Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schleiß

Schleiß

, m., Schleiße, f., Schliß, m.

mnd. mit Ablaut slete, slette; als späte Entlehnung aus dem Alem. Schließ 

I Abnutzung durch Gebrauch, Verschleiß; Kostenaufwand für verbrauchte Dinge, Unkosten; Schleiß leiden die Unkosten tragen (Beleg 1431)
  • se hebben des vorscreven ungiftigen werkes unde kummers mit K. vaste koͤste, slete unde schaden geleden
    1431 HildeshUB. IV 103
  • dat ... gesinde schal men uns halden mit allem slete und des iars twige to cledende
    1435 GöttingenUB. II 120
  • wente de lude mit mennigerleie unplicht uppe koste unde slete getogen werden ... dat neyment dem anderen schal oppergelt senden eften geven wen alleine sinder husfruwen ... mit malkem in sinem huse weren, by eynem nyen punde
    1440 HildeshUB. IV 326
  • schal nymant schepe buwen ... unde dat schipp vort nymande vorkopen buten der hense er to dem slete, by vorlust unde pene 3 mark goldes unde by vorlust der hense
    1447 HanseRez.2 III 194
  • das eyn iglicher der in Preussen newe schiffe bauet ..., der sol dem rathe der stat ... vorburgen, das dy nymant buszen der hense vor dem schlisse sullen verkauft werden bey der busse 3 mark goldes
    1452 HanseRez.2 IV 57
II Absatz, Verkauf im Kleinen
  • so en sal men ghene baerze, karpere noch snoeke ... vercopen anders ter slete bijnnen onser stat ... by ii ℔
    2. Hälfte 15. Jh. HarderwijkRbr. 13
  • das die weinzepper sich beclagten, sie hetten geinen scliss 
    1578 BuchWeinsberg III 24
  • zullen ... neering-doende personen, die haer waren ten slete leveren
    LeidenK. 1583 Art. 131
III Vergleich, Schlichtung (I) 
  • dat hie dat orloch erst vredede vnde brochte yt vort to slete vnde to sone in desser wyse, dat die erczebisscup G. deme rade ... gaff dat witte slot
    1360 BremGQ.(L.) 71
  • dar dan unse soneslude over vorsleten hebben, also des sletes een dechtnisse screven wart oppe wat papires
    1387 BremUB. IV 106
  • uppe dat nu desulven unse leven andechtigen und getruwen sodanner orer sake to rechtes uthdrage unde gutlikem slete komen mogen, so schullen ... wii binnen sesz weken ... mit der ... rechtesten schedunge tofallen
    1452 HamelnUB. II 187
  • dat wii ... ene vruntlike schedinghe unde slete hebben gemaket van alssodaner schelinghe unde twydracht
    1460 OstfriesUB. I 661
  • so is [bei einem Streit um ein Stück Land] ... ghesceyen unde entlick sceed unde slete tussen den beyden parten
    1475 OstfriesUB. II 49
  • dat in sodaner twistigen sake ... dorch middel vnd handel beider parte ... fruͤnde mit enen hebben tho einem entliken vnd ewigen slette gesettet
    1496 DithmUB. 91
  • efft en man vrigede ene frouwen ..., vnd er na güdere anstoruen, sunder liggende gründe, offt de man dar enen slete offte vrüntschop vmme makede, dat schal vullenkamen macht hebben
    DithmLR. 1539 Art. 111
IV in der Schweiz: das einer Person zustehende Nutzungsrecht

