Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Niftel

Niftel

, f., auch m. (für e. männliche Person), Niftelein, n.

Diminutiv zu Nift, Nichte; mit gehäuftem Diminutivsuffix, vereinzelt umgedeutet zu Nichteling 
bdv.: Giftel
Sachhinweis: Jones,KinshipTerms 68 f., 106-118

I Enkelin, Enkel
  • neptem niphtilun 
    10. Jh. AhdGl. II 137, 11
  • Clarisanz, diu niftel mîn, / diu künegîn von Orcanîe, / diu sol sîn amîe / sîn
    um 1230 HeinrTürlinCrône V. 21031
  • neptis, niftili 
    13. Jh. AhdGl. III 662, 62
  • daz recht secz wier auch von ains tochter und nifteln sam von der witwen
    um 1330 BrünnRQ. 353
  • wier wellen, daz igleich tochter oder niftel nem ein man nach irem muet wen si wil
    um 1330 BrünnRQ. 361
  • herczog O. ... ein niftel von der mueter künigs Bele
    1427 AndreasRegensb. 638
  • neptis nichtele 
    1429 VocExQuo IV 1726
  • nyfftel oder mog. neptis. oder ein frauen name oder kindes tochter
    Voc. 1482 x5v
  • ouch sal man wyszen das da synt dry lyneen. dye erste geth nyderwart. anzuheben an der ledigen czelle. als son tochter neffte nyfftel etc.
    15. Jh. (Hs.) Wasserschleben,SuccO. 126
  • das Maria und Joseph eines ... gebluͤts sind, weil sie eines grosvatern nifftel, zweier bruͤder kinder [sind]
    1543 LutherGesAusg. I 53 S. 625
  • wann einer verstürbe, und liesse nach sich von einem sohn drey kindes-kinder, und von dem andern nur ein kindes-kind, alsdann wird das erbe in die stamme, und also in zwey gleiche theile getheilet, und nimmt der eine neffe oder nifftel an des gross-vaters oder gross-mutter erbe so viel als die andern drey
    1658? Mevius,MecklLREntw. 743
  • die erste [linea] gehet niederwarts von der ledigen celle, als nemlich söhnen und töchtern, neffe, niftel, unterneffe, unterniftel, nachneffe, nachniftel, das ist die rechte linea descendens
    1670 EisenachStR. 126
  • enckel, enckelin, nefe, nifftel, nepos, neptis
    1738 Hayme 15
  • die nichte, ... ein wort, ... des bruders oder der schwester tochter, imgleichen des sohnes oder der tochter tochter zu bezeichnen. ... es stehet für ... niftel, welches wort noch nicht ganz veraltet ist
    1777 Adelung III 790
II Geschwisterkind
III (Bluts-)Verwandte; Rsprw.: die nächste Niftel erbt die Gerade 
  • cogna[ta] nieftele 
    12. Jh. AhdGl. III 427, 42
  • se dachte ... erer nannen unde erer nichtelen vrouwen O.
    1216/18 (Hs. 1484) EberhardRChr.(Wolff) V. 808
  • iewelk wif erft twier wegene: er rade an er naesten nichtelen, de er van wif halven is beswas, unde dat erve an den naesten, it si wif oder man
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 27 § 1
  • stirft des mannes wif, swelk er nichtele er rade nimt, de scal van der rade deme manne berichten sin bedde, ... sinen disch mit eneme dischlakene, sinen bank mit eneme pole, sinen stul mit eneme kussen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 38 § 5
  • ich Otte der Floit ... vnd ich Hadmar der Floit, des vorgenanten Otten svn vnd ich Georig der Floit, des vorgenanten Otten veter vnd ich Margret, der vorgenanten Floiten niftel 
    1304 HeiligenkreuzUB. II 403
  • ne is dar nen dochter ..., so nimt it [gherade] ere neyste unde eldeste nichtele, de ere al van vrowen halven an gheboren is
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. I 1 § 18
  • [Eheverbot:] czu dem funfften mag si eris mannis mag, her adir sines wibes nufftiln nicht genemen
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) I 45 § 1
  • von gerade ...; unde daz mag nymant nemen, wenne die nyftil, die der frouwen ader der jungfrouwen zugehorit von wibis halben
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 284
  • seyn des mannes tochter beyde gestorbin, was sy denne noch erem tode gelossin habin, das czu gerade gehort, ... das mus der man der nesten nifftil lossin folgin, das ist der kinder grosse mutter ader wer der spille halbin der nehiste besippe ist
