Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1pflegen

1pflegen

, v.


I über jn./etwas die Aufsicht haben, für jn./etwas Sorge und Verantwortung tragen, für eine Handlung die Verantwortung übernehmen, etwas innehaben, verwalten, mit etwas verfahren (Mitte 15. Jh.)
  • thuo hreop all saman heriscipi Iudeono, thiu mikila menigi, quâðun that sia uueldin umbi thena man plegan deraƀoro dâdio
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 5482
  • ni wíll ih ... in war mín sínes bluates scólo sin, noh ouh théreoro dato plégan borathráto
    um 868 Otfrid5 IV 24, 28
  • tér óuh tes purglíutes frûondo íu flégen sólta. dér uuás máhtîg
    um 1000 Notker I 149
  • Jôseph si dar in ladete, wand er des landes nâch dem chunige phlegete 
    1120/30 Exod.(Papp) V. 50
  • Berchter solde kuninc sin, / biz ir herre queme, / wande her der cronen wol(d)e pflege 
    1152/80 Rother(de Vries) V. 733
  • het er gephlegen drîer rîche
    Ende 12. Jh. Erg. V. 567
  • sinen marschalc er besande ... der aller siner eren pflac über sin liut und über sin lant
    1200/20 GottfrStraßb.(Weber) V. 1592
  • swer ie dâ phlac der lande, / der gebôt wol âne schande / ... daz der eldest bruoder solde hân / sîns vater ganzen erbeteil
    um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival I 5, 1
  • swes sich der man vnderwindet ze phlegen. oder ze behalten vnd wirt ez im verstoln er mvͦz ez gelten
    um 1275 Schwsp.(Langform Z) LR. Art. (L.) 228
  • do wurden die herren wise und wurden guote rihtære ... und behielten den liuten, der si pflagen, ir guot und ir lip
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 153
  • swaz diu chint danne anvallet ... des suln phlegen der chinde nehsten vatermage ob si da sint
    1276/1370 AugsbStR. Art. 73 § 9
  • der kvnig ... shol auch alle die iuden die in deuschen landen sint seinem kanzeler enphelhen. vnd tut er des nicht er phligt ir doch mit rechte
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 125
  • der sol daz den burgærn, die des rates pflegent, chlagen
    1294 MWittelsb. II 46
  • thi prestere ne mot nenra wraldeskera lena plegia [der Priester darf keine weltlichen Ämter ausüben] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 98
  • biscoph Willehalme, de dher krone und dhes staves zo Menze plach 
    Ende 13. Jh. BrschwRChr. V. 1059
  • ein romischer keiser pflac alle der werlt mit herschaft
    Ende 13. Jh. Passional(Hahn) 17 Z. 15
  • swer der wage pfligt, wirt der uͤberwaert, daz er den loden ... niht zersneidet oder ungewegen ... walichet, der geit der stat 5 lb
    1310/12 MünchenStR.(Dirr) 218
  • der saetze uͤber di webaer suͤlen pflegen ... H.O., L. und A.
    1310/12 MünchenStR.(Dirr) 227
  • wir Ludowich ... romischer chunich ... tůn chůnt ... daz wir nicht aleine dodůrch ze des riches pflæge erwelt sein, daz wir des pflægen, sunder daz wir es meren an eren und an gůte
    1319 MGConst. V 423
  • mus her gebin czwene pfenninge von dem crucze, do man offe swert ... dy pfenninge nymt der, der des cruczes pflegit 
    vor 1320 ÄltpolnRdm.(Mat.) Art. 5 § 5
  • wer des chamer ambts phligt, der sol dauon ... geben ein dienst
    1334 OÖUB. VI 138
  • in dem ampte, so der hertzogen vogt von Oͤsterich uf dem Walde [Schwarzwald] pfligt 
    1336 ZürichStB. I 103
  • daz er der selben wazzer pflegen sol, und uns und dem rich da von dienen und warten
    1339 Böhmer-Ficker 532
  • were he aver buten landes unde en hedde nemande, de vor eme pleghe der gelde, he were er aver voͤrluͤstich
    1. Hälfte 14. Jh. RintelnStat. 68
  • wyn, was vnde oblaten ewich toͮ pleghene toͮ der ... viccarie
    1354 MecklUB. XIII 424
  • scal he [kemerere] pleghen in deme kelre kolen vnde lichtes
    1370 LübUB. IV 128
