Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Nutzung

Nutzung

, f., Nützung, f.


I nutzbringender Gebrauch, der durch Besitz von beweglichen und unbeweglichen Sachen, Rechten, auch dem Recht auf die Leistung von Personen gewährt wird
vgl. Nutz (II)
  • usus, nittung, uel notu
    Anf. 11. Jh. Wright-Wülcker I 116
  • cum dominus R. ... parrochiam nostram in quadam sui usuali conmunione, quod in vulgo dicitur nuzzunge, ... dedit
    1261 WirtUB. VI 14
  • welhe burger nauch der stet gemain gůt und nutzung ... stellet ... wider des rautes willen ... der git zehen pfunt haller
    1348/50 NördlingenStR. 18
  • darvmb haben sie nicht lehn recht, ab sie wol des gutes nuczunge haben, wenn das geschit offte das eyn man eyn gut in nucze habe, das dach eyn ander in geweren hat
    vor 1386 GlSächsLehnr. 352
  • H.G. ist komen vor gehegit ding vnde hat geclait czu N.v.H. vmme halbin czinsz vom eyme huse ... vnde saite ome dye nutunge czů vngecziten uff
    1433 HalleSchB. II 342
  • das die meister und lerer [der Universitätskollegien] ... ein halb fuder ... bier ... in ir collegia furen ... mogen zcu irer und irer glidder gebruchung und nuczung ane ydermans intrag
    1440 LeipzUnivUB. 38
  • das sey ... sulche jacht ... obir dreissig jor, jor vnd tag ..., jn rauwelicher nuczunge gebrauchunge vnd were genossen ... haben
    1457 Neumann,MagdebW. 47
  • [bei Zahlungsverzug] haben die gotßhawßmeister macht ..., die nutzung und gewehr der wisen ... von stundan zu versetzen
    1458 BayreuthStB.2 54
  • daß eigenschafft, nutzung und niessung aller und yeder guͤter ... bey den burgern ... ewiglich beleiben
    1476 DinkelsbühlPriv. 478
  • wir wollen auch selbist von wegen vnser kamer guther vnnd ander nutzungen vor diesem vnsern obernhoffgerichte des rechten warthen
    1491/93 Kretschmann,LeipzOHofg. 48
  • die nutzung, so wir von derselben judischhait gehabt
    1496/1610 KärntLHdf. 40
  • ob ... das lestlebende ... by den ligenden guteren eynen bysess hab mitsampt aller nutzung vnd niessung sin leptage lang
    1506 ArchFrankfG.2 4 (1869) 267
  • so sollen die ... den kleger in der pfrundten nutzung setzen
    1507 Bruchsal 903
  • de usufructu ... nutzung ist ein recht, frembde guͤter zů nutzen vnd bruchen on schaden der guͤter ... nutzung laßt sich scheyden von dem eygenthům
    1520 Murner,Inst. 33v (Inst. 2,4)
  • das wir vnß aller ... landen gantz verzeihen, und die ewichlichen vorlassen, mit allem rechte ... nutzungen vnd zubehoͤrung in aller massen als berurt ist
    1520 RevalStR. II 135
  • die nützung endet sich durch den todt des nutznemers
    1520 Murner,Inst. 34v
  • wowoll nu de armen kinder woll geneigeth, szo dat kloster mochte wedderumb bestedigeth, befriget vnnde begnadt werdenn, vnnde in ßine dageligke nuttinge weddergebracht wedder darinn to gande
    1525 DrübeckUB. 151
  • daß die person, deren vermacht ist ... freye wal haben soll die nützung vnd niessung des ganntzen gůts, sein leben lanng ... für aigen vnd erblich anzunemen
    TirolLO. 1532 III 3
  • das oberschultheisenampt zu K. mit dem hoff daselbst, auch aller nutzung und niessung ... und allen hohen und nidern oberkeiten
    1534 SchlettstStR. 201
  • wie vnd wann ainer ain herr nießlicher gerechtigkait wirdet, so mag er sich alßbald aller ... nutzung der guͤter ... vnderwinden
    1546 Perneder,Inst.(1546) 36r
  • und so die kinder von vatter und muetter wollten abtheilen, wurden sie dann die theylung vor sanct georgentag fordern, so soll die nutzung der güetter, so in die theylung gehören, mitgohn und zustohn denen die güetter werden
