Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): offenbarlich

offenbarlich

, adj., adv., offenbarlichen, adv.,


I in adverbialer Verwendung auch dem lat. palam entsprechend
offensichtlich, unverborgen, offen (II) 
  • soe scel ma om dae epenbeerlika sonda dae hermscere ontfaen [dann soll man wegen dieser offenkundigen Sünden seine Kirchenstrafe erhalten] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 182
  • hwae soe oerem bi redene rede epenbeerlike daedslacht, soe is di frede tolifftich punda [wenn jemand einen anderen mit Vorbedacht öffentlich erschlägt, so beträgt das Friedensgeld hundertzwanzig Pfund] 
    1. Hälfte 14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 252
  • wie dat sijn wijf verbalemond, ocht ander amie openbaerleke helde, so dat hi met hare huysraed houdt, ende des ghelike van den vrouwen, selen haer goed half ende half deelen
    Mitte 14. Jh. CoutAnvers I 64
  • dat zii dit stappans uteroupen ende ghebieden van onsen weghene opembarlike al omme, daer roupe ghecostumert siin te doene, so dat elc weten meughe de meeninghe ende wille van ons ende onsen lande vorseid
    1378 HanseRez. III 318
  • du salt wissin, das dich der phaffe uffenberlichin nicht zu stroffen hat ummbe keynir hande myssetat, sunder mit dem rechten, ab du dich mit beichte wilt lassen undirweizen
    um 1400 LiegnitzStRb. 35 [vgl. C. 2 q. 8 c. 1]
  • segghe wi vor recht: dat he sik des entledighen mach mit synem ede, id en sy, dat me opembarliken by blickem schine de borch under eme bewisen moghe
    1409 OstfriesUB. II 713
  • datmen voertaen niement correngeren en sal uut ghezworen dienst of uut eenighe vergaderinge van zinen ghilde, tenzy dat hi openbaerlic teghens zinen eedt of teghens zijnre eeren ghedaen heeft
    1462 Fruin,Dordrecht I 128
  • is id dat eyn man openbarliiken eebrekend mit syner husurowen vynd, so do he, is id dat he wil, nach deme looboke
    15. Jh. ApenradeSkra Art. 35 [geändert: im Druck fälschlich ApenradeStR.]
  • offt yemantz in eebreckerie apenbaerlyckenn befonden worde hye were man offt wyeff dye selue sall den schantsteyn draegen offt der stadt geuenn x golden gulden
    1518 DuisburgStR. XII 16
II
allgemein bekannt, öffentlich verkündet, offen (III) 
  • wij scepene van K. tuygen apenbairlick 
    1390/1401 KalkarStR.(Flink) 76
  • darvmb so gebieden wir euch ernstlichen ... mit dissem briffe, vnd wollen, das ihr bey euch in der stadt offenbarlich ruffen lasset, das niemand denselben zoll furbas mer vffhebe noch neme
    1397 Fidicin IV 101
  • ouch sal die [wilkore] offinberlich geschen, nymande sunderlichen zu schaden
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 356 [vgl. D. 4 c.2]
  • oick soe salmen in teghenwordicheyt des scrijvers ind der parthien die tueghen apenbairlicken laeten sweren
    1426/40 KleveStR. Art. 310
  • tueghen wij, schepenen van Cleve, apenbarlich, dat boven des naturlicken rechtes ghebaide, dat is, datmen eerlicke leve ind datmen nyemant en scade
    1426/40 KleveStR. Einl.
  • umb der schinberlichen und offenberlichen nütz, ere und frommen willen, der dem obgenanten ... hertzog P. ... entsteen ... wirdet
    1452 Weinheim 392
  • er der tad ... uffinberlichin bekennet, unde bliebet es by rechte
    1474 PössneckSchSpr. I 167
  • mit rechter vorladunge und offinberlich angeslagener vorkundigung
    1477 FreibergBUrt. 316
  • offenbarlich wirt ein tods kindlein (genant abortivum) durch schleg, durch fuestretung, durch sprung, durch val [palam fit abortivum per plagas, calcaciones, per saltus, per casum] 
    um 1500 Summa legum 611
  • derhalben jch ... euch ... eroffne, eine offenberliche abegesagte feihde mit allen vnsern helffers helffern
    1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 125
  • der fürsten vnd hochwirdigen abten vnd deren sigel die eygen offenberlich gerichttzwengk haben
    1523 Köbel,GO. 47v
  • offenbar ist ein gemeinlich oder offenbarlich ußschreyhung, auß gewyssem wüssen, vnd warem hoͤren entsprungen: doch nit auß so vieln, das es bekantlich werde
    1523 Köbel,GO. 48v
  • [die] keuren worden alle jaer op onser vrouwen lichtmisse dach, naer de hoochmisse, den nieuwen schepenen gheedt zijnde, int generael openbaerlijck van der stadthuys, nae de stadtsklocke gheluyt is, ten aenhooren van de ghemeente vernieuwt
    1570 AmsterdamRbr. 3
III der Allgemeinheit dienend, offen (IV) 
  • dy buße oder pyne solde daz halbeteyl gefallen czu den offinperlichen buwen derselbin stad
    1323 FritzlarRQ. 329
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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