  • ich was ein herr gar wol gestalt / von lib, von antlüt und hett gwalt / land und lüt ze pflegen 
    um 1400 Hugo v. Montfort XXV 53
  • dat he sulk erclaget gut vor eyn willich pant vorsellen und vorsetten moge und dar mede plegen als pandes recht ist
    Mitte 15. Jh. MagdebSchSpr.(Friese) 20
  • weͣr ouch der burgerren gůt inne ... hat, der sol es verrechnen ... vnd was er denn schuldig wirdett, das sol er geben den, so der burger gůtes pflegent 
    15. Jh. BernStR. I 114
  • dero, die der statt grossen insigels pflegend ampt
    um 1500 RottweilStR. Art. 1
  • daß der gerhab von zeit der angetrettenen gerhabschafft oder ersten anmassung an uͤber die gepflogene gerhabschafft vollstaͤndige raittung laiste
    1669 ÖGerhabO. 424
  • einen jeglichen manne ist das gesetzt, daß er fremdes guth baß soll pflegen denn sein selbst guth
    1722 SiebbLRKomm. 403
II
die rechtliche Sorge für eine beschränkt geschäftsfähige oder noch nicht mündige Person und für deren Vermögen übernehmen
  • swer sein triwe niht behaltet an den chinden der er phliget den sol man balmunden
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 59 § 6
  • er hett vil ämpter gehabt von der statt und hett auch ettlichen kinden gepflegen oder pflegschaft gehabt
    1520 AugsbChr. V 126
  • pflegen und vervormünden lassen
    WolfenbüttelKO.(1569) 194
III jm. etwas geben, gewähren, zukommen lassen, jn. mit etwas versorgen; Geschuldetes (Zinsen, Dienste) geben, leisten; Rechtes pflegen das tun, was von der Rechtsordnung, einem konkreten Rechtsanspruch gerade gefordert wird, von der Erfüllung eines Anspruchs bis zur Verantwortung vor Gericht
  • want er rehtes gerihtes phlegete 
    Mitte 12. Jh. Kchr. V. 6083
  • wes wir dem keiser solten pflegen, dô ir im gâbent gotes segen
    1190/1230 WaltherVogelw.10 11, 9
  • wie si nach Romæren / loys unde lantreht solten wegen, / wies ir gerihtes solten pflegen 
    1200/20 GottfrStraßb.(Weber) V. 5996
  • wil got des rehten pflegen 
    Anf. 13. Jh. Wirnt,Wigalois(Kapteyn) V. 9912
  • dat se eme knechtlikes denstes plagen 
    1216/18 (Hs. 1484) EberhardRChr.(Wolff) V. 1021
  • weigert aver de herre sineme manne rechtes, swen he van em beklaget wert vor sinen mannen, de wile ne darf he eme nicht denen noch lenrechtes plegen 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. Art. 4 § 5
  • ane des richteres orlof mut en man sin egen wol vergeven in erven gelof, deste he is behalde ene halve huve unde ene word, dar men enen wagen oppe wenden moge; dar af scal he deme richtere sines rechtes plegen 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 34 § 1
  • klaget maget oder wedewe to lantrechte over eren voremunden ... unde ne kumt he nicht vore in'me dridden dage rechtes to plegene 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 41
  • swar de man recht vorderet, dar scal he rechtes plegen unde helpen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 60 § 3
  • de richtere scal ok plegen enes scildes unde enes swerdes deme, den men dar sculdeget
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 63 § 3
  • swe sek ut der achte tut unde rechtes nicht ne pleget 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 34 § 3
  • swelich borgere vor deme vogede ynde vor der stat nenes rechtes newil plegen dhene sal nen recht heben inder stat
    1227 BrschwStR. § 13
  • an goscap n'is mit rechte nen len noch nen volge ... liet se en herre aver, he scal dar lenrechtes sinen manne unde sinen kinderen af plegen 
    vor 1270 Ssp.(Eckh.2)LR. I 56
  • bynnen desser stad schal en iewelik man rechtes plegen vmme schult, de eme geuen wert, vor rechte, sunder vmme louede vnttruwen
    1270 HambStR. 51
  • swe des nicht ne deit, deme scholen de kremere neheines rechtes plegen 
    1281 GoslarUB. II 310
