Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Pflugrecht

Pflugrecht

, n.

auch Pflugs- 

I eine Abgabe nach der Anzahl der Pflüge (I oder VI)
  • darczu sollen sy geben ir pflugkrecht von vi pflugen auff dem vorgenanten gut
    1350 CDPruss. IV 3
  • da wellen wir ... bestellen, daz in solich nutze uff iren guten volgen sullen, doch daz sy den unsern pflůgrecht ... da von tůen
    1389 EßlingenUB. II 296
  • welcher seine zinss und pflugrecht nicht engyt in den nechsten 14 tagen, nach den gebotten ding, der bessert 2 schilling pfenn.
    1532 Elsass/GrW. I 721
  • Hoffmans erbe zu A. seindt burg gütter zu R.; wo daß gelegen ist, gibt es gantzen zehendten undt pflughrecht 
    1584 LuxembW.(Majerus) I 273
II
Anteil am Ertrag der Feldfrüchte nach dem Teilbaurecht oder als Anspruch desjenigen, der Ackerland bestellt und durch Kultivierung verbessert hat, die Ernte aber wegen Vertragsablaufs nicht mehr einbringen kann; auch: Aufwandsentschädigung für die durchgeführte Feldbestellung (Beleg 1565/78)
bdv.: Pflugteil
  • elc meinsche die bilevinghe houdt, als hem therte breect, es drect vander bilevinghen doot, behouden den plouchrechte naar usage van den lande
    Mitte 14. Jh. CoutScheldewindeke 257
  • daz wer den selbin egenanten hoff ... den juncfrowin ... widdir czu losinde unde widdirkouffe gebin sollin ... unbesweret ungewonlichir stucke und mit fruchtin ... also daz daz plugrecht sime gewinner blibe
    1388 KaufungenUB. I 276
  • keme aber einer uß fremden landen, der nit inne lande were gewest, und fördert einem einer lösünge zu, da er recht zu hette, so sol er im sinen kosten und arbeit bevor abe legen und im phluge recht davon ußrichten
    Mitte 15. Jh. Waibstadt 116
  • wann auch ... die güter ... verlihen weren, nichtsdestominder so sollen sie ihnen [Kindern und Ehefrau] gefallen sein, doch ob der so sollich güeter bestanden hett, baw mit mist oder erten darein gelegt hett, daß soll demselben nach billichheit abgelegt oder im pflugrecht verfolgt werden
    1493 WürtLändlRQ. II 371
  • soll der volgende pfarrer dem antecessori oder seinen erben das pflugrecht an feldpau, das ist: den ausgeseeten samen samt aufgewanten kosten, bezahlen
    1565/78 Franken/Sehling,EvKO. XI 356
  • so sich aber der [Todes-] fall vor der ernd begebe, allsdann so sollen die kind irem stieffvatter, oder muetter pfluegrecht ablegen
    16. Jh. Fischer,Erbf. II 209
  • soo soude den winne die halve vruchten volgen als voor syn ploechrechten, ende die anderhelfft soude hebben der vercooper
    oJ. (Hs. um 1600?) CoutLooz I 58
  • frucht und wein, so uff aeckern und an weingarten stehet, sollen den liegenden guͤthern nachvolgen, aber pflug und bawrecht soll man den erben der fahrenden haab davon ... geben
    1660 LandauErbr. 874
III Rechtsform des Dreizelgenbaus
  • und sollen die ecker in rechtem bau halten mit tunge [Düngung] und anderm nach pflugesrecht 
    1420 DRWArch.
  • bei dieser straff solle nach dem pfluegrecht das feld nacheinander geschlagen werden
    1727 WürtLändlRQ. II 80
  • sie [dreifelder-wirthschaft] ist an sehr vielen orten eingefuͤhrt, und wo sie gebraͤuchlich ist, muͤssen die laͤndereien nach pflugrecht cultivirt werden
    1809 Hagemann,PractErört. V 56
IV Zeitraum von drei Jahren als voller Turnus im Dreizelgenbau
  • demnach die oed und wuͤstligende guͤetter bißhero gemeiniglich uff ein pflug recht ... verlihen worden