    1552 WürtLändlRQ. II 31
  • seiner ersten hausfrauen verlassne kinder [haben] nit fueg, sich in craft irer mueter eltern vermächt in die posseß und nutzung der güeter einzetringen
    1555/56 Walther,Trakt.(Ri.) 60
  • [der Mann] hat auch in allen seins weibs verlaßnen gütern ... den beysitz, nutzung vnd niessung, sein lebenlang
    NürnbRef. 1564 XXXIII 1
  • dann die geystlichen recht woͤllen, was fuͤr ligende guͤter ein mal geystlich worden sein, koͤnnen nit wider weltlich werden, es beschehe dann mit mehr nutzung der geystlichen
    TeutschForm. 1571 Bl. 129v
  • forma einer vergabung vndern lebendigen vor dem richter: ... verzyg vnd begab sich auch darauff wissentlich, deß obgedachten hauses ... auch aller eigenschafft, besitzung, nutzung, niessung, vorderung, recht, gerechtigkeit vnnd ansprach daran
    1574 Frey,Pract. 24
  • das das lebend belibent ehegemecht an solche der kinder ererbte ligente gieter ... alein die nutzung und nieß [hat]
    Anf. 17. Jh. NeuenburgStR. 132
  • diewyl aber etlich schuldner, denen man ire guͤter also vergantet ... sich anmaßend, die nutzung dauon ze nemen, welches aller billigkeit engegen, ist derhalben angesehen worden, das wo einmal vmb sölche ligende pfender ... vff fryer gant offentliche beschehen, das demnach der schuldner sich der nutzung derselbigen enziehen sölle, er habe dan zeuor den schulduorderer syner ansprach halben vollkommenlich befridiget vnd die widerlosung erstattet
    1604 ZofingenStR. 276
  • eß solle auch dise legitima denen kindern ohne alle beschwärung verlassen werden dannenhero wan ein vatter das aigenthumb seinem kind, die nuzung aber auf gewiße zeit einem andern verschaffet, khan solches nebengeschafft, soweit sich die legitima erstreckhet als ein beschwör derselben nit bestehen
    1654 NÖLO. III 12 § 7
  • ein bstandmann muß jaͤhrlich sein pension, oder bstand-geld wegen solcher ihme zu bstand verlassener nutzung und einkunfft bezahlen
    1721 Bluemblacher 21
  • guͤter ... deren verwaltung, oder auch nutz- und niessung denen eltern ... zustehet
    1729 CAustr. IV 576
  • der gebrauch und nutzung der sachen eigentlich von derselben besitz abhange
    1730 Leu,EidgR. III 11
  • daß ... der uͤbrige theil dieser striepe hergegen ... der stadt H., und zwar einem ieden sein antheil, mit allen gerechtsamen und nutzungen, privative verbleibe
    1740 HambGSamml. X 175
  • urbar ... heisset ... was wir heut zu tag die nutzung, den gebrauch, die frucht-niessung, oder jaͤhrliche zinsen und renten nennen, lat. usus fructus, oder census annuus
    1752 Greneck 93
  • nutz, nutzung. dieses wort ... begreifet allen nutzen, den man aus einer sache ziehet, es bringe solchen entweder die natur, oder der fleis hervor
    1762 Wiesand 786
  • der meierbrief ist die urkunde uͤber den contract, durch welchen ein gutsherr ein oder mehrere grundstuͤcke und die damit verbundenen gerechtsame, jedoch mit vorbehalt seines eigenthumsrechts, ... einem landmanne zur wirthschaftlichen benutzung, auf gewisse jahre dergestalt uͤberlaͤßt, daß dieser alle von solchen grundstuͤcken ... zu leistende statsabgaben und dienste uͤbernehme ... ihm aber ... fuͤr die nutzung des guts einen gewissen pacht- oder meierzins und sonstige ... altherkommliche leistungen ... entrichte
    1803 Gesenius,Meierrecht II 197
II
Ertrag der Nutzung (I), wie Feldfrüchte, Renten und Zinsen
vgl. Nutz (III)
  • aliam ... medietatem C. et heredes sui nomine iusti feodi ab episcopo et ecclesia possidebunt, alia autem, que nuzzungen dicuntur, cedent pro indiuiso communiter et ... episcopo et C.