  • der richter sal gerichtes warten vnde phlegen alle tage an rechter dingstat
    1295 BreslUB. 61
  • were ein man vor richte, unde eme ein man scult geven wolde, unde he mit stoltheyt enwech gienge, und eme de alderman geboden hedde, dat he eme rechtes plegen solde
    1295 Nowgorod(7 Fassungen) 84
  • wie oec porteren ter C. ochte te V. werden willen, sie moghent doen in manieren dat si pleghen moeten alles dies daer si te voren af becommert waren
    1297 Stallaert II 365
  • ein hôhez künecrîche / jô er betwanc mit strîte, / daz ez im zinses pflac 
    um 1300 Frauenlob 232
  • welch man zu der stat gehort ... wenne he ot der stat rechtis pfligit, der sal zu rechte nicht zollen
    um 1300 FreibergStR. 40 § 2
  • de voget eme bůdet, dat he rechtes pleghe demegenen, de vp ene claghen wil
    um 1300 RigaStR. 156
  • so we vormunder is vrowen edder kinder, de schal se unde er gut vorstan ... unde schal erem heren denst plegen 
    1315 Bunge,Rbb. 60
  • were en kint beneden sinen iaren, dat so vele nicht ne hedde, dar sin vormunde eme sine nottorft af pleghen mochte
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. I 2 § 24
  • dar abe sal her deme richtir sines rechtin pflegin, daz sint vier schillinge
    1. Hälfte 14. Jh. NeumarktRb. 140
  • welik mensche vluit vppe dey muntate, ande to gherichte nicht komen weyl. deme sal man to dren stunden kundighen dat hey to gherichte kome ande pleghe rechtes
    1350 SoesterSchrae 393
  • wan sye angheclaghet worden vnd neynes rechtes pleghen en wolden
    1353 MecklUB. XIII 373
  • sterbet ... dy fruwe noch der saath ... dy saath ist ores mannes unde en darf nymande dovone phlegen noch zcins geben, wen do keyn zcinsgelt waz
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 23 Dist. 2
  • dat men der ... coopmanne gheenen in vanghenessen leden zal voor scult daer gheen wettelic tsaertre of en es, also langhe alse he bewiisen mach binnen den lande van Vlaendren alse vele ziins goedes, alse de scult ghewaghet, ouer hem te stane ende wetten te pleghene, jof soffissante personen de hem verborghen wetten te pleghene 
    1360 InvBruges II 49
  • sullen sie uns alle jar alles rechten und gewonheit phlegen, alz sie von aldir getan haben
    1365 FreibergUB. I 86
  • wat gheloeften, die sij ghedaen hebben ... dies moesten si pleghen 
    1365 Stallaert II 365
  • umbe geltschulde sol ieder man rechtes pflegen vor dem richter
    1368 Niedersimmental 9
  • of jenich copman ofte schipman slachtinghe edder wald dede in Norwegen, dar schal me recht over pleghen 
    1373 HanseRez. II 66
  • daz wir dy gut mogen selbir arbeite ab wir wollen, und schollen da von nymande nicht rechtiz phflege 
    1374 PaulinzelleUB. 258
  • weme wir dy gut tun, dy schal da von nichtiz plege, wann her schal su ledig und fry habe ane bete und ane bathe
    1374 PaulinzelleUB. 258
  • waer yemant inden ghestichte van Utrecht ghezeten, die gheen lantrecht pleghen en woude, ofte zine misdaet ofte broeken nyet beteren en woude
    um 1382 UtrechtRBr. I 133
  • we willen dar E. gherne redelikes antwerdes van pleghen 
    1384 HildeshUB. II 352
  • geschege ... deme kopmanne schade van den de in ... unsem krighe ut unsem havene ghezeghelt synt ... dar wylle wy rechtes umme pleghen 
    1394 CDPruss. V 69
  • daz ich ... ir darumb rehts phlegen und reht von jn nemen sol
    1395 AppenzUB. I 1 S. 340
  • wer der burger ding pfligt 
    1396 MemmingenStR. 315
  • dy wile he dat gelt under sik het, schal he den kindern koste darane plegen 
    1399 Zerbst2.SchB. 558
  • waz man gotishusere wel eygene mit volburt der gemeynde, daz sal man thun, daz man ez also bestelle, daz man der stad ir recht davone phlege 
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) 168
  • compt de man niet te sinen daghe, soe sal de borge die schoudt plegen 
