Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): rot
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rot
, adj.
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rot (stn.); rot (stn.); rôt (adj.); rôt (stn.) im Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke, Müller und Zarncke (BMZ)
I 1
rote Kleidung als Kennzeichen vornehmen Standes
- dye curfürsten des reychs, die hetten ir kleidung an, so sich gebirt, alle rot mit haermli [!] gefuetret, und rot hohe huetlin auf1486 AachenZ. 64/65 (1951/52) 91
- de koning ... was idel rot gekledetMitte 16. Jh. HambChr. 154Faksimile - in Google Books
- bey koͤnigs Ferdinandi IV. croͤnung wurde ... von dem obristen land-caͤmmerer das rothe kaͤplein auf einer guͤldenen schalen nachgetragen1720 Lünig,TheatrCerem. II 73Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
I 2
rotgefärbtes Wachs als Siegelstoff; sein Gebrauch wird meist als kaiserliches oder königliches Privileg an Städte oder Institutionen, seltener an Einzelpersonen vergeben
- so vorsegeln wir [Deutscher Orden] mit rothem wachse, und unser lantmarschalk und der kumthur zu Revale mit grünem und die andern gebietiger alle mit gelbem wachse1422 Ewald,Siegelkunde 158
- [Kaiser Friedrich III. erklärt] dass er [Graf zu Ostfriesland], auch seine eheliche leibserben, all ir jegelich ... brieve mit rotem wachs versigeln ... mogen1454 OstfriesUB. I 592Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- haben wir [Friedrich III.] ... inen [Krems und Stein] ... mit rotem wax zu siglen und secretiren ... erlaubt1463 Hauptmann,Wappenr. 504Faksimile - digitalisiert im Rahmen von Czech Medieval Sources online
- [Kaiser Friedrich III. verleiht der Stadt das Recht] daz sij ... ir ... briefe ... mit rotem wachs versigeln ... mugen1475 NeußWQ. 150Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- so verleihen ... wir [Karl V.] den gemelten von A. ... dise gnad ..., daß sie ... ir offen und beschlossen brieff ... mit rothem wachs versigeln, bevestigen und verbittschafften mögen1544 AdelsheimStR. 644Faksimile (ca. 69 KB)
- wegen verenderung des landcanzley und roten siegels1626 CDSiles. 27 S. 258
- [Bitte O.v. Guerickes, der Kaiser möge ihm] mit roth wachs zu siegeln allergnädigst vergönnen1665 H. Schimank, Otto von Guericke ... (Magdeburg 1936) 70
II 1
zur Kennzeichnung von Örtlichkeiten (Turm, Graben, Baum, vor der roten Tafel), an denen Gericht gehalten wird; (Gericht) vor der roten Tür Bez. eines Gerichts, das vor dem rot angestrichenen Portal eines bedeutenden Gotteshauses tagt; auf dem Magdeburger Neumarkt ist dies das Gericht des erzbischöflichen Vogts für die dem Erzstift gehörenden Stadtteile
- ditz [ein Testament] geschah ze M. in Ergöw vor der rotun tür under dem vorzeichen1299 SchweizId. VI 371Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
- swenne ein gotshus dienstmann eins bischofs hulde verliusit, als ob er wider in unde sin gotshus iemanne hulfe ... so sol er sich ze bezzerunge, unz daz er genade vindet, entwürten vür gevangen in den roten turn ze saint Uolriche, unde sal der scholteizze einen siden vaden mit wasse dar vür spannen13. Jh. Alsatia 1834/84 S. 197
- were es, das zwei urteil uf den hoven geine eine legen, der man da nit finden konte, so sollen sie die weisen gein Fulda vor die rode thur und die befelen das zuhol [Lücke]1434 Wetterau/GrW. V 325Faksimile (ca. 289 KB)
- drü jargericht ... ains in dem mayen und zway in dem herbst ... und die gericht sol man haben uf B. under dem rotten bomum 1450 SGallenOffn. II 222Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- gerichte vor der roden dor uppe deme nien marckede1463 MagdebUB. II 778
