Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): rügen

rügen

, v.

ruogen glossiert accusare, interpellare, addicere AhdGlWB. 498

I einer hierfür zuständigen Person oder Institution ein Fehlverhalten anzeigen; im Rügeverfahren sind auf Grund von Eidpflicht oder Handschlag alle Gemeindemitglieder oder einzelne Amtsträger rügepflichtig; gerügt wird vor dem ungebotenen Gericht; ein Verstoß gegen die Rügepflicht wird tw. mit der Strafe geahndet, die auf das zu rügende Vergehen steht; gerügt wird entweder auf Grund von Wissen (Wahrheit) oder von Hörensagen (Leumund (III))
  • def[f]eruntur: meldadun vel wroegdun 
    um 800 CorpusGl. 53
  • thisu sus quedante costotun inan, thaz sie inan mohtin ruogen [haec autem dicebant temptantes eum, ut possent accusare eum] 
    um 830 Tatian 120, 4
  • thine uuiðersakon, thea thi hêr uurôgdun te mi?
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 3885
  • bigondun sie nan ruegen thingon filu hebigen
    um 868 Otfrid5 IV 20, 15
  • nec accuses, ne ðu ne wrei 
    9. Jh. Wright-Wülcker I 85
  • hwat soe di decken wroeght iefta oer liochte lioede [was immer der Dekan oder andere weise Leute rügen] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 180
  • man ruogt in aver dâ ze hove
    Mitte 12. Jh. Kchr. V. 6815
  • so sie ... rüegent der andern missetât, sô swîge ich vil stille
    um 1200 Hartmann,Kl.(Wolff) V. 156
  • dar [gogreven ding] unde in iewelkem vogetdinge sal iewelk burmester wrügen alle de to dinge nicht ne komet, de dar plichtich sint to komene
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 2 § 4
  • daz man offenbare schulde in deme capitele rûge unde darumme dâ entphâhe gevelliche bûze
    1264 DOrdStat. 77
  • swel ... daz [verbotten koͧf] sicht, der sol ez ruͤgen; tůt er des niht, der sol geben alse vil
    1264/69 BaselUB. I 316
  • ez sol ovch dehein frœmeder man dehein frœmedes wip rvͤgen vmbe ir vber hůr
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 320
  • welch herre ain purg hat oder ain haus, und da er seinen burggrafen aufseczet, und der icht tut, davon die purg oder das haus gerüget wirt, also daz dem land schaden darin geschehen sei
    1278? ÖLR. Art. 67
  • were aver, dat einigerhande undat to W. geschege, nochtans dat neman en clagede, doch sall man uns die ind unsen nakomelingen wrogen, inde die muge wy richten na scheffen urdele
    1283 NrhAnn. 51 (1891) 43
  • so wae einich vurgetzymbere gewroicht wurde enbynnen dissme gerichte, dat sall her T. richten
    1286 Ennen,QKöln I 227
  • welch becker kein pfant halden wil, daz sal man den meisteren sagen; di ... sullen im gebieten, daz he die pfant halde. wil he is denne nicht tun, so sal in der voit pfenden vor achtehalben schillinc oder di meistere sullen in rugen vor den burgeren
    um 1300 FreibergStR. 42 § 13
  • auch hat maht des koneges ammetman unde ein rihtere fon F., daz sie den dorfen mogint gebieden an daz lantgerihte zů rugene unde fur zů brengene alliz daz, daz den dorfen shadelich ist
    1303 FrankfUB.(Lau) I 423
  • di [pfleger] suͤlen ruͤgen und melden swer půswirdich wirt
    1310/12 MünchenStR.(Dirr) 224
  • all jar ... svln vnder den ... aigen leuten zwen oder drew, di æltisten vnder in sint, ruegen vnd sagen pei irn triwen, ob ie ieman versitze den zinss
    1324 OÖUB. V 390
  • in dessen achten hebben de bure enen wunderliken zede. noch dat ze wol weten, wat ze wrogen willen, nochten komen ze twye wedder yn vnde zeggen, ze weten nicht
    nach 1325 SspGlLR.(Buch) 411 (I 57)
  • wie einem herren seineu lêhen ledich werdent ... es ist das funft, ob er um chetzerey gerueget wiert und dar um fluchtich wiert und sich nicht beredt inder jâr und iner tag
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) 194
