Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): rot

rot

, adj.

die Farbe
Sachhinweis: Wanzeck,Farbwort.

I zum Ausdruck von Herrschaft, hohem Rang und Ansehen

I 1 rote Kleidung als Kennzeichen vornehmen Standes
  • dye curfürsten des reychs, die hetten ir kleidung an, so sich gebirt, alle rot mit haermli [!] gefuetret, und rot hohe huetlin auf
    1486 AachenZ. 64/65 (1951/52) 91
  • de koning ... was idel rot gekledet
    Mitte 16. Jh. HambChr. 154
  • bey koͤnigs Ferdinandi IV. croͤnung wurde ... von dem obristen land-caͤmmerer das rothe kaͤplein auf einer guͤldenen schalen nachgetragen
    1720 Lünig,TheatrCerem. II 73
I 2 rotgefärbtes Wachs als Siegelstoff; sein Gebrauch wird meist als kaiserliches oder königliches Privileg an Städte oder Institutionen, seltener an Einzelpersonen vergeben
  • so vorsegeln wir [Deutscher Orden] mit rothem wachse, und unser lantmarschalk und der kumthur zu Revale mit grünem und die andern gebietiger alle mit gelbem wachse
    1422 Ewald,Siegelkunde 158
  • [Kaiser Friedrich III. erklärt] dass er [Graf zu Ostfriesland], auch seine eheliche leibserben, all ir jegelich ... brieve mit rotem wachs versigeln ... mogen
    1454 OstfriesUB. I 592
  • haben wir [Friedrich III.] ... inen [Krems und Stein] ... mit rotem wax zu siglen und secretiren ... erlaubt
    1463 Hauptmann,Wappenr. 504
  • [Kaiser Friedrich III. verleiht der Stadt das Recht] daz sij ... ir ... briefe ... mit rotem wachs versigeln ... mugen
    1475 NeußWQ. 150
  • so verleihen ... wir [Karl V.] den gemelten von A. ... dise gnad ..., daß sie ... ir offen und beschlossen brieff ... mit rothem wachs versigeln, bevestigen und verbittschafften mögen
    1544 AdelsheimStR. 644
  • wegen verenderung des landcanzley und roten siegels
    1626 CDSiles. 27 S. 258
  • [Bitte O.v. Guerickes, der Kaiser möge ihm] mit roth wachs zu siegeln allergnädigst vergönnen
    1665 H. Schimank, Otto von Guericke ... (Magdeburg 1936) 70
II
in der Gerichtsbarkeit

