Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): rufen

rufen

, v., rüfen, v.

laut rufen, um auf etwas aufmerksam zu machen; schreien

I jn. durch Rufen zur rechtlich geschuldeten Teilnahme an etwas (etwa Gerichtssitzung) oder Hilfeleistung bei etwas (etwa Vergewaltigung, Feuersbrunst) auffordern; die Öffentlichmachung eines Vorgangs durch Rufen kann Klagevoraussetzung sein
Sachhinweis: His,Strafr.b.Karolina 143ff.
  • ist im [vronpoten] ieman rechtes wider so shol er den leuten dar rufen. die shuln im gerichtes helfen
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 115
  • swer pruk zol ... verfuͤret mit wizzen der shol in viervaltigen geben ob iemant da ist der in eishet. vnd ist da niemant der kaufman shol d[r]eistunt ruͤfen nach dem zolner so er aller lautest macht
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 182
  • als dat coren tyendbaer is, soe sel dieghene wies dat coren is driewarf roepen den tyendenaer, elkewarf alsoe lude dat ment horen mach over seven acker
    1289 HollandOrkB. Suppl. 217
  • so welic man noththoget ene vrůwen eder iuncfrůwen, vnde roͮpt se, alle degene, de dit ropent hoͮren vnde dartho comen, de moͮgen vorthůgen den misdedere mit eren eden
    um 1300 RigaStR. 176
  • swer daz gerufte rufit nach eime luderere, deme sulin volgin alle, die daz gerufte horin
    Anf. 14. Jh. GörlitzLR. Kap. 47 § 21
  • we nicht vor gerichte kumt, wenn de richter dat gericht ropet ... de weddet dem richter
    1322/27? (Hs. 16. Jh.) Bunge,Rbb. 106
  • wer ein paw empfacht, da von geteilt ist, der soll rueffen ze dreyen vierczehen tagen
    1336 SteirGBl. 2 (1881) 170
  • van nottoghende ... werdet en bederue iuncvrowe oder wif ghenotoghet vnde ropet se, werd en man an der dat begrepen, so hed he sin lif vorbörd
    1341/44 WisbyStR. 58
  • ropt en dat gheröchte in bolghenem mode to unrecht over enne, dar mot he umme ... deme kleghere sine bute gheven
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStat. 47
  • we enne vorvesten wel, de scal den richtere bidden, dat he den vredebrekere mote bescryen; dat scal he eme orloven; so scal he dat gherochte over ene drye ropen unde en bi namen benomen
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. II 4 § 3
  • ropt en vrowe dat rochte ... over enen man, de se not toghet hebbe; wert de man mit rechte des vorwunnen, de man scal sin lip dar umme vorlesen
    1353 OsterwieckStB. 3
  • hat ein her ... ein geleit oder fride gegeben mit der cleger willen, anvertigt den ymant mit fridbruch, ruft der daz geschrey an dem er den fridbruch hat getan, erczuget er das, als recht ist, man richt uber in nach fridbruchz rechte
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) IV 19 Dist. 4
  • ist, das eyne mayt adir eyn wyp myt notnumft genommen wirt ... vnd sy ruffet. vnd yr kummet nymant tzu hulfe. mag man des das hus vnd dy lute darynne obirtzugen selb dritte myt den dy ir gerufte han gehort. man sal obir dy lute richten. also das man yn das houbt sal abeslaen
    um 1394 KulmR. V 40
  • wenn ain das geding begreift mit dem ruͤffen, der sol fur das geding gan ... er werd sein des ... vberhaben mit des vogtz vnd der purger willen
    4. Viertel 14. Jh. SchongauStR. 68
