Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Oheim

Oheim

, m.

zu den unterschiedlichen Verwandtschaftsverhältnissen der als Oheim bezeichneten männlichen Verwandten in überwiegend literarischen Quellen vgl. Jones,KinshipTerms 147ff.; in allen Belegen, die sich auf Adlige beziehen, kann auch bei tatsächlich vorhandener und benennbarer Verwandtschaft (vgl. Bed. II-IV) die einen besonderen verwandtschaftlichen Kontext voraussetzende und damit den anderen ehrende Anrede (Bed. V) im Vordergrund stehen

I zunächst nur Mutterbruder, dann auch Vaterbruder, Ehemann der Schwester von Mutter oder Vater, auch: Großonkel?
  • auunculus meus min eam 
    9. Jh. Wright-Wülcker I 88
  • avunculus ohem 
    1. Hälfte 12. Jh. SummHeinrici I 3
  • die weuere die wille en andren lieren weuen; dien hi liert dat moet sin sins bruder kint. ocht sire suster. ocht sins oems. ocht sire moien
    1270 CorpMnlTekst. I 185
  • man sol auh wizzen, waer die friunde mugen sin, die den man ze aechte mugen bringen: daz suln sin des mannes vater unde sin muter, wip unde chint, bruder unde swester, bruderchint unde swesterchint, veter unde veternchint, oeheim unde oeheims chint, basen unde mumen unde iriu chint
    1276 AugsbStR. Art. 35 § 2
  • alsa thi em eslein is, sa clagat thi sustersune [wenn der Mutterbruder erschlagen worden ist, so erhebt der Schwestersohn Klage] 
    um 1300 HunsingoR. 68
  • och is de halfbroder vnde de halfsůster, de echte kindere sin, nagher erue vpthonemende, dan de om ofte de veddere ofte de vedeke oder de moͮddere
    um 1300? RigaStR. 174
  • alle die da die nachsten freunt sindt als pruder vnd swester, ein freunt oder freuntin, ohem oder oheyms der kinder ... die selben sollen erben
    vor 1307? Tomaschek,Trient 145
  • vulle öme vnde vulle vedderen sint like na erfnamen
    1341/44 WisbyStR. 168
  • unser ochem 
    1347 SPöltenUB. I 397
  • ich ... verpint mich under meins ehaimb insigil ..., wann ich aigens insigil nicht hab
    1353 SPöltenUB. I 441
  • mines fettern adder myner mumen, mynes ohemen adder myner wasszen, bruder adder swester kinth, dy ungeczweyget sin von vater adder von mutter, dy sin alle glich an erbe zcu nemen
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 6 Dist. 9
  • venne ein enykil stirbit, vnd fater noch mutter noch geswistret nicht hynder ym lest, so spricht vnser recht, das sein erbe vnd sein gut, off den anhern vnd off dy anfraw erben sal, vnd nicht off fetter, noch off wazen, noch off oͤmen 
    1370 (Hs. 15. Jh.) ZipsR. I 62
  • scholde men jenige unser borger odder ander lude scheiden vor deme rade, und hedden de ohme, vaddern, mage odder schwegere in dem rade, de scholden seggen, wat se recht duchte, und gan dannen uth dem rade, und laten de andern dat scheiden
    1403 Wigand,Beitr. 151
  • patruus oem 
    1420 DiefenbGl. 417b
  • weren oeck de oem ende de moye van haluer zibbe, soe weren de olde-vader ende olde-moder rechte eruende
    1425 Groningen/Lasch,NdStB. 104
  • vedder, oem vnd medder, disse tasten alle mit halfer hand to dem erue
    1426 Richth. 563
  • kiuet ock sin moder [Mutterschwester] vnde sin omb [Mutterbruder] mit sinem egen gebaren süstersöne, so böret dat erue dem ouerthom nicht, men des doden süstersöne; dem nedderthom böret das erue van recht
    1426 Eiderstedt/Richth. 562
  • dy mutter dy neste frundynne was zu eres homen gutte
    nach 1426 MagdebPosen 133
  • thet wi Fresan agen to heiane an to haldane emes lawa alda feders lawa and edela lawa and feda lawa and thredknia lawa achma haldana and ded sunder strid mith xij monnum on tha withum [daß wir Friesen den Nachlaß des Mutterbruders, des Großvaters, des Urgroßvaters, der Vaterschwester und der Verwandten des dritten Grades hegen und behalten dürfen mit den Tateiden von zwölf Männern auf die Reliquien, ohne gerichtlichen Zweikampf] 
    um 1430 FivelgoHs.(Sjölin) I 238
  • alsa thi mon hine vr fiucht and enen mon slaith sa scolre meytele it sine friundum hebba ... thi em tha suster sune our halue mer to rekane [wenn jemand wegen einer Schlägerei straffällig wird und einen Mann erschlägt, so soll er Magzahl von seinen Verwandten erhalten ... der Ohm soll dem Schwestersohn anderthalb Mark bezahlen] 
    um 1430 FivelgoHs.(Sjölin) I 342
  • auunculus est frater matris mee, ohaym 
    1468 VocExQuo II 283
  • die drie oemers vanden voirsz. weeskinde
    1472 Fruin,Dordrecht II 166
  • is hit [lawa] buta sex handen, so dele hya dat allyke; jeffta dat hit were emes lawa, jeffta fedria lawa, newan ende niften al euen ney, butha sex handen
    1480/81 JurFris. II 132
