Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schellig

schellig

, adj.


I von Personen: geistesgestört, psychisch verwirrt, verrückt, irre; oft mit Bezug auf ihre juristische Handlungsunfähigkeit; auch subst.
  • ein schelliger vnd der iünger ist den xxv. ior in einem testament für einen vogt gegeben, die werdent dann voͤgt syn, so der schellig wider zů vernunfft kumpt vnnd der mynderierig über fünff vnd zwentzig
    1520 Murner,Inst. 16r
  • schellige vnd güdige ... seint ... in der sorgen irer gesipten fründt; ... wa aber solche gesipten fründ nit vorhends weren ..., alß dan sollent meyster vnd redt mit vmb fragen inen sorger geben
    1521 Murner,KaisStatR. F iiv
  • es ist zůglassen ... dz sich die kinder eins vnmilten testament beklagen ..., vnd würt dz der massen geredet nit das sy warlich schellig oder irer sinde seind beraubt gesein, sunder haben ir testament recht gemachet, doch nit mit miltigkeit, den wo sy worlich schellig weren, so wer das testament wndoͤlich
    1521 Murner,KaisStatR. V iv
  • ein schelliger mag gar kein gschefft handlen, den er verstodt nit wz er důt
    1521 Murner,KaisStatR. d iiiv
  • als so einer ein lamen oder schelligen menschen ertoͤdtet, ... soll er gestrafft werden, als mann den selben menschen in dem jar am hoͤchsten geacht hat, nach obgenanter zertheylung
    1536 Gobler,GerProz. 59v
  • ein schelliger, vnuernuͤnfftiger, wirt nicht in gericht etwas zuthun zůgelassen
    TeutschForm. 1571 55v
II flüchtig; schellig werden, sich schellig machen: flüchten
  • welher ... von der stat schellig und flüchtig wirt und daz der gelt aufsetzeklih mit im hin fürt oder tret, darumb er sin schulder angestoßen oder die lüt darumb vesetzt het und wolt derselb darnah ain teding darumb anheben, mit dem sol niemen kein teding tůn
    1393/95 NördlingenStR. 55
  • welicher burger sich selber schellig machet, also das er von gelt schulde wegen selbs von der stat gat vnd nicht mit recht daruß wirt getriben, der sol ond muoß ewiclich von der stat sein ane geuerde
    LauingenStR. 1439 S. 37
  • hatt er [vogt] ze sprechen hinz ainen schelligen mann, der den tod verdient hatt, den sol er nemen, als er mit gürtel umbvangen sei, aber di hab, die sol dem gotshauß stillsten
    15. Jh. OÖsterr./ÖW. XIV 530
III von Tieren: wild, toll (und dadurch gefährlich bzw. Schaden verursachend)
  • [es] ist ... zu verpieten alles schelligs und überphärigs vich, und wer sölichs vich hab ..., der sol das bewarn und innhaben aller mäniklich ân schaden
    1494 Salzburg/ÖW. I 286
  • ewern tochterman T.N. [ist] durch erschreckliche vnd schaͤdliche schleiffung seins wilden schelligen gauls ... verstorben
    1568 Zwengel 228v
unter Ausschluss der Schreibform(en):