II 1 zur Kennzeichnung von Örtlichkeiten (Turm, Graben, Baum, vor der roten Tafel), an denen Gericht gehalten wird; (Gericht) vor der roten Tür Bez. eines Gerichts, das vor dem rot angestrichenen Portal eines bedeutenden Gotteshauses tagt; auf dem Magdeburger Neumarkt ist dies das Gericht des erzbischöflichen Vogts für die dem Erzstift gehörenden Stadtteile
  • ditz [ein Testament] geschah ze M. in Ergöw vor der rotun tür under dem vorzeichen
    1299 SchweizId. VI 371
  • swenne ein gotshus dienstmann eins bischofs hulde verliusit, als ob er wider in unde sin gotshus iemanne hulfe ... so sol er sich ze bezzerunge, unz daz er genade vindet, entwürten vür gevangen in den roten turn ze saint Uolriche, unde sal der scholteizze einen siden vaden mit wasse dar vür spannen
    13. Jh. Alsatia 1834/84 S. 197
  • were es, das zwei urteil uf den hoven geine eine legen, der man da nit finden konte, so sollen sie die weisen gein Fulda vor die rode thur und die befelen das zuhol [Lücke]
    1434 Wetterau/GrW. V 325
  • drü jargericht ... ains in dem mayen und zway in dem herbst ... und die gericht sol man haben uf B. under dem rotten bom
    um 1450 SGallenOffn. II 222
  • gerichte vor der roden dor uppe deme nien marckede
    1463 MagdebUB. II 778
  • predigte ein junger herre zu den Paulern und ... klagte das, wie man sie in ihren worten finge und brechte sie von stundt vor die rote thure
    1480 Halle/Spittendorff 436
  • glichwoll müss ich üch im gerichte verfestenn vnnd dar nach vor dem müszhus [dh. dem erzbischöflichen Palast] adder vor der rothenn dore mit rechte verfolgenn
    1492 Güdemann,JudMagdeb. 45
  • dyt syn de vrigenstoelle ... eyner to Soest op demm raethuse vor der roeden taiffelen
    1501 SoesterR. 399
  • rothe bank. das ist, die baͤnke, worauf die richter des peinlichen gerichtes sitzen, die gerichtsstaͤtte selbst
    1762 Wiesand 915
  • rother graben. hierinnen wurden bisweilen gerichte gehalten
    1762 Wiesand 915
  • rother thurn. es sind dergleichen ... zu Meissen, Halle, Hannover zu sehen gewesen, und waren gerichtsstaͤtte, worunter nicht nur niedere, sondern auch hoͤhere gerichte gehalten worden
    1762 Wiesand 916
II 2 roter Stab, Dorn rotgefärbter Richterstab, auch Schwert in roter Scheide als Symbol der Blutgerichtsbarkeit; rote Rute hier meton.: der einen roten Amtsstab führende Gerichtsbeamte
  • haben zwein der stat soldaten einen marketenter ... ermort, daruber des churfursten rode roit zu massen komen, sie beide uff der tait befonden
    1586 BuchWeinsberg III 336
  • exequiren die kurfürstlichen hofgerichte ... und schicken ... eine person, so roth [Bed. IX 3] und weiß gekleidet war und hatte ein langen gefärbten rothen dorn in den händen zur anzeigung der justiz
    vor 1616 Schweinichen,Dw. 105
  • daß er [rathsbürgermeister] selbiges [schwerdt] in der scheidt, mit rothem leder überzogen, führen soll, wan die arme sünderin zu der richtstätte gebracht wirdt
    1656 ChrKaiserslautern 207
  • der obrist-richter ... pflegt ... bei der ausfuͤrung derselben [zum Tode verurteilten Straftäter] zum gerichte aber ... einen rothen geschnitzten stab in handen zu haben
    1752 J.H.H. Fries, Abhandlung vom sogenannten Pfeifer-Gericht ... (Frankfurt/Main 1752) 236
II 3 die ausgesteckte rote Fahne, das rote Tuch uä. zeigen an, daß ein (Hals-)Gericht tagt bzw. daß ein Todesurteil ausgesprochen wurde; auch im Zsh. mit einer Hinrichtung bzw. der Erinnerung daran
  • [wenn beim Sendgericht] die persohnen ... versamlet sein, so sitzt ein dhomprobst oder ein dhomherr ... auf die sidelle, die da [in der Dompropstei] stet, ... dahin legt man ein roden seiten [Tuch] und thuet auch der vorbenante herr ein rote [zu IX 3] kapp an
    1492 Speyer/Koeniger,SendQ. 180
  • vor in man her ein fenlin truog, das selbig war geferbet rodt, domit bedeuten meinen todt, daß man wolt richten übers bluot
    1538 HomeyerFestgr. 42
  • als were graven E. und synen soene grave U. sampt syne reede und junckeren up een roet laken de hovede affgehouwen
    vor 1562 Beninga,ChronFries. I 545
  • so wil sein frl. gd. iber den vorigen diennst auf des enthaubten H.S. verworchten urbarguͤettern jaͤrlich zwen wolgewachssen wyder, mit roten wullen tuech bedeckht, alwegen durch den besitzer des guets selb zu diennen, ewigelich geschlagen haben, zu ainen wahrzaichen der widerwertigkhait ... vnd widerstrebung der ordenlichen obrigkhait
    1570 Hübner,ErzstSalzb. II 350 Anm. [vgl. rotbedeckt und Blutwidderdienst]
  • das rothe tuch, als ein kennzeichen der hinrichtung einer malefiz-person, wurde auf der kaͤyserlichen schrannen ausgebreitet
    1670 Abele,Unordn. I 315
  • rothe fahne. das ist die koͤnigliche fahne, welche ein zeichen der hoͤhern gerichtsbarkeit ist
    1762 Wiesand 915
  • daß der innhalt des urtheils nach den vorhergehenden formalitæten, wie sie jegleichen landes an dem richttag herkommlich sind, als mit aushaͤngung des rothen tuchs etc. vor der volksmenge oͤffentlich abgekuͤndet, und sodann durch den scharffrichter auf dem rabenstein ... angeschlagen [werden]
    1769 CCTher. 48 § 12
II 4 als Farbe der Dienstkleidung des Scharfrichters
  • besage der reichsreformation ... sollen sich die zuͤchtiger, nachrichter, feldmeister, oder abdecker besonders kleiden. daher sie an vilen orten gruͤn, oder rot gekleidet gehen. in dem kur-brandenburgischen muͤssen die scharfrichter und schinder ... rote huͤte ... tragen
    1757 Estor,RGel. I 431
II 5 als Farbe der Kleidung des Verurteilten auf dem Weg zur Hinrichtung
  • [St. Gallisches Strafgesetz:] der schuldige wird hierauf mit einem roten hemde angetan und dann von einer wache begleitet zur richtstätte geführt
    1807 v.Hentig,Strafe 152
II 6 als Farbe eines Hinrichtungsgeräts
  • haben ihre fürstl. gn. allhie auf dem weinmarkt gegen dem rathaus über ein ziemlich hoch halsgericht, mit roter farb angestrichen, ... aufrichten lassen
    1591 Striedinger,Bragadino 338
II 7 als farbliches Merkmal eines Haftlokals
  • hat ein weib ... welche wegen der hexerei sehr verdaͤchtig gewesen, ... sich selbsten des morgens mit einem messer im rothen haͤußchen die gurgel abgeschnitten
    1652 Horst,ZauberBibl. II 410
  • das ambt verweiset ihm [Beleidiger] seine schmach-reden, und laͤsset ihn zur strafe hinter die rothe thuͤre stecken
    1664 Sachsen/Klingner III 828
  • wann ihme [stadt- und policeyknecht] eine execution in leichten verbrechen, es sei mit peitschen, an pranger oder in die breche ... auch [in] das rothe häussgen stecken, übertragen wird
    1760 Thudichum,Wetterau I 35
III
als hervorhebendes und insb. stigmatisierendes Kennzeichen

