Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schändlich
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schändlich
, adj., adv.
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bdv.:
schandbar,
schandhaftig
I
entehrend, verwerflich, beleidigend, ehrenrührig; auf entehrende Weise; schändlicher Eid Falscheid (Beleg 2. Hälfte 15. Jh.); schändliche Flucht Desertion (Beleg 1507); häufig in Paarformeln
vgl.
Schandschrift,
Schandwort
- gif man mannan an oþres flette manswara hateþ oððe hine mid bismærwordum scandlice grete, scilling agelde þam þe þæt flet age [wenn ein Mann einen Mann in eines anderen Flett Meineidiger heißt oder ihn mit Schimpfworten schändlich grüßt, gelte er einen Schilling dem, dem das Flett eignet]673/85 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Hl 11
- iz ist ein scentlich rache, dere neman guter phlegen sol, lügenlich achtersprache1224/35 (Hs. 1369) SspLR. Reimvorrede V. 85
- [bei Zahlungsunfähigkeit:] wil aber der den man da gelten sol ienen [Schuldner] behalten unde wil im sine notdurft buzzen, so sol man imen antwurten, unde sol er im dienen [in Schuldknechtschaft] unz er im vergolten hat ane schantliche dienste, unde sol er swern daz er von dem dienste iht entwiche1276 AugsbStR. Art. 147 § 2
- mer machmen öme scentlike, oder alto scentlike scult bewisen alse is dyue, lesterlike löghene, voerderuinghe quickes, oder anders gudes: so latemen öne varen ane gheld1341/44 WisbyStR. 103Faksimile (ca. 108 KB)
- scepen, die ghesat wort in scependoem begade mit rade ofte mit daden, dat onser stat scadelijc oft scandelijc were, ... den scepen sal men uyt den rade settenum 1390 MnlWB. VII 210
- offt stilt das weyb dem mann vnd widerumb. so aber nun die clag des diebstals sich nit gebürt. als so dz kind den vatter stilt. also gebürt auch dise schentlich clag des diebstals nit1436/1516 Klagsp.(Brant) 98vFaksimile - in DRQEdit
- das ein iglicher in der geselschafft sich sal nach seynem state eerlich und fuglich halten und sich vor offinbarer, schämlicher und schäntlicher missetat, unfug und uneere trewlich bewaren1443 Storn,Schwureinungen 246
- schentliche vnd smeliche bryffe, hon, leczczunge vnd vnrecht1460 Bocksdorf,GForm. 434Faksimile - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
- mach hij oic alsoe wederleggen openbair scandelijcke woorden, die zijn wederpartije zoude mogen allegeren, altijt in behoirlijcker maten ende manieren alsvoire1496 CoutBrab. II 2 S. 67
- wer schentliche eyde swoere, der sal eynen dach dry oren yn dem haltzbant stayn und vur der processyen up dem kyrchhoeff umgayn mit eynre kertzen van eym punde was2. Hälfte 15. Jh. SiegburgWQ. 11Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- so yemant einer schentlichen flucht, die er von seinem herren, haubtman, paner, oder fenlein thut, vberwunden wirdet; der ist ... ehrloß1507 BambHGO.(1507) Art. 135Volltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- etlich man vnd weiber solten ainander kainer schandtlichen sach beclagenLayensp. 1509 B 1vFaksimile - in DRQEdit
- [van inceste:] die te doene heeft met zynder moedere, dochtere, zustere, naernichte ..., die es te pungnierne meer dan van addulterien met openbaerder scandelycker doot ten exemple van anderen1515/16 Wielant,InstrCrim. 222Volltext - digitalisiert im Rahmen von "Recht uit de Lage Landen"
- haben wir ... vff solche schendliche schriffte mit jnen gutliche vnderredunge ... gehabt1525 MittOsterland 6 (1863/66) 509Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- wier haben ... verbotten die schanntlichen bößen schwür, damit gott so jämerlich gelestert ... wirtt1544 (Hs.) SchwyzLB. 34Faksimile - in Google Books
- mann und weib mügen ainander umb schandlich sach nit klagen sonder vor ir oberkait außrichten1558 WürtLändlRQ. I 669Faksimile (ca. 51 KB)
