Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schalk/schalk

Schalk

, m.

glossiert servus, cliens, conducticius AhdGlWB. 531

I Knecht, Diener, Untergebener, Unfreier, Sklave
vgl. Fronschalk
  • dhuo ir sih selban aridalida endi scalches farauua infenc, uuordan uuardh chihoric untazs zi dode [übs.: quando exinaniuit se ipsum et formam serui accipiens, effectus est oboediens usque ad mortem]
    um 800 AhdIsidor 11, 16
  • uzza[n] du hoher t[ruh]tin pittente dina scalcha [übs.: sed tu, excelse domine, preccantes tuos famulos]
    Anf. 9. Jh. Sievers,Murb. XIV 3
  • nist iungiro ubár meistar noh scalc ubár sinan herron [übs.: non est discipulus super magistrum neque servus super dominum suum]
    um 830 Tatian 44, 16
  • ik biun thîn [frô mîn] êgan scalc, hold endi gihôrig
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 169
  • íh [Petrus] bin eigan scálk thin, thu [Jesus] bist hérero min
    um 868 Otfrid5 IV 11, 22
  • libertas íst zuískíu. éiníu íst. tíu den mán dés frîen dûot. táz er nîomannes scálh néist
    um 1000 Notker I 103
  • er lie si selben frî bistên, er niwolt îre scalchtuom. iz dûht in sunte, die er frî funte, ub er die ze scalche tâte durch dehein ire nôte
    1060/80 (Hs. 1. Hälfte 12. Jh.) GenesisW.(Smits) V. 2608
  • dèr gechoufte scalc gie frier heim
    12. Jh. MSD. 174
  • sa hwersa en tichta lat werth ... thet en ungeroch kind deth, ieftha enes monnes skalk deth, ieftha enes monnes unafte wif deth [wenn Klage geführt wird ... über das, was ein unmündiges Kind oder eines Mannes Knecht oder eines Mannes uneheliches Weib tut] 
    um 1300 RüstringerR. 50
  • thi skalk skolde dwa, alsa him sin hera bad, thruch thes liues willa [der Knecht musste um des Lebens willen tun, wie sein Herr gebot] 
    um 1300 RüstringerR. 54
  • hwersa hijr en scalk sinne afta hera vrret ieftha morthat, sa ach ma hine bi riuchte inna tsietele to siathane and ne thor ma vmbe sin fereth nanne fia biada [wenn hier ein Knecht seinen rechtmäßigen Herrn verrät oder ermordet, so soll man ihn von Rechts wegen im Kessel sieden und darf man für sein Leben kein Geld bieten] 
    14. Jh. EmsigerR. 92
II Mensch von knechtischer, niederer Gesinnung, Übeltäter, Bösewicht, Schurke, Spitzbube; als bußwürdiges Schimpfwort häufig in Schmähbriefen und als Gegenstand von Beleidigungsklagen
  • hwilum ic gehere helle scealcas, gnorniende cynn
    vor 1066 Bosw.-Toller 822
  • die scalche und die d[iuwe], minnent sie die triwe, ir armuot sint nie so groz, die werdent der heristen genoz
    um 1150 Maurer,RelDicht. II 165
  • daz er die allir ergeistin schalke laze zv den ewigin wizzin
    1. Hälfte 13. Jh. Selmer,RegSBened. 48
  • ist das ein êrsam man eime schalke und ein boͤsewihte, der ime uͥbile, hochvertecliche und lesterliche entwurtet, einen beckeling git oder in sleht, der umbe so enstat ime duheine besserunge
    1276 StraßbUB. IV 2 S. 10
  • welck broder den anderen heth schalk effte schöckensöne, de schall beteren i schilling groth
    1330 Fock,RügPommG. III 255
  • de meynedeghen, bosen schelke van L.
    1371 LünebUB. II 59
  • daz uns herczauge A.v.L. sunebruchcich ist worden und ist truwelos und meynnedich worden ... daz her eyn sulfwassen, vorhyd schalk musz bliben
    1384 HildeshUB. II 349
  • [Beleidigungsklage:] habe gesayt, er sy en schalck un en bosewicht
    um 1390 Erler,Ingelh. I 226
  • we den anderen deff heet off horensone, schallick off menedich de sal ghelden een punt
    1420 AlmeloStR. 7
  • daz er von ym gesagt habe, er sy eyn hengmessiger, meyneidiger, schalg unde bosewicht
    1426 Erler,Ingelh. III 161
  • so sta wy ... al den broke to ... dar scholen se van holden ... en guden man myt twen knechten, de schalken unde deven sture
    1438 OstfriesUB. I 440
  • F. vnd J. ... sind große schelgk vnd vorretir
    1441 DresdUB. 173
  • du lugist alse eyn schalk 
    1. Hälfte 15. Jh. GöttingenStat. 271
  • dat he ome dat sine by nachtslapender tyd uth sinen husze und hoffe alse eyn schalk und deff scholde genommen hebben
    Mitte 15. Jh. MagdebSchSpr.(Friese) 18
  • umb scheltwort, nemlichen der imands einen schalk ... heiszet, und thut das in einem gehen zorn oder unbedachten mut, der sol ... darnach zu busz geben 45 ℔ d.
    1473 Franken/GrW. VI 84
  • hebbe gesacht die scepenen van N. syn verhyde schelcke ind boeven
    1484 RoermondHoofdger. 327
