Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Saß/(Saße)

1Saß

, m., Säß, m., 1Sasse, m.

inwieweit die Formen auf mhd. sæze oder sëzze zurückgehen, läßt sich, auch im Hinblick auf die Kompositen, nicht klar unterscheiden
angesessene, wohnhafte Person
bdv.: 2Gesäße
  • was ain iede grund- ... obrigkhait derselben underthonen und säßen in sonderhait ... für das obvermeldte befreiet
    1599 NÖLREntw. I 1 § 9
  • saß m. aliquid possidens, habitans, domicilium habens
    1663 Schottel 1392
  • saß ... sedens, deinde incola, inqvilinus, vulgò inhabitator
    1691 Stieler 2038
  • saß, besitzer, possessor. der ein gut selbst oder unter einem andern besizt
    1741 Frisch II 282
  • saß, sasse. ein inwohner, der seinen sitz hat
    1762 Wiesand 934
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

(Saße)

, f., mnd. auch n. (Bed. I), 2Sasse, f.


I (Bauern-) Hof und/oder das dazugehörige Land; Pachtgut; übtr. auch ein Landmaß
vgl. 1Gesäße
  • so zullen die tien zaten ... elke zate gheven elcs sjaers xi. scellingen hollants
    1326 Mieris II 395
  • doe gaf G. ... sinen wive ... siin steenhuus mitter koeken ende die hofstede ende die sate, daer hi op woent, egghen ende einden
    1389 UtrechtRBr. II 67
  • myn hus vnde saͤthe myt den tymmeren, alzo dat betymmert, betunet unde begrepen is
    1410 Schiller-Lübben IV 28
  • twischen twen eruen vnde saten, dar nu to tiden vppe den enen wonet N.N. vnde vppe de anderen ziid to wonende plach N.
    1417 Schiller-Lübben IV 27
  • te staen in ewigen erfpacht opter helft van een sate lants, gheleen in den ban voirs.
    1480 MnlWB. XI 578
  • [Besitzbestätigung:] to B. soes sate ... to W. dre sate und mit allen eren thöbehöringen, ackern und wischen
    1502 Westphalen,Mon. II 506
  • wischen, so zugekaufft seyn und nicht zu einem saade oder huefen gehören, mag der besitzer verkauffen ohne beysprüche der nähesten erben
    Ende 16. Jh. NeumünsterKirchsp. 201
II
in der Saß hinter jm. sitzen js. Hintersasse sein
  • ich F.S. gesessen in der sass hinter meinem gnedigen herrn von M.
    1448 MBoica 25 S. 228
III Versteck, Hinterhalt (im Jagdwesen)
  • geneatriht is mistlic ...: on sumon he sceal landgafol syllan ... deorhege heawan ⁊ sæte haldan [Geneatpflicht ist verschieden ...: auf einigen (Gütern) muss er Grundzins zahlen ... Wildgehege zuhauen und Fangvorrichtung halten] 
    um 1020/30 Liebermann,AgsG. Rect 2
  • daß sich keiner der fuͤchs vor michaelis auf die saͤß und haͤgen zu jagen unterstehen solle
    1581 CJVenatorio-Forest. III 69
IV Sitzung
  • die amptmanne ende richters sullen tot versoeck der parthyen op behoirliken tyden toe rechte gaen sitten ende en sullen van den saten gheen geldt nemen
    1478 Racer III 144
V Festsetzung, hier des Schweineeintriebs für die Waldmast
  • weret dat ymans ouerdreue bouen die saisse, als man die swyn in die marken gesaisset hatt, dat man mit den swenen bestellen sal, dat sy gheyne ouerdryfft nemen sullen
    1438 Seibertz,QWestf. I 116
  • darmit bei gueter zeit die sate gesatzt vnd man sich inmittels, wie hoch sich die trifften verlauffen, schweine bestellen konnte
    1617 Seibertz,QWestf. I 132
VI (richtiger) Zustand? Beruhigung, Zustand der Ruhe
  • noch so is dit lant to male zere vorworren vnde in ghene zate van vrede noch van eendracht ghekomen
    1382 LübUB. IV 455
  • das dasselbe land in ein redliche sasse, ordenunge und frede gesezet und gebracht werde
    1388 BrandenbUrkS. III 96
  • so bin ik guden luden schuldich, de wil ik ok gerne na stunden und na steden vornogen, mochte ik komen to genaden und to sate 
    1410 LivlUB. I4 Sp. 754
  • als vnsern vorfaren ... der zolle zu H. ... von romischen konigen ... verschriben ist, denselben zolle zu rechter sasse zu bringen vnser nehster vorfare ... etwann zu L. vnd M. bestalt hait gehabt vffzuheben vnd darnach von dannen gein A. vnd G. gelacht
    1421 Gudenus,CDMog. V 892
  • vueghe oft redelike maniere, / daer die hertoghe ende sijn ondersaten / mochten comen te vreden ende te saten 
    1440 Willems,Brab. III 453
