Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Pöbel

Pöbel

, m., n., Pöfel, m., n., Pofel, m.


I Gesinde, Dienerschaft
II Volk, insb. gemeines Volk; im Frühnhd. (nicht jedoch im Mnd. u. Mnl.) Bedeutungsübergang zu III 
  • tpopel es to seggene ... die gemeine liede
    um 1350 MnlWB. VI 566
  • wenne man vindet selden eyn stat, do sy drierley volg; alzo povel, das die gemeine heist; armuth, die do dynen; richen, dy do hirschen
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 354
  • wir der rat der stat und die ganze gemainschaft und pofels ze Tryendt
    1407 Schwind-Dopsch 304
  • wessende ist vns foÿt vnd scheppin ... vnd awch den rotlewtin der stat Landiszhut mit sampt irem poffel 
    1467 KrzemienicaSchB. 97
  • [hat der] anhangk des gemeinen poppels den gehorsam der overicheit afgeschlagen
    1534 MünsterGQ. II 281
  • davede de gemeine pulfel baven de avericheit
    1. Hälfte 16. Jh. VeröfflPommern I 4 S. 82
  • das solches nicht von dem gemainen pöbl zu versteen sei ..., sunder von den eltisten, so von der christlichen gemain erwelet
    1576 Bayern/Sehling,EvKO. XIII 180
  • wann aufruhr und mörderey under den gemainen pöfel entsteen
    1580 AktGegenref. 97
  • daß richter und rath ... daß gottslestern ... bei der burgerschaft und gemainem pöfl und hantwerchsgesint... abstellen
    1581 NÖsterr./ÖW. VIII 52
  • besatzung eines lant amens, so ... durch den gmeinen pöffel und unverstendige lüt darzů erwelt
    1607 SaanenLschStat. 236
  • der degen wird als ein besonderes ehrenzeichen von solchen personen getragen, deren stand uͤber den gemeinen poͤbel geht
    1801 RepRecht VI 100
III in einer Gruppe auftretende niedrige, gemeine, rohe, unverständige Menschen
  • alle handelung, dye heur ist geschehen an den juden von dem povell zu Eystet, der etlich erschlogen worden
    1349 EichstättUB. II 372
  • das los böfel so alwegen zu crieg und muetwillen genaigt
    1533 NÖsterr./ÖW. VIII 230
  • der gemein poͤfel, das gemein vnachtbar volck. plebs
    1561 Maaler 319ra
  • verwegens, loß, leichtferttigs, vnnütz vnd muͤssiggeends gesind vnd poͤuel 
    TirolLO. 1573 VII 9
  • muß der bürger, dessen verbrechen mit einigen monaten gefängnis gebüßt worden, ... nun noch ferner der verachtung und dem gespötte seiner mitbürger und des pöbels ... ausgesetzt bleiben?
    1818 Landsberg,Gutachten 290
IV geringwertiges Gras (der dritten Heumahd), auch die Wiese, von der dieses Gras gewonnen wird
  • Zammer und Saurer sullen den povel ... baide mit ainander niessen
    2. Hälfte 14. Jh. Tirol/ÖW. III 214
  • wie die gmain die pöfel zu weiden ausgibt, dem soll unwidersprochen nachkommen ... werden
    1538 Tirol/ÖW. IV 29
  • wann ain ... gemainsmann ... ain ackerstat zu mad ligen und außlassen wurde, so soll alsdann auf solchem guet ... kain pofl oder dritter nutz nachgeben ... werden
    1641 Tirol/ÖW. III 204
  • solle denjenigen, so kaine oxen zu wintern vermögen, sondern oxen im längs erkaufen und alsdann am herbst widerumben verkaufen mießen, den pofl neben andern zu etzen nit zugelasen werden
    2. Hälfte 17. Jh. Tirol/ÖW. IV 285
  • soll sich auch niemants nit unterstehen, auf den gemainen pofl ... von der stunt und zeit, ehe die pofelsaltner aufzufahren gepieten, weder mit oxen, noch weniger andern vieh aufzufaren
    2. Hälfte 17. Jh. Tirol/ÖW. IV 285
V prädikativ: gering, wertlos
  • welche münz, so si bofel und alt werden
    oJ. SchwäbWB. I 1239
unter Ausschluss der Schreibform(en):