  • so vrage, wat he [burmester] tu rechte wrugen scole. ic vinde tu rechte gescriede ruchte unde blut wunden, getogen swert, unde we dar under sinen buren nicht ne sin
    um 1335 RichtstLR. 1 § 4
  • hüetent ouch, das ieman abe uͤch müge klagen oder gewaltes rüegen 
    1337 Ammenh. V. 5949
  • zo rogene die warheyt for die warheyt, den lumunt for den lumunt, also gewonlich ist in merkirdinge
    1340 DOrdHessenUB. II 489
  • en ilik ammet sal tue vorman vnde vindere hebben ... de syllen ... wröghen vor deme rade, so wat se vnrechverdich vindet
    1341/44 WisbyStR. 101
  • swer daz breche, den sullen die ungelter ruͤgen dem rate
    1341/42? WürzbPol. 45
  • alle amptleute, forster ... suͤlen auch ruͤgen bei dem ... eide, was den ... waͤlden schedlich sei
    1347 MGConst. VIII 351
  • wroghet en man to der veme den anderen ummer dryerleie scult, dar mede ne heft der man der hoghe veme nicht verscult
    1353 OsterwieckStB. 4
  • ok scholen se [Stadthüter] nemande wroghen, noch dorch leue noch dorch hat, noch dorch ghaue noch dorch schat, de van der daet vnschuldich sy
    1357/75 SchachbStephan V. 4409
  • wer wider unser gebot hiran tete, der sal c schog zců buzze geben, der sullen ... yeme der das ruget unde meldet ein dritteil volgen
    1360 FreibergUB. II 14
  • het unse frouwe virziene huvenere und erin bumeyster, die rugin solin allit dat ruchbar is in irme houe uf erin eyt uf der stat, da dat riecht is
    1363 Lacomblet,UB. III 535
  • twene hůnnen ..., die sůlen wrůgen, so wat vrůcber is
    1369 RhW. II 1 S. 96
  • rúgen und rihten
    1371 VillingenStR. 33
  • welre an eins closters venster gesehen wirt ... súllent ... eine priorin und subpriorin und die ratswestern ... ez sweren zů ruͤgende 
    um 1375 Straßburg/Keutgen,Urk. 468
  • es ist auch recht, daz man zwene setzen sol uber daz brot, die daruber sweren zůn heilgen. waz sie rugent, daz daz zu klein sij, daz [sol] man yn gleiben
    um 1390 Erler,NeustadtWeinstr. I 277
  • sal auch ein forster nit rugen, ein apte oder sin schultesz sin dann auch do bi
    1395 Amorbach/GrW. VI 5
  • dii ubir daz brod gesast sint zu besehin, die sullen rugen, wer wandilber brod gehat hat, unde ist dii buße 5 sol. den.
    um 1395 MarburgRQ. I 122
  • wa ouch der hofes meyger beduchte dz jeman deheinen zinse von den hůbguͤtern minderen oder verswigen woͤlte, dz soͤllent die hůber ruͤgen 
    Ende 14. Jh. Elsass/GrW. IV 4
  • daz dy ... dorfe sollen ... rugen vnd vor bringen allen vfflofft vnd gezcoge, dy in den dorffen ... geschyt
    14. Jh. Hessen/GrW. III 325
  • nemand schal eyn wiff wroͮghen vor de seende, wen ore man, unde den man nemend wenne syn husvrowe
    um 1400 GoslarUB. I 414
  • ist es, das di schepfen in der morgensprache yemand rugen oder besagen, vnd ob der richter nicht mit yn richten wil, di scheppfen werden vnschuldig, vnd der richter bleibt in der schult
    um 1400 IglauStR. 219
  • wer aber jeman nahtes schaden tůt, wie sich daz gefuͤget, den sol man darumb ruͤgen, und der sol daz bessren in der maͤß, alz vormalz umb naht schaden der statt gewonhait und reht ist
    um 1400 ÜberlingenStR. 62
  • eß ist der richter recht bishero gewest ..., daz sie keinen leimuet rugen sollen
    14./15. Jh. Neckargemünd 609
  • dat ma nen frian knappa ner frija famna des aerste jeers scel wroeghie om meenscip, ner di decken moetze pinighie [daß man weder einen freigeborenen Junggesellen noch ein freigeborenes Mädchen wegen Geschlechtsverkehrs im ersten Jahr (ihres Zusammenseins) rügen soll, noch darf sie der Dekan strafen] 
    1404 WesterlauwersR. I 602
  • wann einer gerüget wird, das sint 15 tornes
    1408 Hessen/GrW. I 574
  • welicher ... solichs [luͥstlis spil mitt wuͥrfflen vnd karten] nitt ruͤgt einem der raͤten ... do bessert einer ii lb.