III 1 für eine rothaarige oder -bärtige Person; auch als Beiname; da diese Merkmale nicht der Norm entsprechen, kann die negative Konnotation: nicht vertrauenswürdig, falsch, listig, betrügerisch entstehen, deshalb häufig in Vbdg. mit Schimpfnamen
vgl. roten, Roter
  • de rode keiser Otto gaf in dat selve closter enen toln
    um 1260 SächsWChr. 165
  • N. hette inn ein r[ot]en schelmen geheissen
    1479 SchweizId. VI 1762
  • juffart [bedeutet] der rot ist oder freiheit
    1510 Liber Vagatorum/Avé-Lallemant I 183
  • de rode bart los is. valsch unde plengendes art is
    oJ. HannovStR. 133
  • swart har rokelos is, rot har betekenet unwis
    oJ. HannovStR. 133
III 2 für Prostituierte, die sich auffällig kleiden müssen; rotes Kloster Bordell
  • daz ein ieglich froͤwelin, die in offen hu̍sern sitzent und die wirtin, die si behaltent, daz die tragen su̍ln ... swenne sie fu̍r die herberge gat, ein rotes keppeli u̍ber twerch uf dem hoͧpte
    1319 ZürichStB. I 18
  • in dem selven jare drogen de gemeine frawen rode wilen up irem heufde, up dat man sei kente vur ander vrawen
    um 1395 KölnChr. II 79
  • de ghemeynen openbaren wiuer: alse in dem roden klostere ... geuen ... iowelk to der wekene eynen penningh
    15. Jh. (Hs. 17. Jh.). BrschwUB. I 170
III 3 bei Schandstrafen und entehrenden Handlungen
  • [die Landleute erkennen, dem Frevler] dee rode huͤlle uptosettende unde damit tho staende 3 stunden langk an den dick-pael
    1491/1501 Dreyer,Anm. 129
  • [wer zur Osterzeit nicht beichtet, wird mit dem] rotten huet [gestraft]
    1646 OstbairGrenzm. 6 (1962/63) 148
  • haben die meiers diener den pastor von s. Jakob auff freyer strassen den röthen mantel umbthun wollen, auß ursach, daß er obgemelte person [eine inhaftierte Straftäterin] loßgelassen hatt
    17. Jh. AachenZ. 6 (1884) 45
  • zu den kraͤnkenden [Strafen] gehoͤren ... das rothe gitter, narren-trillhaͤuschen
    1798 Grolman,KrimRWiss. 135
  • [entehrende Strafe:] aufsetzen der rothen huͤlle
    1801 Rößig,Altertümer 323
IV als Signalfarbe, hier im Wirtschaftsbereich