    1400/36 MagdebPosen 93
  • nyfftel oder mog. neptis. oder ein frauen name oder kindes tochter
    Voc. 1482 x5v
  • in welchem grad ainer meins plůtz ist, in demselben ist sein weib mein nistel ... so ist mir meins průders weib in dem ersten grad der nistelschaft
    15. Jh. Schmeller2 I 1731
  • gleicher gestalt wierdt es mit der gerade gehalten, das man die auß dder stadt nicht giebet, sondern ein rath niembt die an stadt der nieftel 
    1. Hälfte 16. Jh. BreslStR. 104
  • die neheste gespinne oder nifftel nimpt kein museteil
    1561 Rotschitz 154v
  • sollen auch die soͤhne, ob ihre mutter wittbe bey ihnen verstuͤrbe, und keine tochter hinter sich ließe, ihrer verstorbenen mutter, nechsten nifftel ... die gerade geben
    Zeitz 1562 S. 282
  • durch die ubergabe unter denen lebendigen, ... kan die gerade der nifftel entzogen werden
    1572 CAug. I 88
  • ein jeglich weib vorerbet nach ihrem tode auch zweyerley, als die gerade an ihrer tochter, und ebengebuͤrtige niffteln, die ihr von der spindel wegen zugehoͤren, darnach das erbe an die nechsten erben und freunde, es sey mann oder weib
    1619 KolditzStat. 241
  • wir ... wollen, daß hinfuͤro die von weibes-personen, ausserhalb gericht vor notarien und zeugen vorgehende donationes der gerade ... zu recht nicht bestaͤndig seyn, sondern dieselbe auf solchen fall den nechsten niffteln ... verbleiben
    1661 CAug. I 305
  • wann einem mann sein eheweib stirbet, und keine tochter hinterlaͤsset, so soll solches weibes volle gerade, ungeachtet dero mutter oder andere nifftel in auffsteigender oder seitwertiger linie annoch verhanden, auff dero uͤberlebenden ehemann fallen, und er ... hiervon auch einige nifftel-gerade auszuantworten, keines weges schuldig seyn
    1672 LeipzStO. 296
  • die schaͤfereyen sind oͤfters mit einer besondern gerechtsame verknuͤpffet, nach welcher eine buͤrgerliche weibes-person alles schaaf-vieh, weiblichen geschlechts, ihrer nechsten bluts-freundin und niftel hinterlaͤsset
    1750 Klingner II 128
  • die nächste nifftel erbt die gerade
    1759 Eisenhart-Waldmann 123
IV
Mutter- oder Vaterschwester, auch: angeheiratete Tante
V Kusine
  • dô sprach er: niftel, mir ist leit / dîn kumber
    um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival 141 V. 25
  • der kunig was ser erkomen, / das in seinem lande / seiner nifftel solhe schande / von ainem gaste solt geschehen
    1306/07 HeinrNeustadtApoll. V. 19401
  • weste sy zesein sein niftel 
    1466 Bibel/BiblLitV. 243 S. 137
VI Großnichte, Tochter eines Geschwisterkindes; auch: Großneffe
  • heft he neder broder ofte suster, so nemet des broders kynt of beern ende der suster beern, neve ende nyfta, al lyke na to lawum by mannehanden; ende heft he neder neven ofte nyften, so nemet de nyftelinen [aL.: nichtelingen] der ferre komen synt, al want hyt kome op de derde hand
    nach 1396 Richth. 382
  • alsa thio suster sterf, sa achgen tha niftline alsa fule on hira feders fetha lawm sa thi brother [wenn die Schwester stirbt, so haben die Großnichten ebensoviel Recht auf den Nachlaß der Tante ihres Vaters wie der Bruder] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 178
VII wie Niftelgerade 
  • nur wer heergeraͤthe und niftel verlassen kann, der ist zu dessen erlangung befugt
    1785 Fischer,KamPolR. I 497
  • niftel verläßt eine frauensperson derjenigen person weiblichen geschlechts, welche mit ihr durch weiber am nächsten verwandt ist
    1794 PreußALR. II 1 § 509
  • außer der absteigenden linie begründet die verwandtschaft durch uneheliche geburt keinen anspruch auf die niftel 
    1794 PreußALR. II 1 § 512
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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