Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): retten

retten

, v.

auch ahd. u. mhd. belegt

I afries. redda 
an sich reißen
  • aldeer ... hir brodir dae iefta redda wille, soe moet hioet bihalda mei toulif manna withedum [wenn ... ihr Bruder die Mitgift an sich reißen will, so darf sie diese mit den Eiden von zwölf Männern auf die Reliquien behalten] 
    um 1100 (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 154
II als rechtlich gebotenes Tun: (einem Übel) entreißen, (aus einer Notsituation heraus) helfen, in Sicherheit bringen, vor Schaden bewahren; von Pfand: auslösen
  • wil man mir des nicht gelauben daz ich meinen leip also [in Notwehr] geretet habe vnde auc mein gut vnd haben ez die leute gesehen ich shol ez selp dritte erzivgen vnd mag vns daz mit kanphe niemant geprechen
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 214
  • dath wilde deerthe socht de berchte yn thovlucht vnd den halen boem, dot ydt syn liff mach redden vnd beholten ... so mach de moder des vnyarigen kindes erue vorwesselen, vorsetten vnd vorkopen [die wilden Tiere nehmen (im Winter) ihre Zuflucht zum Gebirge und zum hohlen Baume, damit sie das Leben retten und erhalten können ... alsdann darf die Mutter den Grundbesitz des unmündigen Kindes vertauschen, verpfänden und verkaufen] 
    um 1300 RüstringerR. 44
  • behalten, retten vnd schërmen
    1329 Indersdorf I 60
  • use herre ... scolde os redden unde entsetten mit aller macht
    1341 HHalberstUB. III 438
  • wir ... bekennen ..., daß wir unsere getreuen vogt ... friedigen, rächen, fristen und beschützen, ihnen helfen und sie retten wollen
    1348 ZFerd.3 16 (1871) 137
  • ditz ist, wenn ein mensch den andern retten suͤll vnd beschirm: siht ein mensch oder hoͤrt daz man ze vnreht einem andern menschen wil schaden tůn an seinem leib oder an seinem gůt, so sol er daz wern
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 2188
  • visscher, de dat ghud plegen to reddene 
    1415 RevalStR. II 119
  • dat he unsem borgere ene ghlevingen up sinem hovede entwey sloch, also dat he [borgere] sek in notwere redden moste
    1417 HildeshUB. III 322
  • welk broder den anderen vynt yn waters noden, de schal werpen eyn schippunt swares vth syneme schepe vnde redden den den anderen, de syn lachbroder is
    1446 Flensburg/Nyrop,Saml. I 194
  • ob ... ain prunst außkäm ..., so sol ein ieder man zuelaufen und retten 
    1477/94 NÖsterr./ÖW. XI 61
  • schal eyner denn anderen, de von synen undersaten darto geeschet und gebeden werden, trewliken helpen redden und bergen
    1494 OstfriesUB. II 426
  • allain die negsten drey nachtpawrn, die an das fewer stössen, mugen in iren heusern retten vnd ire gueter bewarn. aber sonnst soll nyemandts den anndern in die heuser lauffen
    1524 SalzbStPolO. 58
  • [Gebot,] ihren nachpuern ... zu retten und fur gewalt zu schützen und schirmen zu helfen und ... beschwerung von ihme zu wenden
    1526 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 41
  • wor fuer los ward, dar mösten alle naber, se wanden benedden und baven dem winde bi einem halsbröke helpen redden 
    vor 1531 RügenLR. Kap. 102 § 1
  • die vormuͤnder [sind] nicht schuldig, sich und die ihren wegen ihrer pfleg-kinder guͤter, welche nicht zu retten seyn, in beschwerniß zu setzen
    1583 HadelnLR.(Pufendorf) III 4
  • wann ... durch die grossen sturmwinde die wittinen [Boote] noht leiden, sollen die dorffschafften, wann sie es gewahr werden, zu huͤlffe kommen und gegen ein gebührliches berg-geld retten und bergen
    1589 CCPrut. III 310
  • neu aufgericht aidts nottl der sechser ... wier N. ... schwören, das wier ... des gerichts recht, gerechtigkhait, alte gewonhait vnd freyhait threulich helffen, retten, beschützen vnd handthaben
    16. Jh. BeitrSteirG. 22 (1887) 94
  • er [Hilfeverweigerer] ist meinem genädigen herrn umbs fräflswandl darumb das er dem herrn [bei Unwetter] die grunt nit will helfen röten 
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 265
  • wer in den pergen hat weingärten und zu dem thaidung nit kombt, dem ist man das ganz jar nit schuldig zu wenten noch zu redten weß er schaden nimbt
    1607 NÖsterr./ÖW. VII 309
  • da ... das schiff je stranden ... wuͤrde, sollen sie [schiffskinder] alle schiffsgereitschafft, vnd eingeladene guͤter nach eusserstem vermoͤgen zuretten vnd zubergen, verpflichtet seyn
    1614 (Druck 1705) HansSeeR. IV 29
  • kein schiffer soll von des schiffes victualien ... verkauffen, es were dan ... jemand in der see ... auß hungersnoth zu retten 
    1614 (Druck 1705) HansSeeR. XI 2
  • zu huͤlfe kommen und gegen ein gebuͤhrliches (berggeld, biergeld) retten 
    1640 PreußSeeR. Beil. S. 135
  • eine aebtissin [darf] ... einen am ersten nach ihrer wahl zum strang verdammten dieb aus des henckers haͤnden retten 
    1649 Moser,RStHdb. II 149
  • ein jeglicher mag seine pfand gegen seinem gläubiger retten da er ihm ander pfand geben wird
    vor 1755? LivenenStat. 118
  • kommt ihm [vollkommner herr] aber die sach aus der hand ... so mag er sie ... aller orthen retten und vindiciren
    1756 CMax. II 2 § 6
  • so lange, als es [schiff] kan gerettet werden ..., [ist der Versicherer] verbunden, auf des versicherers kosten, gefahr und rechnung, alles zu versuchen ... um dasselbe ... zu retten 
    1766 PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 150
  • zu einer rechtmaͤßig-zugelassenen notwehr wird fuͤrnehmlich erforderet ... daß derjenige, so sich derselben in rechten bedienen will ... sein leib, leben, ehr, oder guten leumuth weder mit der flucht noch auf eine andere ... weise habe retten koͤnnen
    1769 CCTher. 84 § 1
  • wann ein schiff zerbricht, soll der schiffer zuvoͤrderst retten und bergen das volk, darnaͤchst das gerede guth
    1769 HambGSamml. VII 209
  • die treue verbindet den unterthan, bey aller gelegenheit seines herrn nutzen zu befoͤrdern, und schaden zu wenden ... oder desselben schand mit verlust selbst eignen guten nahmens retten zu helfen
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 68
  • reichsgutachten ... daruͤber ..., wie fern dieser handlungszweig [buchhandel] durch die voͤllige unterdruͤckung des nachdruckes ... von dem itzigen verfalle zu retten sey
    Wahlkapit.(1792) 522
  • wer eine fremde bewegliche sache von dem unvermeidlichen verluste oder untergange rettet, ist berechtiget, von dem ruͤckfordernden eigenthuͤmer den ersatz seines aufwandes und eine verhaͤltnißmaͤßige belohnung ... zu fordern
    1811 ÖstABGB. § 403
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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