- predigte ein junger herre zu den Paulern und ... klagte das, wie man sie in ihren worten finge und brechte sie von stundt vor die rote thure1480 Halle/Spittendorff 436Faksimile - in Google Books
- glichwoll müss ich üch im gerichte verfestenn vnnd dar nach vor dem müszhus [dh. dem erzbischöflichen Palast] adder vor der rothenn dore mit rechte verfolgenn1492 Güdemann,JudMagdeb. 45
- dyt syn de vrigenstoelle ... eyner to Soest op demm raethuse vor der roeden taiffelen1501 SoesterR. 399
- rothe bank. das ist, die baͤnke, worauf die richter des peinlichen gerichtes sitzen, die gerichtsstaͤtte selbst1762 Wiesand 915Faksimile - in Google Books
- rother graben. hierinnen wurden bisweilen gerichte gehalten1762 Wiesand 915Faksimile - in Google Books
- rother thurn. es sind dergleichen ... zu Meissen, Halle, Hannover zu sehen gewesen, und waren gerichtsstaͤtte, worunter nicht nur niedere, sondern auch hoͤhere gerichte gehalten worden1762 Wiesand 916Faksimile - in Google Books
II 2
roter Stab, Dorn rotgefärbter Richterstab, auch Schwert in roter Scheide als Symbol der Blutgerichtsbarkeit; rote Rute hier meton.: der einen roten Amtsstab führende Gerichtsbeamte
- haben zwein der stat soldaten einen marketenter ... ermort, daruber des churfursten rode roit zu massen komen, sie beide uff der tait befonden1586 BuchWeinsberg III 336Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- exequiren die kurfürstlichen hofgerichte ... und schicken ... eine person, so roth [Bed. IX 3] und weiß gekleidet war und hatte ein langen gefärbten rothen dorn in den händen zur anzeigung der justizvor 1616 Schweinichen,Dw. 105
- daß er [rathsbürgermeister] selbiges [schwerdt] in der scheidt, mit rothem leder überzogen, führen soll, wan die arme sünderin zu der richtstätte gebracht wirdt1656 ChrKaiserslautern 207
- der obrist-richter ... pflegt ... bei der ausfuͤrung derselben [zum Tode verurteilten Straftäter] zum gerichte aber ... einen rothen geschnitzten stab in handen zu haben1752 J.H.H. Fries, Abhandlung vom sogenannten Pfeifer-Gericht ... (Frankfurt/Main 1752) 236
II 3
die ausgesteckte rote Fahne, das rote Tuch uä. zeigen an, daß ein (Hals-)Gericht tagt bzw. daß ein Todesurteil ausgesprochen wurde; auch im Zsh. mit einer Hinrichtung bzw. der Erinnerung daran
vgl.
Blutfahne (III)
- [wenn beim Sendgericht] die persohnen ... versamlet sein, so sitzt ein dhomprobst oder ein dhomherr ... auf die sidelle, die da [in der Dompropstei] stet, ... dahin legt man ein roden seiten [Tuch] und thuet auch der vorbenante herr ein rote [zu IX 3] kapp an1492 Speyer/Koeniger,SendQ. 180
- vor in man her ein fenlin truog, das selbig war geferbet rodt, domit bedeuten meinen todt, daß man wolt richten übers bluot1538 HomeyerFestgr. 42
- als were graven E. und synen soene grave U. sampt syne reede und junckeren up een roet laken de hovede affgehouwenvor 1562 Beninga,ChronFries. I 545
- so wil sein frl. gd. iber den vorigen diennst auf des enthaubten H.S. verworchten urbarguͤettern jaͤrlich zwen wolgewachssen wyder, mit roten wullen tuech bedeckht, alwegen durch den besitzer des guets selb zu diennen, ewigelich geschlagen haben, zu ainen wahrzaichen der widerwertigkhait ... vnd widerstrebung der ordenlichen obrigkhait1570 Hübner,ErzstSalzb. II 350 Anm. [vgl. rotbedeckt und Blutwidderdienst]