    1414 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 51
  • ist recht, dz die huber nach dem male sollent recht sprechen vnd by den eiden ruͤgen, zöigen vnd oigen, wz sy wissen dz dem gotzhus abgetragen wurd
    1420 Elsass/GrW. IV 2
  • daz man elliu jare geding haben sol, darumb git man iuch allen uff iuwer eide, daz ir ruͤgen sullent ein warheit fúr ein warheit, ein lúmden fúr ein lúmden
    1424 Wimpfen 94
  • wann dann der gefangen an die ratstegen gefuͤret wirt, so sol in der selbe cleger zuͤ dem andern male aber uͤff den hals slahen und ruͤgen 
    1426 Mergentheim 154
  • und keme der banwart nüt, was si denne zu offener strasse koment mit dem so si fürent umb das en hat si ein banwart nüt ze rügende 
    1429 Burckhardt,Hofr. 68
  • were denn daz yemant also under den gozhuslüten gerüget oder geoffenbaret würde derselbe solte auch nidersizen uff die erde in dem ringe diewil das gericht sizet
    1429 Burckhardt,Hofr. 188
  • wan sie das also getunt und gerugen, was da zu rügen ist uff den aid
    1432 KirchheimW. 99
  • die lëut ... süllen im [richter] bei irem aid ruegen und sagen die sach
    1435 Salzburg/ÖW. I 333
  • sollent ouch der kornlůte büttel sweren, vor irem gerihte ze rügen und fürzebringen den ungeltern alle, die das antwerk der kornkoufer tribent und die nit mit inen dienent
    1446 Straßburg/Keutgen,Urk. 335
  • dar jenichman wroghede eynen man theghen proveste effte prelaten effte officiale
    DithmLR. 1447(Eckh.) § 24
  • einung wie man rügen soll
    1447 MittBadHistK. 10 (1889) 49
  • alle tha helganeman, ther triewest send, agen tofara tha sinethe te suerane alsa, thet hia alle thet ruogie, ther to ruogia stonde, and thet se nena vnriuchte ruoga ne ruogia [alle Kirchenvögte, die ja am glaubwürdigsten sind, haben vor dem Sendgericht zu schwören, daß sie alles rügen, was gerügt werden soll, und daß sie keine falsche Rüge erheben] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 148
  • dat nyemant onrechtelick geuroghet of gepinighet werde
    BolswardStB. 1455 Kap. 41
  • sollen alle die daruber [puncten und artickel] rugen, die uns ... gesworn haben
    1466 Bruchsal 859
  • wes de eetswaren in deme hilligen hegeden sende wrogen 
    1471 DithmUB. 62
  • wan ein schütz die schaff siecht schaden thun, sol er die rugen und solch rug fürbringen vor schultessen und burgemeisteren
    1472 Zuzenhausen 727
  • als een persoen van sijnre cluft oft een ander cluft ghewroghet wort voer een quaet gheluyt of geruchte
    um 1475 DrentheRbr. 50
  • das sie [gesworn] auch nyemand furbringen und rugen von hasses oder von zornes wegen
    1488 PfälzW. I 312
  • soll kain nachpawr ainer dem ander in sein haus ruegen sunder was er wais sol der wiert selbs heraus ruegen 
    1488/89 NÖsterr./ÖW. VIII 775
  • wer ruegn well auf erb, welherlai das sei, der scholl ruegen, di weil mein herr sitzn und recht nement
    1489 NÖsterr./ÖW. VIII 182
  • J. v. I. is aangenomen voor ein gesatte voirster, ... en he sal schutten ind wroegen ind uitwaeren in dair aff hebben as die andere. he hefft synen ede gedaen
    1496 Beekman,DijkR. II 1800
  • off eyn broder den anderen wrogede vor heren bynnen landes edder bůten, de schal eme synen schaden wedder op richten
    15. Jh. RevalStR. II 20
  • off die furster wess vergessen weren, moigen sy zom neysten wroigen 
    1501 BeitrNRh. 20 (1905) 37 Anm. 2