    1646 Reyscher,Ges. XIII 58
  • [die Beamten haben die öden Güter] auf ein oder 2 pfl[ugrechte] zu verleihen und solang bemaiern zu lassen, bis sie wieder in völligen bau gebracht
    1650 SchwäbWB. VI Nachtr. 1646
  • dass die zehendbestände nicht auf 1 oder 2 pfl[ugrechte] gemacht werden
    1737 SchwäbWB. VI Nachtr. 1646
  • die aecker werden bald alle jahre, bald nach pflugrecht, und bald als lehden und egarten in 6, 10 oder 20 jahren angebluͤhmt
    1785 Fischer,KamPolR. II 700
  • ein paͤchter, der den acker auf pflugrecht gepachtet hat, behaͤlt ihn bey einer stillschweigenden erneuerung 3 jahre
    1785 Fischer,KamPolR. II 704
V auf Pflugrecht (IV) vergebene Hofstelle?
  • mit sambt den vier gütern, die vier pflugrecht gnant, mit den zughörigen äckern
    1567 Pfalz/DRWArch.
  • so hatt der spittahll nit mehr gerechtigkeitt von sauwen in den waldt zu thun dan wie ein ander gemeinsman mit pflugrecht 
    vor 1593 PfälzW. I 174
VI wie 1Pflugwenden 
bdv.: Anwende
Sachhinweis: B. Schmidt, Pflugwende und Anwenderecht ... (Frankfurt a.M., 1989)
  • welcher garten hat uff dem feld, die gartenrecht habend, und dü ecker stosend daruff, so ist kainer schuldig dem andern pflugrecht liegenzulasent
    1561 WürtLändlRQ. II 99
  • wo der nachbar einen acker daran [am Garten] haͤtte, den er pfluͤget; muß disem das pflug-recht bleiben, das ist, daß ein ochs oder pferd, das den pflug mit zihet in der furche, one daß es der zaun behindert, gehen koͤnne
    1757 Estor,RGel. I 667
  • wann ein burger oder ausmärker aus einem acker einen garten macht, muß er ein pflugsrecht platz lassen
    1770 BadW. 120
  • die reine oder sogenannten pflugrechte zwischen benachbarten grundstücken werden in der regel als gemeinschaftliches eigenthum angesehen
    1794 PreußALR. I 8 § 118
  • wann ainer ackern will, soll er pfluegrecht ligen lassen dritthalb schuch
    oJ. WürtLändlRQ. II 54
VII das Recht, den Pflug (I) ungehindert auf den eigenen Acker führen zu können
  • wird die anlegung eines gartens im freyen felde neu bewilligt; so muß ... darauf gesehen werden, daß durch die umzaͤunung das pflugrecht der benachbarten aecker nicht gehindert werde
    1803 v.Berg,PolR. III 292
VIII den Pflug (I) betreffende rechtliche Regelungen
  • wer der bom strafft oder abhowt anders den pflugs recht das der pflug darvnder hinweg gen mag der ist verfallen drw pfund vnd fuͤnff schilling haͤller
    1482 Reyscher,Stat. 262
  • pfl[ugrecht]. es vermögend die recht, wo einer ein pfluog stillt oder sonst verwüestet, dass solches strenger dann andere diebstähl und muotwillen gestrafft werden solle
    oJ. SchweizId. VI 298
IX "der zweite Tag der Kornernte, an dem die Gemeindeeingesessenen ihr eigenes Getreide schneiden" RhW. I 1 S. 341
  • wann es zeitig sie [das Korn] zu schneiden, so sollen die gemeine oder die nachbar den ersten dag schneiden, brotschniede, den zweiten tag plochrecht, und den dritten sall mein herr schneiden
    1566 RhW. I 1 S. 246
X Anspruch auf Frondienst während der Kornernte
  • wenn so das korn zitig ist, so sol es der meyger drie tage jn ban tůn, vnd stot den drie tage jn siner hant, vnd sol denn sinen vortag nemmen; vnd sol oͮch des selben tages nuͤman me sniden denn mit sinem willen. vnd wer das breche, der freuelt an sinem pflugrecht 
    Anf. 15. Jh. Elsass/GrW. IV 240
unter Ausschluss der Schreibform(en):