IV 1 rotes Zeichen zur Kennzeichnung minderwertiger Ware bei der amtlichen Qualitätskontrolle
  • welches werckh [der Weber] aber buesswerttig gesagt ... wirdt, ... das soll alles alzeit vnuerzontlich geschnidten werden ... vnnd ohn alles schwarze zaichen, dann ein rottes march soll darauf stehen
    1313 Grünberger,PassauZünfte 202
  • die weissen parchant mit den rotten oxenkhöpfen soll khain parchenter noch weber ... nicht verthain
    1313 Grünberger,PassauZünfte 202
IV 2 rotes Zeichen als Kennzeichen für die entrichtete Akzise; roter Zoll nach dem roten Zollzeichen benannter Zoll
  • was auch weins oder mets also hinausgeben wirt und man hinaus füren will, so soll iedes vass besunder mit der ungelter rotem wechsin zaichen bezaichnet sein
    um 1520 NördlingenStR. 493
  • roden tollen
    1526? HambKämmRechn. V 310 Anm. a
  • 2 ℔ 19 ß up den roden tollen und de winbode
    1547 HambKämmRechn. VI 264
  • das alle wein, so inquemen, ... sulten geroedet und versiegelt werden mit veirerlei wachs, roit, gel, groin und swarzs, daran sulten die schreder erkennen, was den burgern und geistlichn zuqueim, was in und uss, dissem oder dem, zu und ab, gefuirt wurde und was ligen pleibe, und jede wachs von farben sulte sin besonder bedudung haben
    1594 BuchWeinsberg IV 211
  • daß sie [Kalender] zweymal ... roth, nicht schwarz, gestempelt werden sollen [zum Zeichen der entrichteten Akzise]
    1792 Schwarz,LausWB. I 251
IV 3 als Farbe der Fahne, die das Ende der Verkaufsveranstaltung auf dem Markt (I) signalisiert
  • dis jar ist das rothe fendtlein vffn Frauenmarckt aufgesteckt worden, anzuzeigen, wan das stett, nit zu verkauffen
    1522 Falk,ZwickauChr. II 3
V als Sinnbild des Feuers

