Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Rauch/rauh

Rauch

, m., Räuche, f.

vgl. 2Ruch
zu riechen

I von einem Feuer aufsteigender Qualm; insb. als Anzeichen dafür, daß ein Anwesen bewohnt und damit steuerpflichtig ist; häufig in Wendungen, die den aufsteigenden Rauch bezeichnen; vereinzelt (um 1395, 1546/61) meton. das den Rauch erzeugende Feuer
  • jef ma ene manne dis bitigeth, dat hi anne huusbreeck deen habbe, deer di wijnd ingunge ende di reeck wt, soe aegh hi aldus bitigades twirasim ti onriochtane [wenn man einen Mann dessen beschuldigt, daß er ein Haus aufgebrochen habe, so daß der Wind dort hinein- und der Rauch hinausgeht, so soll er sich von dieser Anschuldigung selbzweit freischwören] 
    12. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 208
  • aus weliches purger hous ein fewͤr oder ein prunst sich erhebt also, daz man den rauch und die flammen auzzerhalb des daches siecht, der geb dem richtter zwenundsibentzig phenning
    1340 WienRQ. 121
  • sal der burger [nach der Verleihung des Bürgerrechts] zu stunt ein huß in der stat benennin unde sal sin rouch unde ein hanen unde sin husrad darinne habin, unde daz man eme syne bede, geschoß unde wachte darin vorkundige
    um 1395 MarburgRQ. I 123
  • [Heberegister:] igelic huyss, daer roek uytgeyt, een vastavunt huen
    14./15. Jh. NrhAnn. 28/29 (1876) 22
  • elc hues in den lande van Drenthe, daer roeck uytgaet ... die solen gheven der heerlicheit ... voir roeckpenninge twe groningsche
    1412 DrentheRbr. 29
  • were sach, dat einich mann bawete auff dat weite felt, damit vnd so gerad der rauch auf geyt, weist der scheffen dat gutt kürich
    1419 Eifel/GrW. II 766
  • daz die lehenlude schuldig sien, yeclichs huß, da der rauch ruchet vnd der eymer druffet, da ein man inne ist, eynen halben hamel zu phingesten
    1429 Saarland/GrW. II 33
  • off eyn burger, de in der stat wonhafftich is ind op bricht ind buß der stat vert wonen ind anders wa jair ind dach sytz ind synen rouch op leyst gaen, so in is he neyt me burger
    1. Hälfte 15. Jh. Loersch,AachRdm. 100
  • [dass] ein ieglichs haus, da rauch ufgehet in dem ban und bezirk, schuldig seie alle jare drue recht hanen
    1458 Saarland/GrW. II 16
  • wer der ist, der in hof ze R. ziechen und darin sytzen wil und des richs stür, er oder sin erben nit hand helffen abkouffen, der sol geben ain pfund pfenning, wenn er in sin selbs cost ist, und der roch durch das tach uff tringt
    1469 SGallenOffn. I 17
  • wer rauch zu berche kerte ... ist schuldig dem apt ... als eim voit ein voithoun
    1498 (Hs. 17. Jh.) TrierArch. 4 (1900) Anh. 26
  • wer da sitzet hinder dem goitzhauß vnd rauch vffkert, der soll geben eyn hoin vnd eyn faß habern
    1524 Saarland/GrW. II 100
  • [dass sie] bei denselben herrschaften wasser, wun, waid, fewr und rauch gehalten ... haben
    1530 SchlettstStR. 197
  • ob er [burger] in einem jar hinaußzüge, so soll er alle sampstag zu nacht ein rauch in der statt haben
    1546/61 Boxberg 793
  • ieder hausz da rauch uffgehet ... gibt drey rauchhuener
    1568 LuxembW.(Majerus) II 346
  • welch wald, waßer vnd weid die gemeind zu Dürckheim von gnaden des h. creutzes hatt, daruon soll iedes haus, daß da rauch helt, järlich ein holtzhuhn ... geben
    1580/1614 PfälzW. I 297
  • [Pestordnung:] als solle zu infections-zeiten vor und unter der predig und gottesdienst ein starcker rauch von cronabet-holz... gemacht, oder ein brennend feur von solchem holtz ... in der kirchen herumb getragen ... werden
