Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schnitt

Schnitt

, m., f., n., (Schnede), m., f.


I Korn-, Heuernte; auch: Erntezeit, ua. als Anlass für Gerichtsferien
Sachhinweis: Weinhold,Monatn. 54
  • daz ... A. vnd sein erbnͤ ... alle iarͤ gebnͤ sullnͤ ... zu osternͤ ... zwaintzich aiger, in dem snyte zwai huͤnrͤ
    1313 BrixenUrk. I 203
  • so schol ... W., sein hausvraw vnt sein erben allen den nutz ab nemen ab der ... halben huͤb vnt ab der muͤl vntz nach dem snit 
    1332 OÖUB. VI 68
  • man sol gemain varen in dem snit, wen die leut in das snit varent
    1450 NÖsterr./ÖW. VII 927
  • von froͤnern im snytt 
    1465 CadolzburgSalB. 12
  • vom dreizehenden tag des monats iulij ferien der ernn vnnd schnidts, biß nach laurentij, vnd also an den eylfften tag augusti
    MainzHofGO. 1516/21 F ij r
  • zu zeyt des schnidts oder ernden ... soll keyn ordenlich gericht gehalten ... werden
    1539 HennebLO. I 3, 5
  • doch möchten sie [pfarher] zur zeit der ernte und des schnits, do die erbeit ufm felde so gar nötig, damit [predigt] innehalten
    1552 Plauen/Sehling,EvKO. I 2 S. 154
  • desgleichen hat sich der beklagte im rechten zu beschuͤtzen, wo er auff zeit fuͤrgeladen, darinne nicht sol gerichte gesessen werden, als in der ernden oder der zeit des schnittes 
    1561 Rotschitz 18r
  • es sollen ... die rechtstaͤg vor mittag also auch sumerszeiten nit aufgehebt ... doch der gerichtslewͧt in der genoͤttigen arbait des mads, schnidts oder wymmets in gemainen sachen souil one sunndere eehafft moeglich verschont werden
    TirolLO. 1573 II 40
  • so, daß schnit wirdt, so ainer dem andern unter die mändl treibt, so ist es alles verbotten
    1600 NÖsterr./ÖW. VIII 939
  • das hinfuhro alle jahr ... zur zeit, da die schnit veranstaltet wird, ... dieses pannbuch auf dem rathhaus ... abgelösen werden solle
    1753 NÖsterr./ÖW. IX 249
II (formgebender) Zuschnitt von Stoff, Pelz oder Leder; auch: Meisterstück bei den Schneidern (I), Kürschnern und Schuhmachern; bei seinem Schnitt verbüßen mit Zunftausschluss büßen
  • ofte jemant wolde nye vunde vinden yegen desse ghesette de dorch nutticheit willen unser kumpenyen sint in ghesettet, de schal dat vorboten by syneme snede, also vaken he dat deyt
    2. Hälfte 14. Jh. Fock,RügPommG. IV 214
  • dartzu sol er seinen schnidt beweisen in gegenwertigkeit der viermeister
    1459 LeipzInnO. 24
  • wenn ein frembd ghezelle keme und wolle sniden up des mesters taffel, und wenn he den schnede gedaen hefft, so schall he gefen ene tafel waßes und elffe schware dahler
    1459 (Hs. 18. Jh.) MindenStR. 259
  • [Einwohner sollen] weder an kleydungen, gepennden, geschmucke ... eynicherley besonnder schnydt oder newigkeit nyt für nemen
    vor 1480 Nürnberg/Eisenbart,KleidO. 80
  • wo sie die ... vermoͤgenlichen burgers soͤne jre hosen von wegen jr jugendt zerschnitten haben woͤlten, das sie die zimlich vnnd mit glatten schnitten zerschneiden lassen
    1552 WürtNLO. 29v
  • meister sone und die, so des meisters tochter oder wittwe zu ehe nemen, [werden] des schnitts gefreiet
    1561 Eisenberg/Wissell,Hdw.2 II 43
III Tuchverkauf, auch als Detail-, Ellenverkauf; zu (dem) Schnitt (aus)verkaufen in kleinerer Menge/nach der Elle (weiter)verkaufen
bdv.: Schneide (III), Tuchausschnitt, Tuchschnitt