V 1 roter Hahn symb. für Brand, Feuersbrunst
vgl. Hahn (II)
  • wa aber jemand ainem getrawet, ihne zue verbrennen oder ihme ainen rotten fahnen [lies: hahnen?] aufs hauß zue setzen und dan der gethrawet eine verdächtige persohn ... derselb [soll] ... peinlich gestraft werden
    1611 WürtLändlRQ. II 265
  • wa auch einem von jemanden getröet würde, ihne zuvor brennen oder ainen rothen hanen uff das hauß zue setzen
    1614 WürtLändlRQ. II 587
  • die absagerey ... ist eine feindliche bedrohung, wodurch jemand dem anderen ... als seinem feind durch einiges wahrzeichen, als steck-, befehdungs- oder brandbriefe, brandzeichen, als schwarzgepulvertes papier, rothen haan etc. die aͤusserste verfolgung ... dergestalten ankuͤndiget, daß andurch der gemeine fried verletzet, und dem bedroheten schrecken und gefahr zugezogen wird
    1769 CCTher. 73 § 5
V 2 die rote Fahne wird, wenn tagsüber Feuer ausbricht, auf einem Turm in Richtung des Brandherdes ausgesteckt
vgl. Feuerfahne
  • ob sich begeb ein fewr geschrai ... so möchten sie ... anslahen umb fewr, das in der stat aufgieng ... und den roten fanen dargegen ausstecken
    um 1480 NördlingenStR. 475
  • der wächter uf dem münster sol ouch tag und nacht umb sich sehen und horchen, wo ein solich geschrei oder geloufe [wegen eines Feuers] sich in diser stat ... machet, an welichem ende das ist; were es im tage, so sol er gegen demselben ende uszstrecken ein grosz vane wisz und rot 
    15. Jh. StraßbZftO. 27
  • die thurnhuͤter sollen, so bald als das fewer auß einem hause außschlaͤgt, an die glocken schlagen, vnd zum thurn auß am tage mit einem rothen faͤhnlein, vnd in der nacht mit einer leuchten, darinn ein brennendes liecht sey, zeichen geben, wo das fewer ist
    1637 HessSamml. II 75
  • [im Falle einer Feuersbrunst soll man] gegen derselben gegend einen rothen fahnen und so es bei nacht ist ein brennendes licht in einer laternen außtröcken
    1695 WürtLändlRQ. II 827
VI in Heraldik und Kriegswesen

VI 1 als Farbe des Reichsbanners und, in Vbdg. mit weiteren Farben, von Rennfahnen (I) u. anderen Erkennungszeichen
  • to deme dridden [der viff klenade ... de tho deme ryke horen] hefft he [Kaiser] enen vanen, de ys vore rod vnde hindene ghele. by deme roden ys vpghenomen de ware leue, de he to gode vnde yn god hebben schal
    nach 1325 SspGlLR.(Buch) 1322 (Ssp. III 60 § 1)
  • daß ihnen [Eidgenossen] der keiser gab an ihr rothen panner das heilige riche
    1. Drittel 15. Jh. E. Stierlin, Conrad Justingers Berner-Chronik ... (Bern 1819) 62
  • die würzburgischen [haben] mit einem quatrirten rennfanen, rot und weise, den Friedrich herr zu Schwarzburg gefurt
    1521 ZRG.2 Kan. 39 (1953) 454
  • die rothe reichs-fahne
    1530 Lünig,CJFeud. I 414
  • darumb sich ain ieder ... mit ainem rotten kreuz zu ainem zaichen, dabey man ine ieder zeit vor den bauren erkennen mögt, versehen [solle]
    1. Drittel 16. Jh. Fries,OstfrkBauernkr. I 284
  • dat sich etliche der juwen, up scharmutzeln und sust, mit roden felt teken sehn laten, dat ohnen, als kriges luiden nicht geborth
    1547 BremChr. II 182
VI 2
rote Lehnsfahne als Investitursymbol bei der Verleihung von weltlichen Fürstentümern
Sachhinweis: HRG.1 I 1037 s.v. Fahne
  • [der Kaiser versetzt Graf Eberhard in den Stand eines Herzogs zu Württemberg und verleiht ihm die Regalien:] das erste paner war das wuͤrtenbergische ... das andere das teckische ... das dritte der gravschaft Moͤmpelgart ... das vierte das gelbe reichspaner mit dem schwarzen adler ... das fuͤnfte den ganz rohten blut- oder lehenfahn
    1668 Fugger,Ehrensp. 1097
VI 3 roter Schild als Teil der Kriegsrüstung eines Mannes, auch Teil der Ausrüstung beim Kampfgericht (II) 
  • er [cleger] wulde yn [flüchtigen Mörder] ansprechen ... umb den mort ... leukent er is yme, er wulde is yn beherten mit syme lybe uff synen lyp, in syme einfaren rocke, myt syme roiden schilde, mit syme eichen kolbin, mit syme wissen viltze, myt syme uffgebunden huote, myt alle deme, daz man zum kampfe begeert
    vor 1350? Bacharacher Blutrecht/GrW. II 213
  • de vorradt landt vnde luede, vnde he trecke in Sasserlandt vnde he hale daer vth den hogen helm vnde den roden schildt vnde den wapenden ridder; vnde he dan bijnnen Vreeslandt luede sleijt vnde huesen brant, vnde wart he gheuanghen: soe salmen hem ... vordrencken
    2. Hälfte 15. Jh. OstfriesRQ. 18
VI 4 rote Binde als Zeichen der Militärpflicht
  • in mehreren gegenden war der mißbrauch eingeschlichen, daß der feldwebel ... gegen eine erkenntlichkeit den wohlhabenden bei der geburt eines sohnes die rothe binde zum zeichen der cantons-pflicht brachte
    1798 Preußen/v.Frauenholz,Heerw. IV 115
VI 5 rote Farbe im Wappen von Personen oder Verbänden als Farbe des Feldes oder von (Teilen) der Figur; als leerer (lediger) roter Schild im Wappen des Kurfürsten von der Pfalz ab dem Ende des 14. Jh.: Symbol der Kurwürde, die mit dem Amt des Erztruchsessen verbunden ist und ihrem Inhaber das Richteramt über den König verleiht (Beleg 1544)
  • [von dem] rotten schildt, der die chur bedeuten thut
    1544 H. Drös, Löwe, Rauten, roter Schild. Zum Wappen der pfälzischen Wittelsbacher im Spätmittelalter, in: Rödel, V., Der Griff nach der Krone ... (Regensburg 2000) 111
  • de fan Lubech foren rodt u(n)d widt, de sulve schild im adeler sidt, dat hefft em de keiser gegeven
    16. Jh. ZLübG. 1 (1860) 110
  • das churbayris. wappen bestehet in einem gevierten schild, und herzschild, auf diesem siehet man den guldenen reichsapfel im rothen feld, welcher das erztruchsessenamt bedeutet, sohin auch nur von dem churfuͤrsten allein gefuͤhrt wird
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 240
  • der quadrirte schild, welchen alle herzoge von Bayern fuͤhren, zeigt in dem obern recht- und untern linken quartier die bayrisch blau und weise wecken oder rauten, in den uͤbrig beeden schwarzen feldern aber den pfaͤlzisch roth gekroͤnten loͤwen an
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 241
  • reichserzmarschall ist der churfuͤrst von Sachsen. das amtswappen sind zwey kreuzweis gelegte rothe schwerdter; er fuͤhrt ... deshalb eine besondere canzleytitulatur
    1801 RepRecht VII 112
VII als liturgische Farbe in Anlehnung an die Verwendung roter Paramente zu bestimmten Zeiten im Kirchenjahr

