Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Neid

Neid

, m.

Groll, Mißgunst, Feindschaft, im Ae. auch böse Tat, in Mehrfachformeln oft mit anderen Affekten genannt, die zu unsachgemäßen Entscheidungen führen können; einen Neid begreifen eine feindselige Einstellung bekommen
vgl. Neidgriff
  • meintad nid unrehcd
    8. Jh. AhdGl. I 139, 38
  • ik iuhu nithas endi auunstes [ich bekenne Feindschaft und Abgunst] 
    10. Jh. AltwestfBeichte 15
  • ne morðor to begangenne ne aðas to swerjanne ne niðas to fremmanne
    1. Hälfte 11. Jh. Wulfstan,Hom.(Napier) 253
  • wen alle leute vergezzen shiere so durch mite so durch neit so wirt sein an der hantueste nimmer uergezzen
    um 1280 (Hs. 14. Jh.) Schwsp.(Langform M) LR. Art. 291
  • so wie misdaet doet bi onghevalle ende sonder niit, dat sal hi een scatte gelden ende niet hogher
    1290 Bergh II 334
  • thu hest thit efuchten ... thruch thinne alda nith [du hast dies kämpfend angerichtet ... wegen deiner alten Feindschaft] 
    um 1300 RüstringerR. 48
  • wen ainer den andern um ein totslac ... bechlagt ..., der schol e selbander sweren vor gericht, daz er weder durich neit, noch durch veintschaft tue, nuer durch der worden schult
    um 1330 BrünnRQ. 342
  • [Ratseid:] dit en sal ic laten om lieve noch om lede, om maesscap noch om swagerscap, om hadt noch om nyet 
    Mitte 14. Jh.? VerslOudeR. 2 (1892) 505
  • neid vnd vngunst wenn das ain todsünd sey
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 88
  • von hochuart choͤment vil suͤnd, alz eitel er ist, oder růmnuͤzz vnd geleichsenhait, krieg vnd aigen wil vnd herttikhait vnd new fuͤnd, fuͤrprechen vnd chůnhait, versmaͤchnuͤzz, has vnd neit, nach chosen vnd reden mit muͤrmeln. Hec Gregorius et Ysidorius
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1288
  • ditz ist nu, wenn neid vnd vngunst ein tot suͤnd sei. neid vnd vngunst ist ein betruͤbsal, so ein mensch seinen naͤchsten neit, da von daz ez im wol get
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1698
  • ze dem dritten mal chuͤmt vngunst vnd neit da von daz ein mensch den andern neit, vnd im laid ist, daz ein ander mensch mer gůtez vnd ern [hat] dann er. vnd daz ist ein tot suͤnd
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1700
  • der ain ze totslecht auf lawgen vmb sein gût oder durich neyd, daz haisset mord
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 237
  • sa swere thi other anda withem, thet hit ni dede truch euest ni truch nit ni truch nene alde seke [so schwöre jener auf die Reliquien, daß er es nicht aus Haß oder Neid noch wegen einer früheren Streitsache getan habe] 
    14. Jh. EmsigerR. 34
  • dennoch seynt ander excepciones. die erste durch neydes willen und ist zotane excepcio, die man nennet macedoniana [Dig. 14,6,1 u. 7]
    um 1400 LiegnitzStRb. 112
  • wil ik vor my ende myne erffnamen vorgheten ende vorgheven alle haet ende nyd, loghentale ende logheners, de tusschen my, mynen rade, maghen ende vrenden ghegaen synd
    1424 OstfriesUB. I 291
  • wert sake dat dar jenich land van dissen ... landen van gunstes weghene hat, nyd off umbe partyen wille, kunde in der settinghe des oversten rechters nicht eens [werden]
    1428 OstfriesUB. II 730
  • er sol auch nach clag, antwurt und nach allem fürbringen des handels an gericht nymant zue lib, leyd, gunst, früntschaft, neyd, haß, myt oder gabe und nit anders dann nach seynem rechten gewissen urteyl sprechen
    1464 BayreuthStB.1 277