  • huersa ma wif nede nimth and ma hia binna durem and binna dreple beferth and ma hia thana vtnimth mith liuda thuonge and mith frana bonne and hiu wepande and hropande is [and] anda liudawarf kemth, sa ne mei ma there dede nene withe biada [wenn jemand eine Frau vergewaltigt, und man sie innerhalb der Tür und der Schwelle antrifft, und man sie mit der Gewalt des Volkes und auf Befehl des Frana da herausholt, und sie weint und schreit und [nachher] vor dem Volksgericht erscheint, so darf er wegen dieser Tat keine Unschuldseide auf die Reliquien anbieten] 
    14. Jh. EmsigerR. 44
  • swem man ruͤffet zem dritten male [zum ding], entspricht er niht, er sols bessern
    14. Jh. Elsass/GrW. IV 91
  • eyn iglicher vormunde ..., der fremder lewte gut bey em hat, der sal dorczu ruffen erbare geczewge und vor den bekennen, das her zotan gut bey em hat und das des ist und den benemen
    um 1400 LiegnitzStRb. 152
  • en moet gheen makelaer van wijn over eenen coop gaen, hi en zy daertoe gheroepen bi namen
    1401 Fruin,Dordrecht I 37
  • riechter oder burgermeister [sollent] ... den dotsleher ... leyden in geriechte mit geluten glocken und dartzu ruffen allen den von dem rade und von dem dotsleger orteilen
    1402 SchlettstStR. 99
  • hat aber der erschlagen mensch frewnt, dy sullen ... ruffen vnnd schreyen vber den manslechtigen
    1403/39 OfenStR.(Mollay) Art. 347
  • sy ... wysden, dat der houltzgewelde sieventzien weren, ind dat man die up die guede reyffe, as man houltz geven seulde
    1408 RhW. II 1 S. 114
  • [es] sol der cleger in [missetetigen] ...vor dem thorn ... mit der hand uͤff den hals slahen und uber in umb sine missetat, wie die gestalt wer, ruffen 
    1426 Mergentheim 154
  • aber so die sesshaft sind innewendig etters ... die suchent wol und dement in nothdurft in holze und in almende also doch das sy mit lutter stimme ruffen tunt dem banwart zu ziten und nement des si bedörffent, und keme der banwart nüt, wa si denne zu offener strasse koment mit dem so si fürent umb das en hat si ein banwart nüt ze rügende
    1429 Burckhardt,Hofr. 68
  • nymanden ... czihen, laden noch rufen 
    1434 RechterWeg II 887
  • so der hieig richter kumbt an die stat [um den Mörder zu übergeben], sol er dem panrichter drei stund rüffen 
    1438/52 NÖsterr./ÖW. VIII 13
  • der richter [sol] ... in die gerichtsschrannen und rinck steen und ye einen schöpfen nach dem andern pey namen an das gericht in die schrannen zu im rufen 
    1464 BayreuthStB.2 73
  • hat J.B. den ... P.T. ... vor halsgerichte geladen ... unde obir [yn] das czoytergeschreye als obir sein vorrether geruffen 
    1474 PössneckSchSpr. I 177
  • [Personen,] de hyrto ropen unde beeden synt
    1481 OstfriesUB. II 148
  • meldet abir ein gemeyne man [ein gesworn man] der stat heymlickeyt, do er czu gerufen ist, und bekennet er das, so sal er das vorbussen
    um 1490 RechterWeg I 17
  • rufet ein crangk man czu eynem arczte, und hilft ym der arczt, her habe ym globt adir nicht, er lont dem arczte billich noch seinem vordynen, sint sein heyl an gote und an ym lag
    um 1490 RechterWeg II 768
  • der und ander beswernuß, erlidenn scheden, abbruch und verseumniß halben ruff ich zcu uwir f.g.
