Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schmerz

Schmerz

, m., f.

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körperliches oder seelisches Leiden, Pein; Verletzung, Wunde

I von jm. zugefügt; bisweilen mit hieraus resultierenden Ansprüchen; auch: Schadensersatz für erlittene Verletzung bzw. Körperschäden (Belege 1410, 15. Jh., 1513, 1574), sowie der Anspruch darauf (Beleg 1370) und die Klage (Belege 1370 [Hs. 1545], Anf. 15. Jh.)
  • ist iz abir, daz di wunden, di die ersten kleger haben, daz di blutrunste sin unde dort iensit eine kampere wunde ist ader me, di behalden di erste clage mit der kamperen wunden zu rechte, si haben geklagit oder nicht, wende si den grosten smercen haben; so muz man in antwerten umme di kampere wunden zu rechte
    um 1300 FreibergStR. 27 § 3
  • dat O. ... ghelden sal ... hore smerte ende hore smade neghen vout
    1320 Schwartzenberg I 162
  • wer dem andern ... eyniche gelydt brichet ..., der ist vns entfallen L ß ℔; vnd jeme schaiden, smertzen uffrichten, also meyger vnd scheffen duncket mogelich sin
    1321 Saarbrücken/GrW. II 5
  • ob gener [Verwundeter] ... vor gerichte clagot, ist recht, das er [Verwunder] im für sinen smerzen gebe. drü. phunt [sowie Bußgeld an Herrn und Stadt]
    1331 Schauberg,Z. 2 (1847) 117
  • ab eyn man vorszmerczet wyrt ..., so sal her seynen ßmerczen den burgeren czw wÿssen tuͤn vnd dÿ sullen ÿm eyn richter setzenn ... vnd ob der selbschuldige den richter vorßmerczen wolde vnd wolde seyne sache alczwhant dem grofen clagen, wÿr wellen, daß her seyne sache vnd seynen ßmercz verlorn habe
    1370 ZipsR. I 87
  • ob ein man versmerczet wuͤrde ... vnd queme vor den richter gelawfen vnd synen smerszen wolde suchen, so sal der richter ym keyn recht thun an seyner eldisten czwen
    1370 (Hs. 15. Jh.) ZipsR. I 54
  • wo tzwen richter schmertzen beschawen ..., szo szoll der rÿchter 6. groschen daruon nemenn, die szoll der wuntte geben ... szo szollen die rÿchter den schmertzen in 4. wochen vor den groffenn bringen
    1370 (Hs. 1545) ZipsR. I 236
  • wer ieman verwundet in dem banne oder in unser stat, der sol dem, der also verwundet wurt, den scherer abelegen und sinen smertzen 
    1374/1401 SchlettstStR. 287
  • wer dem anderen eyne wunde in synem bozen vorsaze tete ... und der cleger sine smerze mit richter und mit scheppen beleyte, dy mussten dy wunden vorsuchen, ader sunderlich irer gesworen arzt
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 399
  • dat hem aldair een dach van rechte gheleit is sijn smarte te heren
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 162
  • rijst die smarte 
    1410 BrielRb. 167
  • er [sponsus oder eeman] mag on seins vatters willenn das eebrechen straffen vnd rach seins eygen schmertzen bitten
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 133v
  • den schmertzen ist er [Verwunder] ime [Verwundeten] nit gebunden abzulegen
    1437 LaufenburgStR. 191
  • was auch die oberkait des spittaͧls zů ainer jegtlichen sach um schmachaidt, schmertzen und arzatlon schoͤpfen, des hand sie vollen gewalt
    15. Jh. WürtLändlRQ. II 147
  • wo aber der versert für soͤlliche ... schmaͤrczen ze vil vorderte, daͮ sol vns ... soͤllichen schmaͤrczens [gemaͮssete werden]
    1513 BruggStR. 125
  • [wirdet weder] dem belaidigten der schmertzen noch die geliten ... ungeschaffenhait taxirt oder belegt, dann nach sag der recht ist niemant sein glider herr
    1521 WindsheimRef. 181
  • N. [soll] dem wyberlin [eine Prostituierte, die er auf offener Straße mit dem Schwert angegriffen hat] für sin erlittnen schrägken und schmärzen [2 pfd erleggen]
    1536 SchweizId. IX 998
  • syn smarte und meisterloen daervoer betalen
    1574 DrentheGoorspr. II 162
  • smerte te boeten na landtrechte
    1598 DrentheGoorspr. V 86
  • seinnttnmalln der G. seinenn schmerczen hat nicht lassen beschawen durch die geswaren scheppen, als recht ist, denselben schmerczen vrtail wir nit noch vnserm rechten
    16. Jh. IglauOberhof 330
  • ob nun wohl die römischen rechte bey empfangenen wunden für die schmerzen keine vergeltung eintreten lassen, dieselben auch für einen schaden nicht anzusehen seyn mögten, so vernehmen wir jedoch ganz gern, daß in unsern gerichten auch dafür dem beleidigten eine genugthuung zuerkannt wird
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 50 § 5
II bei Strafen und Folter
  • wo auch eyniche oberkeyt oder richter inn solchem [unerlaubte Folter] überfüren, sollen die dem so also wider recht, on die bewisen anzeygung, gemartert wer, seiner schmach schmertzen, kosten vnd schaden, der gebüre ergetzung zuthun schuldig sein
    1532 CCC.(Schöffer) Art. 20
  • so der angeklagte von der klage loß geschlagen wurde, daß er jhm nicht allein seine zehrung vnd vnkosten bezahlen, sondern auch fur seine schmertze vnd schimpff ... abtracht thun
    EiderstLR. 1591 IV 4 § 2
  • die peinlichen strafen sind ... entweder lebens- oder leibesstrafen. die lebensstrafen sind entweder solche, da der missethaͤter noch vor der toͤdtung gewisse schmerzen ausstehen muß, oder nicht. diese art der lebensstrafen nennet man poenas capitales simplices, und jene poenas capitales qualificatas
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 108
III erlittener Schmerz; als Grund dafür, eine Strafe zu mildern oder von ihr abzusehen
  • so ain man sein weib im eebruch ergriffen vnd dieselben auß gwaltigem vbergehen des zorns, vnd anligenden schmertzens vmbgebracht hette, ... soll er darumb nit getoͤdt werden, dann ehs zum hoͤchsten beschwerlich, ainen so billichen gerechten schmertzen zů temperieren
    1544 Perneder,Malef. 12v
  • welcher sich selbs ... den todt an thet ... auß vngedult des schmertzens oder auß verdruß des lebens ..., [den] soll man ... nit straffen
    1550 Gobler,Rsp. 224r
  • H. in guete ermahnet, freiwillig zubekennen vnd sich schimpfs vnnd spots auch pein und schmertz zuentheben
    1636 HexverhProt. I 108
IV in Eidesformeln
  • ich [keyser] schwere ..., das ich ein redlich conscientia wil haben vnd behalten, vnd den redlichen dinst meines allerhoͤhesten herren in dem ampt, das mir ... befohlen ist, vnd wil allen schmertzen entpfahen ohn betrug vnd ohn allerley argelist
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. VII 3, 4
V
als Teil der Dienstpflicht
  • einem soldner zu N. an seinen schmerzen zur steüre 4 pf.
    1474 Ochs,Basel IV 282
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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