Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): nießen

nießen

, v.

ahd. niozan glossiert lat. utor, potior, capio 

I gebrauchen, Nutzen ziehen aus, nießendes Pfand Pfand zu Nießbrauchsrecht
  • niet. posside
    10. Jh. (Hs. um 1600) CorpMnlTekst. II 1 S. 101
  • si conpascuus ager est. licet conpascere. táz chît. íst tiu uuéida geméine. sô mûoz man sia geméinlicho nîezen 
    um 1000 Notker I 56
  • habes gratiam. uelut usus alienis. nû hábest tu mír is zedánchônne. álso dér frémide gûot níuzet 
    um 1000 Notker I 59
  • swer liute in der stat hat, der sal si biten vnd niezen an andern diensten an allerslahte getwancsal
    1253 Öhringen/CorpAltdtOrUrk. I 56
  • daz er in [hof] ane suͤnde mit rehte nieze 
    1263 Rapperswil/CorpAltdtOrUrk. I 102
  • des herren hauzgenozz nevzzet den man an manne stat. swa er ir bedarf an die stat da sein gůt hin hoͤret
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) Lehnr. Art. 132
  • vnd ist daz ein man ein leibgedinge gewinnet zwain leiben oder zů mer leiben vnd nennet er die leibe vnd beschaidet niht welher nach dem leibe niezzen suͤll der ez in nutz vnd in gwer hat
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 36 § 3
  • der herre dez lehen si [livte] sint. der sol si niezzen in der wise. als si im verlvͥhen sint
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 83
  • wil aber die frowe einen man naemen, dem mak si wol geben daz dritteil ir varnden gutes ... daz daz ir wirt mit ir nieze, die wile si laebt
    1276 AugsbStR. Art. 73 § 9
  • daz ich vnd min hvsfrowe ... den nvtz der da von jæreglich chvmt haben vnd niezzen svln
    1277 Augsburg/CorpAltdtOrUrk. I 304
  • siben manewerch reban ... ce hanne vnd ce niescenne vnd ze besicenne
    1278 Freiburg im Breisgau/CorpAltdtOrUrk. I 341
  • wir habin in och geben den selben hof fur ain vriges aigen ... ze allem reht ze niezende, als man ain vriges aigen dur reht niezen sol
    1283 WirtUB. VIII 379
  • noch sont im mine suͥne ... dekainen schaden tůn an den gůten oder an den phanden ... ald dekain irrunge unz daz er ... abe genuͥscet, daz er da niescen sol
    1291 SalemUB. II 578
  • daz ich han verkůfet sesse nutze alles mins geltes an zehenden ..., als ich es noz und niezen môthe ze F.
    1292 WirtUB. X 38
  • so war en man tuge nomet vor deme richte, wert eme dher en del opgedreven, dat se eme nicht helpen ne mogen sines rechtes, he mach dher anderen wol neten, de he genomet hevet
    1295 Nowgorod(7 Fassungen) 74
  • also daz sie die selben zwei teil habe und niezze in widemes wis und nach widemes rehte
    1299 Straßburg/LSchrP. 121
  • also dc suͥ dc guͤteli iemer me haben son, besitzen und niͤssen růweklich ... fuͤr ein reht fries eigen
    1301 ZürichUB. VII 205
  • duͥ herschaft ist oͧch kastvogt uber daz kloster ze H.; die vogteige nuͥsset si nah genaden
    um 1306 HabsbUrb. I 23
  • tzwai lehen ... tze niezzen vnd tze haben nach lehens recht
    1315 OÖUB. V 141
  • do vodert der cardinal den vierden tail aller der nuͤtz, der die prelaten in den næhsten vier jaren niezzen solten
    um 1315 SächsWChr. 1.Bair.Fs. 329
  • das ... die herzogen von Oesterich ir höfe, die in vnsern landen gelegen sint, di si nussen bj keiser Heinriches ziten, niessen, entzetzen vnd besetzen sun in disem fride mit den lantlüten da die höfe gelegen sint
    1318 EidgAbsch. I 245
  • des anderen rumes mach he nethen an grase unde an overe, wo vele he wel
    1327 HamelnUB. I 152
  • schol V. vnd alle siͤn erbn ... div ... huebn pauen vnd nyezzen wenden vnd chern besetzen vnd entsetzen swie si wellent
    1331 BrixenUrk. I 518
  • waz obs ein man het das er nüssut es sie wild ald zam, ... daz soll er alls verzehnden
    1344 Burckhardt,Hofr. 248
  • wen diu mure uff komen ist, so sol der da nit gebuwen hat, die selben mur füro nit niessen, dann wandes wise
