Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): scheinen

scheinen

, v.


I leuchten
  • swer in iht leides tvͦt. daz man in bezzeren sol. der sol zvͦ einer wende stan. da die svnne an schinet. vnde sol der spilman dar gan. oder der sich ze eigene hat ergeben. vnde sol den schatten an der wende an den hals slahen. mit der rache sol im gebvͦzzet sin
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 310
  • der bâbest bezeichent uns die sunne, von dem geistliches rehtes wunne schînen sol: sô bediutet daz rîche den mânen, swenne ez sunderlîche werltliches gerihtes pflegen sol
    1300 Hugo v.Trimberg(Ehrismann) I Vers 9009
  • uff sant hilarien tag ... sol ein inemer oder schaffner eins probstes zu sant Alban erschinen zu B. ... und nach dem die sunn undergangen ist, und die zit kumpt daz die sternen schinen und die nacht anstosst sol er under blosem himel sizen und also ein zit warten der zinslüte und die hoffzins da uffnemen
    1333 Burckhardt,Hofr. 127
  • sollen die sambtliche ferger ... ihr geleucht in der kirchen bey dem gotteßdienst uff bestimbte hohe festäg bey rechter zeit scheinen lassen
    1611 RheingauLändlRQ. 510
II glänzen; hier: einer Krone als Symbol der Herrschermacht
  • hêr keiser, sît ir willekomen. der küneges name ist iu benomen: des schînet iuwer krône ob allen krônen
    1190/1230 WaltherVogelw. 11 V. 32
III zum Ausdruck/zur Geltung bringen
  • an ego sola prohibeor exercere meum ius? nemûoz í éina dánne nîeht mînen geuualt skéinen?
    um 1000 Notker I 56
IV offenbar werden, sich in best. Weise darstellen, sich zeigen
  • wende dirre orden ê spitâl hête ê danne ritterschaft, als ez wole schînet an dem namen, wande er daz spitâl heizet
    1264 DOrdStat. 31
  • swaz geschehen sol, daz geschiht: / got dem vil selten übersiht / der tuot des er niht tuon sol. / daz schein an Helmbrehte wol, / an dem man den vater rach: / der scherge im ûz diu ougen stach
    2. Hälfte 13. Jh. (Hs. 15./16. Jh.) Helmbrecht9 V. 1685
  • manich schinet gerne gut, / sve wandelbare daz er si; / Nu nekan man leider valschen mut / nicht sien, de dat ne si dar bi
    Anf. 14. Jh. (Hs. 1369) SspLR. praef. rhythm. V. 25
  • worde ok schijnde, dat desse schutten schaden nemende worden, dar en zolen ze dem ertzebisscop ... nicht vmme to spreken
    1439 Napiersky,RussLivlUrk. 198a
  • dat de schepeskinder nicht to warpinge leggen eer haluer last, so dat er anxt vnde eventur io so grodt schinet als der anderen, derwegen se denn ghelyck anderen tor warpinge leggen er andel
    vor 1517 LangenbeckGl.(Eichler) P 38
  • worvth schyneth, dat suszdane bewillinge vnde vulbordt stelle vnde affdo de appellatien der parte
    vor 1529 LangenbeckGl.(Eichler) A 22 Cod. B
  • daß auß allerlei umbstenden zweiflich scheinet, ob dergleichen hinderlassenes, zerrissens oder verleztes testament mit oder ohne des testierers willen und fürsaz also verlezt sei worden
    1616/29 OÖLTfl.(Strätz) IV 19 § 6
  • welches ... ein grosses absurdum scheinet, daß dergleichen privatis annotationibus eben der glauben beygemessen werden solle, so ein rechtmaͤßiges handels-buch ... insich begreiffet
    1693 CAustr. I 454
  • diese brüchgelder ... müßen bey einem mann im verwahrung gegeben und hiernechst, wann es nöhtig scheinet, auf des dorffs besten angewant werden
    1725 SchleswDorfO. 631
