Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): recken

recken

, v.

zT. kontaminiert mit reichen 

I recken, aufrichten, (aus)strecken; von den Händen oder den Fingern: (zum Eid) in die Höhe strecken
  • [wir] han dem gotshaus ze W. dev aigenschaft mit rechter furzicht vnd mit gerachter hant ledichleichen gegeben
    1335 OÖUB. VI 178
  • [die Brücke soll bei normalen Pegelstand so hoch sein,] daz ain man ste mit gerachkter hant auf einem flozz und an die prugk nicht ruͤr
    1340 MünchenStR.(Dirr) 353
  • wenne man obir eygen frede wercket vor gerichte, so sal der richter fragen den, der is lessit, ab is sin wille sy. so sal der daz bekennen, unde sal recken dy finger
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 31 Dist. 1
  • habe ich ... gesworen eynen eyt mit czwen gerakten vyngern ken der sunne und orfey getan
    1389 CDPruss. IV 77
  • schlecht er in aber mit der hant und gereckten vingern oder mit offner hant, so ist er zu wandl 5 ℔ ₰
    1450 NÖsterr./ÖW. IX 156
  • waz einer vorfallen were, der dem andern uf sin friheit liffe mit geracketer were?
    1454 Weistum Gispersleben/Staatsbibliothek Berlin
  • schall man den handdeder de hand over dat graff reeken und laten sie dan fallen in de erden
    1536 Schreuer,RToten II 177
  • wie die männer von grüszens wegen gemainklick under jnen einer dem andern die hand recket 
    1537 DWB. VIII 447
  • die czymerleutte vnd mewrer [sind] mit gerachten fenlein den galgen zue bawen hienaus gezogen
    1589 ScrRSiles. XI 102
  • schöffen, und andere, so vereidet seyn, schwören mit bey selben eyd, nur mit handgelöbniss, und recken die finger nicht aus
    1658 Westerwald/GrW. I 607
II etwas hinstrecken, darreichen
  • ob ... der gruntherr nicht hiet seinen ambtmann im markt, so sollen dieselben holden den dienst an dem rechten dienstag an ainer stangen herauß reken aus ihren heusern
    1404 NÖsterr./ÖW. VII 373
  • ob ir ainer in des richter vall chem, do schol er drei tag auf seinem guet freiung haben; und rechkt er an dem dritten tag fumf phunt phening an einem steblein dem richter aus dem haus, so ist er dem richter nichts mer ... schuldig
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1016
III den Körper eines Verdächtigen oder Delinquenten durch Aufziehen am Seil strecken
  • er do liess [sie] martern vnd reken ser vnd zer reissen all ire glit
    1462/66 Beheim,Wiener 40, 18
  • man mueß dich redern auf ainer grueben, vnd recken an aim sayll, der galg ist dein erbtaill
    1510 SterzingSp.(Bauer) 299
  • ein schreiber ... vnterstundt [sich], den brueder selbst zu reckhen ... welches doch nur einem henkher ziempt
    1555 FRAustr. 43 S. 205
  • wie einen offentlichen dieb recken und martern
    1566 BrandenbSchSt. I 464
  • sie hat drei ganzer stunden uf der letter gestanden und ist ihr leib so schmahl wie ein arm gerecket 
    1602 BrandenbSchSt. II 338
  • der obrist poläck ... liess den br. H.J. ... mit rädlen und recken gantz vbel vmb gelt martern
    1620 FRAustr. 43 S. 384
  • er wolt sie sehr grob ... reckhen vnd peinigen lassen
    1624 SteirGBl. 2 (1881) 6
IV von Wild: aufscheuchen
  • dat hohe wilt sall nymands in den wiltbannen ... recken noch schrecken
    1518 Ahr/GrW. III 844
V von Tuch: strecken, spannen; (in betrügerischer Absicht) künstlich verlängern
  • so en sal niemant laken ... vercopen ... die laken en sullen eerste gerect ende geraemt wesen
    1434 HarderwijkRbr. 153
  • noitgericht ... betreffende acht laickenn, die G. jme A. nach synem willen mit onkost, holt vnnd water toe wermen etc., gereckt vnnd gestreckt
    1544 DuisbNotgerProt. 138
  • so wurden doch solchem unserm gebot zuwider in den jahr-messen zu Frankfurt ..., die tuͤcher nicht allein uͤbel gereckt ... sondern auch inwendig voller loͤcher ... verkaufft
    1570 RAbsch. III 307
  • weren die [wüllen tücher] ... genetzt und geschorn und wider an die ramen gespannt oder sonsten durch andere mittel gereckt oder gestreckt befunden, dieselben tücher sollen verloren [sein] und ... die straff der obrigkeit ... zustehen
    1577 RPO.(Weber) 249
VI räumlich: ausdehnen, reichen
  • derselbe nufenger hat das recht an der masse, das er sine sale recken mag also lang, als sin lehen ist
    Ende 13. Jh. Zycha,BöhmBgr. II 25
  • weyst man vnsere gn. herren für zween landsfürsten so weit vnd breit, kurtz vnd lang, als vnsere gerechtigkeit streckt vnd reckt 
    1578 Untermosel/GrW. III 812
VII Schiffe mit Hilfe von Pferden ziehen
vgl. Leinpfad, Recker (II), treilen
  • [es] ist den reckeren vergundt, wann der see gefroren, daß si mit denen rossen, so si zum recken bruchend, ... all wuchen ein fart ... über land uf schlitten ... füren mögend
    1573 GasterLsch. 101
VIII lenken, leiten, führen, beherrschen
  • ðu ðe reccest and rædest
    oJ. Psalm/Bosw.-Toller 788
  • constituciën ..., by de welcken dat zy die ghulde recken moghen ende houde
    1308 MnlWB. VI 1263
  • dat u [den paus] was gegeven te rekkene al die werelt wijt
    oJ. MnlWB. VI 1263
IX js. recken jn. achten
  • ðeah hwa gebycgge his dohtor on þeowenne, ne sie hio ealles swa ðeowu swa oðru mennenu: nage he hie ut on elðeodig folc to bebycgganne. ac gif he hire ne recce, se ðe hie bohte, læte hie freo on elðeodig folc [doch verkauft einer seine Tochter zur Magd, sei sie nicht ganz so Magd wie andere Menschen: nicht soll er sie auswärts an fremdstämmiges Volk verkaufen dürfen. Aber wenn der ihrer nicht achtet, der sie gekauft hat, lasse er sie frei zu fremdstämmigem Volk] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af El 12
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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