Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schaub

Schaub

, m.

auch Schaube f.; auch Dim.
Sachhinweis: HRG.1 IV 1365ff.; Schmidt-Wiegand,Strohwisch 119f.

I Bündel, Gebinde zB. von Stroh, Reisig; Getreidegarbe; häufig als Abgabe
vgl. schauben
  • ein schoͧb ferri .i. den.
    um 1218 Stadtrodel/VeröfflFreiburg 27 S. 554
  • si zullen ons gheven tyende den elften scoef 
    1289 HollandOrkB. Suppl. 217
  • darnach frag den mayr, was auf dem gut beleiben sulle der herrschaft, daz ist also winterpau mitsambt den schauben und stro, und was nied und nagel berürt
    1381 Tirol/ÖW. V 17
  • eyn halp morge ... der gildet eynen schayb wyden
    1390 Limburg/DChr. IV 1 S. 142
  • dat zy ons van allen goeden, dat men in den ... lande zayen sall, ende wy of hebben zouden den thienden scoof, geuen sullen den twalifften scoof 
    1399 Schwartzenberg I 291
  • sind dieselben maister phlichtig dem brobst sein dinst ... das si im sullen furn stekchen, schaub 
    14. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 965
  • ix c raven und lx gebunt schaube 
    1400 Erler,Ingelh. I 115
  • svar man rechten tegeden uppe'n velde gift, dar sal man geven dat tegede schock [a.L. 14./15. Jh.: den tegheden schoef]
    SspLR. II 48 § 6
  • wan dyt ... zandland unde toworp bedyket is unde ghezeyet wert, so schal de rad unser stad to unser stad behuff dar van hebben den elfften schoff to thegeden
    1417 BremUB. V 88
  • alle thienden, dats te verstane den thienden schoof van alre sadingen
    1419 Beekman,DijkR. I 289
  • 3 1/2 ℔. d. umb driw fuder schab 
    1431 AugsbChr. II 385
  • item so schal unde mach eyn iewelich synen schoff velich to hus halen unde voren, merket vredes lik, dat sy vrede effte neyn
    DithmLR. 1447(Eckh.) § 20
  • vortmer efft dar en man were ... de deme anderen sinen schoff entvorde van sineme vrigen acker by daghe, de schal deme cleghere den schoff wedder antworden mit eneme nemede over sin slachte unde mit XC schillinghe unde deme richte xc schillinghe
    DithmLR. 1447(Eckh.) § 138
  • 1 schober schawb zw antburten ... ainem prelatn
    1463 GöttweigUrb. S. 291
  • 10 heller umb schaube zum fure als der apotheker von Spyer verbrant wart
    1467 Rau,BeitrFrkf. 68 Anm. 235
  • 7 punt vor 20 schove pile
    1480 ZNdSachs. 1867 S. 195
  • bey welchem pauren er [ein erbar rat] do vindt, / der seine scheublein zu klein pindt, / thut er mit der bus erschrecken
    1490 Nürnberg/ZDKulturg. 3 (1858) 397
  • [60] schewbe grosse gebund [als Abgabe]
    1492 HMeißenUB. III 288
  • so ainer so stolz wer und wolt das viech mit sölchem phant nit außnemen und wolt im das viech laßen sten, so sol er das in ain stall thuen und ain schaff wasser darzue setzen und voll stain anklauben und soll ain schäb zum füerst außsteken, es eß oder trink, geschech dem ain schadt, er ist in nit schuldig zu bezallen
    Anf. 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 40
  • 25 last scoven 1 st.
    1514 InfHollant 177
  • soll man den [Missetäter] zuepinden zu einem steken mit ainem zwieringfaden oder mit ainem halbm aus ainem schaub 
    1573 NÖsterr./ÖW. VII 836
  • wullt er [Besitzer des schädigenden Tiers] aber das viech nit nemen vnnd ließ steen, so mag der ander dem viech ain schaff wasser fürsezen vnnd ain stain darein legen vnnd ain schaib vber das viech hangen, wierts faist daruon so wirdt ers woll innen
    16. Jh. BlNÖLk. 2 (1866) 251
  • daß auch kein gast vor den burgern im markt steken noch schab darum sie zu kaufen stehen kaufen noch aus dem burgfried entgegen sollen gehen
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 590
II Strohwisch als Rechtszeichen

