Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): raunen

raunen

, v.


I raunen, flüstern, auch eine geheime Beratung abhalten (sowohl zur Vorbereitung einer unerlaubten Handlung als auch vor Gericht im Rahmen von Beratungen der Partei)
  • sîn brât wart gâlûnet, / mit slegen vil gerûnet / dem witzehaften tôren / mit viusten in sîn ôren
    um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival III 153, 10
  • openbare ne mut de man nicht binnen lenrechte spreken, mer runen stilleke to sineme vorspreken
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. Art. 67 § 8
  • ob indert ein person hat getan ein haimliches raunen oder ainer zw samen sweren oder ein freuel mit einer andern person ... daz da schaden pracht dem pischoff ... ob daz ist, daz sy sind edel, so sol man sy enthaupten ... ist er ein gemainer man, so sol man in hahen an den galgen
    vor 1307? Tomaschek,Trient 116
  • das W.Z. der schultheß ... niemanden an dem gerichte nuͥt heimlichen runen noch ingeben [sol]
    1390 BaselRQ. I 1 S. 50
  • schude yenich upsate dede were teghen den rad unde swornen wo dat iowelk vorneme in runende, in rade ... dat eyn iowelk de dat also vorneme dem rade unde den swornen unvortoghet schal unde wel openbaren
    1411 HannovStR. 348
  • N.N. stupftend und runetend einander, dass im [Kläger] da vil schmacht und schand zuogezogen ward
    1434 SchweizId. VI 1018
  • ob ainer des nachts an ains nachtpaurn fenster lussnet oder raunet und in hies der wirt von seinem fenster fuder gen und er wolt es nit achtn, was im der wirt darnach heraus datz dem fenster tät, das ist gen dem gericht unentgolten
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 359
  • wann der man fürsprech genymmbt, so sol er hernach selber nit offenlich reden, er sol es dem fürsprechen raunen 
    15. Jh. Schwsp. Var./WSB. 74 (1873) 419
  • [Schultheißeneid:] er soll ... niemand an dem gerichte mit heimlichem runen raten noch ingeben, domit yemandt gehindert oder gefürdert werd
    1557 BaselRQ. I 1 S. 397
  • den abend ... begonnen sie mit einander zu raunen und wolten den vogt erwürgen
    1599 Königsberg/DWB. VIII 295
  • we en schullet [in der Kirche] myt nemende runen vnde spreken, id en sy grote nod
    oJ. Schiller-Lübben III 531
II
bei der Raune (II) seine Stimme abgeben, jn. wählen
  • [zur Wahl eines Hirten] sond die nachburen zämen keren und dem aman runen, und welher allermaist stimen hat, dem sol man das vech lihen
    1420 SchweizId. VI 1019
  • die von A. söllent mir einen vogt geben, wänn ich ... sin notturfftig bin, so soll ich ein gemeind beruͤffen und inen sollichs fürhalten, die söllent demnach runen umb einen vogt
    1502 ZürichOffn. I 212
  • so soll ein jeder von der gemeind bij sinem geschwornen eid in sunder und allein dem herren oder obervogt runen ... welcher in gut dunk dem dorf ouch minen herren, und wan si all vor der gemaind haben gerunet, so mag der her under denen so gerunet sind nemen, welcher in gut dunk on angesehen vile der stimen
    16. Jh. Kohler,Kadelburg 5
III eine Erbteilung durch ein Losverfahren vornehmen
Sachhinweis: SchweizId. VI 1019
  • [N. will entweder] die entzwüschent ime und sinem bruoder mit zuotuon vier erbätner ehrlicher männern allerseits us der gemeind Z. durch die raun und das loos beschechne güeterteilung halten oder aber die erste und andre raun widrum zusammenschütten, zwei bestmöglich glyche teil daraus machen, darum raunen ald sonst verteilen
    1688 SchweizId. VI 1017
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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