VII 1 rote Kirche katholische Kirche
  • das sy von der r[ot]en kilchen und nit von der waaren kilchen abgefallen sind
    1584 SchweizId. VI 1757
VII 2 roter Sonntag 

VII 2 a der zweite Sonntag nach Ostern iU. zum weißen Sonntag, dem ersten Sonntag nach Ostern
  • anno 1700 am roten sonntag
    oJ. SchweizId. VI 1757
VII 2 b "der vierte Fastensonntag, Lätare" Lasch-Borchling II 2262
  • 4 mark vor dat rode arresck to deme laken up dat hoge altar in deme roden sondage
    1484/85 HannoverKdm. III 2/3 S. 77
VII 3 roter Montag Montag nach Michaelis (29. September), in Göttingen auch als Gerichtstag erwähnt
  • vorneynde he dat und boet darvor sin recht etc., dat denne de kopman so von ome nemen und he doen wil uppe den roden mandach
    1476 Göttingen/NdKorrBl. 2 (1877) 66
  • alle jare up den roden mandach na sünte michahelis dage alse dit ampt tosamende etet
    oJ. ZWestf. 66, 2 (1908) 35
VIII als Farbe von Metallegierungen, insb. bei Münzen
  • drey hundert hungrischer roter gulden
    1415 ZFerd.3 27 (1883) 20
  • beclage ick my 15hundert und soventich geldersche gulden, de salige A. ... juncker K. ihm roden golde geleent hefft
    1444 OstfriesUB. I 495
  • das ein jedtweder bruder, so unser ambt zu kaufen begert, geben soll sechszig gulden rot 
    1624 TrierWQ. 561
IX als Farbe von Uniformen, Amtskleidung oder Erkennungszeichen an Kleidung, häufig in Anlehnung an die (heraldischen ua.) Farben des Dienstherrn

