Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schindel

Schindel

, f.

dünnes Holzbrettchen zum ziegelartigen Decken von Dächern und Verkleiden von Außenwänden, auch: ähnlich geformter Dachziegel aus anderem Material (Lehm, Ried)

I in Bauvorschriften, im Bauhandwerk und in feuerpolizeilichen Auflagen
  • dat men ... na dem brande sal decken ... sin huse eder stelle mit schingelen vnd lemen bouen tho gestreken
    1310 Seibertz,UB. II 94
  • [Dächer sind zu decken] met schyndelen ende met leeme, ende andere oude huyse, dies niet en vermoeghen, met schyndelen ende daer leem dunne opghestrecken
    Ende 14. Jh. BredaRbr. 23
  • dat [Vordach] sel men decken mit scindel van ride ghemact of mit leijen of mit teghelen
    1406 LeidenKb. 5
  • aldus salmen de huse decken myt schindelen van leme off van cleye ghemaket, ende men sal de schindelen bouen begeten ende bestryken myd leme, alsoe alsie oppe de huse gheleghet synt
    1425 GroningenStB. 48
  • sol hinforder niemandes gestatt werden, mit schindeln zu decken, bey der selbigen bus eyner margk silbers, vnd das schindeldach wider abthun
    1540 JenaStO. Art. 48
  • die nüwen büw, so hier in der statt gemachet, soͤllendt nit mit schindlen sonder mit zieglen gedeckt werden
    1615 BernStR. VII 2 S. 763
  • da ... noch haͤuser, scheunen und staͤlle ... mit stroh, schindeln oder brettern gedeckt vorhanden, ... [sind] solche des foͤrdersamsten abzuschaffen, und die daͤcher mit ziegeln zu bedecken
    1776 v.Berg,PolR. VI 2 S. 633
  • ein gebäude, welches ganz oder zum theil mit einer leicht brennbaren materie, als schindeln, bretter, stroh, rohr, schilf u. d. m. gedeckt ist, kann für feuerfest nicht geachtet werden
    1794 PreußALR. II 8 § 2058
  • [ist bei Arbeiten am Dach] zur warnung der voruͤbergehenden ein schild von schindeln an einer schnur an den haͤusern herausgehaͤngt worden
    1806 HeidelbPolGes. 87
II als Handelsware
  • söllend die schindlen, ain jede burde oder zoll, hinfür an die leng ... ungevarlich 20 zöll haben
    1506/41 KonstanzWirtschR. 44
  • sy sollend die stecken, latten, bretter, schindlen nit hinweg füren, sy syen dann beschowt, und das mans verkoufen möge, zugelassen
    1526/38 KonstanzWirtschR. 96
  • scheien- und schindlenbschauer: es sein auch geordnet zwei herren des kleinen und einer des grossen rats, welche die scheyen und schindlen beschauen und so selbige nicht die rechte bestimmte länge haben ... lassen verbrennen
    1692 SchweizId. VIII 1620
  • schindel: ... sollen ... 32 einen buͤschel machen
    1817 RepStaatsVerwBaiern VI 196
III als Naturalabgabe
  • die auß dem ambt G. sullen alle jar ... zu sant jörigen tag ain tausent schintel ... geen hoff zu W. dienen
    1504 NÖsterr./ÖW. IX 705
  • so sollen die von E. alle jare vierthalb hondert schyndeln geben zu dem gedechs
    1561 Obermosel/GrW. II 290
  • es soll ouch ein yeder ... schuldig sin järlich zuo der pfruondt huss, darin er ist, zwen schatz schindlen ze tuon oder das gält dafür
    1568 SchweizId. VIII 1640
IV als Folterwerkzeug bei der Tortur
  • hat der hencker [zur tortur] ... eine gliehende schindel genommen, vnd ihm darmit vnter denen taumen der handt vnd vnter denen fußsohlen darmit gebrandt, warauff er also gleich angefangen zu bekennen
    2. Hälfte 17. Jh. SchrMährSchles. 12 (1859) 340
V symbolisch: der Heimfall eines Gutes wird mit drei umgedrehten Schindeln auf dem Dach gekennzeichnet
  • so gedachter herrschaft also ain haus oder grund verfelt [wegen nicht entrichteter Steuer], so werden auf desselben haus tach drey schintl und auf ainem grund drey wasen zu ainem zaichen solcher verfellung umbgelegt
    1570 ArchÖG. 94 (1905) 257
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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