  • welhe sehen, das sich ainer in den stücken ainem oder mer ... mißbruchte ouch so jemand seh, der inen fürschub ... darinn thette, der soll solchs jeder zeit bei seinem aid dem amptmann fürbringen und rügen 
    1502 WürtLändlRQ. II 4
  • blutrunß, da klagt vnd rv́gt allweg die blutend wund die that
    1503 EngenStR. 373
  • es ist ein geschworner schuͤtze, oder knecht, dem zu ruogen beuohlen ist
    1510 Asperg/Fischer,Erbf. II 148
  • es sol ein iklicher, es sei schulthes, burgermeister ... der solcher articul ein oder mer sech oder merkte, nit gehalten werden, rugen und anbringen bei pen V ß ₰
    1525 Philippsburg 965
  • welcher burger einen rugt oder angibt, der sollich gebot brochen hette, dem sol das drittig theil an der gerugten einung werden
    1525 Philippsburg 972
  • an disem gericht ... wird geruegt, was leib und leben, hals und hant antrifft
    nach 1532 WürzbZ. I 1 S. 169
  • gewroget und beklaget
    1545 Ostfriesland/Sehling,EvKO. VII 1 S. 399f.
  • die metzler sollen ingemein gerugt werden, das sie wider ufgerichte ordnung die kelber nit angehengt noch gewiegen haben
    1549 MarburgRQ. I 377
  • wes eyn ider burrichter vor dessem gehegeden landtrechte schuldich sy to wrogen vnd to vormelden nach older gewonheidt?
    1549 Westfalen/GrW. III 109
  • laster vnnd růgzedel warauff die růger acht nemen, den amptleütten vnnd růgrichtern, vermoͤg der ordnung, anbringen vnd růgen sollen
    1559 WürtRügO. 228r
  • ick sweere up myne ende mynre medeburen seele ... datt ick will wroeghen, datt ick weet, ende mijne medeburen my hieten wroegen, dat molenmaer, straetenmaer, tavermaer ende openbair geruchte ist
    1572 (Abschr.) MnlWB. IX 2880
  • gepfend, geruͤgt, gestrafft
    1574 Frey,Pract. 129
  • vngewonliche schwur vnd schad für zu bringen vnd zu rowen, wo er [Gerichtsgeschworener] den schad sicht
    1574/1674 Alsatia 1868/72 S. 475
  • das er [der Schöffe] soll und wolle alles unformlichs und rugbars, als hader, schlegerei, scheltwort ... vor offenbaren gerichten ruegen, ain laimut fur ain laimut und ein warheit fur ain warheit
    1575 WürzbZ. I 1 S. 83
  • den ehebruch und verwürckung ehelicher trewen, gebürt diesem gericht zu rügen und dem cantzelherren ... zu straffen
    1579 Pfalz/Wasserschleben,RQ. 268
  • wan das viehe zur heiden und feld vnterwarths gehütet wird, ist es sach, das der schütz ein loch in dem flohrzaun findet, soll er es dem man einmahl ansagen, und nit frögen, machet er es dan nit zu, soll der schütz ihmen so oft frögen, als er das loch offen findet
    1581 NrhAnn. 75 (1903) 76
  • der junckher als ein adeliche person nicht pflichtigh zu sein, in gemein zu erscheinen, noch rouhen zu lassen
    1582 LuxembW.(Majerus) II 474
  • ich willt roegen und wroegen in diesem heiligen send alles, was ich weiss oder gehoert habe
    2. Hälfte 16. Jh. Xanten/Koeniger,SendQ. 100
  • herr richter, es soll ain ieder riegen, was ime frävenlich beschehen ist in dem seinen
    1609 Tirol/ÖW. XVII 88
  • ihr vier newe rät sollen ... ein eid ... schweren, das jahr den rat hälen, das ihr hälen sollent, und riegen, was ihr riegen sollen
    1616 NeuenburgStR. 107
  • wan dan die frag also gehalten, sol fleissig aufgeschriben werden, mit was vmbstenden ider rugtt, vorbringt vndt anzeigt
    1628/29 PfälzW. II 789
  • auf leibgeding soll man ruegen alle jar
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 537
  • ruͤgen und anbringen