  • liegen und triegen chan ich wol, als ein schalkch von recht sol
    15. Jh. ErlauSp. III 115
  • welcher den anndern schilt uss zorn ain dieb, ain ketzer, ain unholden, ain schalk, ain bösewicht oder ain schelmen, ist verfallen 2 pf. h., schilt man aber ain mit der warhait, so frävelt man nit
    um 1500 RottweilStR. Art. 338
  • [er habe] als ein treuloser siglpruchiger schalkh und pub [gehandelt]
    um 1504 UrkJudRegensb. 258
  • ein vorzweiffelt schalk, lesterer und mutwilliger
    1539 PommVis. I 290
  • daß sich C. beklaget, wie du jn einn schalcke odder boͤßwicht gescholten, vnd damit an seinn ehren mercklich verletzt soltest haben
    TeutschForm. 1571 87r
  • wehre es, das ein mann den andern schalck ... hiesze, der soll geben 10 mrc.
    1615 Stieda-Mettig 540
  • so ainer oder eine ainen man oder weib seiner ehrn entsetzt und hieß ein framben man ein schalk oder ein framb weib ain huren, und so sie beclagt wurden, soll ihm sein ehr wider keren
    1648 NÖsterr./ÖW. IX 164
  • dieb, schölck, bößwicht und mörder
    oJ. ZMährSchles. 8 (1904) 165
III
in Nowgorod: (russischer) Büttel
  • nulli precones, qui dicuntur schelke, debent intrare curiam gotensium uel teuthonicorum
    1231? LübUB. I 696
  • hevet en met dheme anderen wat to donde, an wilikerhande rekeninge so dhat si, unde veret he ute dheme hove unberekenet mit dheme anderen, unde sendet man eme schelke na, dhe cost, dhe dhar upgeit, halde up dhe gene, dhe dheme anderen entveret
    um 1270 Nowgorod(7 Fassungen) 66
IV ae.: Mann, Mensch, Person; pl. auch: Schiffsbesatzung
V ae: Krieger
  • eode scealc monig swiðhicgende to sele þam hean
    vor 750? Beowulf(Nickel) V. 918
VI Schlechtigkeit, Bosheit, als Verhalten
  • [ein grob Misshandelter klagt, sie] habend alle samend iren frevel, muotwillen und sch[alk] mit im getriben
    1439 SchweizId. VIII 676
  • weders schaden noch schalck anlegen mit worten noch mit wercken
    1470 VorarlbWB. II 864
  • [die von Yverdon] wurdent nachmales ires sch[alk]es, übeldetten und mortlicher vereterye ... gebüesst
    oJ. SchweizId. VIII 676
VII Betrug, Täuschung, Hinterlist; etwas ist beim Schalk verboten etwas ist auf die Gefahr hin, als Betrug zu gelten, verboten
  • dede hier iement scalke vonde in jof arghelist, dat soude staen tot tsgherechts correxi
    1406/48 LeidenKb. 543
  • ic vermoede my, dat na mynen tyden die van N. scalk maken sullen unde ander saken yegen onsen convent soeken
    1490 OstfriesUB. II 316
  • sie [Tuchmacher] liesszen mit den kemmichen karten [dh. mit scharfen Bürsten aufrauen], das beym schalk vorboten were
    1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 116
  • hie gruset den einvaltigen ab, das sy meinend, es zimme inen nit, ieman sinen letsten willen [eine Stiftung zugunsten der Kirche] ze endren; darinn aber so ein grosser sch[alk] [übs. lat. dolus] steckt als in den andren missbrüchen
    1. Hälfte 16. Jh. SchweizId. VIII 677
VIII beleidigende Äußerung, Schmähung
  • welcher dem andern mit sch[alk] freffenlich nachlauft
    1472 SchweizId. VIII 678
IX Wut, Zorn
  • [ich erkläre] das ich sȯlichs [Schmähreden gegen die Obrigkeit] in einem schalk und in miner grossen unvernunft getȧn hab
    1445 BadenArgUrk. I 603
  • welicher den anderen in einem schalk der ehren schulte
    17. Jh. SchweizId. VIII 677
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

schalk

, adj.


I untertan, dienstbar, schalk machen in Knechtschaft oder Sklaverei bringen
  • hy ordineerde puentinghen, settinghen, ende gabellen by den instekene van den coninginnen ... om Vlaenderen schalc ende serf te makene
    um 1470 Serrure, C.P. et al., Kronyk van Vlaenderen van 580 tot 1467 (Gent 1839) Bd. 1 150
  • ooc sel ic mi sculdich gheven, u scalc ende eighen te wesen altoos
    2. Hälfte 15. Jh. (Hs.) Reinaert II V. 7251
II arglistig, durchtrieben, hinterlistig, böse
III schlecht
  • wille enich man van ambachte in dese gulde gaen hi macher ingaen, overmids de hoechste boete van den gulde, ende dan moetti versweren sijn ambacht, op dat hi van scalken ambachte is
    1306 Willems,Brab. I 725
IV schalkes Messer Messer, das in einem Stock verborgen ist, Klappmesser? besonders gefährliches Messer?
  • dat niement van buyten Bruessele binnen der vryheit van Bruessele priemen, noch daggen, noch scalke messe dragen en sal
    1360 BelgMus. 7 (1843) 310
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):