  • daz sye N.W., yren weddersachen, sollicher nachrede halbin, darumbe er sye danne beschuldiget, nicht uß eygenem mutwillen nach uß nyde addir uß hasse ... vorgenomen ... haben
    1474 PössneckSchSpr. I 205
  • sollen die so am rechten sizen ... schweren, ainem jeden ... ain gleichs ... recht zu sprechen und niemant dar innen uberhelfen weder von muet, gab, freuntschaft, neid noch hasz wegen
    1478 Steiermark/ÖW. VI 33
  • nicht aus neid oder hass, früntschaft oder veintschaft, müet oder gab
    1499 TirolHGO.(Schmidt) 100
  • das sie nit sollent lasszen umb liebe, umb niydde, umb forcht, umb keynerley sachen wegen; sie sollen ... rugen alles dz das ruckbar ist
    Ende 15. Jh. ArchHessG. 12 (1870) 52
  • wer holz vellet von neit wegen und prechts nit aus in jarsfrist, der ist wandel 72 ₰
    Ende 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 361
  • zeitliche jrdische lieb, gabe, fründ oder fintschafft, zorn, neyde, furcht, eygen nutz vnd kurtz alles so die augen der vernunfft blendenn ... möcht
    1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 28
  • ob einer einen alten neyd oder hass zu dem andern hette, so soll er den selbigen dysen löblichen zug in alweg meyden, und nit rechen
    1532 Bonin,Reichsheer 65
  • ob zwen schützen ein alten neid zusammen hetten, sol es ainer gegen den andern nit antn oder äfern
    1548 Schmeller2 I 1727
  • nid und kib
    1548 GasterLsch. 426
  • ob er [gmain diener] ... im jar zu ainem nachparn ain neit begriff und wesst sich mit ursach nit zu rechen
    1. Hälfte 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 302
  • handeln diese ehemenner nit allein wider das gebot gottes und die natur, auch alle burgerliche zucht, gesatz und erbarkhait, welche aus unchristlichem, vorpittertem gemueth durch eingebung des satans mit ihren eheweibern in stetem palg, zanckh, haß, hader und neydt liegen
    1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 329
  • in der sach, darumb ich zu einem zeugen gefordert bin ... wil ich ... nichts verhalten noch vnderlassen, weder auß freundschafft, feindtschafft, eygnen nutz, von lieb, neid, forcht, gabe odder eyniger anderer sache wegen
    TeutschForm. 1571 Bl. 113v
  • sal die iniuriant worden gecondemniert die iniurien op een generaelen rechtdach voirhet venster ofte voir die banck weder intecloppen, verclarende dat hie dieselue den geiniuryerde wth hatt ende nytt ofte wth boesen gemoede heft ouerdicht ende naegeloegen
    1579 OYStR. I 10 S. 294
  • wo sich jemands daruber der predigten und gebrauchs des hochwirdigen sacraments ein jahr oder etliche enthalten, in hass, neid, unzucht, fuhlsaufen, spielen ... vorfahren ... wurde, das der oder dieselben zu gefatterschaften und andern christlichen vorsamlungen und hendeln nicht sollen zugelassen ... werden
    1581 Mark Brandenburg/Sehling,EvKO. III 255
  • des en sall ich niet laeten vmb lieff noch vmb leit, vmb hait noch vmb nyt, vmb frunt noch vmb maege
    16. Jh. NrhAnn. 5 (1857) 22
  • wan der schaden nit ungefehr- sondern fürsezlich aus feindschaft neid frevel oder frechheit beschehen, soll die obrigkheit destwegen auch gebührliche bestraffung fürnehmen
    1654 NÖLO. V 2, o § 1
  • inner zwaintzig jahren verjaͤhret sich ... da einer auß neyd, rach oder feindschafft ein schaͤdliche brunst verursacht (jedoch ausser der mord- und traidtbrenner, welche unter die lands-verraͤther zuverstehen seynd)
    1656 CAustr. I 677
  • keib und neyd 
    1661 BernStR. VI 2 S. 937
  • gotteslästern, streit, haß und neid unter den gesellen ist verboten
    18. Jh. Stolz,WehrverfTirol 103
unter Ausschluss der Schreibform(en):