  • den hoff, der sy anegestorbin ist von ir mohemen van oldrevadren ende van oldremoderen, van oemen, van moeijen ende van andren maghen, de sterven sunder getroude kinderen, so zal vrouwe ... na gaen den goede als een man, die effen na maghen syn
    15. Jh.? StaverenStR. 206
  • personen, so von wegen der schwegerschaft (in der seitwarts linien) zu ehelichen verboten ... seines ohems weib, das ist, seiner mutter bruders weib
    1548 Sachsen/Sehling,EvKO. I 2 S. 33
  • meines brudern oder meiner schwester kinds kind, oder meines vetter, oder ohmens oder pahsen, oder muhmen kinde, die sein alle gleich an erbe zu nehmen, da keine zweyunge an ist, von vater und mutter
    1567 ZittauStR. 120
  • der eltervater und eltermutter seynd naͤher erbe zu nehmen, dann oheim und vettern, und ihre kinder
    1586 LübStR. II 2 § 17
  • hebben se gin [andere Anverwandte] ... so erven se alle ere guider up ere oemen und moyen
    1639 Schlüter,WestfProvR. II 76
  • verboten im staat sind ehen zwischen ... dem oheim und der nichte (d.i. mit des vaters oder der mutter bruder)
    1807 SammlBadStBl. I 900
  • mit den geschwistern der aeltern, naͤhmlich mit dem oheim und der muhme vaͤterlicher und muͤtterlicher seite, kann keine guͤltige ehe geschlossen werden; es mag die verwandtschaft aus ehelicher oder unehelicher geburt entstehen
    1811 ÖstABGB. § 65 (I 23)
II
Schwestersohn, Geschwistersohn, Neffe (III) 
  • wir [Pfalzgraf] als ein furmunder der obgenanten vnser oheime, der marggrauen
    1377 ZGO. 9 (1858) 99
  • so muß H.P. bewisen, daz er N.S., synem ohemen, syner formundeschafft gute rechenunge getan hat
    1474 PössneckSchSpr. I 285
III Sohn eines Onkels oder einer Tante, Vetter
  • wir bischof H. ... tůn allen ... chunt ... daz vnser lieb oͤhaim C. vnd H. die zwen pruͤder von H. vor vns offenlich vergehen habent daz vnser liebev mvͦm vrow Ch.v.H. ir baider můter ...
    1290 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. II 543
  • unser oͤhin grave A.v.H.
    1293 WirtUB. X 139
  • dar umme wart he sines omes man, hertoghen Magnus van Sassen, de beide weren boren van tven dochteren des koninghes van Denemarken
    1386 LübChr. I 207
IV Schwager
  • das wir [König Wenzel] vns ... vereynen mit dem hoichgeboeren W. hertzogen zu Gelren ..., vnserm lieben oehem vnd fursten
    1383 Nijhoff,Ged. III 112
V vom deutschen König/Kaiser gebrauchte ehrende Anrede für die weltlichen und diejenigen geistlichen Kurfürsten, die aus einem fürstlichen Geschlecht stammen, dann für alle Fürsten
vgl. Neffe (IV)
  • das wir [König Sigismund] dem hochgeborn herczogen zcu S. ... unserm liben oheime und kurfursten dasselbe sloz und stat zcu B. befolen
    1423 BrüxStB. 83
  • haben wir uns mit ... unsern lieben freunden, neven, oheymen, und churfuͤrsten ... vereiniget
    1521 RAbsch. II 204
  • [wir, der Kaiser] geben ihnen [in den Fürstenstand erhobenen Hohenzollern] auch samt und neben denen zuvor habenden graͤflichen ehren-tituln den namen und titul: unserm oheim 
    1623 Moser,StaatsR. IV 199
  • das wort: oheim, enthaͤlt schon eine etwas groͤssere distinction, wie dann mit solchem die weltliche churfuͤrsten, auch wohl fuͤrsten von alten haͤusern, vom kaiser pflegen beehret zu werden
    1767 Pütter,JurPraxis II 104
  • jene [geistliche Kurfürsten] nennt der kaiser neven, diese [weltliche Kurfürsten] hingegen oheim, und von koͤnigen werden sie bruͤder genannt
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 102
  • oheim ... ist in der gemeinen sprache mehr als vetter ... es geben daher dieses praͤdicat a) der kaiser den koͤnigen, imgleichen den weltlichen churfuͤrsten und altweltfuͤrstlichen haͤusern ... b) altweltfuͤrstliche canzleyen den mehresten neuen fuͤrsten
    1793 Bischoff,Kanzlei. I 430
VI Zunftgenosse eines Münzers (I) 
  • denen ohmen oder gesellen soll zu lohn gegeben werden, als von 14. marck der gantzen und 1/2. auch ortgl. muͤntzer-lohn
    1558 CAug. II 757
  • aber der herre Jesus Christus vnser rechter oͤhem vnd bruder, der braucht hie weder silber noch wergzeug, sondern schafft durch sein allmechtig wort ... ein wolgeformirten groschen
    1564 Mathesius,Sarepta 249r [hier: übertragen auf Christus]
  • welcher von den ohmen, oder muͤnzgesellen zum schmiedemeister verordnet, soll der muͤnzarbeit wohl gelernet ... seyn
    1669 KurkölnBergO.(A) X 3
  • die muͤntzmeister aber, welche wider den verglichenen fuß ausmuͤntzen ... sollen ... als falsche muͤntzer angesehen, ... die muͤntz-guardeine und ohmen auch vor unehrlich erkennet werden
    1692 CAug. II 972
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):