Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schmachschrift

Schmachschrift

, f., Schmähschrift, f.

Schriftstück mit verleumderischem, ehrverletzendem Inhalt, tw. bebildert; Schmachschriften werden zumeist anonym verfasst und verbreitet; strafwürdig und zum Schadensersatz berechtigend
Sachhinweis: HRG.2 I, 1234ff., M. Lentz, Konflikt, Ehre, Ordnung. Untersuchungen z. d. Schmähbriefen u. Schandbildern (ca. 1350 bis 1600), Hannover 2004
  • welcher yemant durch schmehschrifft, zu latein libel famoss genant ... vnrechtlicher vnd vnschuldiger weyss laster vnd vbel zumist ..., derselbig bosshafftig lesterer sol ... mit der peen gestrafft werden, in welche er den vnschuldigen geschmechten durch sein ... lesterschrifft hat bringen woͤllen
    1507 BambHGO. Art. 134
  • schmeeschrifte up erlike lüde holden de olden vor eine peinlike halssake
    vor 1531 RügenLR. Kap. 94 § 7
  • woͤlcher schmach schrifften macht ... oder offenlich anschlecht, ... der soll an eeren, leib oder gůt ... gestrafft werden
    TirolLO. 1532 VIII 26
  • wer ain schmach schrift oder buͤchlin inn seinem hauß ... findet, der soll dasselb zerreissen
    1544 Perneder,Inst. 117r
  • man selle ... kain buch faylhaben, was dem abschid zu Augspurg ... zuwider sey, auch alle schmachschryfften ... gemalet geschnitzt gegossen [sollen] nit fayl gehabt noch vmtragen werden
    Mitte 16. Jh. FischerChr. 146
  • das niemand ... den dienern goͤttliches wortes, der obrigkeit noch seinem naͤchsten ihre dignitaͤt, hoheit, ehre, glimpf und gutes geruͤcht nicht antasten ... soll durch schmaͤhe-schriften, gesaͤnge, reime
    1577/83 LünebRef. 777
  • niemants soll einiche schmachschrift wider einen anderen schryben noch ... vßspreiten; ... welche derglichen [tun] ... söllend gliche straf lyden als die, wider welche ein sölliche schmachgschrift vßgangen, im fhall die fürgegäbne that sich vff sy erfunden, verdient hettind
    1620/21 BruggStR. 222
  • wer schmachbrieff von solchen persohnen machet, welche allzeit eines guten nahmens, und in hohen ehren gewesen, ... ist schwaͤrlich zustraffen. ... die straff [wird] gelindert ... wann der thaͤter in seiner schmachschrifft ein geringe persohn eines kleinen lasters bezuͤchtige
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 93 § 6
  • denen [Buchdruckern u. -händlern] sollen solche buͤcher, schmehe- und schandschrifften oder gemeels abgenommen ... werden
    1696 JülichPolO. 6
  • ejn pasquill oder schmachschrifft wird genambset, wann jemand einem anderen in einer schrifft oder gemaͤld zu seiner grossen unehr und beschimpfung ein schand, laster und ubelthat zumißt
    1709 Mutach 143
  • unter ... schmachschriften [werden] all - oͤffentlich angeheftete, oder in anderweg ausgebreitete ehrenruͤhrige zetteln, gedichte, gesaͤnger, gemaͤhlde ... einbegriffen
    1769 CCTher. 101 § 1
  • der druck der schmäh- und spottschriften wider die religion ... ist eben so wenig, als der druck schandbarer und den guten sitten zuwiderlaufender schriften zu gestatten
    1779 CSax. I 1073
  • die schmähschrift selbst soll der gerichtsdiener, in gegenwart des verfassers, und dreyer von dem beleidigten gewählten zeugen, vor dem versammelten gerichte zerreißen, und mit füßen treten
    1794 PreußALR. II 20 § 620
  • zur sicherung der ehre und moralität haben die reichsgesetze ... den verkauf aller der religion und den guten sitten nachtheiliger bücher ..., aller schmäh- und lästerschriften, karten, kupferstiche verbothen, zugleich ... verordnet, dass keine winkeldrukereien gedultet ... werden sollen
    1804 Gönner,StaatsR. 562
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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