Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Schlaf

1Schlaf

, m.


I der Zustand des Schlafens

I 1 als Ursache für die besondere Arg- und Wehrlosigkeit der schlafenden Person, die daher erhöhten rechtlichen Schutz erfährt, insb. um nicht Opfer einer Straftat zu werden
  • her enne monne offscheren ieftha barned to tander anda to spotte inna slepe aluen scillingar [(wird) einem Manne das Haar zu Schande und Spott im Schlafe abgeschoren oder abgesengt: elf Schillinge] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 168
  • bey derjenigen unzucht, die mit schlafenden oder besoffenen begangen wird, pfleget man gewoͤhnlich zu unterscheiden, ob der nothzuͤchtiger den rausch oder schlaf hinterlistig durch gewisse mittel verursachet hatte oder nicht
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 941
  • ist aber die feuersbrunst ... zu einer zeit angelegt worden, da die einwohner gewöhnlich schon im schlafe liegen: so hat der thäter die strafe des feuers verwirkt
    1794 PreußALR. II 20 § 1514
  • wenn ... einem im schlaf das seinige ohne alle gewalt genommen wird, so sind die gemeinen grundsaͤtze des diebstahls anzuwenden
    1805 RepRecht XII 178 Anm. m
I 2 als Entschuldigungsgrund eines an sich strafbaren oder verwerflichen Verhaltens im Schlaf
  • wenn die meyligung, die do geschiet ym slaffe an dem menschen, die ist nicht an ir selber für ein tot sund zw reiten, wann, wenn man ein tot sund will begen, so muz dor zw gehorn ein freies und ein wol bedachtes gemuet ... und dez mag nicht geschehen an einem slaffenden menschen
    1371/82 Martin v.Amberg Z. 715
  • ejn mensch daz seinew chind zu im in daz pett legt von frost oder chelten wegen, oder daz si ir fuͤrchtent vor den tiern, oder vor den wuͤrm, vnd sterbent die chinder pei in in dem pett, oder werdent in dem slaff erdrukt, so sint di eltern niht schuldig an dem tod. jedoch suͤllen si peicht vnd půzz enpfahen
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 868
  • wurd ein iunkfraw wider irn willen betruͤbt oder engentzt, oder geschaͤh ir daz in trunkenhait, oder in dem slaff, daz si da von niht west, so hiet si niht verlorn die tugent vnd den lon der iunkfrawleichen chaͤuschkait
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1334
  • want slaep excuseert naer rechte, tenwaere dat hyt ghewuene waere in zynen slaep te smytene, in welc cas hy behoort hem te wachten van by yemende te slapene, ende also doende en zoude niet gheexcuseert zyn
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 156
  • was ... im schlaff, trunkenheit, oder aus irrthum, unwissenheit und noth-zwang geschiehet, wird fuͤr kein verbrechen geachtet
    1751 CJBavCrim. I 1 § 4
  • muß man bey leuten, die schlafend verbrechen veruͤbet haben, dahin sehen, ob solches blos im schlaf ... oder waͤhrend einer nachtwanderung geschehen sey. in dem ersten fall kann nur sodann eine strafe statt finden, wenn der vorsatz ... des schlafenden gnugsam bewiesen werden koͤnnte
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 81
I 3 als menschliches Bedürfnis, hier eines Gefangenen
  • es moͤgen aber sollich todschleger in der kirchen verhuͤt, auch wo es not sein wolte, an ein keten geschmidt vnnd jne doch jr narung, auch jhr schlaf vnd rů kains wegs entzogen oder abgeschlagen werden
    1544 Perneder,Malef. 20v
II das Schlafen; hier als Pflicht für Vertreter best. Berufsgruppen, die für ihre (nächtliche) Arbeit ausgeschlafen sein müssen
  • welche nacht er [nachthiert] schaden tuott, so er nit den tag seinen gebüerenden schlaff gethonn, soll er allen den schaden zu bekeren schuldig sein
    1570 WürtLändlRQ. III 494
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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