    1495 LeipzUnivUB. 246
  • vornemen se fůr by daghe eder nacht, ys dat in der stad, so scholden se fůr ropen, aver were dat enbuten, so scholden se funke ropen 
    15. Jh. GöttingenStat. 237
  • [es] en sal niemant buiten lands tueghen, hij sy daerto gheroepen ende overgenomen
    wohl 15. Jh. StaverenStR. Art. 150
  • welker ... jn eynes anderen holte heymeliker wyse houwet, de ropet deme holtforsten vnde waget eyne borgerlike straffe
    1510 BambHGO.(Barkhusen) Art. 194
  • wo der anntwortter anrüfft vnd der clager sein klag nit thät, so soll jm auch zu dreyen malen gerüfft werdenn
    1533 SteirLRRef. 129
  • der pedell des cammergerichts soll ... von einem ruffen neben andern zufellen eyn gülden haben
    1555 RKGO.(Laufs) I 47 § 1
  • würde dann der citirt auf disen ersten termin, wie sich gebürt, nit erscheinen, soll alßdann dem erscheinenden cleger ruffen zu bitten und darauf in contumaciam zu handlen und zu volnfaren vergünt sein
    1555 RKGO.(Laufs) III 12
  • ein appellans [soll] ..., nachdem das ruffen nach ordnung des gerichts geschehen ist, auf den nechsten termin ... die formalia seiner appellation ... beweisen
    1555 RKGO.(Laufs) III 45 § 3
  • souerr dann der beclagt ... abermaln vngehorsamlich aussenpleibt, so soll ... nach beschehenem ruffen vnd vor ableutung des gerichts ... vollung erteilt vnd ... mit exekution ... fuͤrgefarn werden
    NürnbRef. 1564 III 2
  • [es] wirdt der neue schoppe durch den frone geruffen 
    1564 ThürSächsZ. 12 (1922) 17
  • der vor ruefen des pantaidungs ausgeet, der ist unentgolten; der aber nach ruefens one erlaubnus anderer orten raist oder geet, der ist zwenundsibenzig pfennig zu wandl
    1581 NÖsterr./ÖW. IX 10
  • [es gebührt sich,] das hierzu [amptleut] duͤgliche personen geruffen vnd erwehlet werden
    1583 SiebbLR. I 1 § 1
  • hat der verstorbene weder auff noch absteigende erben ... auch keinerley geschwestriget nicht, so werden der bruͤder und schwester kinder zum erbfal geruffen 
    1583 SiebbLR. II 2 § 12
  • [Übschr.:] wer sich mit czechen sachen vor die hern ruffet 
    1585 KrakauZftO. 33
  • wann sich ein todtschlag zutruͤge unter den gästen in eines wirtes hauß ..., geschicht es ohne seinen willen, so ist er ohne gefahr, doch muß er mit ruffen ein geschrey machen
    1586 LübStR. IV 8 § 6
  • rueffen, laden und erfordern
    16. Jh. FrkZentb. 183
  • alz ... sie sich bedirseyt geruffen habin an ... eren beyden hern
    16. Jh. Wasserschleben,Samml. 261
  • wer umb schulden ... beclagt wurde, dem soll die clag ... in das gerichtspuech geschriben werden, auch der fronpot vergunt werden, dem antworter zu rüefen 
    um 1618 Tirol/ÖW. II 14
  • wann nun der klaͤger ... auf den angesetzten rechts-tag nicht erscheinen wuͤrde, soll auf des antworters begehren dem klaͤger geruffen und nach beschehenem rufen, wo die sache mit klag und antwort unverfasset stuͤnde, derselbe klaͤger ungehorsam und den gerichts-kosten abzulegen erkandt ... werden
    1639 BrschwLO. II 456
  • ob ein feur außkäm in dem aigen und derselbig, dem das feuer ... angieng, rüffet seinem nachbahren zu hülf, und ihm derselbige nicht zu hülf kämme und verlög daß: zu wandl 6 ß 2 ₰
    1666 NÖsterr./ÖW. VII 644
  • auf einen gerufenen und gesetzten gerichtstag
    1744 LandsbrauchInnerbregenz 26
  • die kriges-gefangenen koͤnnen nicht testiren, wenn sie keine siben teutsche zeugen rufen koͤnnen
    1758 Estor,RGel. II 36
  • wann der klaͤger den beklagten ... foͤrmlich vorgeladen, so soll er [ihn] ... an dem zur erscheinung gesetzten tag ... durch den weibel ins rechten ruffen lassen. stellt sich dann der beklagte auf solchen ruff nicht ein, so soll der klaͤger ... in dem rechten nicht fortfahren [sondern den Gerichtstag lang warten]
