Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schärfe

Schärfe

, f., auch n.?


I Eigenschaft, gut zu schneiden oder zu verkleinern, auch der scharfe Gegenstand selbst, eine Spitze; jn. von seiner rechten Schärfe (vermutlich: des Mühlsteins) treiben "die Ordnung, in der den Mühlgästen aufgewartet wird, mißachten" (Lasch-Borchling)
  • wer sich von dem rechten zu dem unrechten keret, den sal der keiser wieder dun keren mit der scharpe synes swertes
    1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) II 88
  • welk man dem anderen van syner rechten scherpe drift, da he uppe malen schal, de scal dat wedden mit ses penninghen unde teyn schillingen
    1375 HambZftRolle 26
II Härte, unnachsichtige Strenge, strenge Genauigkeit
vgl. 1Milde (I)
  • das dieihenigen so conspirationes unnd auffrur in der universitet machen ... nach scherffe der rechte gestrafft werden
    1507 LeipzUnivUB. 323
  • sobalde er die ocht vber sich nome, muste er auch die ferlikeit des echters tragen vnd scherff der gericht ... erleiden
    1510 GörlitzRatsAnn. I/II 63
  • welcher ... in solchem diebstal betreten ... würde, der sol ohn alle gnaden, nach der schärffe des rechtens peinlichen gestrafft werden
    1548 ZinnbgwO. 121
  • wann gleich dem zinßmann ... die frucht mißraten, so ist der doch nichts weniger dem grundherren ... schuldig. doch pflegen in obbemelten fällen die grundtherren mehr die bescheidenheit dann die schörff zu gebrauchen
    1552 Walther,Trakt.(Ri.) 18
  • welche das unser mandat und verbot in vergessenheit stellen ... und übertretten, ... sollen ... mit allem ernst der scherpf nach gestrafft werden
    1567 Moser,KreisAbsch. I 443
  • [K.D. hat e. Kind durch harte Arbeit abgetrieben:] so möchte woll gesagt werden, das sie nach schärpfe der recht in die ordentliche straff der kindermörderin gefallen sey
    1580 Roetzer,KindNürnb. 140
  • damit hinfürann dergleichen gewaldthättige eingrief ... verhietet werden mögen, so sollen unsere nachgesetzete obrigkheiten hierin sondere schärpfe brauchen, und ieden ... gewalt wenigist umb 100 fl taxirn
    1654 NÖLO. V 2, 8 § 5
  • daß [wenn] zwo straffen uͤber eine ubelthat ... vorgesehen, der richter die milde der schaͤrffe vorziehen, und also die lindere ... erkennen soll
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 678
  • wehr wissentlich ... einen marchstein vertilgt ... der solle nach der schörpfe gestrafft werten
    1659 Waldviertel/ÖW. VIII 570
  • sollen die von Wienn ... mit ernst und schaͤrffe darob seyn, daß von der stadt ... die vagirende mißiggaͤnger ... außgerottet, und vertilget werde
    1696 CAustr. I 468
  • die obrigkeit ... wird ... die ungehorsamen nach der schärpfe strafen
    1764 GasterLsch. 481
  • in geringeren, oder zweifelhaften straff-fällen [ist] die gelindigkeit der schärffe vorzuziehen
    1769 CCTher. 7 § 3
  • die schärfe der kriegesstrafen
    1771 Zincke,KriegsRGel. 59
  • niederträchtigkeiten, die anwendung der schärffe nöthig machen, wenn nicht diese ungezogene jugend verwilderen ... sollen
    1772 RheingauLändlRQ. 113
  • die richter sollen ... unter keinem erdenklichen vorwande ... einer von der schärfe der rechte unterschiedenen billigkeit, oder eines widrigen gebrauchs u. d. gl. von ... dieser gerichtsordnung abweichen
    1781 ÖstAGO. § 437
  • unfug [wird] zwar nach den ... geltenden grundsätzen bestraft, inzwischen jedoch in der beahndung einige mehrere schärfe ... bewiesen
    1803 RepRecht XI 149
III
Heftigkeit, Rigorosität
  • wo aber schrifftliche geferliche vnzimlich betroung ... gescheenn, daruff mag man nach scherpff vnnd gestalt derselbenn wort vnnd sachenn, ferner gepurlich frag ... furnemenn
    1507/32 BambCorr. 134
IV Folter, peinliche Frage, auch speziell der höchste Grad der Tortur; mit Schärfe angreifen foltern
  • nachdem er mit dem scherff angriffen und peinlich gefraget worden, hat ehr bekanth
    1412 ZerbstFemb. 62
  • nicht alleine ynn der gute, sunder auch mit der scherff, so es die not erforderen wolle, mit dem gesatzten zu reden
    1510 GörlitzRatsAnn. I/II 17
  • das ein richter ... in peinlichen sachen ... den gezeugen mit der scherffe mag fragen lassen
    1561 Rotschitz 49r
  • darnach hott mhan den scharfrichter wieder zu ihr gehen lassen, das ehr die scherfe kegen ihr vornhemen solte
    1576 BrandenbSchSt. I 671
  • ist die gefangene G. L. als sie ... mit der schärffe anderweit angegriffen, und peinlich gefraget worden, uff ihr verneinen ... vorblieben
    1614 Carpzov,PractNov. I 339
  • mit der schärfe angreifen: den grösten und empfindlichesten grad der tortur gebrauchen
    1762 Wiesand 947
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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