    1358 KemptenStB.(Beck) p. 43
  • wir Karl ... romischer keiser ... tun kunt ... daz wir ... dem rate und den burgern ... die juden unser kamerknecht ... bevolhen hant ... zu schirmen und zu fristen und daz si die sturen und niessen, als si bescheidenlich dunket
    1365 BaselUB. IV 259
  • daz sy [juden] ... süllent ... niessen alle friheit und güte gewohnheit so wir oder sy haben von keisern, von köngen
    1381 FreiburgÜRec. IV 150
  • muͤgen ouch wir ... die ... lúte, so ietzo an den vorgenanten stetten sesshaft sind ... inne haben, niessen, halten, besetzen und entsetzen fur aigen
    1399 EßlingenUB. II 386
  • nu sken tha fif thet god niata 
    Ende 14. Jh. WestfriesSchulzenr. 27
  • vmb denselben dinst so han die ... hoff recht, zu nießen vnd zu nutzen walt, wasser vnd weid
    14. Jh.? PfälzW. I 236
  • der herre git ouch den burgern die almeinde, die wasser, die wasserflüsze ... daz si si nieszen frilichen an ban
    1410 FreiburgÜÜbers. Art. 4
  • dat wy nicht mer darane bruken ofte neten scholen ... in jenighen dinghen to ewighen tiden
    1428 LübUB. VII 235
  • sol nieman da wunn, weid noch holtz niessen dann die, so in den twing gesessen sind, und súllent doch dieselben die vogtye niessen gewonlich
    1429 ZürichOffn. I 274
  • daß wir ... unsers lieben bruders herzog W.s erbtheil ... acht ganze jahre ... innhaben, regieren, nutzen und niessen sollen
    1471 BairLT. VIII 34
  • soͤllen sie [eelewt] ir beder habe ... frewntlich miteinander niessen vnd geprauchen
    NürnbRef.(1479/84) XII 3
  • wir ... haben ... H.L. ... die burghalden zu A. ... zu ainem rechten nießenden pfande ... ingesetzt
    1491 AppenzUB. II 2 S. 235
  • kouffhuß buͤcher und roͤdel geben ouch ir besitzen, fryung und niessen luter an
    1497 ArchBern 30 (1930) 136
  • uf das solch almůsen nit unzimlich verschwendt ... werde ... so sollent alle die so das almůsen nüssen ... ein zeichen offenlich an ime tragen
    15. Jh. StraßbZftO. 6
  • dass ein ehelich gemächt, dem andern eine benante summa geldts auff dem seinen, so es nach todt lassen wirdt, verwidmen mag, doch daß die versachsung des nießen, vnnd darzu die widerliefferung, nach abgang der verwidemten personen geschehe
    1501 HagenauStatB. 250
  • van der vpsokinge twe s., welkent se so vnder den beyden [secreteren] scholen delen vnde gelike neten 
    1503 Lasch,NdStB. 26
  • sust alles ander dar zů gehoͤrig innzehaben, zů beherschen, nutzen und niessen 
    1517 BernStR. VI 1 S. 182
  • das vatter und muter ... irs letstes kinds verlassen ... gut ... ir weil und lebenlang inehaben, nüzen, nießen, geprauchen und den pluemen jährlich darvon nemen
    1531 JbLiechtenstein 5 (1905) 47
  • so behelt ... der beklagt solchen ... weingarten nutz vnd neußt den
    1562 Gobler,GerProz. 21v
  • wier thein zu kilcher söllen nemen, er sye dan vor und ee ein lantman, und sol ouch zwentzig kronen gen und das kilcherrecht und das gellt legen, ee er kilcher das kilcherrecht niese 
    2. Hälfte 16. Jh. UnterwaldenRQ. 80
  • sollen des verstorbenen pastorn witwe und kindere die jehrlichen rente und einkommen ... einfordern, aufheben, nützen, niessen und gebrauchen
    1606 Verden/Sehling,EvKO. VII 1 S. 198
  • und wollen demnach, daß an denjenigen orten, da die communen gemeine einkommen, als waͤld: eckericht: waid vnnd andere allmandtliche niessungen haben, eine amme oder derselben haußwuͤrth vber dasjenige, so sie ohne das ihrer burgerlichen gerechtsamen halben zuniessen, noch ein theyl ... wegen ihres dienstes ... zugeniessen haben solle
    BadLO. 1622 Bl. 148v
II
einem bestimmten Recht unterliegen, ein Recht in Anspruch nehmen, einen Rechtsvorteil wahrnehmen; in Verbindung mit entgelten oder 2leiden (I): Rechte und Pflichten übernehmen oder haben