    1761 BernStR. VII 2 S. 967
  • laden ... jemanden vor gericht rufen, ihm im namen des richters vor gericht zu erscheinen befehlen, wofür ... citiren bey nahe uͤblicher ist
    1777 Adelung III 13
  • ist durch des thäters rufen um hülfe zwar nicht aller schade, aber doch die vergrößerung desselben verhütet worden: so soll er mit der übrigens verwirkten todesstrafe verschont, und die sonst etwa eintretende ordinaire strafe gemildert werden
    1794 PreußALR. II 20 § 1533
  • möcht aber einer nit mann genug sein [, den Verbrecher allein festzusetzen], so soll er schicken umb zwei oder drei nachbahrn oder soll ruefen und soll den annehmen
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 51
  • der vogt sol nüt kommen zu dem genannten hofe daz er do ze gericht size es sye denn das er von dem probst oder sinem meiger gerüfft werde
    oJ. Burckhardt,Hofr. 88
  • it en salt nin gast enen burgere wapene over rupen vor gerichte, he ne moge betogen blůtwonden efte bla
    oJ. DortmStat. 52
II
jm. durch Rufen etwas rechtsverbindlich mitteilen; das Rufen kann als Proklamation Voraussetzung für den beabsichtigten Rechtserfolg sein (Gesetzesverkündigung, Achterklärung)
  • der künic hiez ruofen hervart
    nach 1284 EnikelWChr. V. 8156
  • sol man in pannen vnd in die acht ruffen 
    vor 1307? Tomaschek,Trient 145
  • wær iemant in einer inzicht, die er gerichten wil ... sol der richter den fronboten haizzen rueffen, ... ob ieman wider die inzicht zereden hab
    1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 30
  • in den fuͤrpan ze chuͤnden oder in die acht ze ruͤffen, daz schol der richter tun
    1376 PettauStR. Art. 114
  • [es] sullen unsere herren keinen fryen markt lasen berufen bynnen eyner halben mile ... iz were denne, daz unser herren amptlute irkenten, daz dez noͤt were ..., so mogen unsere herren den [fryen markt] wol lasen rufen 
    1377 FreibergUB. II 40
  • darvmb so gebieden wir euch ... das ihr bey euch in der stadt offenbarlich ruffen lasset, das niemand denselben zoll ... neme
    1397 Prag/Fidicin IV 101
  • yn der kirchen, alz man das geschoz rufft 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 367
  • wann man ruft vor der schrann, das nymant stewr auf dez andern schaden
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 49
  • de dar will land kopen de schal lude ropen, de dar will land sellen de schal lude bellen
    1426 Richth. 579
  • hevet die vader voir richter ind schepenen sijn [kijndt] uyt sijnen banden ende handen ghesat, ende dat kijnt dan ondancber is den vader, soe mach die vader dat kijnt weder in sijnen handen ende benden roepen 
    1426/40 KleveStR. Art. 50
  • wannere ... dat ghericht [vanden doitslaighe] ghehecht is, soe sall die cleger koemen voir dat gherichte myt enen ghetaeghenen swerde ind sall driewerf roepen: waepen, waepen, waepen, ind bidden eens voirsprecks
    1426/40 KleveStR. Art. 406
  • dorumme N. ... vrauen A. ... und mir ... bornbrieffe gehangen hot und wir em beyde habin lassin freden ruffen 
    1433 Magdeburger Schöffenbrief/StArchBresl.
  • worde yemant doet gheuonden ... daer men ghenen hantdadighen van enwyste den ock nhemant wolde belyen, soe salmen ropen ouer dat graf, [damit der Täter sich stellen kann] ende worde de dode dan niet besatt, soe salmen dat daer nae holden voer moert
    1448 GroningenLR. 323
  • der vischer soll auch kainem frembden verkaufen, er ruef dan auf dem gries dreimall "kauf visch". kombt niemant der kauft, so mag er [den Fisch dem Fremden] verkaufen
    1450 NÖsterr./ÖW. VII 405
  • wen de vrone tho rechte ropeth [Bed. IV], so ropet he: hefft dar jemant tho clagende, de claghe vast