II 1 als Zeichen des Gerichts(herren); meton.: Gericht
  • ist ein herre zu K. ein oberster herre vber den schaupp 
    1453 Wetterau/GrW. III 494
  • wan derselbe bode den schauff gestochen hait nach bescheit des zentenerß, so mag er vnd sall ufrichtig gehen dem schaub herin nemen eynen gryp voll reben der eyn icklich zwene druben sall haben
    vor 1500 TrierArch. 26/27 (1916) 223
  • weissen vnd erkennen wir den herren von I. ... den klockenschall, den schauff 
    1550 Westerwald/GrW. I 837
  • ob zwen gemarren stoszig wurdint, soll aber ein vogt nider sitzenn richten by dem schob, ob er darumb angerüfft wurde, damit die pflueg für sich ganngend
    oJ. Zürich/GrW. IV 315
  • den herrn soll man weisen und recht sprechen zu mitternacht und zu mittem tage, und welche zeit sie das begehren, und wen sie darstellten von ihretwegen, und wär es sach, dass sie einen schaub darstellten von ihretwegen, der da retten könt, dem soll mans gleicher weis recht sprechen, als wären sie selber hie
    oJ. Hunsrück/GrW. IV 724
II 2 als Symbol der Besitznahme
  • ich reit vür tavelrunder, / mîns landes ich mich underwant: / disen koph mîn ungevüegiu hant / ûf zucte, daz der wîn vergôz / vroun Ginôvêren in ir schôz. / underwinden mich daz lêrte, / ob ich schoube umbe kêrte, / sô würde ruozec mir mîn vel
    um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival III 146, 26
II 3 als Marktzeichen, das ua. dann aufgesteckt wird, wenn nur best. Personen(gruppen) (ver)kaufen dürfen; Zeichen für die Verkäuflichkeit einer Sache; Schankzeichen; meton.: Zeit und Ort des durch den Schaub legitimierten Verkaufs
  • rehd als der strowin schoͮb vor dem winhuse ist ein zeichen des wines in dem kelre, rehd also sind dv ussern werg ein zeichen des gebedes in dem herzen
    1. Hälfte 14. Jh. Wetzlar/ZDA. 6 (1848) 531
  • wenn man eynen schoup uff dem markte uffrecket, so sollen dy markthacken nicht kouffen, daz sy vorbaz vorkoufen wollen; wenn abir der schoub yngezogen wirt, so mogen sy kouffen, waz sie wollen, alzo daz sy der stat kore nicht en brechen
    14. Jh.? MagdebRQ.(Laband) 64
  • so en sall nyemant, de alsus zappen mach, geynen wyn tzappen, sy en haven zierst eynen mey off eynen schouff vůr yrre doeren stain
    1407 KölnAkten II 158 [ebd.ö. (Reg.)]
  • das man ... wann der markchttag hie ist ain schäbel zü ainem warzaichen sol aufstekchen, und alle die weil das schäbel da stekcht so sol man chaufen in eins herren auf M. chuchel
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1027
  • gewyset, das das gotzhuss M. macht hab vff s. michaelstag ein schauff vff zu stecken biss zehen vren vor mittage, hab allein das gotzhus zu syner notturfft botter, kese, eyer vnd anders zu keuffen
    1493 Saar/GrW. II 77
  • [wochenmarkt:] weil der schaub bei dem pranger [nit] aufgereckt stet, sol kainem vergint werden, zu verkaufen
    um 1520 OÖsterr./ÖW. XIV 203
  • daß auch ein jeder floß so fayl ist mit einem schaub bezeichnet werden [soll]
    1536 KurpfSamml. IV 543
  • sollen ... fändl oder schaub aufgesteckt werden, derhalben, das alle wahr, pfenbert und gattung zu offen freien kauf in dem markt und under die zaihen des fandls oder schaubs gefiert, getragen und gepracht werden sollen
    1564 OÖsterr./ÖW. XIV 30
  • kainer soll ... ainige notturft ausserhalb der gewönlichen marchstätt oder ausser des schaubs und zaichen, vorderist aber in denen heüsern fürkaufen
    1593 OÖsterr./ÖW. XIV 171
  • daß ... den baierischen burgern, unterthanen und handelsleuthen ... [sollte] zuegelassen ... seyn ... daß sie ... auf den jahr- und wochenmaͤrkten, vor und nach abwerffung des schaubs oder fannen den innlaͤndischen allerdings gleich gehalten ... werden
    1608 Passau/Lori,BairBergr. 381
  • den ausgewaͤhlten land-gerichtischen und hof-marchs-unterthanen auf dem lande. erstlich, sollen sie auf den offenen frey- und jahr-maͤrckten ihre pfoͤnwerh vor und nach dem geworffenen schaͤb den innlaͤndern zu verkauffen macht haben, wann sie wollen
    1663 Bayern/Lünig,CJMilit. 787
II 4 als Grenzzeichen
  • [bei einem Grenzstreit gingen die von A.] unz zem Etzibrunnen und stiessen da schöub us
    1441 SchweizId. VIII 29
III Strohfackel
bdv.: Schaublicht