- das rothe tuch, als ein kennzeichen der hinrichtung einer malefiz-person, wurde auf der kaͤyserlichen schrannen ausgebreitet1670 Abele,Unordn. I 315Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- rothe fahne. das ist die koͤnigliche fahne, welche ein zeichen der hoͤhern gerichtsbarkeit ist1762 Wiesand 915Faksimile - in Google Books
- daß der innhalt des urtheils nach den vorhergehenden formalitæten, wie sie jegleichen landes an dem richttag herkommlich sind, als mit aushaͤngung des rothen tuchs etc. vor der volksmenge oͤffentlich abgekuͤndet, und sodann durch den scharffrichter auf dem rabenstein ... angeschlagen [werden]1769 CCTher. 48 § 12Faksimile - in Google Books
II 4
als Farbe der Dienstkleidung des Scharfrichters
- besage der reichsreformation ... sollen sich die zuͤchtiger, nachrichter, feldmeister, oder abdecker besonders kleiden. daher sie an vilen orten gruͤn, oder rot gekleidet gehen. in dem kur-brandenburgischen muͤssen die scharfrichter und schinder ... rote huͤte ... tragen1757 Estor,RGel. I 431Faksimile (ca. 186 KB)
II 5
als Farbe der Kleidung des Verurteilten auf dem Weg zur Hinrichtung
- [St. Gallisches Strafgesetz:] der schuldige wird hierauf mit einem roten hemde angetan und dann von einer wache begleitet zur richtstätte geführt1807 v.Hentig,Strafe 152
II 6
als Farbe eines Hinrichtungsgeräts
- haben ihre fürstl. gn. allhie auf dem weinmarkt gegen dem rathaus über ein ziemlich hoch halsgericht, mit roter farb angestrichen, ... aufrichten lassen1591 Striedinger,Bragadino 338
II 7
als farbliches Merkmal eines Haftlokals
- hat ein weib ... welche wegen der hexerei sehr verdaͤchtig gewesen, ... sich selbsten des morgens mit einem messer im rothen haͤußchen die gurgel abgeschnitten1652 Horst,ZauberBibl. II 410
- das ambt verweiset ihm [Beleidiger] seine schmach-reden, und laͤsset ihn zur strafe hinter die rothe thuͤre stecken1664 Sachsen/Klingner III 828Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- wann ihme [stadt- und policeyknecht] eine execution in leichten verbrechen, es sei mit peitschen, an pranger oder in die breche ... auch [in] das rothe häussgen stecken, übertragen wird1760 Thudichum,Wetterau I 35
III 1
für eine rothaarige oder -bärtige Person; auch als Beiname; da diese Merkmale nicht der Norm entsprechen, kann die negative Konnotation: nicht vertrauenswürdig, falsch, listig, betrügerisch entstehen, deshalb häufig in Vbdg. mit Schimpfnamen
- de rode keiser Otto gaf in dat selve closter enen tolnum 1260 SächsWChr. 165Faksimile - digitalisiert im Rahmen des Projekts dMGH
- N. hette inn ein r[ot]en schelmen geheissen1479 SchweizId. VI 1762Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
- juffart [bedeutet] der rot ist oder freiheit1510 Liber Vagatorum/Avé-Lallemant I 183
- de rode bart los is. valsch unde plengendes art isoJ. HannovStR. 133Faksimile (ca. 215 KB)
- swart har rokelos is, rot har betekenet unwisoJ. HannovStR. 133Faksimile (ca. 215 KB)
III 2
für Prostituierte, die sich auffällig kleiden müssen; rotes Kloster Bordell
- daz ein ieglich froͤwelin, die in offen hu̍sern sitzent und die wirtin, die si behaltent, daz die tragen su̍ln ... swenne sie fu̍r die herberge gat, ein rotes keppeli u̍ber twerch uf dem hoͧpte1319 ZürichStB. I 18
- in dem selven jare drogen de gemeine frawen rode wilen up irem heufde, up dat man sei kente vur ander vrawenum 1395 KölnChr. II 79Faksimile - in Google Books
- de ghemeynen openbaren wiuer: alse in dem roden klostere ... geuen ... iowelk to der wekene eynen penningh15. Jh. (Hs. 17. Jh.). BrschwUB. I 170Faksimile - digitalisiert im Rahmen von LeoPARD - TU Braunschweig Publications And Research Data