    14. Jh. VilvoordeRb. 83
  • pleget aver dy man syneme wive nottorft, vnde lydet he des echtes borden, so ist he ... eyn here vnde vorwesir an ores gudes frucht brukunge
    Anf. 15. Jh. Beweisung 366
  • in desen ommeganc so moet yghelic goet, wair hi is, recht pleghen 
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 152
  • so wie aldus niet en dede, die zoude rechts pleghen, als hi schuldich waer te doen naden recht vander stede
    1401 Fruin,Dordrecht I 25
  • das ... ir keynes rechtes obir sie pflegen wellet
    1403 CDPruss. VI 154
  • kümit der man in den tingen vnd wil rechter tinge pflegen, syn pfant ist billich los
    1404 RudolstadtStR. 212
  • doch willen de heren in der borch uns antwerden unde wandel pleghen van hern J. E.s weghene
    1418 BrschwChr. II 60
  • darumb su on denn uff dem tage pflegen wolden, was sie on von ere vnde von rechtes wegen schuldig weren
    1431 Michelsen,Rdm. 241
  • schulle we, efft de klage uns anlangede, dem jenen, dene des behoff dede, ern und rechtes plegen 
    1434 QuedlinbUB. I 314
  • welker ... wel nicht plegen mynne effte recht edder ok nemen
    1435 Nyrop,Saml. I 186
  • wanne sie das [gutere adder hufeland] widder verlissen, so sulde das widder unsem dorffe pflegin also vor
    1436 PaulinzelleUB. 372
  • dye lower ... meynden, wer lowerg arbeiten wolde, der solle innunge mit ön halden und örem handwerge noch herkomener gewonheit pflege unde thue, alse gewonheit sy
    1437 JenaUB. II 138
  • vrouwen, die mannen hebben ... weduwen ... ionge knechten beneden xii iaren zullen nyet voer recht komen om rechts toe plegen 
    1456 SneekStB. Art. 18
  • daz dye mol des dorffs phlicht unde gerechtikeyt ußrichten, tragen unde phlegen solle
    1457 PössneckSchSpr. I 264
  • manich man ... meent dat Kaerle dat riocht habbe set. Fresum haet hi bihulpen, dat hia riochtes pligia moten, deer eer sonder era weren onder alla manna foetem [mancher ... glaubt, daß Karl das Recht gesetzt habe. Den Friesen, die zuvor ohne Ehren unter aller Menschen Füßen waren, hat er geholfen, daß sie des Rechtes pflegen können] 
    1464 (Hs.) WesterlauwersR. I 68
  • wandel unnd gulde phlegin 
    1489 FreibergUB. I 261
  • alle dorffrechte unde aberichtunge ... an herffart, an betehaffern unde an allen andern sachen meher, dy eyne gemeyne phlegen mußen
    1474 PössneckSchSpr. I 262
  • die rechtmaker, van tsconvents wegen recht plegende 
    1485 MnlWB. VI 446
  • was die vicarien fur werntlich stadguter der stad schoßbar zu sich bracht ... haben, die sollen sie ... wider vorkauffen ..., doch der stat mitler zeit sovil ander burger davon zu pflegen 
    1493 JenaUB. II 346
  • weme seynn dinstbote entgeet, welchem seynn herre gerechtikeit pfleget ... dem sall menn nochfolgenn
    1494 AktStPr. V 418
  • derdehalven morgen ... is itzundes brack unde H.W. seyget id unde wil darvan plegen 
    1494 HamelnUB. II 440
  • dat eyn jewelick von uns synenn rechten heren schal plegen und don wes hie ohm von eren und rechtes wegen schuldich is
    1494 OstfriesUB. II 424
  • uff den gemeynen gedingen so sol man niemanz rechtes wallten noch pflegen denn allein des hoffherrn bis sin forderung und sachen ussgetragen werdend
    1494? Burckhardt,Hofr. 104
  • die vnnsern vß den vier lanntgerichten ... mogen einander hie vor vnserm wuchengericht fuͥrhoͤuschen vnd rechtz gen einander pflegen 
    15. Jh. BernStR. I 199
  • der ancleger ... dem beclagten vmb sein zugefugt schmach vnd scheden vor vnsern hoffretten endtlichs burgerlichs rechten pflegen wolle
    1507 BambHGO. Art. 19
  • er mocht sich nicht erjnnern, das s.g. von den guettern, so er itzt zw sich brocht, etwas zum abtrag der lehnwar gefordert, er hett auch s.g. nichts derhalben gepfleget 