III 1 bei Rechtshandlungen, zB. bei Ausweisungen, bei der Verfolgung eines Täters, bei Fristangaben; von (eiligen) Gerichtsverhandlungen oder Rechtshandlungen: bei (brennendem) Schaub bei Dunkelheit
  • sol man dien gästun zem erst richtun, darna dien frowon, darna dem gedigun, tut es not by einer schöbe 
    1344 Burckhardt,Hofr. 235
  • das man em ... als man meyneyder pflegit czu bussin, sulde czu hant mit dem schaube us der stat leuchten
    1399 KrakauStB. II 219
  • ouch sol man ze B. jeglichem gast richten von tag ze tag und by einem schoͮb, ob es notturftig were
    14./15. Jh. ZürichOffn. I 393
  • wer da kheme zue dem keller vndt spreche zue ihme: leihe mir die huebe, er solt ihm der leihung gehorsamb sein ... vndt wer es also spathe er solte ihme bey einem schöbe lihen
    1414 Alemannia 25 (1898) 150
  • wann mann einen keller ankheme ... da solt er nieder sizen richten, vnd thet es noth er solte bei dem schöbe richten das wohl gerichtet wurde
    1414 Alemannia 25 (1898) 151
  • schlueg man in die haupt ab bei prinnenden schauben 
    1450/68 AugsbChr. II 13
  • es were ... das eyner jn syner herschafft oder meisterschafft dienst oder bottschafft [nachtes] gienge, ... der sol haben ein burnen lieht jn siner hant als ein fackel ein schoup oder kurtz lieht
    1465 Straßburg/Schanz,Gesellenverb. 198
  • wenn ein gast käme vnd gerichts begerte, vnnd an einem wirt ligen müsste, dem soll man drü gricht haben, vnnd by einem schoub richtenn, das er ab dem wirt kome
    1472 Winterthur/GrW. I 126
  • es hat auch ain her von O. die rechten, wan es an den grossen frewel gat, was ob dry schilling pfening ist, das er oder der vogt dem aman den stab vsser der hand mag nemen vnd selbs richten vmb den frevel, vnd gebricht ihm tags, so mag er by ainem schob richten
    1518 Thurgau/GrW. I 243
  • der zentgraf mag ... auch bei dem schaube und so lang richten an den enden ... bis dem cleger geholfen wurd
    1527 WürzbZ. I 1 S. 628
  • wenne man der herrschafft zinß wil haben, so steckt man ein schoub an, vnd welicher nit kompt, diewil der selb schoub brünt, ... [dem] ist das huß der herrschafft veruallen
    1539 ArgauLsch. I 156
  • damit sie in der nacht desto besser folgen und die spur und hufschlag behalten moͤgen, sollen sie im fall der noth ... so vil schaub machen, leuchten und licht nehmen, daß sie deren genug haben
    1559 Moser,KreisAbsch. I 117
III 2
zur Entzündung des Scheiterhaufens; meton. die Strafe des Feuertods
  • mit dem schaub vom leben zum todt gericht und gebrennt
    1550/1628 Schindler,VerbrFreib. 178
  • wen man allhier erkenne an diesem gericht vor einen grundtherren über land, über sand, über leib, über leben, über schauff, über brand, über hals vnd über halsbein
    1771 Hunsrück/GrW. III 781
III 3 in (feuerpolizeilichen) Verboten
  • es sol auch kainer bei nacht oder tag, mit schaub oder anderm unbewartn liechten, in stadeln, stall oder ander orten do schadens ze gewarten ist, geen
    1516 OÖsterr./ÖW. XII 101
  • [soll] das stëchen der förinen by ald mitt zündendem schoub ... gentzlichen verbotten syn
    1562 ZürichZftG. I 310
  • welcher ain schaub oder spanliecht bei nächtlicher weil durch den markt tregt, ist zu wandl 72 ₰ schuldig
    1564 OÖsterr./ÖW. XIV 30
  • zu verhüthung unglüks [soll] ... keiner mit feüer, alß kohlen, brand, schäb, spähn od. andere gefährlichkeite, über die gaße gehen
    1695 Unterfranken/Wüst,Policey IV 396
IV Schaub auf dem Dach "Formel für das Haus" RhW. I 1 S. 343
  • hant der lantman mit den heimbergen ... unserm gnedigen heren von Trier und syner gnaden stijffte zu Trier zugewijste den grawen walt und den schaub off dem dache, und den man myt der frauwen, so ferre das sie keynen nachfolgen heren bynnen jarsfrijste haben
    1460 RhW. I 1 S. 42
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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