    1680 CAustr. I 541
  • wohe im kyrspel ein rouch aufgehet, sall [man] järlich zo paeschen und christmessen ... ein brodt geben
    17. Jh. Koeniger,SendQ. 97
  • wann sich stöss erhuben umb erbfahl willen, so sollen die erbsstreitigkeiten eröhrteret werden wo der erblasser wohnhaft gewesen, und sein rauch aufgangen, und nit wo das gut lege
    1713 ChurBund. 277
  • [bei Viehseuchen] muß auf einer eisern platte ein rauch von angezuͤndeten buͤchsen- oder schwefelhafften pulver [in die Ställe gebracht werden]
    1729 CCMarch. V 4 Sp. 465
  • ein gleichmäßiges erbrecht gewinnet eines gutes herrschaft an denjenigen, der aus der frembde, als Littauen, Pollnisch Liefland, Finnland etc. sich darunter gesetzet und seinen ersten rauch aufgehen lassen, woselbst dann ebenfalls die von ihm gezeugte kinder erblich verbleiben müssen
    1740 MittLivl. 25 (1937) 391
  • die haus-servituten sind gewoͤhnlich: ... den rauch durch des nachbars schorstein zu fuͤhren
    1811 ÖstABGB. § 475
  • so heft ein voecht van V. ... alle jaer van eynen yegelicken opgoende rouck te B. ... eyne hynne
    oJ. LimbWijsd. 157
II
meton. zu Rauch (I) 
das Herdfeuer mit dem davon aufsteigenden Rauch ist das Zentrum des Hauses als Rechts- und Wirtschaftseinheit, so daß Rauch in vielfältigen Wendungen den selbständigen und damit abgabepflichtigen Haushalt bezeichnet
Sachhinweis: HRG.1 IV 193f.
  • hat ein man eigen rouch, daz ist gemitte herberge, der heizet ouch besezzen, daz in nimant ingeeischen mac ane umme wunden
    um 1300 FreibergStR. II § 3
  • swer einen gevaerlichen iaget in ein haus, in dem die laeut dez nahtes slafent und aigenen rauch habent, und im nach volget mer siben schuͤch lanch vor der haustuͤr, der sol daz fuͤr haimsuͤchen puͤzzen
    um 1315 MünchenStR.(Dirr) 238
  • wilich mensche ... dey in der stat van D. wonachtich is unde eghenen royk hevet, dey en zal neyne gherade noch herwede gheven noch nemen binnen der stat
    1. Hälfte 14. Jh. DortmStat. 68
  • von welcher freyheit sy uns und unssern bruedern jerlich ... von iczlichem roch ... eine halbe mark geben
    1361/71 CDPruss. IV 9
  • hat her seynen rawch eyn ihor vnd tag nicht gehabit ... daz ist, ab her yn der stat nicht eyn ihor vnd tag gewest ist ... so hat her seyn bawermol vorlorin
    vor 1387 Böhlau,NC. 21
  • scal en an der sameden hant nicht schelen, dat sy scheyden rock vnnd brot hebben
    1399 CDBrandenb. I 17 S. 94
  • der [pischoff] nam von itlichen rawche czwen pffenig czu rawchhellern
    14. Jh. FRBohem. III 275
  • daz alle dy eygen rauͤch haben ... ein hulde tuͤn alle jar
    1400 MWirzib. VIII 582
  • das ein iglicher den zwenzigisten gulden ... geben sal von aller siner habe ligende und farende ... wer' es das deheiner als arme were, das er nit zwenzig gulden wert hette, hielt er dann eigen rauch, so sal er dannoch einen gulden zuͤ hertgelt geben
    1405 RTA. V 668
  • [Belehnung zu gesamter Hand:] doch so haben wir in die sunderlich gnad geton, ob sie sich mit brot vnd mit rauch sundern wurden, daz an ire gesamten handen vnschedlich sin sol
    1416 CDBrandenb. I 12 S. 50
  • all di bi uns in unser statt mit hus und rauch wonen
    1430 MWormat. 302
  • doch sol nyemandt da jagen, dann der hewslich mit aigem rawch in der graffschafft gesessen ist
    1431 Bayern/GrW. III 659