IV 1 Nießbrauchsrecht, Nutzungsrecht an Gütern ua. mit der Pflicht zum Erhalt in ordnungsgemäßem Zustand, insb. als Leibesgedinge (I) 
  • was ... umb schlis und verpenet gůt unser statt recht sye
    1500 BernStR. VII 1 S. 148
  • der schlyß sol also gefrygt syn, das weder der man noch das wyb die verthůn sollend moͤgen
    1512/13 BruggStR. 163
  • wenn aber die frow ... in eyner ee kind gehan, da sy von dem selben ... mann gar nüt, weder eygens noch schlyß, hette, vnd aber bym nachganden mann gůt überkhaͤm ..., doch keine khind gewunnind, vnd sy denselben man überlaͤpte, so sol nach irem abgang das alles halb deß mannes fründen werden
    1512/13 BruggStR. 164
  • wann ... die mutter das ligend gut zu einem schlyss ir läbenlang geerbt, und daher dieselben güter in mercklichen abgang und verböserung geraten ... sindt
    1595 Obersimmental(BernRQ.) 113
  • soͤllen ... ihre guͤtter ... vnder vns ... vnd der hingerichten person eheliche kinder ... (doch dem schliß, so dem eheman daruff gehoͤrig, ohne nachteil) glych vffgetheilt werden
    1616 WaadtStat. 260
  • [Übschr.:] von schlyss vnd schlyssrechten
    1. Hälfte 17. Jh. FreiburgÜMun. III Art. 370
  • begäbe sich, das ein ehemann synem andern wyb ein schlyss vergabet, wie ob vnd denselben satzte vf stuck die er synen kinden vf ehetagen zu vorus hätte vorbehalten, mag solcher schlyss auch mit recht vngültig gemacht werden
    1. Hälfte 17. Jh. FreiburgÜMun. III Art. 377
  • so der vater der mutter ein schleiß geordnet hätte, so soll sie darbei bleiben
    1659 Emmenthal 221
  • so ... derselben ehemenschen [ohne Nachkommen] hernach eines von dem anderen mit todt abgaht, ... sol das lebendige ... von des todten zůbrachten und erehrbten gůt für sein eigen gůt erben den vierten teil deßelben im minderen und im mehreren, das lybding oder schleiß aber außgesetzt
    1675 FrutigenStatR. 294
  • wann aber die kind in den stand der ehe getretten ..., so soll ... dem vatter oder der mutter mehr nicht als der halbe schleiß gebühren
    1715 MurtenStR. 493
  • wolte aber jemand zu volstrekung einer erlangten urtheil ein gutt, so ein drittmann schleißweiß besäße, mit schatzung angreiffen ... laßen, so ist ihme zwahr solches erlaubt, doch mag er sich deßen nicht in posses setzen, biß das zihl deß schleißes verfloßen
    1715 MurtenStR. 497
IV 2
lebenslängliches Wohnrecht der Witwe im Haus des verstorbenen Ehemannes
  • bey erbfaͤllen ... die wittwe hat den wittwensitz, den man schließ nennt
    1757 Ochs,Basel II 624
IV 3 Rente als Gegenleistung für die Überlassung von Vermögenswerten (etwa eines Geschäftes) zum Schleiß (IV 1); insb. zur Altersversorgung des überlebenden Ehegatten
  • wittmänner und wittfrauen, ... die aber sich ihres antheils an den gütheren entschlagen, und solche ihren kindern gegen einen schleiss oder gegen gülten abgetreten
    1775 Niedersimmental 191
  • die vermoͤgens- uebergaben sind ... in bezug auf den unterhalt des gebers ... einer vierfachen bestimmung empfaͤnglich, je nachdem ... der abgeber ... b) sich deßfalls eine bestimmte jaͤhrliche abgabe, schließ oder leibgeding genannt, bedingt
    1807 SammlBadStBl. I 990
V Störung einer Gerichtsverhandlung (durch vorzeitiges Verlassen)
bdv.: Dingslete
  • of hi [sculteten des eersten oordeels] in den ghedinghe ende gherechte verbieden mach slaghe, slete ende onlost
    1451 NlSsp. II 55
VI Holz-, Kienspan
  • nimant sal ... hauw adir gestroede füer zu nahe lege noch kin adir sleissen burne adir uffen ofen lasse ligen pena v sol.
    1455 KahlaUB. 93
  • daß wo man scheid oder schleißen brent, manchmahl große gefahr daraus entstehet
    1710 WürtLändlRQ. I 528
VII nicht mehr benötigte, umgenutzte Stücke Holz, hier wohl vom Abbruch eines Gebäudes
  • geen houdt, van ouden sleten gesleten ... en sal leggen op de straten ... op de boete
    1528 VerslOudeR. 3 (1898) 427
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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