    1240 MWirzib. I 290
  • da mag das, so in leben ist, die nutzung davon niesen onvertribenlich des hoptgůtz, die wil es sich nit elich verendert
    1384 BadenArgStR. 33
  • daz die vorgeschriben der hofe, die felden und die ... lehen ... an die herschafte komen sein mit weschel von den von K., also daz di herschafte yn gut dofur gegeben hat in dem ampte zu C., doch mit der bescheidenheit, daz her J. ... zwen purger von K. ... uf die gute alle reyten, die besehen und eygentlich alle nutzung satzen funden sullen ... summa der nutzungen, die ... die herschaft ... gehabt
    1398 QKulmbach 225
  • wer auch sach, das es [überlebender Ehegatte] sin lipnarunge von den liegenden guͤtern nit gehaben moͤcht von der nutzunge, die die ligenden guͤter truͤgen, so moht es aber zuͤ den heiligen behalten, das es der guͤt eins muͤst angriffen und verkeuffen
    1416 Mergentheim 144
  • die nuczung, dinste vnd gefelle, als wir han an dem dorffe
    1429 Eberstein2 I 219
  • die nutzung von dem erdtrych, vnd der gerichts schaden kommen in verdamnung, wann die nutzung in hangender sach yngenommen moͤcht sein wordenn
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 1v
  • als ob ich des vor des heiligen romischen rychs hoffgericht ... ufgeben hette zů urtel, ewiglich den ersamen wisen burgenmeistern rat und burgern gemeynlichen der statt zů H. und allen iren nachkomen der selben statt minen teile an dem dorf zů F., das dan mit namen ist ein halbteile und darzů ... die ufgehaben nuͤtzuͤnge 
    1445 HeilbronnUB. I 329
  • darumb sprech ich ir zu von wegen myner husfrauwen, die gebreche der vorgenanten guter abzulegen und widder zu den gute[r]n zu bringen mit offgehabener notzunge, kosten und schaden
    um 1445 Erler,NeustadtWeinstr. I 116
  • man sagt S. sey fayl vnd hab vier oder funfhundert gulden nuczung vnd sey domit sere beswert
    1472 AlbrAchillesMerckB. 242
  • so ist er H.W. umbe dy ingenomen nutczunge von deme obirmaße, daz H.W. iczunt allererst erhalden hath, nichtis nicht phlichtig
    1474 PössneckSchSpr. I 92
  • so sol die nutzung desselben jors ingesammelt vnd angeleit werden
    1478 BergheimUB. 125
  • der stür halb ist beredt, dasz jeder in der gesellschafft sin jährlich gült und nutzung, woran jeder das hat, ... anschlahen soll
    1488 UrkSchwäbBund. I 21
  • so dan ist diß die nutzung eines weibels, die er oͮch geschworen haͮt inzůzuͥchen zum besten nach sinem vermoͤgen
    1493 BruggStR. 74
  • unserer stette und dörfer renten, nutzungen und gefällen
    1495 Carlebach,BadRG. I 102
  • aber am zcehenden und ander nutzunge der bergkwergke sal yderm teyle seine helffte furbehalten sein
    1496 ArnstadtUB. 428
  • mit sampt dem gehauwen holtze und andern notzinge 
    1498 SiegenUB. I p. 19
  • die nottzung die A. ... ingenommen hoit
    1505/06 KasselGB. 30
  • doch das er uns unser nutzung, so daraus nach gewanhait der berkrechte uns zuegehorig ... geben verphflicht sein sol
    1518 Wutke,SchlesBergb. I 205
  • es bedarff auch niemandts den anderen gaͤlt lyhen vff sine guͤter, oder vff korn oder wein ... vnd dar von ein nutzung begaͤren
    1. Viertel 16. Jh. Gengenbach 228
  • obgleich ein obrigkait ... ir hergebrachte nutzung von den leuten unbillich neme, so sollen sich doch die undertanen desselbigen mit gewaltiger ... tat nit widersetzen
    1525 Brandenburg-Ansbach/Sehling,EvKO. XI 87
  • dat de wedewe mit ehrenn kindern up dem lehen-gude mach ein vullenkamen jar bewahnenn blivenn, alle nuttunge mit seyende unnd inarnende tho genetende hebbenn
    1526 HadelnPriv. 30
  • so nůn die belehnung geschehen, ... alßdann sol der herr den belehneten inn die ledige güter einfüren, vnnd wo er das verzüg, sol er dem lehenman alle nützung geben
    1530 LibriFeud.(Weidm./HAB) 17
  • were bey nachtlicher weill ymanndts sein frucht oder vff dem felld sein nutzung, wie das alles namen hat, heimlicher vnd geferlicher weyse nymbt ... das ist ... ein diepstall
    1532 CCC. Art. 167
  • der bloß brauch, so vsus, vnd die fruchtniessung, so vsusfructus genannt, haben ein solche vnderschaid, namlich, das der brauch allein von der geredt, welcher sich der haab also gebraucht, dz er khain vbrige nutzung oder frucht daruon abnemen darff
    1533 Fuchsperger,Inst. 25v