    1715 BadLO. 226
  • wie weit der rath wrugen soll? so weit sich des fleckens feldmark erstrecken werde
    oJ. Niedersachsen/GrW. III 271
II
bemängeln, eine Mängelrüge erheben; einen Deich rügen eine Geldbuße verhängen, weil ein Deich(anteil) nicht ordnungsgemäß ausgebessert wurde
vgl. Deichrüge
  • wen dan de diek-greuen und schwaren ... die ersten schouwinge dohn ... und einen tiek gewroͤget und in kohr gelegt wurde, na noet densse
    1449 Bremen/Pufendorf IV app. 58
  • dat de beklagede dick thor ersten schouwinge nicht gewroͤget gewesen
    1569 Pufendorf IV app. 68
  • so dann jemandes teich gewroͤget wird, muß er auff 60. marck abhandlen
    1690 Hackmann Mantissa 6
  • enen diek heerloos wroͤgen: den eigenthuͤmer eines deichpfandes mit einer geldbuße belegen, weil er denselben gar nicht gemacht hat, sondern als einen herrenlosen deich liegen lassen
    1771 BremWB. V 295
  • ist also der fehler in die augen fallend, und der empfänger hat die sache, ohne denselben ausdrücklich zu rügen, übernommen, so kann er weder vom vertrage zurücktreten, noch vergütung fordern
    1794 PreußALR. I 5 § 330
  • der geruͤgte mangel
    1811 ÖstABGB. § 927
III ein Rügegericht (I) abhalten, ein Vergehen oder einen strittigen Rechtsfall untersuchen, Urteile aussprechen und Strafen verhängen
  • si lutarii seu custodes nemoris, dicti scarende, constituti fuerunt, tunc plaustrum accusare, quod dicitur wroghen, possunt ad sex denarios, ut est juris
    1296 Westfalen/Gengler,CIM. 440
  • sa hwasa thene helega bonnena fretho brekth mith fiuchte tha ores mith unriuchte, wili ther enich hemethoga firor wrogia tha thet riucht wist, sa brekth hi to friseska riuchte sextich skillinga [wenn jemand den heiligen gebotenen Frieden durch Schlägerei oder sonst durch Unrecht verletzt, und da irgendein Dorfgeschworener mehr rügen will als das Gesetz bestimmt, so verwirkt dieser nach friesischem Rechte sechzig Schillinge] 
    um 1300 RüstringerR. 116
  • ez sol ... niemen deheinen wein schenken an der strazze, ez sei danne ein gast uf sinem wagen ... swer daz bricht, der gibt ie von dem pôdem sehzic phenninge. daruber sint die mezmaister gesetzet ze ruͤgen und ouch die weinstecher
    1302/15 NürnbSatzB. 47
  • as uns ... heren zinsmeister van G. wroecht mit alle deme rechte dat he wroecht 
    1375 Zülpich/GrW. II 710
  • hant darumb drye des rates gesworn und sehs von der mertzler zunft, disú dinge ze ruͤgent und ze laident und ze pfendent
    1378 KonstanzRbfRotB. 9
  • rügen ... drü stücke, wonden vnd watschar, heilallgeschrey vnd diepstall
    1388 Wetterau/GrW. III 401
  • up solken bevel des richters so eschet de ordelsman des heren gesworen gudemanne to sik, unde tret mit en af, wröget mit en de sake, unde wes se dar to rechte vinden, dat bringet de ordelsman wedder in
    1539 Bunge,Rbb. 218
  • das alles sollen wir scheffen vff vnsers ... hern freyen jargedingen furbrengen, das ess gerugt vnd vnsers hern gerechtigkeit erhalten werde
    1599 Saar/GrW. II 109
IV von Eiden: schelten, ablehnen
vgl. Rügeid
  • om wroegheden. als ma wroeght eden, deer swerren sint om landkaep ende om goldkaep, ... so is di huusman niaer self ti swarane ende fyf zijnre bura ti fulgiane dan hi aeghe toe daeiane senith iefta enich oentioech [von Rügeeiden. Wenn man Eide rügt, die wegen Landkaufs und Goldkaufs ... geschworen sind, so ist der Hausmann näher berechtigt, sich selbst eidlich zu reinigen, wobei fünf seiner Dorfgenossen ihm beistimmen sollen, als daß er sich einem Sendgerichtsverfahren oder irgendwelcher Beweiserbringung zu unterwerfen hätte] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 188
