Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schimpf
Artikel davor:
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Schillingsteuer
Schillingsweck
Schillingwert
Schillingzahl
Schim
schimmel
schimmelig
schimmeln
Schimpf
, m.
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I
(grober) Scherz, Spaß, Spott, auch: Streiterei; von einer Tat: in Schimpf aus Übermut, ohne böse Absicht
- han wir ime gelobet ... [das manlehen wieder] ze antwurtende ze allen sinen noͤten ze sim schimph vnd ze sim ernste swenne ers gevordert1297 Blumenberg/CorpAltdtOrUrk. IV 76
- ejn mainaid wenn der mensch den valsch swert, in ernst oder suͤst in schimpf wizzenleich, der selb tůt ein tot suͤnd, wan er tůt wider die er gotez vnd smaͤhet in1390 (Hs.) BerthRechtssumme 846
- ob ein mensch in schimpf oder in lust einen stain wurff [chaͤm da von ein tot, so wurd er manslaͤchtig]1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1622
- [geloben wir] czwene gute rittere ... ken T. yn dy stadt czu senden ... ein recht inleger czu leisten ... und ows der stadt T. noch czu schimpe noch czu ernste in keinerlei wise nicht czu komen1391 CDPruss. IV 129Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- als of een den anderen in schimpe lieghen hiet of ovele heite. hier en boirden gheen boet voer, indien die ghene sijn recht daer toe dede, dat he dat inne schimpe ghedaen hedde1426/40 KleveStR. Art. 351
- der schmaͤher můß sollichs in můte zů schmaͤhen thůn, wann der wille vnd fürsatz vnderscheiden die malefitz. wann rede ich etwas in schympff ... bin ich nit schuldig diser clage1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 12rFaksimile, Ausgabe von 1516 - in DRQEdit
- es mag keyn morder geseyn, der eynen yn notwere adir yn vorwarlosunge adir yn schympf adir yn torney adir yn scheyden eynen totet, ap er is beweyset, als recht ist, und loset sich mit seynem gesaczten wergeldeum 1490 RechterWeg II 1084
- hete ock jemanth denn anderen ouelle inn schympe, dar horde nene bothe vor, ßo he dath myth rechte wyll holdenn, dath he dath inn schympe dedevor 1517 LangenbeckGl.(Eichler) M 1
- [so] der beclagt ... sagt ..., das er das in schimpf on bosen vorsacz ader in guten vermogen getan hett ..., so plieb er deshalb on wette und pußvor 1524 LeipzigSchSpr. 78
- de schimpfswise etwes up einen geredet, mot mit sinem lifliken eide bedüren, dat he it ut schimpe und nicht ut böser meinunge geredetvor 1531 RügenLR. Kap. 94 § 6
- ob ouch yeman über den andern waffen zuckte in einem schimpf, ... die selben söllent zu busß verfallen sin fünff schilling1544 (Hs.) SchwyzLB. 16Faksimile - in Google Books
- es sollen auch die berg-gesellen ... keine ... unzimliche wehre weder jemand in schimpff noch ernst brauchen1553 FerdBO. Art. 157Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- welicher sein messer, brügel und bengel frefenlich über den anderen uszzücht, ist die busz 1 pfd. 9 ₰; so ers aber in schimpf zuckt, ist die busz 2 pfd. ₰1576 Thurgau/GrW. VI 346Faksimile (ca. 273 KB)
- welicher in schimph oder in ernst auß der scheiden zuckt, der ist dem richter verfallen 24 ₰16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 80Faksimile (ca. 43 KB)
- weil er dieses [Tod eines Mannes] nicht für einen fürsetzlichen, sondern durch unfahl, bei schimpff und schertzen begegneten todtschlag haltet1611 Basel/ZRG.2 Kan. 53 (1967) 355
II
Kurzweil, Spiel; (ritterliches) Kampfspiel, Turnier iU. zum Ernstfall des Kriegs; Festveranstaltung
vgl.
schimpfen (II)
- [Dietrich] wart gar biderbe, daz alle die juncherren, die in des küneges hove waren, sine man wurden in schimpfe, also daz er ir iegelichem ein kleinode jareliche gapnach 1275 ProsaKaiserchr. 156Faksimile (ca. 156 KB)
- wan ich den selben helm gefüret han und in gewer gehebt han [uf] herverte, reisen, turnije, zem ernst und och zem schimphe1317 Hauptmann,Wappenr. 457Faksimile - digitalisiert im Rahmen von Czech Medieval Sources online
- das sie ... dieselben wappen ... zu turnyren und andern ritterlichen werken beyde zu schimpf, und zu ernste an aller meniclichs hindernusse, gebrauchen sollen1392 Hauptmann,Wappenr. 483Faksimile - digitalisiert im Rahmen von Czech Medieval Sources online
- daz sy den schilt ... in allen ritterlichen und erbern sachen zu schimpf und zu ernst geprauchen mugen, wie sy des verlust und der statt not und zirde ervordret und erayschet1461 WienRQ. 243
- [sie sollen] die ... wappen und schild von irn und gemeiner statt E. wegen, und in derselben statt sachen hanndeln unnd geschaffen ... fueren und der in allen ... redlichen sachen und geschefftn zu schimpff und zu ernst ... geprauchen1495 OstfriesUB. II 460Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
III
(zugefügte) Kränkung, Beleidigung, Ehrverletzung, Demütigung; als Strafe: Entehrung, Schmach; zu Schimpf werden beleidigt, an der Ehre verletzt werden
bdv.:
Schimpfung (I)
vgl.