  • die briester so vmb besoldung dienen, vnd nicht ... beneficium haben, sollen von jrer järlichen besoldung vnd nutzung, alweg vom phundt derselben jrer nützung vierundzwainzig phenning geben
    1542 BeitrSteirG. 19 (1883) 35
  • wat ok de immen, so der kerken tohoren, jerlich an nuttinge dragen, schal bi der innam verrekent werden
    1543 PommVis. II 131
  • einkommen, fruchtbarkeiten, nutzungen ob- und unter der erden
    1549 Bellerode,BeitrSchlesRG. I 121
  • doch sollen hierin [vom Appellationsverbot] ... gült, zinß und nutzung ... ob sie gleich under der bestimpten summen der fünftzig gülden weren, außgenommen sein
    1555 RKGO.(Laufs) II 28 § 4
  • onser stats gemeen nutte ..., het sij aan renten nuttingen off guederen
    3. Viertel 16. Jh. KampenStROntw. 508
  • es sollen in dieser [tuͤrcken] steur ... versteurt werden ... jaͤhrliche renthe, zinse, auffkommen, nutzungen 
    1576 HessSamml. II 269
  • wat also ein rath tho R. von dem closter vor nuttung ... bekummet ... dat alles schall ein rath tho gades ehren wedder ... anwenden
    1576 JbMeckl. 27 (1862) 82
  • die den staͤtten, flecken vnd doͤrffern, kirchen, heyligen vnnd allmusen ... getrewlich vorstehen, ihre zinß ... nutzungen und gefaͤll ordenlich einbringen
    BadLO. 1622 Bl. 37r
  • keinerleii geschenck, gab oder nuttzung durch euch selbst oder andere nemen oder in euren nutzen nemen lassen
    1628/29 PfälzW. II 747
  • so ein vormuͤnder die nutzung von seiner pflegekinder guͤtern zu seinem eigenen besten verwendete ... der soll deswegen ... seiner ehren der vormundschaft entsetzet werden
    1650 EstRitterLR. 274
  • sondern ist ihme [dem Witwer] allein zugelassen die nutzung ... zu seiner nothdurfft zunemmen
    1709 Mutach 14
  • wo der verkäufer vom käufer ... das gelt empfangen, in überantwortung des ... guts aber sich saumig erzeigte, soll er dem käufer auf sein begehren die nutzung oder interesse ... abzulegen schuldig sein
    1719 BaselRQ. I 2 S. 844
  • dominium utile oder das niedere eigentum ist ein recht des vasallen, nicht nur alle nutzungen aus dem lehen zu ziehen, sondern auch als ein eigentümer damit zu schalten, insoweit es den rechten des lehnsherrn ... nicht zuwiderläuft
    1757 RechtVerfMariaTher. 667. ebd. 663
  • daß ... die seit angestellter klage erhobene nutzungen zu erstatten seyn
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 40 § 1
  • ein nuzniesser darf sich alle sowol natuͤrliche als auch buͤrgerliche fruͤchten und nuzungen, sie moͤgen jaͤhrlich oder ausserordentlich seyn, zueignen
    1785 Fischer,KamPolR. II 354
  • nutzungen heißen die vortheile, welche eine sache ihrem inhaber, unbeschadet ihrer substanz, gewähren kann
    1794 PreußALR. I 2 § 110
  • ein gut in nutz und guͤlt haben, bedeutet so viel, als dasselbe ruhig genießen, und alle nutzungen davon ziehn
    1803 RepRecht XI 142
  • in absicht der theilung der nutzungen des letzten jahres ist demjenigen nachzugehen, was das landrecht uͤber theilung der nutzung zwischen den erben des eigenthuͤmers und des nutznießers bei endigung des nießbrauchs ordnet
    1807 SammlBadStBl. I 636
  • hat der redliche besitzer an die sache ... zur vermehrung noch fortdauernder nutzungen einen nützlichen aufwand gemacht; so gebuͤhrt ihm der ersatz nach dem gegenwaͤrtigen werthe
    1811 ÖstABGB. § 331
  • die natuͤrlichen fruͤchte eines grundes, naͤhmlich solche nutzungen, die er, ohne bearbeitet zu werden, hervor bringt, als: kraͤuter, schwaͤmme und dergleichen, wachsen dem eigenthuͤmer des grundes ... zu
    1811 ÖstABGB. § 405
  • deß gebüttels nutzung: item ein sommerkleid und ein winterkleid hat der gebüttel von dem gerichtsherrn
    oJ. SchriesheimW. 123
III
(von einem Personenverband genutztes) Allgemeingut, Allmende (III) 
  • daz sie in genumen haben ir nutzung und ir weidech daz in daz dorf gehoert ze T. und ir reht gemein ist
    1348 Franken/GrW. VI 99
  • H.S. gibt jerlich 1 metzen korns von eynem wieszflecken, an der nuͤtzung gelegen sein
    1464 CadolzburgSalB. 69
  • der pfarer mag ... darzu daß waidle mit der nutzig nutzen
    1534 AppenzUB. III 2 S. 25
  • dieselbigen söllend ... sich der alp ald dero nutzig müessigen
    16. Jh. SGallenOffn. II 450
  • so jerlich ... auß den gemeinen allmend und nutzungen außgeteilt wird
    1606 SchriesheimW. 161
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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