III 3
bei Schandstrafen und entehrenden Handlungen
- [die Landleute erkennen, dem Frevler] dee rode huͤlle uptosettende unde damit tho staende 3 stunden langk an den dick-pael1491/1501 Dreyer,Anm. 129
- [wer zur Osterzeit nicht beichtet, wird mit dem] rotten huet [gestraft]1646 OstbairGrenzm. 6 (1962/63) 148
- haben die meiers diener den pastor von s. Jakob auff freyer strassen den röthen mantel umbthun wollen, auß ursach, daß er obgemelte person [eine inhaftierte Straftäterin] loßgelassen hatt17. Jh. AachenZ. 6 (1884) 45
- zu den kraͤnkenden [Strafen] gehoͤren ... das rothe gitter, narren-trillhaͤuschen1798 Grolman,KrimRWiss. 135Faksimile (ca. 201 KB)
- [entehrende Strafe:] aufsetzen der rothen huͤlle1801 Rößig,Altertümer 323
IV 1
rotes Zeichen zur Kennzeichnung minderwertiger Ware bei der amtlichen Qualitätskontrolle
- welches werckh [der Weber] aber buesswerttig gesagt ... wirdt, ... das soll alles alzeit vnuerzontlich geschnidten werden ... vnnd ohn alles schwarze zaichen, dann ein rottes march soll darauf stehen1313 Grünberger,PassauZünfte 202
- die weissen parchant mit den rotten oxenkhöpfen soll khain parchenter noch weber ... nicht verthain1313 Grünberger,PassauZünfte 202
IV 2
rotes Zeichen als Kennzeichen für die entrichtete Akzise; roter Zoll nach dem roten Zollzeichen benannter Zoll
- was auch weins oder mets also hinausgeben wirt und man hinaus füren will, so soll iedes vass besunder mit der ungelter rotem wechsin zaichen bezaichnet seinum 1520 NördlingenStR. 493Faksimile (ca. 122 KB)
- roden tollen1526? HambKämmRechn. V 310 Anm. a
- 2 ℔ 19 ß up den roden tollen und de winbode1547 HambKämmRechn. VI 264
- das alle wein, so inquemen, ... sulten geroedet und versiegelt werden mit veirerlei wachs, roit, gel, groin und swarzs, daran sulten die schreder erkennen, was den burgern und geistlichn zuqueim, was in und uss, dissem oder dem, zu und ab, gefuirt wurde und was ligen pleibe, und jede wachs von farben sulte sin besonder bedudung haben1594 BuchWeinsberg IV 211Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- daß sie [Kalender] zweymal ... roth, nicht schwarz, gestempelt werden sollen [zum Zeichen der entrichteten Akzise]1792 Schwarz,LausWB. I 251Faksimile (ca. 107 KB)
IV 3
als Farbe der Fahne, die das Ende der Verkaufsveranstaltung auf dem Markt (I) signalisiert
- dis jar ist das rothe fendtlein vffn Frauenmarckt aufgesteckt worden, anzuzeigen, wan das stett, nit zu verkauffen1522 Falk,ZwickauChr. II 3
V 1
roter Hahn symb. für Brand, Feuersbrunst
vgl.
Hahn (II)
- wa aber jemand ainem getrawet, ihne zue verbrennen oder ihme ainen rotten fahnen [lies: hahnen?] aufs hauß zue setzen und dan der gethrawet eine verdächtige persohn ... derselb [soll] ... peinlich gestraft werden1611 WürtLändlRQ. II 265Faksimile (ca. 50 KB)
- wa auch einem von jemanden getröet würde, ihne zuvor brennen oder ainen rothen hanen uff das hauß zue setzen1614 WürtLändlRQ. II 587Faksimile (ca. 55 KB)
- die absagerey ... ist eine feindliche bedrohung, wodurch jemand dem anderen ... als seinem feind durch einiges wahrzeichen, als steck-, befehdungs- oder brandbriefe, brandzeichen, als schwarzgepulvertes papier, rothen haan etc. die aͤusserste verfolgung ... dergestalten ankuͤndiget, daß andurch der gemeine fried verletzet, und dem bedroheten schrecken und gefahr zugezogen wird1769 CCTher. 73 § 5Faksimile (Abschnittsbeginn) - in Google Books
V 2
die rote Fahne wird, wenn tagsüber Feuer ausbricht, auf einem Turm in Richtung des Brandherdes ausgesteckt
vgl.