  • wenne die prewschen dinste czurissen und getelet werden, als mannich rouch dovon wirt gemacht, so mannich dinst sulle man ouch dovon thun
    1441 AktStPr. II 361
  • men en sal nyemant in den raet keesen, hy en sy vrij ende echte geboeren ende hy sal wesen binnen die vrijheyt gearuet ende geguedet mit huse ende mit haue ende hebben vuyr ende roeck 
    um 1450 Vollenhove II 106
  • wurde ... ymand außwendig der stad der vfftgeschreben guter einenn ... an sich wollen brengen, ader mit hauße vnnd mit rowche besitzenn, der sal sich mit pflicht, dinsten, eyden, holdunge ... als ein ander inwoner der Nedirfeher kegen der kirchen ... halden
    1480 MeißenUB. 100
  • so manch rauch im grund zu R., so manch fastnachts huen
    1481 Hessen/GrW. III 330
  • vom roͮch ein hopt vichs [als Abgabe]
    1496 ZGO. 17 (1865) 455
  • wer zu R. wohnen und haushablich sein wölle, der solle sein eigen reuki haben
    1520 SchweizId. VI 805
  • [soll] ein preuss ... auf Notangen ein firdung vom rauch ... geben
    1525 Preußen/Sehling,EvKO. IV 39
  • [dass die Schlettstädter Bürger mit auswärtigem Besitz] bei denselben herrschaften wasser, wun, waid, fewr und rauch gehalten und zu nyessen macht haben, und darumb derselben herrschaften ... weder stewr, gewerf noch ainicherlay ander dinstperkait zu beweisen schuldig sein sollen
    1530 SchlettstStR. 197
  • unmundige kinder edder dejennen, de buten dem erfhuse denen edder sonst ane eigen rok und feur in anderen husen edder orden sik entholden, sind to eres vader edder moder erve ... kein inkamelgeld schuldig
    vor 1531 RügenLR. Kap. 47 § 5
  • [Maßnahme gegen die Täufer:] ihr sollet auch derselbigen ungehorsamen wonungen zusperren vnd verschließen, vnd kein feuer oder rauch darin zu haben vergönnen
    1536 Winkelmann,RelGemeinsch. 24
  • so einiger man in dem bann vnd bezirck gesessen were, vnd mit rauch vnd flamme haus vffhielt, der sol iarlichs dem grundthern geben drie voegthoener
    1537 Untermosel/GrW. II 301
  • ock schall keyn geselle alhier int ampt tho deenste angenahmen werden, de ahn anderen oorden eigen roeke geholden hefft
    1537 HambZftRolle 185
  • dat sy ... alhyer huyss ende roeck ophalden deden
    1538 NijmegenStR. 252
  • dar du en laden unde anspreken wilt, to hus unde hove besitlik, unde sinen egen roek mit egener husholdinge gebruket
    1539 Bunge,Rbb. 192
  • wer dusses hanthwerkes meister werden will, desulve schall dusser guden stadt beedede burger werden unnd bynnen jare unnd daghe vuer unnd roke holden
    1540 HambZftRolle 148
  • dasz der voigther hab ... von eim iglichen rauch drie hoenner
    1542 LuxembW. 681
  • der mesmer soll alle tag ... umb dreu ur die pangloggen leiten, auch um fünf ur zu dem rauch leiten
    1547 (Hs.) Tirol/ÖW. II 225
  • ein jeder untertan und einsäß, der ein eigen oder besonderen rauch hat und kein roß hat, gibt jars zu rauchmüeth 3 sch. h. und müethmaas 6 heller
    nach 1552 DarstWürtG. XIX 41 Anm. 44
  • wann einer sein stattrecht ufgibt ... [sollen] weder er noch sein ehehalten feur noch rauch mehr hie in unser statt haben
    1555/1750 SchlettstStR. 497
  • vom roche 8 schilling schulmeister geldt
    1568 CCPrut. I 10
  • die deutschen freien güter ... sollen hinfüro ... je vom roch 8 schilling geben
    1568 Preußen/Sehling,EvKO. IV 115
  • woll an andern oͤrden meister geworden vnd darsuluest roeck vnd schmoeck geholden, die scholl hir nicht thogelaten ... werden
