene ut dem scaden nemen 
    vor 1270 Ssp.(Eckh.2)LR. III 87 § 1
  • do man in in die æcht tet do nam man in auz dem vride
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 99 § 1
  • swa zwen veint frid an einander gebent, und ir eintweder etlichen siner freunt oder siner læut auz dem frid nimt, fuͤr die er den frid niht stæten wil, des selben sol er sich auzzen noch dehein helfe tůn, all die wil und der frid wern sol
    1300 MGConst. IV 1219
  • bringet [er] ene an scaden ... vnde wert he des vortůghet, he ... sal ene dartho vte deme scaden nemen 
    13./14. Jh. RigaStR. 147
  • uzz dem vorgenanten lantfriden nemen wir mit namen den dechant von W. und all die, die an im sint
    1339 SpeyerUB. 403
  • ist, daz sich ener, der den schaden genomen [erlitten] hat, mit lieb, mit pet dovon laet nemen ... dez sol er chain engeltnuͤzz haben gen dem richter
    1340 MünchenStR.(Dirr) 327
  • [Achtformel] den kundige ich hy in mynis hern achte ... ouch neme ich on synen frunden, unde gebe on synen vinden
    nach 1358 Rb.n.Dist. IV 20 Dist. 1
  • hyr enbouen scholen de lude desß closterß wesen ghelozet vnde ghenomen van borchbuwende, borchdeenste vnde brugghendenste
    1362 MecklUB. XV 259
  • derselb mag zu bederer herschaft schrannen kömen und sich von der inzicht nemen als recht ist
    1432 Salzburg/ÖW. I 46
  • [Verhängung der Reichsacht] nemen sy auss dem friden, setzen sy in den vnfriden
    1455 Michelsen,Rdm. 255
  • haffte vnd bande doraus er [Straftäter] genomen 
    1535 GörlitzRatsAnn. III 77
  • so nehme ich ihn wiederumb ... aus der acht, und erlaube ihm die vier element, luft, fewer, wasser und erden ... ich gebe ihn auch seinen freunden und nehme ihn seinen feinden
    1. Hälfte 16. Jh. BreslStR. 81
  • [hat man] iren eeman, als er den selben gfencklich annemen lassen, vss dem réchten gnomen 
    1583 HönggMeierg. 98
VI
bestellen, einsetzen, wählen; heiraten
  • gif cyninges þegn ætsace, þonne nemne man him xii, and nime his maga xii ⁊ xii wallerwente [wenn ein Königsthegn (das) leugnen will, dann ernenne man (das Gericht) ihm 12 (Eideshelfer), und er wähle sich von seinen Verwandten 12 und 12 (unverwandte) auserwählte Eideshelfer] 
    1028/60 Liebermann,AgsG. 383
  • swenne der jungelinch ze vierzehen iarn chomen ist so nimt er wol eleich weib. an seines vater willen
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 50
  • wan di selben vrowen irm gvt einen schermer nach mir nemen mvgen
    1295 MBoica XVIII 16
  • wie man ainen bůrgermaister kiesen vnd neͣmen sol
    1324 FürstenbUB. II 87
  • wir sullen auch ainen rat alzeit setzen und nemen nach rate ritter und knecht unser stet
    1393 BairFreibf. 37
  • ist daz, daz des gotshaus ainer ein hausvravn nimt, die eins andern gedings ist, der schol vm sechtzich phfenning mit dem vogt sich versuenen
    14. Jh. (Übs. e. lat. Urk. von 1191) OÖUB. II 430
  • wer sin vngenossami nimpt, der sol es bessran mit dem besten hoͧbt vnd darnach des gotzhuß huldi gewúnnen
    1421 FürstenbUB. VI 276
  • soe wort wael een onecht kijnt echt ... of die vaeder die moeder daer nae toe echte nemen mochte
    1426/40 KleveStR. Art. 75
  • hwersa en mon ene wida nimth [wenn ein Mann eine Witwe heiratet] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 366
  • sol die herschaft M. ainen zü ainem richter nemen 
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1029
  • mag ain vogt ußer den sechsen ainen nemen vnd wellen
    1469 SGallenOffn. II 77
  • der knab soll nit zur ee ... nemmen: sin großmůtter, sin můtter, sin stieffmůter
    1533 BernStR. VI 1 S. 403
  • ain mann, der zwey eeweiber, vnd ain weib, die zwen eemaͤnner offenlich genomen ... die sollen ertrennckt werden
    TirolLO. 1573 VIII 39
  • denn söllent die husgenossen erteilen vmb einen weibel, vnd söllent den kiesen und nemen, vnd mit der meren hande wellen
    oJ. Zürich/GrW. I 76
VII mit Bez. für ein gerichtliches Verfahren: jn. verklagen, in Anspruch nehmen, gerichtlich belangen
  • daz F.W. zcu sollicher vorrede N.S. nicht phlichtig ist zcu antwerten, nachdem dy vorrede in schultwise nicht gesatczt ist unde er auch F.W. darmete in schult nicht nymmet 
    1474 PössneckSchSpr. I 265
  • [daß er] on in deme gerichte ... umme negintich olde schogk groschen in schuld genommen und getogen hebbe