    1513? GörlitzRatsAnn. I/II 75
  • aller eyde, holdungen, pflicht vnd manschafften ... zu pflegen vnd zu thun
    1520 RevalStR. II 135
  • zweien pfarkirchen, da man pfarrecht innen pfleget 
    1528 MittOsterland 5 (1862) 358 Anm.
  • wiewol statthalter und regenten ... rechtlichs ausstrags mit sein und pflegen wollten
    1528 UrkSchwäbBund. II 319
  • wa der beclagt ... aussfuren wurde, das er ... nit peinliche straff verwurckt hette, jme allsdann vmb solliche gefenngklich einpringen, schmach vnnd schedenn vor gericht ... enndtlichs burgerliches rechtenns zu pflegenn, vnnd darzu alle gerichts schedenn vsszurichtenn ... schulldig sein
    1532 CCC. Art. 13
  • wundet aber eyner den andern eyner clagbarn wunden des orts, der sol ... dem richter rechts pflegen, wo das dem gerichte zu clagen kompt
    1540 JenaStO. Art. 27
  • scholen se den fischern ein richte fische pflegen 
    1540 PommMbl. 29 (1915) 21
  • erbliche jherliche zinßreichunge dauon zu pflegenn 
    1541 MittOsterland 6 (1863/66) 248
  • daß ihme ... alles andere gepflogen und unterhalten werden solle, wie denen kriegs-raͤthen anderer crayse ... gepflogen wird
    1542 Moser,KreisAbsch. I 3
  • soll der thetter ... dennselbigenn bescheddigttenn abtrack pflegenn 
    1543 ArnstadtStR. 42
  • scholde he ome lyck und wandel syn to plegende 
    1544 HolstVierstUrt. 182
  • twê hôven landes ... darvon sê wêren bischup W. in ê(i)den geplēgen 
    1. Hälfte 16. Jh. Lasch-Borchling II 1572
  • wolte auch jemand uns selbst besprechen, so wollen wir ... einem jeden unweigerlich rechts pflegen 
    1572 Sachsse,MecklUrk. 268
  • wo ein feuer überhand genommen, kompt dazu ein rahtmann ... und heißet das näheste hauß ... niederbrechen ... so soll die gantze gemeine deme, welchem sein hauß niedergebrochen ist, gleiches pflegen umb seinen schaden
    1588 ZMarienwerder 49 (1911) 37
  • nachdem wir ... mit den ... kupfferschmieden eine vereinigte zunfftt und gildengeselschafftt gepflogen und gehalten [haben]
    1593 Stieda-Mettig 448
  • daß [die] einreder ... demselben inzichter ... die schmach und injurien buͤrgerliches rechtens nach des gerichts herkommen und erkaͤntnis pflegen wollen
    1654 CCBrandenbCulmb. II 1 S. 406
  • wer bey der stadt fische ... zu feilen kauff bringet, der soll dem rath ... eine kanne fische pflegen 
    1658 GeraStR. 188
  • soll der richter die voruntersuchung pflegen 
    18. Jh. ZBergr. 41 (1900) 340
IV
etwas tun, treiben, begehen, wahrnehmen; die jeweils zugehörigen Objekte (meist im Genitiv) bringen eine weitere Konkretisierung der Handlung und damit eine Spezialisierung der Bedeutung, zB. ein Banner pflegen Heerfolge leisten, Handlung pflegen verhandeln, Rates pflegen Rechtsauskunft einholen
  • di koning sculd alsoe wessa gedaen, dat hi konne alle riocht wrstaen; ac ne schel hine an nene arbeide biswera ende nene onriochtis pligia [der König sollte so beschaffen sein, daß er alle Rechte verstehen könnte; auch sollte er sich mit keiner Arbeit plagen und kein Unrecht begehen] 