    Mitte 15. Jh. RostockGO. 65
  • an eydes stat becant ..., das sie von solchen goben nichten weys vnd sey ouch dorczu nicht geruffen noch vorbotet
    1454 MagdebR. II 2 S. 16
  • des dinstdages ... alz man die ungelt reyffe und verlende ... vur wyn und broit
    1454/55 TrierWQ. 752
  • wa si aber den [Gesetzesbrecher] nicht haben mügen, den [wöllen si] zů ewigen tagen von hinnen rüffen laussen
    1459 AugsbChr. II 235 Anm. 2
  • von der lehen wegen, das vns die sein k.g. genediclich leich, vnd die lehen ruffen lass
    1459 WienCopeyBuch 181
  • sich hat auch solh tewrung yecz vast gemert aus dem, das dy münss solt gerufft sein worden vier phennig für ain
    1460 WienCopeyBuch 198
  • des waibels lon vom rüffen von yedem pfund pf. ist vier pfennig
    1471 St. Gallen/GrW. I 227
  • huaso ... fyuchte wil ende roept off seyt: helpet mij! ick wed di da leed, haet ter fan comnpt ..., dyr wil ich leder fan wesse; ende haet ter dan fuchten wirth, in dulgen off in daden, dat schil dijjen omtyaen, deer da leed haet oennymen myt ropen off spreken
    1480/81 JurFris. II 160
  • kaiser crutzer mag man nemen und geben umb v heller und nit tuͥrer; also gerůft 
    1481 IsnyStR. 277
  • [wenn jemand der Stadt ein Bußgeld nicht bezahlt in der ihm gesetzten Frist,] so heißet der schulthais ine vsser der statt ruͤffen 
    1485 MellingenStR. 237
  • daz sy ... in offner und gerüeffter fryheit ire geschäfft uszerichtende in der stat umbgangen sye
    1485 SchweizId. VI 696
  • dyt vorg. ghesette ... [scal] ghesproken, gheropen unde ghestemmet syn
    1494 OstfriesUB. II 415
  • das der ammeister ... sol heissen den wächter uf dem münster offenlich schreyen und růfen drü mol gerichtio, gerichtio, gerichtio
    15. Jh. StraßbZftO. 25
  • wenn ouch fryd geruͤfft wird, so sol man frid han
    um 1500 ObwaldenLB. 17
  • [es] seint [die holden] sonst nindert in kain lantgericht schuldig noch in das panteding, wann allain ir zwenn oder drei komen in das panteding S. und lassen da ir freiheit ruefen 
    1513 NÖsterr./ÖW. VIII 282
  • wer den andern ain erffe aeder guet erven wilt, sal it seisz weichen ... in die kirche roiffen laissen, dan so huit ieder den anderen geerft, it in wurde van den pairtien wieddersproichen
    1516 NrhAnn. 6 (1859) 32
  • [Verordnung,] das der pergmaister ... das lesen mag ruefen lassen
    1520 NÖsterr./ÖW. VIII 172
  • das di quartirwechter nachts alle stunde durch di stat umbgehen und di stunde rufen sollen
    nach 1524 MarburgRQ. I 287
  • wann ainer zu zwayenn older mer kaime, die vnains wärenn, vnnd die nütt gfriden möcht, vnnd wann dann ainer frid rufftt, das es ouch gellttenn soll wie obstadt
    1532 AppenzLB. 1409 S. 97
  • wo er [mesmer] nit [die spen] rieffen laßt, soll man jm nichts zu geben schuldig [sein]
    1535 SchrBodensee 28 (1899) 83
  • die leut in der neugass beschweren sich, dieweil sie sowol als andere ihre wacht verrichten, dass in derselben gasse kein ur geruefft werde
    1537 MHungJurHist. V 2 S. 28
  • wer schenken wil, der sol eyn zceichen ausstecken vnd sein getrenck offentlich ruffen lassen
    1540 JenaStO. Art. 65
  • da jemand einer missenthat ... halber mit urthell und recht verdampt worden, ob er schon herschauw ruffte, soll er doch selbiger hülff unfähig sein
    1577 Scotti,Trier I 506
  • [Übschr.:] falament wo kein rechnung geruffen wird
    1585 LBAppenzIR. Art. 74
  • wann ein gelaimter mann gejagt wird in den maierhof, und der vogt hie ist, so soll er drei stund hievon rufen und begehren ihm den herauszugeben
    16. Jh. Schwaben/GrW. VI 291
  • ob ein viech herkämbe laufent ..., so sollen ... die richter dasselbige ... lassen ruefen auf dem märkten