  • so hayn wir gesat inde verdragen, soweilch schroder ove schorre eynich gewant ze snede usverkoift inbinnen den gedemen, inbůszen ove in syme hůs ove anderswar ... dat hey syne broderschaf verloyren hait
    1. Hälfte 14. Jh. KölnZftUrk. II 175
  • dy borger sullen eyme, der da gewand snide wel, odir zwein, dy ... ungesunderte geselleschafte an den tüchen unn sneten mit einander haben ... eyn gademen vor tzwene unn tzweintzig schillinge ... vormiten
    1369 ArnstadtUB. 119
  • so wyllen se nicht liden, dat unse coplude vorkopen ere lakene to der snede 
    1378 HanseRez. III 90
  • en sal nyement snede houden van laken buten Breda in mijns heeren lande op 100 scelling
    Ende 14. Jh. BredaRbr. 10
  • sunder den kopman met dem snede des wandes und oͤrer gerechticheid nu und alle tyd beweren und betemen laten
    1454 DuderstadtUB. 243
  • so wie in den jairmerkten to snede steet, sall geuen van der steden iii sch. und verkocht hy dan eynich gewant heel, daraff sall hy to stryken geuen van elker laken wipink ii d. gelick bynnen lude
    2. Hälfte 15. Jh. (Hs.) NrhAnn. 8 (1860) 26
  • ock scholde ein ider [Gewandschneider], de den snede bruken wolde, vor den ingangk und ock jahrlickes dem rahde einen benannten penninck geven, so also he mit dem rahde konde averein kamen
    1524 BremWB. IV 890
IV im Tuchhandel: ein Breitenmaß für Tuch
  • die grobgrüne [sayen] sollen geschoren werden 39 brabandische ellen lang die duppelte schnede, die enckelte schnede aber 20 brabantische ellen lang geschoren werden
    1613 HambZftRolle 213
V im Bäckerhandwerk: Aufschneiden von Brot zur Qualitätsprüfung
  • dri stunt sal man ir brot sniden in der wochen zu rechte. daz sal tun der richter, unde der burger ... unde di meistere ... unde daz brot sal man denne nicht thurer geben, den alse man iz setzet mit deme snite 
    um 1300 FreibergStR. 42 § 2
  • so eyn burgermeister umb gain wurde, den snyd zu besehen, und nyt funde, alß billich syn sulte, welcher da in bruichich funden wurde, sal verfallen syn in eyn boiß eyns halben gulden
    1486 Bär,Koblenz 244
VI
bei Goldschmiedestücken: kleine Kerbe, zur Sichtbarmachung (bloßer) Vergoldung
  • [die goltsmede] sullen ouch keynen messing vergulden noch kein koppfer zu beiden seiten, es sey danne das sy eynen snyd dorin thun, dorbey man es erkennen mag
    um 1466 FreibergStR. Zus. 9 § 2
VII Kerbe in einem Kerbholz (I), Schreibbrett (II) 
  • niemant wissens, ob der schnidt gulden, pfundt oder schilling bedeut
    1559 Kramer,BaBüUfrk. 176
VIII Grenze, Grenzverlauf, -markierung; Schnede gehen/umziehen einen Grenzumgang machen
  • Letter marke & Mervelder marke, que divisio dicitur sneda vulgari nomine
    1316 Kindlinger,MünsterBeitr. I Urk. 20
  • we ... hebbet dat holt unde de bleke unde de snede ghetekenet myt crücehowende unde ghemalet, alse se eweliken to ener landwere bliven scholen
    1341 HannovUB. 212
  • se ore endinghe vnde snede in rauwegher besate hebben ghehat
    1392 MarienrodeUB. 399
  • uppe de siden des gravens, den de rad unde stad to H. unde dat closter to M. eyndrechtliken ... to eyner ewigen snede gegraven unde gemaket hebben
    1445 HHildeshUB. IV 499
  • vth beiden burschapen ... de eldesten ... howeden ... eyne sneden 
    1480 ArchWestf. 4 (1831) 168