Feuerfahne
- ob sich begeb ein fewr geschrai ... so möchten sie ... anslahen umb fewr, das in der stat aufgieng ... und den roten fanen dargegen aussteckenum 1480 NördlingenStR. 475Faksimile (ca. 125 KB)
- der wächter uf dem münster sol ouch tag und nacht umb sich sehen und horchen, wo ein solich geschrei oder geloufe [wegen eines Feuers] sich in diser stat ... machet, an welichem ende das ist; were es im tage, so sol er gegen demselben ende uszstrecken ein grosz vane wisz und rot15. Jh. StraßbZftO. 27Faksimile - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB)
- die thurnhuͤter sollen, so bald als das fewer auß einem hause außschlaͤgt, an die glocken schlagen, vnd zum thurn auß am tage mit einem rothen faͤhnlein, vnd in der nacht mit einer leuchten, darinn ein brennendes liecht sey, zeichen geben, wo das fewer ist1637 HessSamml. II 75Faksimile (ca. 288 KB)
- [im Falle einer Feuersbrunst soll man] gegen derselben gegend einen rothen fahnen und so es bei nacht ist ein brennendes licht in einer laternen außtröcken1695 WürtLändlRQ. II 827Faksimile (ca. 55 KB)
VI 1
als Farbe des Reichsbanners und, in Vbdg. mit weiteren Farben, von Rennfahnen (I) u. anderen Erkennungszeichen
- to deme dridden [der viff klenade ... de tho deme ryke horen] hefft he [Kaiser] enen vanen, de ys vore rod vnde hindene ghele. by deme roden ys vpghenomen de ware leue, de he to gode vnde yn god hebben schalnach 1325 SspGlLR.(Buch) 1322 (Ssp. III 60 § 1)
- daß ihnen [Eidgenossen] der keiser gab an ihr rothen panner das heilige riche1. Drittel 15. Jh. E. Stierlin, Conrad Justingers Berner-Chronik ... (Bern 1819) 62
- die würzburgischen [haben] mit einem quatrirten rennfanen, rot und weise, den Friedrich herr zu Schwarzburg gefurt1521 ZRG.2 Kan. 39 (1953) 454
- die rothe reichs-fahne1530 Lünig,CJFeud. I 414Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- darumb sich ain ieder ... mit ainem rotten kreuz zu ainem zaichen, dabey man ine ieder zeit vor den bauren erkennen mögt, versehen [solle]1. Drittel 16. Jh. Fries,OstfrkBauernkr. I 284
- dat sich etliche der juwen, up scharmutzeln und sust, mit roden felt teken sehn laten, dat ohnen, als kriges luiden nicht geborth1547 BremChr. II 182Faksimile - digitalisiert von der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
VI 2
rote Lehnsfahne als Investitursymbol bei der Verleihung von weltlichen Fürstentümern
vgl.