    1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 382
  • do man keiserlicher houe plaich 
    1270 (Hs. 1. Drittel 15. Jh.) Hagen,RChr.(Groote) V. 2410
  • welch pëckh khauffes will pflegen, dem soll pachen sein verpotten
    1321 Neuötting 23
  • sy sullen ouch dy wyle das sy ysinwerkis phlegin mit andern vnsern kromern an wachin vnd an andern rechten ... vnbewurrin sin
    1363 CDSiles. VIII 55
  • das keyner lande kowffs pflegen sal unser orden
    1397 CDPruss. V 132
  • chain ritter schol nicht wŭcher phlegn 
    2. Hälfte 14. Jh. Suchenwirt 21, 90
  • wane die burgermeistere er buß phlegen addir wuln vffheben von den jehenen, dy bruchtig sin wurden
    1427 ArchHessG. 9 (1861) 441
  • G. und der G. hand die laichri [Betrügerei] uff dem land auch pflogen mit falschen ringen
    1432 IsnyStR. 223
  • hwasa ... woker plegat [wenn jemand Wucher treibt] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 148
  • dess habend sich die richter ... um rats zupflegen, ain bedenncken genomen
    1466 FreibDiözArch. 19 (1887) 287
  • als vns H.W. ... v̈ber hawt ... hett, darumb wir gegen im kuntschafft rechtens gepflogen haben
    1482 Indersdorf II 95
  • soll ... gemellte oberkeit ... bey rechtverstenndigen raths pflegen 
    1532 CCC. Art. 72
  • dat die Vresen endoruen nenes heeren banner vorder plegenn denn keyser tho hulpe, dan oestwert tho der Weesere
    1532 Richth. 17 Anm. 12
  • guͤtige handlung zwischen den partheyen pflegen 
    1553 FerdBO. Art. 166
  • daß wir zu vergleichung ... derselben [mangel und mißverstande] fernere handlung vornehmen und pflegen wollen
    1556 Sachsse,MecklUrk. 243
  • [ist] auf der rechuerstendigen vnd der geschwornen werckleüt gepflegnen rath ... vnderredliche oder entliche erkantnus geschehen
    NürnbRef. 1564 XXVI 15
  • dise ... artikel hat mein gnediger her von Konigstein Friderichen von Ratzenburg überschickt, derohalben mit dem bischoff von Wurtzpurg handlung zu pflegen 
    1565/68 ArchRefG. 8 (1910/11) 306
  • alle hausleuth ... so allhie bey gemeiner stadt angenommen ... sollen kegen den sommertagen, wann die arbeit angehet ... in und bey der stadt bleiben, und der arbeit pflegen 
    1567 ZittauStR. 130
  • umb leidliche erstreckung der termin handlung zu pflegen 
    1568 HofkInstr. 327
  • sollen sie in solchen sachen bei den rechtzgelahrten ... rades pflegen 
    1578 Engelke,GogerichtDesum 69
  • alß wir ... denen landgerichtsherrn ... verbieten malefitzische thäter auf gephlegte güetige underhandlung der ... cörperlichen straff ... zu erlassen und dafür gelt ... anzunemen
    1599 NÖLREntw. II 15 § 7
  • acta einer gepflogenen guͤtlichen summarischen sachen
    1599 OPfalzLO. 200
  • den [fredelosen mann] schal he verfolgen mit sinen negsten frunden und schal öhme kampes plegen 
    1646? BremJb. 43 (1951) 313 Anm.