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 6
  • waß si in sollichem handlen erkennen und weiter nach ierem spruch zu halten anzaigen, das selb sollen si ruefen zu recht bei irm aid
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 84
  • daß man die ... paanthäding soll ruefen drei vüerzehen tag vor ehe man die paanthäding haben soll
    1602/15 NÖsterr./ÖW. VIII 97
  • dass ein jedere ehrsame gmeind das getraid umb einen billichen zinspfenning jährlichen rüfen lassen solle, damit auch der arme geleben möge
    1617/1713 SchweizId. VI 680
  • man ruffet und meldet und ist von alters herhommen, daß [folgen rechtliche Bestimmungen]
    1630 NÖsterr./ÖW. VIII 23
  • der scherg soll es [pantattung] ruefen offentlich auf dem mark an dreien enden
    17./18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 604
  • wann nun der gerichts-diener solche summe ausruffet, so hat derjenige, so lust zu pachten hat, zu ruffen: mein, wodurch er das erste recht zur pacht erhalten
    1704 CCMarch. IV 3 Sp. 210
  • wan ein mensch sein leben vermacht hett und kundt uff meines herrn freiheyt kommen und rufft friedt, so soll man handt ab thun 6 wochen und 3 tagh
    oJ. LuxembW. 195
III
jn. in ein Amt, in eine Rechtsstellung berufen
  • von der wirdigcheit, zů der uns got ... geruͤffet hat
    1347 MGConst. VIII 357
  • das das recht die nehsten ebinburtigen swertmogen zu der vormundeschafft geruffen hat
    um 1400 LiegnitzStRb. 141
  • ascendenten, welche das gesetz, in ermangelung der abkömmlinge, zur erbfolge ruft 
    1794 PreußALR. II 2 § 504
IV zu einer Veranstaltung laden
V wegrufen; abwerben
  • dar en schall nement deme anderen syne coplude van syner doer ropen 
    1375 HambZftRolle 181
  • we deme anderen syne koplude van deme lede ropth vnd dath bewysen kan, den schall deme ampte gebraken hebben iij ß.
    1421 Nyrop,Saml. II 43
  • so en schal nemand den kopman leden noch wisen edder ropen van des andern huese
    vor 1471 Wehrmann,Zftr. 389
  • willich frawe ader med eyme rüfet von der andern brode, die virluset 5 ß pen. zu pene
    1480 FrankfZftUrk. I 27
  • es sall ... nymant dem andern sein gesinde abspennen noch rüffen 
    15. Jh.? LeipzInnO. 19
VI jm. durch Zuruf eine Ware oder ein Pfand zum Kauf anbieten
  • es soll nieman keinen win ruffen, der sin ist oder daran er gemeine het
    vor 1311 StraßbUB. IV 2 S. 33
  • niemand sol ouch den win anders růffen, wanne als er in ouch git
    Mitte 14. Jh. SpeyerUB. 482
  • [gesetzet,] swas phand uff die gant koment und dú geruͤffet und vergantert werdent
    1372 SchaffhStR. II 62
  • ligend guot, das sol man mit rueffent vergantnen
    1396 MemmingenStR. 265
  • [Verordnung,] das niemant uff sin pfand selber ruͤffen sol
    1399 FeldkirchStR. 163
  • die vremde lude, die salt hier brengen, sullen oeren eet doen dat om der stat om te doen roepen eer sij dat tsamen verkoepen
    um 1415? NijmegenStR. 26
  • so weye een stuck wijns duedt roepen dan eens, die sal verliezen x ℔ alsoduck
    um 1415? NijmegenStR. 53
  • [Verordnung,] das all leitgeb, so si ein wein oder pier wellent auf tuen, das sullen si am ersten lassen rüefen und sullen in nicht höher geben wenn man in hat geruoft 
    um 1500 NÖsterr./ÖW. VIII 197
  • sy [vischer] sollend an visch tagen kaynerlay visch rüffen lassen ohne erlobung des burgermaisters
    1510? KonstanzWirtschR. 10
  • dat mens dessgeens goet, dat man vercopen sal, openbairlicken in der kercken ende ... opter straeten ropen sal
    1523 Amersfoort 184
  • dem weinruffer sol man geben ... von eym follen fass, wenn er das ruft ii a. pfenning
    1540 JenaStO. Art. 79