  • da oft eine feuersgefahr bei dem ersten ausbruch klein scheinet, welche sich aber durch winde und andere zufälle uber alles vorhersehen und vermuthen gar leicht verbreiten kan
    1780 RheingauLändlRQ. 90
  • die erste [wahlkapitulation] ist von Karl V., weil dieser den ständen zu fürchterlich schien 
    um 1795 StaatsRHeilRömR. 41
V
den Anschein haben, den Eindruck erwecken
  • [wenn] getreydich ... oder andere ding ..., die zum marckte komen, ... mytten oder vnden anders funden werden, wen sie oben scheynen oder seint, so sol jener der sie kaufft, das gut gelden nach der ergerung
    1351 ErfurtZuchtbf. 117
  • es scheinet wieder alle rechtt vnnd billigkeytt zue sein, daz man einer vnschuldigen person ... eine straffe aufflegen ... solle
    1628 Apel,Collect. 56
  • wenn leibesfrüchte, die gar keine menschliche gestalt zu haben scheinen, lebendig zur welt kommen: so sollen dennoch weder die aeltern, noch die hebamme, dergleichen geburt eigenmachtig fortzuschaffen sich unterfangen
    1794 PreußALR. II 20 § 716
VI fällig werden, (zu einem best. Termin) anfallen; auch in der Wendung scheinen und fallen (II 3) 
  • wette vnd butze die da schinent, sollent die herren geliche deylen
    1348 CDRhMos. III 1 S. 517
  • das ungelt von den von B., das sy vor der stat verdient hant, ... daz sol alles der stede sin und hir schinen 
    1377 TrierWQ. 719
  • von den hundert marken, die wir uff der stad zu W. alle jare jerlichen schinen und fallen han uff unser frauwen dage
    1386 WiesbadenMerkerb. 39
  • daz der apt ... alle jare zu A. fallen haben 30 ß hlr zu rechtem zinsze, die of die vorg. ungeboden dinkstage zu zweien mailen schinen sin, ee 15 und 15
    1488 Hunsrück/GrW. VI 499
  • sie wisen auch, dass cappen- und honer zins off sant martins tag schinen sint und uss geracht sollen werden
    1491 Gensingen/ZGO. 1 (1850) 18
  • funffzehn gulden gelts ..., die dann jerlichen schinen vnd fallen sullen vff sant sebastians dag
    1498 Rheingau/NrhAnn. 89 (1910) 115
  • uff den tag zins und gült schynen 
    1525 ArchHessG.2 3 (1904) 133
VII jm. zufallen, zukommen
  • yst ein bischoff [von Trier] zu Berncastel bischoff und grebe und schinet yme von beden und von schetzonge dat halffscheit
    1315 Untermosel/GrW. II 354
  • wanne dinckplichtigh boißen vor myns hern gericht ertetingt werden, schynet mym hern zwo teylen, undt dem vait die drittheill
    15. Jh.? LuxembW.(Majerus) I 369
  • antreffen aber grundzinszegütter, von welchen den herren vom thomb jerlich grundzinsze schinen sin
    1518 Untermosel/GrW. VI 541
  • nachdem den zweyen altaristen ... jerlichs ire lebenlangk dryssig gulden ... fallende vnd schynen seint
    1533 ObermoschelUrk. 42
  • davon dan scheinet ihnen die kost, das ist essen und drinken
    1595 Eifel/GrW. VI 562
VIII in/bei etw./jm. erscheinen
  • wenne des morgens das ding sol sin, so soͤnt beide frilúte vnt dienstlúte, wer in dem dorff gesessen ist, bi den húbern in dem ersten dinge schinen 
    Anf. 14. Jh. Elsass/GrW. IV 91
  • fürer schynend im obersten grad geistlichs stands ertzbischoff oder metropolitani
    1493 Riederer 71r
IX bezeigen; Gnade scheinen lassen Gnade erweisen
  • so wil he [erzebisscup] dennoch guetlik des copmans schaden anseen unde tegen truwe gnade schynen laten
    1507 Nykjöbing/HanseRez.3 V 386
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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