    1573 PommMbl. 14 (1900) 119
  • [der Pfarrer erhält von jedem Kirchspielsmitglied] vom rauch ein fuder holz
    1575 Preußen/Sehling,EvKO. IV 153
  • welcher hir oder anderswo eigenn feur oder rauch gehaltenn hatt, soll in unserem ampte nicht entfangenn werden
    1578 Stieda-Mettig 471
  • dass jedes ehegemecht ... die in einer behausung ein besondere underschidliche haushaltung und rauch halten, jerlich ... 1 1/2 simmeri zu rauchhabern zu geben schuldig; wa aber 2 oder mehr ehegemecht in einem haus ... nur einen rauch halten, alsdan würd von denselben auch allein ein einiger rauchhaber eingezogen
    1595 WürtLTA.2 I 319
  • soll ... ein ieder [Dienstmann] sein ... behausstes guet mit eignen ruckhen und rauch besitzen
    1599 NÖLREntw. V 160 § 19
  • ohngeachtet er doch etliche jahre alhier buͤrgerliche nahrung getrieben und eignenen rauch und schmauch gehabt
    1683 Kosmann,StettinStatR. 156
  • ist man von denen selbigen raͤuchen, die uͤber den einen rechten rauch [hinaus] gebraucht werden, von jedem eine besondere rauchhenna und sommerhuen zu geben schuldig
    1687 Reyscher,Stat. 482
  • gefallt der herrschafft A. jaͤhrlich von jedem rauch ... zwey huͤhner und zwen kaͤs
    1695 Reyscher,Stat. 66
  • attestata, daß sie eingeseßene buͤrger, und ihr eigen rauch und schmauch haben
    1709 HistBeitrPreuß. I 74
  • in jedem orte wurden die haͤuser gezaͤhlt, die man rauche nannte; auf jeden ward 11 gr. 8 pf. abgabe gelegt ... hat nun das dorf mit 36 rauchen jetzt 100 haͤuser, oder hat es nur noch 10, so muß es doch 36 rauche versteuern
    1784 JournDeutschl. 1, 1 (1784) 403
  • nach dem buͤrgerrechte soll niemand in den staͤdten feuer und rauch halten ... bevor er buͤrger geworden und alles geleistet, was von einem buͤrger gefordert wird
    1786 Gadebusch,Staatskunde I 284
  • es sollen auch kein angesessene persohnen aus diesen zwo gerichten durch andere tyrolische landsunterthanen um gemeine schuldssachen, sowohl diese dieselben alda auch nicht verlegen oder arrestiren, sondern ie einer den andern bei seinem rauch suchen
    1816 (Hs.) Tirol/ÖW. III 189
III
Abgabe vom Haushalt iU. zur Abgabe von der Person; insb. als Rekognitionsgabe
  • do hound sie den schuolthaisen gemainlich gebeten, das er inen das satztie an ain urtaul: weder der lip súl vor fallen, oder der rouch?
    1429 Schwarzwald/GrW. V 233
  • diese [Eigenleute des Klosters] seindt rauch, pacht, weidschaff vnnd faßnachthüner frey
    1506 Untermosel/GrW. II 398
  • 17 hofstadt zu N. gibt igliche ein rauch, 6 simer vor ein rauch gerechnet
    1538 BadW. 59 Anm. 1
  • ob schon ein herdstadt oder haus verging, so muß doch der, so das gut innig hat, rauch und huner usrichten und es geben
    1538 BadW. 59 Anm. 1
  • darumb hat von alter ... der widumbmaier den rauch in die kirchen geben ... mießen
    1590 WürtLändlRQ. II 464
IV wie Rauchfang 
  • in dem noͤrdlichen und oestlichen theil von Teutschland war bisher die steuer umgelegt: ... nach raͤuchen 
    1793 Lang,Steuerverf. 233
  • so werden in der Lausitz die abgaben nach rauchen, d.i. nach den feuermauern, bestimmet. ein edelmann zahlt vier rauche, ein anspanner zwey, und ein kothsasse einen
    1798 Adelung2 III 967
V mit dem eigenen Hausstand verbundene Rechte
vgl. Rauch (II)
  • den alten rauch [nimmt der Müller von der alten zur neuerbauten Mühle mit]
    nach 1618 OALeonberg2 914
VI best. Brennholzmenge?