VII auf anstößige, störende oder öffentliches Ärgernis erregende Weise rufen
  • ab ymant den anderen irret mit ruffen, ader mit louffen, mit schelden ader mit andir unzucht, die em schedelich ist an syner clage
    um 1300 Weichb.(Dan.) 87
  • das wir ... verchaufft haben ain üren weingelts ... umb acht markch perner gemainer meraner münzz, der wir uns schon ruffen gewert sein mit gantzer zal
    1373 NeustiftUB. 314
  • wer von eynir stad wegen adir von welchirhande geschefftnisz wegen icht reden sal, der sal senfftmuteclichin reden, nicht zu lawte ruffen noch auch nicht zu heymlich rawmen, sunder mittelmessig sal seyne rede seyn
    um 1400 LiegnitzStRb. 46
  • onschemele vrouwen persoen, die onthemeliken op mallick anderen kijven, roepen, sweren, schelden, vloeken, haerroepen, clederschoeren, mit stenen of mit slick werpen ..., die sullen v s. gelden of den steen draeghen
    1426/40 KleveStR. Art. 355
  • es sol mengklich still in der statt sin [in kriegs ziten], nachts vnd tags dhein vnordenlich waͤsen fuͤren. ... es syge mit schrygen, ruͤffen, pfyffen
    1498 BruggStR. 107
  • unßere beamten ... sollen auf diejenigen, so nächtlicher weil herumlauffen, mit ... unehrbarlich geschrey, ruefen oder sonstig rumorisch wesen führen ... aufmerkens haben und solche ... abstraffen
    1625 FreibDiözArch. 27 (1899) 324
  • wer über geld ruffet, bey versammlung der soldaten, ist leibesstraffe unterworffen. wer über geld ruffet wann mann fürm feind ... hat seine ehr, leib und leben verbrochen
    1632 v.Frauenholz,Heerw. III 1 S. 297
VIII warnend oder hinweisend rufen
  • hawet er in dem holze do die leute nicht gewonliche gent als er den pavm hawet vnz an die stat so er vallen wil so shol er dreistunt rufen. sei ieman da der vlihe
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 172
  • ist dis [eyn weg so enge were, das eyn wagen dem andern nicht weichen kunde] in eynem hole wege, do man berg neder fert, wer nydert vert, sal mit ruffen warnen, ab ymant hynuff varen welde, das her beseyte halde
    um 1400 LiegnitzStRb. 251
  • ginge einer up eines andern betüneden edder befrededen hof, röpe niemand, hedde keine billige orsake, deit unrecht, wen he schone bekant were
    vor 1531 RügenLR. Kap. 138 § 3
IX
sich rufen sich berufen
  • wem seyn vrtail nicht gefelt, der mag sich ruffen an daß obrist gerichte
    1403/39 OfenStR.(Mollay) Art. 170
X refl. mit part.perf.; nur für Südtirol belegt
sich gewährt (und bezahlt) rufen: sich wegen bereits erfolgter Leistung für frei von einer Zahlungsverpflichtung erklären
  • han ich ... vmbe diu lehenschaft vnd vogtay enphangen von meinem vettern ... dreizich march der obern zal meraner muͤntzze, der ich mich gar vnd gæntzichlaich gewert vnd pezalt růeffe [zu] sein an allen schaden
    1290 CorpAltdtOrUrk. II 535
  • wan er in [hof] im gegeben vnd verkauft het vmb ahtzehen mark perner vnd ruͤft sich der [ahtzehen mark perner] vor mir schôn gewert vnd pat daz ze schreiben an disen brief
    1291 CorpAltdtOrUrk. II 597
XI Pfand zu Recht rufen vor Gericht Einspruch gegen eine durch den Gläubiger vorgenommene Pfändung erheben
Sachhinweis: ZDR. 12 (1848) 259f.
  • dede de heerschop unrecht, de bure magh vor furstlichen gnaden gerichte de pande to rechte ropen 
    vor 1531 RügenLR. Kap. 51 § 36
  • [es] seind tweierlei orsaken, darumme men de pande mach to rechte ropen: de eine is umme rekenschop willen edder up eine rekenschop [wenn die Schuld bereits teilweise beglichen ist] ... de ander art des to rechte ropende is: wen de pander nicht pandet mit rechte
    vor 1531 RügenLR. Kap. 52 § 3
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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