V im Rahmen eines Rügeverfahrens etwas bekannt machen, (die Vorschriften einer Rügordnung) angeben, aussagen, zusprechen, bezeichnen
  • ez ist auch gesetzet ... daz die pütel alle jar ... swern in offem rate, daz sie dem schulthaizzen und der stat ir reht ruͤgende sein, als sie durch reht sullen
    13./14. Jh. NürnbPolO. 11
  • si ruegent auch einem isleichen newen apt ein nachtseld zue seiner bestaetigung
    um 1330 NÖsterr./ÖW. IX 645
  • wer es ouch, das jeman swůre semliche swůre, als an unser herren bůchere geschriben stät, darumb man růget 6 pfenninge zu bessernde
    um 1330 StraßbMünzg. 188
  • wer dez gutez ihtes inne hot, ... daz si daz unsern lieben amptleuten ... bey dem eyde ruͤgen und wisen, geben und antwurten on alle minnrung
    1341 Böhmer-Ficker 538
  • [sie] ruͤgent alle chlagwandel meinem herren
    1345 GöttweigUrb. S. 29
  • hievor gemelt ... ordnung ... haben die vischer ... zu ewiger gedächtnis bei iren aiden gemelt und geruecht wie sitt und gewonhait ist
    1399 NÖsterr./ÖW. VII 978
  • das mon rüg ir gerechtigkait die si haben auf irem grunt
    1438/52 NÖsterr./ÖW. VIII 9
  • mehr ruegen wir auch ... die wirkliche marktgerechtigkeit, wie es im fürstenthum Österreich sitte und gewonheit ist
    nach 1494 NÖsterr./ÖW. IX 181
  • hie sind vermerkt die rechten und guete gewonhait, die ... diselbigen ambtleut allen jar ruegen und ruegen schullen zu ehaften tädingen ainsten im jar
    Ende 15. Jh. OÖsterr./ÖW. XIII 307
  • das sind der hausgenossen recht ... die sie alle jar ... bei irem ait sollen öffen und ruegen 
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 772
  • si ruegent auch zu recht das der herr dits hauss zu V. all jar sol haben zu H. ain pantaidung
    Anf. 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 177
  • sal iecklicher huisman binnen den palen van Monjauwen gesessen ... erschinnen, asdan hoeren rogen ind wroegen unssers genedigen herren hoichheit heirlicheit ind des lantz gereichticheit
    1516 NrhAnn. 6 (1859) 21
  • so er aber verschiedt an ein gescheft und ließ eins ader zwei kinder, ßo ruͤgen wir der muetter den dritten teil
    1536 Schlesinger,Weist. I 179
  • nu rugen wir und verlautmeren unsere freie weg und steig
    1536 Schlesinger,Weist. I 179
  • dat die dekenn gheen broke hebben sal, dan hem in den eersten seendt gewroget wort
    1542 DrentheRbr. 49 Anm. 7
  • die hocheit und herligkeit zue G., warfur und wat gerechtigkeit beide herrn ... haben und jars dreimal im vaigtgeding erkant, gewroicht und erclert wirt
    1546 RhW. II 1 S. 299
  • ruegedt eure weg und steg, wie van alter herkumben ist
    1550 OÖsterr./ÖW. XIII 71
  • weisthumb und hocheit, wie dieselbe jeder zeit zu L. auf dem herrngeding gewroegt wirt
    1560/1650 KlArchRhProv. I 218
  • soll zu dem verkauften guthe, innerhalb jahres frist, fried und bann gethan und gewrogt ... werden
    1583 HadelnLR.(Spangenb.) II 11
  • die gefäll und beständig recht ... so ein jeder domprobstei-meyer zu B. bei seiner pflicht handhaben, rügen, äffern, einziehen und gen Basel in den hoff liefern solle
    1596 Burckhardt,Hofr. 53
  • nachfolgende artickl rüget vndt verbindet die ehrbahre richter vndt rath