  • na dem dat twyschen enem vnd W.C. wederparte beyde yegenwordich van seuen tuechbaer vnberochtygen mannen ... eyne rechte snede gedaen vnd getogen sy
    1480 ArchWestf. 4 (1831) 171
  • denselven snehen beß up den neisten sypen, sich snehet an de westziet an den Burer wegh
    1525 InvNichtstaatlArchWestf.2 IV 92
  • ferner gefragt, wo sich itzgedachter schomburgischer wald scheide, eingebracht durch alden J.R., bouen dem walde ahn bis an die schnede 
    1561 Freudenstein,WaldSchaumburg 89
  • haben sie sich der grentze halber ... vorgleichet, das die snede die ecke aus bis an die hohen eichen ... gehen sol in aller massen, wie solliche snede verstenet unde mit hugelen begraben oder mit maeleumen bezeichnet werden sol
    1569 HamelnUB. II 650
  • das sie ... die neuwen schnehe zwisschen irhen marken und welden mith steinen besetzt vnd creutzbäumen behauwen
    1571 Viegener,WaldmRüthen 207
  • syn de holtgenahten ferner de schnede gegangen
    1575 StadeJb. 1955 S. 75
  • es soll der burgermeister ... neben einem ersamen rhatt vnd gantzer gemeinen burgerschaft der stadt veldtmarckt und schnede vmbziehen ... damit man jn gutter gedechtnuß behalten, war vnser landt marck, schneede vnd waldemein hergehe
    1608 Seibertz,UB. III 325
  • anno 1573 ... sein die herren des raths mit ... jungen bürgern ... hinaus gezogen ... bis so weit die hannöverische huet und weyde kehret, und haben dar den schnede gezogen
    1. Hälfte 17. Jh. HannovChr. 217
  • wegen verschiedener irrungen und streitigkeiten ... hatte man es für nötig befunden, diese seit 1632 nicht bezogene schnede ... wieder aufzusuchen
    1775 Ehlert,Amelinghausen 8
  • [Strafe für] schneden oder mahlsteine veraͤndern oder verruͤcken: 5 rthlr.
    1783 Spangenb.,Hann. III 128
IX Landeinschnitt
  • dat men groot proffijt doet ende wederstaet de snede van den stroeme; in Ardenbuerch-ambocht bewesten ende beoosten der Eede, daer groten stroom ende snede is, met steenen hoofden te worpene
    1431 BijdrZVlaand. 6 (1863) 262
X Schneiden (VIII) am lebenden Körper, Operieren; hier: an der Zunge eines Hundes, wo angeblich eine best. Sehne für die Tollwut empfänglich macht
  • man zahlt in staͤdten für den schnitt [zur Entfernung des Tollwurms bei Hunden] 2 groschen und auf dem lande 1 groschen, nebst einem groschen fuͤr den zettel
    1785 Fischer,KamPolR. II 762
XI durch Schneiden (III) entstandener Schlitz; hier für den Echtheitsbeweis einer Urkunde
  • eine abschrift eines original-vergleichs uͤber frohndienste de 1642, in welchem schnitte uͤber das kreuz gemacht sind
    1780 Mader,ReichsrMag. IV 302
XII in Form geschnittener Zierstein
XIII scharfer Teil eines Schneidewerkzeuges
bdv.: Schneide (I)
  • solle ... deß abgeleibten erben die fechßung haben, so sich der todfahl ... nach ersten weingart-schniet ... begeben; den welcher den stockh mit den schnidt beruͤhrt ... desselben erben fechßen auch billich
    1599 NÖLREntw. V 164 § 12
XIV eine Abgabe
bdv.: Schnitz (II)
  • wan einer oder mehr allhier von Y. [sich] wolte für ein landtsman inkauffen, die sollen schuldig sein zu geben ... mit geding, dass sie sich fein fleissig und recht halten in fürfallenden occasionen, und sige mit schn[itt] zu geben
    1650 SchweizId. IX 1354
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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