  • is it ouer, dat en man tut uppe den setten market vmme duue ofte vmme roff, de duue ofte de roff schal eres setten markedes neten 
    1270 HambStR. 42
  • so wor ein man dheme anderen sculdich is to eneme daghe to gheldende. vnde manet men ene. vnde seghet men dhat sin dach ghekomen si. vnde seghet he wedher dhat sin dach nicht ghekomen ne si. vnde mach he dhat tughen mit erfhafteghen luden dhat sin dach noch nicht ghekomen ne si. sines daghes scal he neten 
    1279 StadeStR. 87
  • is dat iemen enes anderen gůt de wech is ge varen dor schult. heuet mot to besettene. nicht mer de leste. dan also de erste. de andere den also de dridde. schal neten der besettinge
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 73
  • swe den anderen borghet buten vorworden vor rechte to bringenne, also oppe the silven tit scal he ene bringen vor gherechte, alse hene gheborget heft; thar ne scal he dher ratmanne vrethe nich to neten 
    1303/08 BremRQ. 71
  • welker der sone neten wille, de holde, dat ene andript an der sone
    1333 HildeshUB. I 491
  • alsus steit unser stat recht. wanne dat herwede besturven is, so mutet neten unde untghelden des, deme dat irsturven is
    1353 OsterwieckStB. 12
  • wür wöllen auch, auß wellichen stötten burger nit maut geben zu Gräz, daß vnsere burger zu Gräz derselben freyung sich auch freyen und nüessen, hünwider vnd in denselben stötten auch nit mauth geben
    1357 Wartinger,Graz 13
  • alle unse graven herrn denstman besezzen under uns und alle undersezen, de unsir von rechte nizen unde entgelden sulit
    1358 HHalberstUB. III 587
  • he scole vnser neten vnde vntghelden alse vnse borgher
    1373 LübUB. IV 205
  • de bewisinge ... licht by minem heren ... to truwer hant, der wil ik neten vnde vntgelden
    1376 LübUB. IV 310
  • waz in der marckzale ligt, es sein lehen oder eigen, daz leydet und newsset mit der stat ubel und gut
    1398 QKulmbach 168
  • unde beyde partie dar vraghet ward, eft en islik van beyden partien zo komen were myt synen scedesluden, alzo he rechtes neten unde untgelden wolde, na utwising des compromisses
    1409 OstfriesUB. II 708
  • heft de vrowe kyndere tovoren mit ereme anderen echten manne, de neten des suluen rechtes so dar secht ys
    1492 FlensburgStR. Art. 2 (S. 59)
  • weß recht were darsulvest netende unde entgeltende
    1492 KielDenkelb. 145
  • de dar claghed schal to vnseme dinghe komen vnde neten dar, wes recht is
    15. Jh. ApenradeSkra Art. 21
  • werdt auerst dar ein borger tho Apenrade effte ein borger lanste worde beschuldiget buten der stadt thom hardeszdinge, woll dat idt were umme grote sake vnd merckliche, schutt he denne sin schozmahll, dat schall he neten und sin recht unuorsumet bliuen, beth siner genaden thokumpst hir tho lande
    1514 ApenradeStR. 211
III sich einer Person bedienen
  • he schal neten tughendes der besten de he indeme schepe hebben mach
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 85
  • holt he enes klegeres wort vp enen man de nenes vorspraken neten mot
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 223
  • kan dok jement bewisleke tughe bringhen, der he neten mach dat he vrey bliue
    1449 Panten,RQNordfriesl. 87
  • H. S. ... wart gesat in der deve kelre ... unde moste neyner borgen nethen 
    1514 BrschwSchichtb. 378
IV von 1Amt, Zunft: die Rechte einer Zunft, eines Handwerks genießen
  • das eins jeglichen scherer ... meisters dochter die halbe zunfft von irme vatter, und was ein sun an der zunffte von sime vatter nüsset, dz sü dz alles halber niessen solten
    1409 HagenauStatB. 165
  • offt dar jemend uth dem ampte storve unde lete ene echte frouwen na, so mach de frouwe des ambtes neten, dewile se sick in en ander ambt nicht voranderde
    1458 HambZftRolle 3
V nießender Dienst besoldeter Dienst
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):