  • [Lehnsverwirkung,] wan der lehensman mit seines lehensherrn ehefraw oder brauth unerbare gemainschaft oder vermischung pflegt 
    1654 NÖLO. V 1, 34 § 6
  • befehl ... gütliche handelung zu pflegen 
    1660 ProtBrandenbGehR. VI 183
  • welche [commissarien] mit der daselbst gesessenen ritterschaft wegen des zu verwilligenden gemeinen pfennings handlung pflegen sollten
    1789 Kerner,RRittersch. III 136
  • ein vormund ist verbunden ... dem gerichte seine schlußrechnung zu uͤbergeben und erhaͤlt von demselben nach gepflogener richtigkeit eine urkunde uͤber die redlich und ordentlich gefuͤhrte verwaltung seines amtes
    1811 ÖstABGB. § 262
V meist mit erweitertem Infinitiv
etwas gewöhnlich, nach guter Sitte oder Gewohnheitsrecht tun
  • dre mark wergheldes ... de man plecht to ghevende allejarlikes to sente Mertens daghe
    1337 QuedlinbUB. I 100
  • E.K. ... den ... tins plach to ghevene
    1391 BergeUB. 180
  • eme hulde de stat ind hei der stat wederum, so man des pliet 
    Ende 14. Jh. KölnChr. II 45
  • scheppin ... dy do rechtis pflegin uszcugebin
    um 1400 MagdebFr. I 1, 4
  • der [Geldbetrag] sie mir ye uff sente Jorgen tag ... phlegen zcu beczalne
    1425 BrüxStB. 85
  • keisser Otto mit dem roten barte phlagk, was her bey seyme barte swur das muste gehalten werden
    vor 1440 Rothe,DürChr. 182
  • sa skel hit wesa olsa nake sa tha rediewa er hebbeth plegad te swerane inna tha burskipe [dann soll es von dem Zeitpunkt an gerechnet werden, an welchem die Redjeven zuvor gewohnt gewesen sind, in der Bauerschaft den Amtseid zu leisten] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 162
  • det ma da sententia dela schel sittende and naet stondende, and in da riuchte loghe, der ma plegath to riuchten, naet in der tauerna neer biarbanckum [daß man das Urteil sitzend und nicht stehend fällen soll, und an dem rechtmäßigen Orte, wo man zu richten pflegt, nicht im Wirtshaus oder auf den Bierbänken] 
    1457 (Hs.) EmsigerR. 258
  • dy stete, da man recht phleget zcu sprechen
    1459 PössneckSchSpr. I 181
  • man pfligt eynem statschryber vom statschrybampt lon und solt zue geben nach dem als sich ein rate und statschryber dorumb miteinander vertragen ... mögen
    1464 BayreuthStB.1 281
  • welck man ... den anderen binnen Embden wondet, de sal gheven dubbelde boete unde broke, soe men in den lantrechte dat pleget to richten
    1465 OstfriesUB. I 719
  • wo gy dat jarlix plege van juwen radhuse jn der bursprake to vorkundigende
    1471 OberhLüb. 137
  • de stede van Gorichem, die gepleecht zijn in huer ... dorpe scattingen te maicken
    1514 InfHollant 415
  • ich mein, die zeit sey ietz vorhandten, / wie man dan pflegt in allen landen ... inn allen landen weisst man woll, / zue rechter zeit man richten soll
    16. Jh. EndingerJudensp. 74
  • ob, vnd mit was straffen die verbrecher pflegen belegt zu werden
    1657 HessSamml. II 534
  • wie dann auch ... die muͤller, ausser denen nothfallen, uff die sontage immerfort zu mahlen pflegen, vnd sie also ... den gottesdienst verseumen
    1672 HessSamml. III 7
  • [ist] gewohnheit gewesen, daß, wenn ein lehr-jung auß seiner lehr-jahren tritt ... ein paar maulschellen oder ohrfeigen außhalten müße und dabey die formalien pflegen adhibiret werden
    1714 BeitrRostock 3, 2 (1903) 81
  • majestaͤt ist ein ehren-name, dessen sich ordentlicher weise nur gecroͤnte haͤupter zu bedienen pflegen 
    1751 Buder 700
  • weil schandsäulen stets an rathhäusern und kirchen ... gesetzt zu werden pflegen 
    1765 Sehling,KanzlerErlangen 45
  • die loddinggerichte pflegen haͤufig den amtsbescheid, das laudum non agnitum, zu reformiren oder zu confirmiren
    1823 StaatsbMag. III 276
VI
jm. Fürsorge, insb. Krankenpflege angedeihen lassen
  • wie man der sîchen phlegen sule in den spitâlen
    1264 DOrdStat. 32
  • hweerso een man een gued jowt to godis tyenst, ende spreckt: deer schel ma myn seel mede pligia 
    1480/81 JurFris. II 46
  • die alde P. hat haus und hof ... irem eidam ufgelassen, das er sie alle ir lebtage als sein mutter bei im halden und pflegen sal
    1508 KahlaUB. 172
  • darumb wil ich ... mich auch also gegen meinem weib halten durch liebe ... das ich jr pflege, neere und warte
    vor 1547 Luther/FWB. IV 199
  • [in sexueller Bedeutung:] bescheche die rechtliche schaidung allein aus ursachen das der man des weibs mit ehrlichen [!] werkhen nit pflegen mag
    1599 NÖLREntw. II 17 § 41
  • keinen von solchen umstreichern zu hausen noch zu pflegen 
    1600 Beck,DanzigerNehrung 281
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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