    2. Hälfte 15. Jh. MagdebSchSpr.(Friese) 68
  • fúr mich vnd das verbannen gericht komen ist E.W. ... vnd nam in gericht R.N. ... vnd clagt zů im durch iren erlopten fúrspréchen
    1528 HönggMeierg. 6
  • im j. 1620 wurden die juden T. und M. wegen wucherzinsen zu r[echt] genommen 
    oJ. SchweizId. IV 730
VIII die Formel Recht (geben und) nehmen wie auch die seit dem FrühMA. belegte lat. Formel iustitiam facere et recipere haben im römischen Recht keine Vorläufer; die in ihren lexikalischen Bestandteilen stark variierende und auf unterschiedliche Rollenträger bezogene Formel läßt sich auf eine vage Grundbedeutung reduzieren: das vom (jeweiligen) Recht Geforderte oder Angebotene annehmen, akzeptieren, geltend machen, ausüben, in Anspruch nehmen; sich auf ein bestimmtes Gericht oder Verfahren (anstelle der Fehde) einlassen
Sachhinweis: H. Krause, Ma. Anschauungen vom Gericht im Lichte der Formel: iustitiam facere et recipere, Recht geben und nehmen / MAbh. 1974 Heft 11
  • herre ek ben here komen recht to dunde unde recht to nemene also verre, als ek dorch recht scal
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. 67 § 4
  • swelich dhenistman sculdiget enen borgere. he sal komen vor den voget. vnde sal dar dhere stat recht nemen 
    1227 BrschwStR. § 17
  • woldi abir die man, die mit mi brandi undi mi brivi gidrowit hetti, gerni nemi recht undi minni
    um 1230 MühlhsnRb.2 175
  • ist iz also, daz ein man beteverten oder sines koufes varen wil buzen landes; wil den ieman hinderen vmbe schult, der ne mach is tůn nicht, her ne můze nemen sin recht vor sime richtere
    1261 BreslUB. 21
  • [Übschr.:] von der vrîheite unde reht zu nemene unde zu tûne den lûten [lat. Text: de libertate et iuris exhibicione] 
    1264 DOrdStat. 30
  • ein isleich man der auz einem lande in ein anders vert. vnd wil vor gerichte recht nemen vmb ein gůt daz in dem lande leit. er můz nemen recht niht nach seines landes recht
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 33
  • wurden auch ir arme menner einer oder me kempflichen an unser zent eine geeischet und geladen, so sollen wir unser nachkomen und amptleude si wider heim an die gericht, da sie dan wonhaft und gesessen weren, wisen, da sol der kleger recht von in nemen 
    1290 WirtUB. IX 340
  • swem och der rihter oder anders iemen iht gewaltes tvͦt vnd daz reht niht von im nemen wil, ... der sol daz den burgærn, die des rates pflegent, chlagen
    1293 MWittelsb. II 46
  • sal der richter sy dan bede senden in daz dorf, daz sie da nemmen und geben recht umb recht nach gewonheyde und recht des dorffes, do daz gut gelegen ist
    13./14. Jh. Kohler-Koehne,Worms 11
  • ist daz ein ausserman einem purger drot, der sol daz seinem heren chunt tuon oder dem lantrichter, daz er daz reht von im nem 
    1308 Schwind-Dopsch 163
  • wir [Grafen] svͦn oͮch vͦffen vnser vorgenanten ayde dem ráthe vnd den bůrgern gemainlich von V. gehorsam sien áne alle widerrede, swenne sú v́ns haizent ze tv́nne vnd ze némenne daz réht an allen steten, da ez die bůrger von V. gelimpflich dvͦnket von vnserme vorgenanten vettern vnd von dém von H. ... in dem vorgenanten criege
    1317 FürstenbUB. II 58
  • spräch sy [Klosterfrauen] jemandt ew an, vmb aigen oder vmb lehen. sie haisent das recht vor vns [König Ludwig] darumb nemen, oder vor vor vnsern vizthumen
    1319 MBoica XVIII 103
  • besunder wellen wir, daz ein iglich person, si sei wertlich oder gestlich, suͤlle vor dem ... schultheizze ze Franchenfurtt von in und iren guten reht suͤchen und nemen 
    1329 MGConst. VI 1 S. 496
  • wat gy hirumme spreket rechtes, dat wille wy geven unde nemen 
    1330 GoslarUB. III 566
  • recht to gevende und recht to nemende 
    1331 PommUB. VIII 74
  • swer von dem andern nicht recht wil nemen, den sol der richter noͤtten
    1340 MünchenStR.(Dirr) 309
  • unde lovet ... warscap tho donde ... vor alle de ghene de recht nemen unde gheven willen
    1343 CTradWestf. I 136
  • kumpt der antwurtter zů dem rechten und naem der richter des tags von im nicht recht, so sol er umb die schulde ledich sein
    BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 4