  • daz si [convente] im hern Wernher [der sich dem Kloster mit seinem Besitz ergeben hat] alliu jar einen roch sol [lies: suln] gen von dem convente
    1296 EßlingenUB. I 119
VII in der Strafverfolgung: Tod durch Verbrennen oder Ersticken; im Rauch verschwinden durch Feuer zu Tode kommen, verbrennen
  • welche aber in der verbuͤndnuß mit dem sathan ohn einige buß bestendig verharren ... die soll man ohn alles hinderdencken im rauch fortschicken
    1591 Fischart,Daem. 253a
  • viel seynd im rauch verschwunden, weil sie seynd hexen erfunden
    1657 ZWestf. 51, 2 (1893) 79
VIII böser Rauch schlechter Ruf
  • könig A. hat ihm [dh. sich] bösen rauch gemacht, das er von könig E. in Engelland 100000 mark silbers eingenommen
    1580 SchweizId. VI 94
IX Rauch verkaufen betrügerisch ein Handeln für jn. vortäuschen
  • er hatt pflegen rauch zue verkauffen (wie man in dem lateinischen sprichwortt sagt funios [!] vendere) daz ist, er hatt geld genommen, vnnd den leuthen auff ihre sachen ins kaysers nahmen antwortt vnndt abscheidt geben, ... so er doch die sachen dem kayser nie anbracht hatte
    1628 Apel,Collect. 130
X nach Adelung ein Landmaß
  • ein rauch land hält in der herrschaft Muskau 18 scheffel korn aussaat. zur stadt Muskau gehören 52 1/2 rauche land
    1798 Adelung2 III 967
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

rauh

, adj., rauch, adj.

zT. Vermischung mit roh 

I (zum Teil oder ganz) aus Fell, Pelzwerk bestehend, mit Pelzwerk verziert
  • die schuworchten unde di gerewer haben ouch eine innunge mit einander hi in der stat, also daz nimant rewen noch schuwerc wirken sal, he habe ir innunge gewunnen mit eime halben pfunde
    um 1300 FreibergStR. 44 § 1
  • ez schol niemant dehainen rauchen hůt noch dehainen unchelchten [!] hůt fuͤrbas hie machen noch verchauffen
    1310/12 MünchenStR.(Dirr) 224
  • die küerschner sollen in allem kürschnberg und rauchen wahr vor allen andern den vorkauf haben
    1564 OÖsterr./ÖW. XIV 41
  • edel gefüll als zobl, mader und dgl. rauches fueter
    1618 QZollwTirol 116
II von Tieren: mit dem Federkleid, mit dem Fell, ungerupft, ungegerbt
  • so en sullen die vreemde personen, die mit zeevisch of ruwe visch in die nieuwe straet comen, hoir visch niet mogen ofslaen, voir dat die clock thien heeft
    1460/1514 NBijdrRgel.2 2 (1876) 541
  • wer die mark freventlich ahnsteckt und verbrennt, denselben soll man in eine rauhe küh oder ochsen haut thun, und ihn drey schritt vor das feuer, da es ahm aller heftigsten brennet, legen, bis das feuer über ihn brennet
    1461 Wetterau/GrW. III 416
  • voert en moet nyemandt rughe vogelen of gansen, dat is te verstaen platvoetvoghelen ruych te marct te brengen, bij xij ß
    15./16. Jh. NBijdrRgel.2 2 (1876) 538
III
mit Zweigen und Blättern versehen, belaubt; rauher Zaun Umhegung aus Hecken und Büschen; rauher Baum iU. zum Pfahl (I); rauhe Weide wie Rauhweide; rauhe Hofstatt bewachsenes Land iU. zu kahlem Land
vgl. Rauhweide
  • da die weingarten rauch werdent, und wellich dann geent und schneident den leuten ir stöck ab, der ist darumb sechzig pfennig zu wandl
    Anf. 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 692
  • empfehlen demnach euch allen ... daß ihr ... das holtz in euren auen an beruͤhrtem wasser-strom zwischen Wienn und Crembs, und besonderlich ... rauhe baͤume sechs klaffter weit von der Donau ... abamissen [sollt]
    1540/73 CAustr. I 283
  • als man ... rauhe zein ziglet ... solle dieselben ain ieder auf seine grunt sezen
    1594 Bayern/GrW. VI 140
  • daß auf und in allen diesen distrikten sowohl die rauhe als auch die schmalzweid ... der gemeind ... ohngehindert gestattet sein solle
    1781 PfälzWB. V 1148