Blutfahne (I),
Fahnenlehen
Sachhinweis: HRG.1 I 1037 s.v. Fahne
- [der Kaiser versetzt Graf Eberhard in den Stand eines Herzogs zu Württemberg und verleiht ihm die Regalien:] das erste paner war das wuͤrtenbergische ... das andere das teckische ... das dritte der gravschaft Moͤmpelgart ... das vierte das gelbe reichspaner mit dem schwarzen adler ... das fuͤnfte den ganz rohten blut- oder lehenfahn1668 Fugger,Ehrensp. 1097Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
VI 3
roter Schild als Teil der Kriegsrüstung eines Mannes, auch Teil der Ausrüstung beim Kampfgericht (II)
- er [cleger] wulde yn [flüchtigen Mörder] ansprechen ... umb den mort ... leukent er is yme, er wulde is yn beherten mit syme lybe uff synen lyp, in syme einfaren rocke, myt syme roiden schilde, mit syme eichen kolbin, mit syme wissen viltze, myt syme uffgebunden huote, myt alle deme, daz man zum kampfe begeertvor 1350? Bacharacher Blutrecht/GrW. II 213Faksimile (ca. 210 KB)
- de vorradt landt vnde luede, vnde he trecke in Sasserlandt vnde he hale daer vth den hogen helm vnde den roden schildt vnde den wapenden ridder; vnde he dan bijnnen Vreeslandt luede sleijt vnde huesen brant, vnde wart he gheuanghen: soe salmen hem ... vordrencken2. Hälfte 15. Jh. OstfriesRQ. 18
VI 4
rote Binde als Zeichen der Militärpflicht
- in mehreren gegenden war der mißbrauch eingeschlichen, daß der feldwebel ... gegen eine erkenntlichkeit den wohlhabenden bei der geburt eines sohnes die rothe binde zum zeichen der cantons-pflicht brachte1798 Preußen/v.Frauenholz,Heerw. IV 115
VI 5
rote Farbe im Wappen von Personen oder Verbänden als Farbe des Feldes oder von (Teilen) der Figur; als leerer (lediger) roter Schild im Wappen des Kurfürsten von der Pfalz ab dem Ende des 14. Jh.: Symbol der Kurwürde, die mit dem Amt des Erztruchsessen verbunden ist und ihrem Inhaber das Richteramt über den König verleiht (Beleg 1544)
- [von dem] rotten schildt, der die chur bedeuten thut1544 H. Drös, Löwe, Rauten, roter Schild. Zum Wappen der pfälzischen Wittelsbacher im Spätmittelalter, in: Rödel, V., Der Griff nach der Krone ... (Regensburg 2000) 111
- de fan Lubech foren rodt u(n)d widt, de sulve schild im adeler sidt, dat hefft em de keiser gegeven16. Jh. ZLübG. 1 (1860) 110
- das churbayris. wappen bestehet in einem gevierten schild, und herzschild, auf diesem siehet man den guldenen reichsapfel im rothen feld, welcher das erztruchsessenamt bedeutet, sohin auch nur von dem churfuͤrsten allein gefuͤhrt wird1770 Kreittmayr,StaatsR. 240Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- der quadrirte schild, welchen alle herzoge von Bayern fuͤhren, zeigt in dem obern recht- und untern linken quartier die bayrisch blau und weise wecken oder rauten, in den uͤbrig beeden schwarzen feldern aber den pfaͤlzisch roth gekroͤnten loͤwen an1770 Kreittmayr,StaatsR. 241Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- reichserzmarschall ist der churfuͤrst von Sachsen. das amtswappen sind zwey kreuzweis gelegte rothe schwerdter; er fuͤhrt ... deshalb eine besondere canzleytitulatur1801 RepRecht VII 112Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
VII
als liturgische Farbe in Anlehnung an die Verwendung roter Paramente zu bestimmten Zeiten im Kirchenjahr
VII 1
rote Kirche katholische Kirche
- das sy von der r[ot]en kilchen und nit von der waaren kilchen abgefallen sind1584 SchweizId. VI 1757Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
VII 2 a
der zweite Sonntag nach Ostern iU. zum weißen Sonntag, dem ersten Sonntag nach Ostern
- anno 1700 am roten sonntagoJ. SchweizId. VI 1757Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
VII 2 b
"der vierte Fastensonntag, Lätare" Lasch-Borchling II 2262
- 4 mark vor dat rode arresck to deme laken up dat hoge altar in deme roden sondage1484/85 HannoverKdm. III 2/3 S. 77
VIII
als Farbe von Metallegierungen, insb. bei Münzen
- drey hundert hungrischer roter gulden1415 ZFerd.3 27 (1883) 20
- beclage ick my 15hundert und soventich geldersche gulden, de salige A. ... juncker K. ihm roden golde geleent hefft1444 OstfriesUB. I 495Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- das ein jedtweder bruder, so unser ambt zu kaufen begert, geben soll sechszig gulden rot1624 TrierWQ. 561Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
IX
als Farbe von Uniformen, Amtskleidung oder Erkennungszeichen an Kleidung, häufig in Anlehnung an die (heraldischen ua.) Farben des Dienstherrn
IX 1
von städtischen Bediensteten in den Farben des Stadtwappens
- man sol den knechten die röck geben rot und wiß1497 Freiburg i.Br./BadHeimat 28 (1941) 350
IX 2
rote Häupter "(wohl): Bedienstete des Ordens und der livländ. Bischöfe" Lasch-Borchl. II 2260f.; andere Deutung (nach Gutzeit,Livl. I 497): Haupt (III 2 a)
vgl.