  • wer den andern mit dem rechten fùrbringt als verr, daz iener ze antwurtt chumpt, get dann der selb auz dem rechten und wil nicht ein recht nemen, so sol der antwurtter mùzzich sein umb diu chlag, da in der chlager umb fùrbracht hat
    BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 18
  • elc tavernier mach recht nemen van haerre taverne, al over al sonder ghenachte
    Mitte 14. Jh. CoutAnvers I 20
  • des gůdes scole wy deme abbate vnde deme conuente von D. waren iar vnde dach ... vor alle de ghene, de recht ghefen vnde nemen willen
    1355 MecklUB. XIII 631
  • [Gewährschaft] vor all die gene, die vor recht komen willen vnd recht geuen vnd nemen 
    1363 MecklUB. XV 347
  • efft yement ... nenes rechtes wolde plegen, den scullet sie so gut hebben, dat hie vruntscup edder recht neme 
    1366 BremGQ.(L.) 108
  • were ŏch, daz einre von Colmer deheins gůtes ze S. ze erbe keme oder einre von S. deheins gůtes zů Colmer ze erbe keme, wa daz erbe do vellet in der stat, sol der, dem es vellet, reht nemmen und geben, alz der stat reht denne ist, ane geverde
    1367 SchlettstStR. 73
  • er suͤll reht von dem andern nemen vmb all sach in dem geriht, do er inn gesezzen ist
    1369 MWittelsb. II 497
  • tu dem virden dinge wart he ledich vnd loes gedielt, sint dem male dar nymant quam, die de recht von om nemen wolde
    1388/89 HalleSchB. I 418
  • so sullent dan die lude, die dar zu gestalt sint von den ambeten, den burger vor sich nemen myt gerycht und nemen auch gerychtz recht mit yme und nyt anders
    1396 TrierWQ. 370
  • ob ain jud ain christen czeicht vmb geltschuld ... sol der jud ain recht suchen vnd nemen vor dez christen herren
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 252
  • wolt ir mir des nicht gelauben, so wil ich das mit euch dahin schieben do man recht gibt vnd nympt 
    um 1400 IglauOberhof 188
  • als er E.v.K. den juden slůg, und darumbe urteil und gerichte bi uns nam nach unserm erkennen
    1409 SchlettstStR. 619
  • myt thodaedt unser anderen frundt tho rechte edder frundtscappen beyde to nemende unde to donde
    1488 OstfriesUB. II 278
  • welche frow koufft vnd verkoufft, die sol ouch vor ratt vnd gericht antwurtten, ... dann sy sol ane iren vogt recht geben vnd nemen 
    Ende 15. Jh. LuzernStR. 32
  • herre, ich bin also her komen rechtz zu tün vnd recht ze nemen von eüch als ich von rechtz wegen schuldig bin ze tün
    15. Jh. Schwsp. Var./WSB. 74 (1873) 418
  • es soll ein jeder burger oder pfalburger, so sye ausser dem flecken ziehen wollen, das recht hinder sich nemen und geben jahrsfrist umb die händel, so sich verloffen hetten, dieweil und sye im flecken gewesen seind
    1502 WürtLändlRQ. II 18
  • vns vnd die selben in dhein weg weder mit noch an recht an dheinen orten bekuͥmeren noch fuͥrneͣmen, dann vor vns, einem schulthessen vnd raͮt zů Brugg, alda recht neͣmen vnd geben
    1505 BruggStR. 116
  • wir wissen den Sch. vor vnsern oberhoff zu geben vnd nemmen, wass da recht ist
    1506 Untermosel/GrW. II 393
  • ein rate willens were R. derhalben an die recht zw nemen 
    1511 GörlitzRatsAnn. I/II 197
  • man solle kein bürger oder bürgerin citiren oder bannen, sonder man soll recht von ihnen alhie vor dem stattgericht nehmen und geben
    1564 Sinsheim 459
  • will C.S. ... nicht gestatten, das seine underthanen an der zent recht geben und nemen 
    1575 WürzbZ. I 1 S. 87
  • so ainer prüester ist worden, so hat man in geweycht; sodan so hat er frayhait gehabt für die weltliche oberkhait, er hat nit dürffen recht nemmen, noch geben vor der weldtlichen oberkhait
    1660/70 FreibDiözArch. 19 (1887) 90
IX
in rechtssymbolischen Handlungen; weitere Belege vgl. Hand (A VI, A VIII, A IX 3)
  • swen de [echte] vrone bode ... gekoren wert, so scal he deme koninge hulde dun na vries mannes rechte; so scal ene de richtere nemen bi der hant unde setten ene op en kussen unde op enen stul jegen sek, unde scal eme de hilgen in den scot dun unde vrede werken [eme] to rechte
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 56 § 1
  • es hat och ain herr von C. ... die rechten, wenn es an den grossen fraeffel gat, was ob iij ß ₰ ist, so mag er dem herren oder sim vogt, die es von sinen wegen tůnd, dem amman den steken vss sir hand nemen vnd mag richtten vmb den fraeffel
    14. Jh. Thurgau/GrW. I 241
unter Ausschluss der Schreibform(en):