    1604 Mühlfraun 68
  • mehr rügt die gemein ..., wer sie von ihren sprüchen und rechten wolt treiben, dasselbige soll wenden der herr vom schloss
    1604 Urbau 64
  • die nachtbarn rügen, daß sie mit vorgünstigung des junkern von bihr faß und virtel zu holen befuget sein
    1616 SchrLeipzig 10 (1911) 71
  • meldt ain ehrsambe gemain daselbst zu H., was si ruegen oder reden, das si es thun an aidesstatt
    1629/32 NÖsterr./ÖW. VIII 350
  • sie sollen auch alle ihre gütter die instent und zu der statt gehören, das sollen sie alle jahr in den pantadingen ruchen was sie instent
    17./18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 607
VI
Rechtsansprüche oder eine zu behandelnde Rechtssache vor Gericht anmelden
  • wer auf ain aigen rueg oder clag ... und nicht volfürt in jar und in tag mit seinem recht, er hab alles sein recht an dem selben guet verloren
    um 1300 WienStRb. Art. 118
  • er hiet im und allen seinen miteriben gerůegt, als er rechtlichen ruͤegen solt auf denselben weingarten
    1411 FRAustr. 59 S. 206
  • wan ainer kumbt vor gericht vnd ruegen auff erb, es sey hewser oder weingerten, so sol mans dann mitt gerichts boten wissen lassen, den die ruegung antrifft
    15. Jh. MHungJurHist. IV 2 S. 18
  • ein iegliche frau oder mann jungs oder alts soll alle jahr jährlich im pantaiding mit eim pfenning darauf rüegen. und dieselb rüegung soll eingeschrieben werden in das buech zu einer ewigen gedächtnus
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 879 Anm.
  • auf leibgeding soll man jährlich ruegen 
    oJ. NÖsterr./ÖW. VII 476
VII von Amts wegen das Vorliegen eines rechtsrelevanten Sachverhalts überprüfen
  • [Übschr.:] von morgengab einer frawn ob ein man felt in unerber sach ... [der Ehemann verwirkt sein Vermögen mit der Ausnahme:] es sein dieselben guter der frawen leibgeding uncz an iren tod, aber ayn richt(er) sol darauf rügen all iar, und mügen di selben erbguter auf des manns frewntschaft fürbaz nicht mer chomen
    1391 Ödenburg/MHungJurHist. V 2 S. 2
VIII etw. auf die Richtigkeit seiner Eichung hin untersuchen
  • ein jewelck de mit mathe unde mit wichte umme gayt, de mach sonder vare ghan tho der stadt wachtschrivere unde lathen see wroghen unde lyken
    1480 WismarBürgerspr. 334
  • ten sal nijemend meten mid scepelen of mid verendele, zee en sind gewroget mid der stad copernen scepele ende verendel
    2. Hälfte 15. Jh. HasseltStR. 43
  • wysen sey forder vor recht, wanner ein vesting sy, so sall men wrogen scheppel, beker, kannen, und alle gewichte
    1513 Hagen/GrW. III 35
  • die kannen soelen gewrueght wesen nha ons stadt mate ende geteykent mytter stadts teyken
    1558 VerslOudeR. 3 (1898) 369
  • alß auch der richter zu L. ... hergebracht, wegen des landes-fuͤrsten maße, ellen und gewichte zu wroͤgen, so pleibt es auch darbei, alß welches in die obere jurisdiction gerechnet wird
    1617 Culemann,MindenLV. 173
  • des hofs zu H. gerechtigkeit als vroge u. proffe über bier u. brod, so [hat] B. viermal im jahr zu 4 hochzeiten im hof zu H. das brod gewogen u. das bier gewroget 
    1691 CTradWestf. III 30
  • soll ... wer frisch bier aussellet, seine eigene rechtmäßig gewrögete kopen, breuhantonnen oder dergleichen ... bereit haben
    17. Jh. Stadthagen 112
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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