Rotrock
- ock togen vor dem leczten uttreden beiderley ridderschoppe Rige und Derpte an de sorchfaldicheit tegen dem landesdage, sunderlick der swarthen hovede halven, darvan sick etlicke vorluden laten, wo der swarten hovede wol zo vele als der roden hovede weren1526 AktLivlSt. III 584
IX 3
zur Kennzeichnung der (Amts-)Zugehörigkeit von Personen
- [wenn beim Sendgericht] die persohnen ... versamlet sein, so sitzt ein dhomprobst oder ein dhomherr ... auf die sidelle, die da [in der Dompropstei] stet, ... dahin legt man ein roden seiten [Tuch] und thuet auch der vorbenante herr ein rote [zu IX 3] kapp an1492 Speyer/Koeniger,SendQ. 180
- exequiren die kurfürstlichen hofgerichte ... und schicken ... eine person, so roth [Bed. IX 3] und weiß gekleidet war und hatte ein langen gefärbten rothen dorn in den händen zur anzeigung der justizvor 1616 Schweinichen,Dw. 105
- die gesetzgebenden räthe haben zu bestimmung der amtskleidung ... beschlossen: ... costume der cantons(verwal)ter. ein kleid nach belieben, eine rothe schärpe, ein runder hut1798 AktSammlHelvet. I 1070
X 1
rotes Buch Bez. für Rechtsbücher aller Art nach ihrem roten Ledereinband; das Ulmer Rote Buch aufgrund der roten Initialen im Text
vgl.
Achtbuch (II),
Blutbuch
- das wir ... behalden ... das gerichte nach uswisung unßes roten buchsum 1380 WeimarRotB. 49Faksimile (ca. 44 KB)
- dat rode bock to Gottingen1455/1515 HansGBl. 1932 S. 26 Anm. 82
- vnser weidgaͤng sol man oͮch jaͤrlich offnen vnd maͤlden, wohin die gangen, soͤllen in das rot bůch geschriben werden1491 BruggStR. 66Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- [dem Rat werden nach der Amtseinführung] des raets huysrechten mitter ordinantie ende verclaringe van den rade, staende voor int rode boeck [vorgelesen]1492/97 UtrechtRBr. Inl. 373
- das achtbuch, welches auch unter dem namen des blutbuches oder des rothen buches vorkommt, ist dasjenige buch, in welches die namen der geaͤchteten eingetragen werden1798 RepRecht I 171Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- dis buch wird das rothe gesaz-büchlein genennt wegen der rothen buchstaben zu anfang der geschribnen gesezzen fürgesezt18. Jh. UlmRotB. 2Faksimile (ca. 163 KB)
X 2
im offiziellen Gebrauch von Kanzleien: rote Schnur zum Zusammenheften einzelner Blätter eines Dokuments
X 3
rote Erde Bez. für Westfalen
vgl.
Feme (I),
Freigericht (III)
- de grewen und scheppen weren nit up roder erdte gemaket und giengen der hemlicken achte, der Carolus magnus vor dat land tho Sassen eingesatzet, nit en an1490/Abschrift 1718 Niesert,Beitr. II 110
- alle schoͤpfen sollen gemacht werden auff der roten erden, das ist zu Westphalen1698 Datt 779Faksimile - digitalisiert von der UB Heidelberg