Geigenschimpf
- dadurch würden wir zu schimpf1474 FRAustr. 46 S. 250Faksimile - digitalisiert im Rahmen von Czech Medieval Sources online
- sal man eynes rechtloßin schimpf, vorwarlosunge adir vorgreyfunge fremdis gutis hoer richten, wenne eynes erberen tatum 1490 RechterWeg II 1037
- söllen stat richter ... auf die ihnen, die ... mit wortten, oder mit der that yemandts zu schimpf, schmach, oder verlezung seines gueten leymbden thuen ir vleissig aufmerkhen haben1524 SalzbStPolO. 49
- wo de bedragene person ane liveserven van dem ehemanne, de mit er was bedragen, vorstarf, so was he van dem gelde, dat he also hedde bekamen, dar he ofte hedde schimp vor upgedragen, neine erfschichtung edder to wedderstadende nicht schuldig, dörfte dar ok der heerschop dar nichtes van doen edder gevenvor 1531 RügenLR. Kap. 134 § 7
- also mag er [Richter als Zeuge in eigener Sache] auff den process ... gezeugen, aber nicht auff die gerechtigkeit vnd vrteil der sachen, denn hierin wuͤrde von seiner ehre vnd schimpff gezeuget1561 Rotschitz 41Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- dat hy hem zelven toch zoude willen wachten van zijne vianden, die zy jeghenwoordelick presumeerden up zijnen schimp uyt te zijne1562/92 Despars I 283
- wer aber einen will peinlich anclagen, der muß versicherung thun, das er seiner clage will folgen, und ob er die nicht ausfuret, dem beclagten umb zugefugten schimpf undt schaden antwurten1565 Klammer,CompJuris 41 § 4
- es sollen auch die ammen sich der verschwigenheit befleissigen, vnnd die heimligkeiten, so sich zutragen, besonders was den gebaͤhrenden oder gebornen kindern zu schimpff ... gereichen moͤchte, nicht außsagenBadLO. 1622 Bl. 148rFaksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- wann auf denunciation ... eine special-inquisition wider jemand rechtlich erkannt, der denunciatus aber nachhero absolviret wird, soll diesem wider den denuncianten regulariter kein regress wegen schimpffs, schadens, oder unkosten zugestanden werden1717 BrandenbKrimO. XI § 6Faksimile (Abschnittsbeginn) - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin
- da auch ein ... underthon sein hauß muethwillig oder auß bosheit der herrschaft zu einem schimpf failspricht oder haimsagt, ... dem solle ein stock in die hand gegeben und [er] mit lähren händen mit weib und künd von der herrschaft hinweck geschafft werden1725 NÖsterr./ÖW. VII 425Faksimile (ca. 47 KB)
- widrigenfalls die übertretere ... andern zum exempel ihnen ... zum schimpf mit dem spanischen mantel vor die kirche gestellt ... werden sollen1725 WürtLändlRQ. II 899Faksimile (ca. 54 KB)
- [weibs personen,] so gantze täge in denen würths- und schenkhäusern sitzen, ... [sollen] mit offenem schimpf, als geigen, schnabel, schanzarbeit ... angesehen werden1741 ArchStrR. 65 (1918) 360
- katzenritter waren leute, die fuͤr geld mit thieren kaͤmpften, welches ihnen zum schimpf gereichte1762 Wiesand 616Faksimile - in Google Books
- wenn ein angeschuldigter das ihm von dem richter bewiesene unrecht zu beweisen im stande ist, so kann ... wegen des erlittenen schimpfs auf genugthuung klagen1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 1026
- der bloße strafpfahl folgt nur auf geringe verbrechen, und zieht keine eigentliche ehrlosigkeit, sondern hoͤchstens einen solchen schimpf nach sich, welcher infamia facti genannt zu werden pflegt1805 RepRecht XII 81Faksimile (ca. 379 KB)
IV
Täuschung, Betrug
- dat mense [die Bestimmungen] euwelike wel ende loyallike houde sonder scemp, sonder malengien ende sonder empechement, so hebbic ... dese letteren gheseghelet met minen propren seghele ute hanghende1327 AnnFlandre 19 (1867) 175