- ob bemeltes ehebrecherisches weib ihr begangene unthat mit gutem gewissen habe laugnen, dem schreiber ablaugnen und hiedurch denselben in das ungluͤck des schaͤndlichen widerruffs oder verkleinerlichen abgebets einleiten koͤnnen1670 Abele,Unordn. I 99Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- ist ein überauß schändliche sach daß maniche weiber unter einander schädlich zanken, hadern und das stette geploderwerch treiben17. Jh. Westungarn/ÖW. VII 1013Faksimile (ca. 46 KB)
II
strafwürdig, sträflich; auch: heimtückisch (Beleg 1510)
- vortmer scolen de heren van deme B. vnde ere lude mit ereme gude ... aller tollen vnde scattinghe vrych wesen vnde leydet wesen, bohaluen vor schentlyke sake1230 MecklUB. I 380
- wie ... H. ... R.B. von Z., hie ... in dem offnen wuͥrtshuß ... unverdient und ... heimlich und ungevarlich, und über gebne trostung und frid schantlich vom leben zům tod gepracht [worden]1510 BernStR. VII 1 S. 386Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- dis schaͤndliche laster des wuchers ... nicht wenig ... daher eingerissen sey, daß etzliche maͤckler ... zu oͤfftermal, wann ... wucherliche contracte geschlossen worden, die verschreibung, von derer leute wegen, auf sich richten lassen, und derer andern, welche sich sonsten ihres standes ... halben dafuͤr schaͤmen, ... schanddeckel seyn, und also hierdurch zu diesem laster ... nicht geringe ursach geben1583 CAug. I 142Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- delicta publica, oder allgemeine missethaten sind solche schandliche thaten, welche jedermaͤnniglich under dem volck von wegen allgemeiner wohlfahrt dem richter zur gebuͤhrenden abstraffung anzuzeigen ... hat1709 Mutach 134Faksimile (ca. 150 KB)
- wann eine jede boͤse that, von dem allgemeinen wahn ... fuͤr schaͤndlich gehalten wird ... also ist ein schlemmer und vergeuder ... ein schaͤndlicher mann, wann er gleich von der obrigkeit noch nicht bestraffet worden1712 Abele,Gerichtshändel I 615Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
III
anstößig, unzüchtig, liederlich
- es sol ouch ain ieder maister sinen knechten sagen, das er die spitz an schüchen nit lenger trag denn das meß ist und ouch kain schantlich klaid, das verboten ist, trag, an x ß denum 1473 IsnyStR. 263
- söllent vor inen den pütteln gerechtvertiget werden alle hendele, die sich begebent zwischent lychtfertigen personen, als hůren und bůben ..., damit das gerichte mit söllichen schnöden, schantlichen sachen nit beladen werde1493 TübStR.(Rau/Sydow) 7
- welhe ir guet schendlich und unutzlich verthuent, verzeren verschlemen verspillen und verschwenten und solhs ires verthans ... kain ennd noch maß haben, sy sein ... inner oder ausser der ee, die sollen bevogt werdenSalzbLO. 1526 Bl. 87v
- wie schendlich sich derselbige [pastor] dem heiligen lieben evangelio zu merklichem nachteil mit seiner knurren zu H. hat aufheben lassen und für sich und sie xx gulden zur schandbusse gegeben [hat]1544 QNdSachs. IV 149
- [als Zeugen werden] nicht zugelassen: ... frawen so offentlich zu vnkeuschem gebrauch jres leibs wohnen, vnd gelt darumb nemen, dergleichen die maͤnner, so theyl vnd gemein von solchem schaͤndtlichen gewinn empfangenSponheimUGO. 1578 Art. 56Volltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- daß unsre deutschen gerichte mit ... beyseitsetzung [von kaiserlichen rechten] das natürliche recht zum grunde legen, und über ... verträge halten, welche ... [keine] unerlaubte und schändliche ursache zum grunde habenum 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 19 § 1
- leute, die wegen grober verbrechen verurtheilt worden, oder die bekanntlich ein ruchloses und schändliches leben führen, sind zu jeder vormundschaft ... unfähig1794 PreußALR. II 18 § 135
IV
schlecht gefertigt, fehlerhaft
- [im Loderhandwerk:] wo ain schendtlich tuech uf die tafel gebracht wurde und nachdem nicht eingetragen were, so sollen die zaichenmaister das tuech wol besichtigen1599 Donauwörth(Stenger) 186