IX 1 von städtischen Bediensteten in den Farben des Stadtwappens
  • man sol den knechten die röck geben rot und wiß
    1497 Freiburg i.Br./BadHeimat 28 (1941) 350
IX 2 rote Häupter "(wohl): Bedienstete des Ordens und der livländ. Bischöfe" Lasch-Borchl. II 2260f.; andere Deutung (nach Gutzeit,Livl. I 497): Haupt (III 2 a) 
vgl. Rotrock
  • ock togen vor dem leczten uttreden beiderley ridderschoppe Rige und Derpte an de sorchfaldicheit tegen dem landesdage, sunderlick der swarthen hovede halven, darvan sick etlicke vorluden laten, wo der swarten hovede wol zo vele als der roden hovede weren
    1526 AktLivlSt. III 584
IX 3 zur Kennzeichnung der (Amts-)Zugehörigkeit von Personen
  • [wenn beim Sendgericht] die persohnen ... versamlet sein, so sitzt ein dhomprobst oder ein dhomherr ... auf die sidelle, die da [in der Dompropstei] stet, ... dahin legt man ein roden seiten [Tuch] und thuet auch der vorbenante herr ein rote [zu IX 3] kapp an
    1492 Speyer/Koeniger,SendQ. 180
  • exequiren die kurfürstlichen hofgerichte ... und schicken ... eine person, so roth [Bed. IX 3] und weiß gekleidet war und hatte ein langen gefärbten rothen dorn in den händen zur anzeigung der justiz
    vor 1616 Schweinichen,Dw. 105
  • die gesetzgebenden räthe haben zu bestimmung der amtskleidung ... beschlossen: ... costume der cantons(verwal)ter. ein kleid nach belieben, eine rothe schärpe, ein runder hut
    1798 AktSammlHelvet. I 1070
X zur Hervorhebung und Unterscheidung von andersfarbigen Gegenständen und Sachen

X 1
rotes Buch Bez. für Rechtsbücher aller Art nach ihrem roten Ledereinband; das Ulmer Rote Buch aufgrund der roten Initialen im Text
  • das wir ... behalden ... das gerichte nach uswisung unßes roten buchs
    um 1380 WeimarRotB. 49
  • dat rode bock to Gottingen
    1455/1515 HansGBl. 1932 S. 26 Anm. 82
  • vnser weidgaͤng sol man oͮch jaͤrlich offnen vnd maͤlden, wohin die gangen, soͤllen in das rot bůch geschriben werden
    1491 BruggStR. 66
  • [dem Rat werden nach der Amtseinführung] des raets huysrechten mitter ordinantie ende verclaringe van den rade, staende voor int rode boeck [vorgelesen]
    1492/97 UtrechtRBr. Inl. 373
  • das achtbuch, welches auch unter dem namen des blutbuches oder des rothen buches vorkommt, ist dasjenige buch, in welches die namen der geaͤchteten eingetragen werden
    1798 RepRecht I 171
  • dis buch wird das rothe gesaz-büchlein genennt wegen der rothen buchstaben zu anfang der geschribnen gesezzen fürgesezt
    18. Jh. UlmRotB. 2
X 2 im offiziellen Gebrauch von Kanzleien: rote Schnur zum Zusammenheften einzelner Blätter eines Dokuments
  • [habe ich] vorgeende drei bletter ... getreulich schreiben lassen ... auch [mit] meinem gebreuchlichen notariatszeichen bezeichnet und mit einer roten schnur durchzogen
    1561 BadW. 27 Anm.
X 3 rote Erde Bez. für Westfalen
  • de grewen und scheppen weren nit up roder erdte gemaket und giengen der hemlicken achte, der Carolus magnus vor dat land tho Sassen eingesatzet, nit en an
    1490/Abschrift 1718 Niesert,Beitr. II 110
  • alle schoͤpfen sollen gemacht werden auff der roten erden, das ist zu Westphalen
    1698 Datt 779
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):