  • herzoge H. ... und dy ... epte ... [sullen] yn guten sossen und freden sytzen und lossen anstehen bis an den vorgenanten zukomendin phingistag
    1441 NeuzelleUB. 85
VII wie Satz (I) 
  • dat se [amtlude] ere gilde waren in eren olden rechte und nine sunderlingz sate maken
    1354 Münster/Keutgen,Urk. 396
  • dey satyncge sal ghaen op unde nyder, dat derdehalf hundert marc syn dat aighte deel van eme hengeste, und wat dar en boven ef benyden is, dat sal scheyten pennyncgschoit, wan dey sate ut ghehalden is
    1361 DortmUB. I 554
  • de ghildemester ... spreken vor den raede, dat ze de zate und wonheyt hadden van ghenaden des rades
    1387 OsnabrGildeUrk. 13
  • myt deme bruwarke scal men holden na lude der sathe de uppe deme rathuse gescreven unnd angeslagenn
    1489/1513 BremRQ. 296
  • min gnedigester here schal alle bröke hebben, de siner f.g. na desser sate tokamen
    1517 R.d.alt.L.(Krause) 114
VIII wie Satz (II) 
  • desse vorscrevene hulpe und zate hebbet se gheannamet in beydentsyden
    1375 LünebUB. II 206
  • dat unse ... vader ... umme dersulven sate und vruntschop willen roͤff, brant ... und menichvoldigen schaden heft geduldet
    1451 DOrdStaatsvertr. II 92
  • dat dit vorgescrevene ware copie unde avescrift is solker ordinancien unde sate, als ... S. bisschop to P. ... uns ... besegelt gegheven hefft
    1472 Richter,Paderb. I Anh. p. 88
  • mit der sate aber hat es diese gelegenheit, daß, wenn die staͤnde des erzstiffts ... sich in verfassung zu stellen noͤthig erfunden, alsdann dieselbe communi placito sich unter einander einer gewissen huͤlfe verglichen, womit sie zu beschirmung des landts und ihrer selbsten, sich in bereitschaft gehalten
    vor 1770 BremWB. IV 765
IX wie Satz (III) 
  • nen maͤn ne mach setten wicbelethe, he ne do et vor then ratmannen ... were he oc sculdich, the ghene theme he sculdich is, dhe mach the sate bispraken binnen theme naghesten manethe, also vele he siner sculde vullencomen mach
    1303/08 BremRQ. 75
  • dat wi den ... borgeren tho Bremen zed hebbet tho ener rechten zate dat slot unde voghedye tho deme L.
    1366 BremUB. III 239
  • dat de sate der stad to H. ... mit unsem willen unde vulborde is gheschein
    1372 HamelnUB. I 430
  • dat se [rade to G.] moghen ore breve gheven over koep edir over sate 
    1389 WolfenbüttelLHArch. Stadt Gandersheim 15
  • de landvaget heft macht im namen furstlicher gnaden in allen guederen to besaten. dat is der richter edder avericheit, under wat gebede de saete schut, schuldig einen rechtstag to leggen, darmit de saeter [aL.: besater] (so ferne he wil) de besate mit rechte kan wedder los krigen. it kan ok wol up einen borgen geschehen, dat he jeder tit, wen he gefordert, to rechte wil antworden
    vor 1531 RügenLR. Kap. 22 § 4
X wie Satz (VII 4) 
  • borynghe van J.K. van W. vor 4 gulden geldes dee men em na sate der stades vorkoffte to passchen 72 gulden rh.
    1447/48 MünsterKämmRechn. 1
  • dat de beckers ire provesate nicht bi sick sollen hebben, dan de sate sall up alle quatuor tempora na geldinge des korns gesatet werden
    1574 MünsterGew. 151
  • aver sathe und mathe tho backen, brouwen und andere infhoerungh der feilen ware als frembt bier ... und alles wes man ... tho verkopen uthmetten und wegen mhote, nha duͤsser mathe, hadt ein abdisse tho H. mit derselven buer tho ordineren, saten und tho straeffen
    16. Jh. Steinen,WestfGesch. IV 106
  • die bäcker so zur verkürzung der armut und des reisenden mannes nit backen willen nach der sathe 8 rthlr. und das fenster zu zu machen bis zur abdracht
    1700 JbOldenb. 17 (1909) 215
XI Ritter- oder Musterrolle (I), in der die Ritter und Dienstmänner des bremischen Stifts zusammen mit der Anzahl der zu stellenden Pferde verzeichnet sind
  • de borchmanne van Ritzenbüttel, geheten de lappen, zindt alle denstmanne gewesen des stichtess van Brehmen, allze men vindt in allen saten, dar de denstmanne des stichtess gesatet syndt
    um 1500 Rode,RegEcclBrem. 57
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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