IV rauhes Getreide: Dinkel, Hafer, Gerste iU. zu glattem Getreide ohne Grannen (Roggen, Weizen); rauhe Gülte Abgabe in gemischten rauhen Getreidesorten
  • dat yk ... hebbe vorkoft ... ene meze rugen gulde, de gheheten ys en oding tegghede
    1393 NeuenwaldeUB. 158
  • [aus einer gekauften Pfründe] all jar ... ainen metzen rawher gersten
    1455 Indersdorf I 341
  • soll ... ain miller zu lon nemen ... von dem rauhen korn als gersten von jedem imin rauchkorn zuͤ malen ain metzen und ain vierthailin rauchkorn auch gestrichen und ungestoßen
    1560 WürtLändlRQ. II 875
  • so gefallt järlich in das huebambt V. an rauchem korn, das ist gersten und habern durchainandern, als volgt
    1618 Montfort 2 (1947) 184
  • [das Lehen wird] mit rauhem korn besäet
    1769 Montfort 2 (1947) 185
V rauhes Futter, rauhe Fourage wie Rauhfutter 
  • wann der byschoff gen S.N. kommet, so sint die jnburger schuldich die erste nacht stallonge vnd ruwe futter
    15. Jh. (Hs.) Lothringen/ZBergGesch. 7 (1871) 179
  • so ein erwürdiger her apt als grundther ... das jargedinge halten ... wolten, soll der pastor oder pfarher ... den pferden gute strauwe lassen machen, ruwe foder geben
    1542 LuxembW.(Majerus) VI 24
  • wann drey wierth in dem thal wehren, soll der lehenman [wan die pächten gelifert] mit dem mittelsten zufridten sein, vnd dem pferdt raw fuetter dabey geben
    1660 Untermosel/GrW. II 397
  • das rauhe und glatte futter, so ferne es von denen werb- und quartier-staͤnden auf die anwesende passirte pferde in natura gereichet wuͤrde
    1683 Moser,StaatsR. 30 S. 92
  • wie dann die blosse einquartirung von der verpflegung in denen reichs-constitutionibus separiret wird, und gehöret zur verpflegung ... stroh, glatt und rauh futter
    1705 KlugeBeamte I2 610
  • wegen bevorstehenden winterquartiers ... hat sich ieder unterthann mit gladt- und räuchen fueter alß haabern, hei und stroh ... zu versechen
    1730/47 OÖsterr./ÖW. XIII 20
  • eine besoldung von 500 gulden nebst der rauhen und glatten fourage auf 2 pferd
    1733 Schnee,Hoffinanz V 202
  • rauhes futter, d.i. heu, gras und stroh im gegensatze des glatten, aus körnern bestehenden futters
    1798 Adelung2 III 977
VI rauher Wein ganze bzw. getretene Trauben iU. zu glattem, dh. gekeltertem Wein
vgl. 2Rauchwein
  • solle er [kelterschreiber] alle ... leitfaß oder foͤrth, so unter jede keltern mit rauem wein gefuͤhrt oder in butten hereingetragen werden, ordenlich beschreiben
    1597 Reyscher,Ges. XVI 1 S. 106
  • an orten ..., da der zehend an rawem wein vnnd getrettenen trauben ... gegeben wuͤrdt
    1607 Reyscher,Ges. XVI 1 S. 220
  • die einnahme von zehenten muß verschieden behandelt werden, je nachdem der zehente glatt, d.h. in gekeltertem Wein, oder rauh, d.h. in ganzen oder getretenen trauben ... gereicht wird ... bei der rauhen verzehntung wird aus den registern und urkunden der zehent-auffseher die zahl der eingebrachten fuhren und das glatte erzeugniß eingesetzt
    1819 Reyscher,Ges. XVIII 548
VII rauhes Fuder Holz Fuder nicht kleingehackten Holzes
  • sol ieslicher der in di aw ist gefaren und sich hat beholzt, ... dem richter ein rauchs fueder holz fueren
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 170
VIII von Wolle und Tuch: grob, nicht geschoren
  • das die tůcher alle jaͧr zwen und die weber oͧch zwen darzůgen sond, die sond die ruchen tůch schowen an der ram
    1466 RottweilUB. 596
  • wer oͧch es, das ain koffman kem mit rucher wollen, darzů sol man baiden zuͤnfta verkúnden und sagen, die ob aim zentner were, die denn das ruch werck triben
    1466 RottweilUB. 597
  • welher ain růch tůch abnimpt ungeschowet, der kumpt umb 6 s.h.
    1466 RottweilUB. 597
IX unwirtlich, wild, unbebaut, unkultiviert, bewaldet, struppig, zugewachsen
  • ic agnian wylle to agenre æhte ðæt ðæt ic hæbbe 7 næfre ðe myntan ne plot ne ploh, ... ne ruh ne rum, wudes ne feldes, landes ne strandes, wealtes ne wæteres [ich will als eigen Gut behaupten, was ich habe, und niemals dir zudenken weder Fleck noch Pflug Landes, ... weder Rauhes noch Offenes, an Wald noch Feld, an Land noch Strand, an Wald noch Gewässer] 
    1020/60 Liebermann,AgsG. Becwæð 3
  • das nieman keinen invang noch keinen ruchen walt mag noch ensol inne han, ane mines herren, des abtes, hand und willen und ane zins
    14. Jh. GasterLsch. 497
  • von ainer plossen hofstat auf und ab 4 ₰; ... von ainer rauchen hofstat auf und ab 14 ₰
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 617
  • wo aber ainer ... raumet seine rain nit, ließ [sie] mit holz, es wern paum, stauden oder thorner, rauch werden und verwachsen, der hat gefraffelt
    1553 OÖsterr./ÖW. XII 644
  • was in den wilten rauchen gebirgen ligt und mit der hauen mueß umbgerissen werden, davon [ist] ... von uralten jahren kein zehent geraicht worden, solle eß dabei verbleiben
    1599 NÖLREntw. V 162 § 5
  • habend die alpgnossen ... sollichen gwalt, wan sie vor schnee und rüche wetters wegen uß der alp uß S. wychen müössend, habend sy sollich rächt, daß
    1615 GasterLsch. 267
X von / aus rauher Wurzel, Staude in Bezug auf Ländereien: ungerodet, brach liegend; in Bezug auf Vermögensverhältnisse: ohne ererbtes Vermögen
vgl. ledig (I 28 c), roh, wild
  • wer einen weingarten anfeht von rauher wurz, der sal daruber nemen des perges sigel
    14. Jh. Prag(Rößler) 93
  • [Verleihung eines Weingartens] von rauher stauden
    1474 SteirWeinb. 129 Anm. 22
  • daß sie alle ihre habe aus rauer wurzel erworben und nichts von ihren eltern das stammgüter genannt werden mögen
    1546 ZMarienwerder 13 (1884) 244
  • wenn ein mann vnd weib von rauher wurtzel zusammen kommen, vnd einander wenig oder gar nichts zubringen
    1579 Haltaus 2140
  • unbewegliche guͤter aber und liegende gruͤnde, als stehende erbe und eigen mag niemand ohne des naͤchsten erben urlaub vergeben; es waͤre denn, daß er nicht stammguͤter, sondern aus rauher wurzel, und durch des gebers ... arbeit erworben ... waͤre
    1594 JCulm. III 3 § 2
  • rauhe wurzel. das ist felder, die nicht angebauet sind
    1762 Wiesand 883
  • wenn das grundstuͤck aus rauher wurzel, d.h. unkultiviert ... verliehen ist
    1836 PreußSächsProvR. I 139
  • wirt eine czeche bie eines mannes lehen von ruer wurczil gemacht
    oJ. SchlesGoldr. 230
XI
von Münzen: mit minderwertigem Metall legiert iU. zu feinsilberhaltig; rauhe Mark eine nur landes- oder ortsübliche geringerwertige Gold- oder Silbermark iU. zur hochwertigen feinen Mark ohne wertmindernde Zusätze; zur rauhen Währung vgl. Wielandt,BadMünzG. 177f.: ein nach willkürlichem Fuß ausgebrachtes lokales Münzsystem iU. zur Reichswährung
vgl. Rauhgeld
  • ain merckliche barschafft an gold und raucher müntz
    16. Jh. WürtVjh. 3 (1880) 52
  • zů ainem selgeret ... 300 ℔ ruher heller
    16. Jh. WürtVjh.2 6 (1897) 279
  • 80 fl. rauer wehrung
    Mitte 17. Jh. WürtVjh. 9 (1886) 148
  • alle monat an einen ruhen gulten ein helbig schatzig ... geben
    1697 MittBadHistK. 14 (1892) 79
  • [dem] heren pfarher ... gehört jährlich 1 gulden rauher wehrung
    1726 MittBadHistK. 7 (1886) 43
  • [Bericht,] daß die allhiesige rauhe währung gemeiniglich lands- oder rappenwährung ... daher genennet wird, weilen die stadt F. auf fast allen ihren müntzen ... einen rabenkopf prägen lässet
    1730 Wielandt,BadMünzG. 177
  • [Befehl, Gold anzunehmen und] nach dem im contract stipulirten gehalt à 18 karath und 8 green und zwar auf die rauh mark der einfach 48 st. und der doppelten 24 st. ausprägen ... zu lassen
    1733 Stern,JudSüß 331
  • wird das silber ... mit probier-zetteln, die volles vertrauen verdienen, abgeliefert, so wird dem lieferanten ein schein nach dem rauhen gewicht und bekannten feingehalt ausgestellt
    1823 Reyscher,Ges. XVIII 760
XII von Maßen und Messgefäßen: für rauhes (IV) Getreide bestimmt, dann auch für andere Produkte
vgl. Rauhmeß
  • glatt meß 1 mltr thut 8 viertail oder 2 mutt, ruch meß 1 mltr thut 16 viertail oder 4 mutt
    1513 ZGO. 1 (1850) 170
  • das ruch halb viertel halt vier ruch massen, die tund 4 1/2 glatt maßen
    1534 KonstanzWirtschR. 67
  • was man aber nit trinkt, als kleb, honig, öl ... darvon gibt man kain ungelt. darumb söllend die gschier, darmit man sölhe ding ußmeßt, mit den rüchen gschieren gefächt werden
    1534 KonstanzWirtschR. 69
  • ruche und glatte maße und messen
    1548 HohenzollJh. 19 (1959) 145
  • soll er [naß fächter] der ruhen oder alten oder großen oder landtmaß 8 in ain fiertel ... fechten
    16. Jh. KonstanzWirtschR. 48
  • welcher ain grechten aymer hat, der findt 32 alt oder groß oder ruch maßen, dann die maß on das ungelt dise namen hat. aber der ungelt maßen, die man die glatten haißt, findt er 36
    16. Jh. KonstanzWirtschR. 48
  • dann er [trucken fächter] ains jeden maß zwayerlay hat, namlich ruchs und glats ... mit dem ruhen mißt man fesen, haber, ungestampfte gersten, haberwicken, zublen, rüben, ops, nuß, saltz
    16. Jh. KonstanzWirtschR. 51
  • durch den verpflichteten müller ... mit einem rauhen viertel gemessen ... das gewohnliche maltzgeld ad 24 kr. von jedem rauhen, jedoch abgestrichenen viertel
    1742 SchwäbWB. VI Nachtr. 2761
XIII von Waren: ohne zusätzliche Verpackung
  • [Mauttarife:] kaufmanschafft. von ainem zenten beslagens gut 10 phenning, von rawchem gut 5 phenning
    1489 SteirGBl. 4 (1883) 208
XIV rauher Diener Arbeiter für grobe Tätigkeiten
vgl. Rauhe (I)
  • welcher meister ein baw oder werck allein hatt, der mag drei diener haben, zwen rauhe und ein kunstdiener
    1563 Straßburg/Wissell,Steinmetz 128
  • es soll auch hinfürter kein meister keinen rauhen diener mehr annemen oder ledig sagen, denn vor einem handwerk und den gesellen
    1563 Straßburg/Wissell,Steinmetz 139
XV grob, beleidigend, scharf
  • soe wes dat hem begegent ... tsy van ruygen, onredelijcken ofte onbetamelijcken woirden ... dat sell hij den gemenen gerecht by sijnen ede by brengen
    1473 VerslOudeR. 2 (1892) 159
XVI bloß, rein; strikt
  • streng vnd rauch recht, so nichts von dem das es zůgibt, nachlaßt
    1561 Maaler 327ra
  • eine stadt macht ein gesetz, vnnd verbeutt bey leib vnnd gutt, keiner, er sey wer er wolle, solle auff die maueren gehen. ein burger aber sihett ohne gefehr einen feindt, der die stadt will ersteigen vnndt verrathen, er gehett auff die mawer vnndt will ihme wehren. dieser hatt nach den rauhen buchstaben daz leben verwürckett
    1628 Apel,Collect. 139
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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