Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schöffenstuhl
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, m.
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I
Sitzgelegenheit, auf der ein Schöffe während der Gerichtsverhandlung sitzt; auch: Amt, Position, Tätigkeit eines Schöffen am Schöffenstuhl (II); das Amt ist oft in den schöffenbaren Geschlechtern vererbbar, kann aber auch als Last auf einer Liegenschaft ruhen (Beleg 1544); den Schöffenstuhl besitzen das Schöffenamt ausüben
- in deme gerichte mut he [scepenbare vri man] antwerden, dar sin hantgemal binnen leget. hevet he scepen stul dar, he is dar ok dingplichtich. die's scepenen stules dar aver nicht ne hevet, de sal des hogesten richteres ding süken, svar he wonehaft is1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 26 § 2
- wer den scheffen stul besitzet, der sal sin ober die jar der bescheidenheide1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) I 10
- den nuwen scheffen sall man setzen, wanne der ander affgewyst is ind gedynget uyss dem scheffenstoell1355/97 BergLR.(Dösseler) 147
- wanne auch ein scheffen zu Frankenfurt sturbe odir synen scheffenstul uflieze ... sullen die andern scheffenen ... bynnen zwein manden ... einen andern ebern scheffen kiesen1366 Keutgen,Urk. 242Faksimile (ca. 105 KB)
- da gebote der schulteisz dem voite und schopfen, das iglicher sein schoffenstule besesze, ... da die stule besatzt waren, da heget er das gericht1394 Franken/GrW. VI 72Faksimile (ca. 293 KB)
- stirbet denne ein schephe und lest einen lehnerben, daz ist der son, an den gevellit daz schepphinammecht; hot er des sones nicht; er erbit den schepphinstul an den nehisten eldisten ebinbortigen swertmogenEnde 14. Jh. GlWeichb. 250Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- hantgemal ist anders nicht, wenne das gericht, do er schepphe zu ist, ader sien solde, ab do keiner nehir uz sinem geslechte were; unde ist darumme sin hantgemal, das er ader sine eldern mit der hant do uff den heiligen zu rechten gesworen haben, unde das er noch wol habe das zeichen an dem schepphinstule, unde dorffen dorumme nicht antwertenEnde 14. Jh. GlWeichb. 330Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- hat her [Schöffe] nicht sones, der sinen scepen stůel besitze, so erbe in sines vater neiste machum 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) Art. 286b [Kz2]
- die koetter sullenn irenn scheffenstuyl seluer besytzenn vnd ir wort seluer doin vnd neimantz vm loin1454 NrhArch. 7 (1870) 298
- alle schöffen des ... [altenhaselauer] gerichts ... haben uf ihre eyd, so sie auf den ... schöffenstuhl gethan, gesagt1461 GrW. III 418Faksimile (ca. 305 KB)
- [E.] sall mit recht synen scepenstoel dairmede [groete oeveldat] verbroeckt ende verwracht hebben1461 RoermondHoofdger. 3
- wem der scheffenstoel nyt gelegen enwere zu besytzen, der mach yn uff geben und bussent den hoff von R. ziehen wonen1462 CoutLuxemb. I 117Faksimile - in Google Books
- ein igklich scheffen zu O., der usser dem ratte daselbst von den schoffen zu dem schoffen stule gekorn würdt, sol geloben ... recht gericht zu haltten und recht urteyl zu sprechen dem armen, alß dem reichen15. Jh. OppenhStB. 221
- die zweyn alten scheffen, so yetz ir scheffenstuel erlaissen werde1512 LuxembW.(Majerus) I 385
- [zwei Bauern sind] vor etlichen ihren inhabenden güttern ein schöpffenstuhl zu verwesen schuldig1544 DRWArch.
- in diesem dorf ist doch der alte gebrauch, daß die gemeine männer alle gerichtsleut oder scheffen seind, es wäre denn jemandts, der seinen scheffenstuhl mit hand oder mit mund verwirket1553 Blieskastel 29
- man gebeut dem frommen scheffen, daß er nit in sein scheffenstuhl soll sitzen, er tue es dan mit verlaub seines richters1578 RhW. II 1 S. 200Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- sin zu A. am dinkstoil und gericht veir scheffen, vor etlichen wechen neu erwelt, ... in den scheffenstoil gesatzst1581 BuchWeinsberg III 90Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- were, dass ein scheffen ... sich mishilte ... vnd den scheffenstaul verwirckte, hetten ir gnaden den selbigen verbrecher dess scheffenstaulss vnd auch dess stocks der lehengeutter, daruff er ein scheffen erwellet, zu entsetzen1594 Mosel/GrW. II 812Faksimile (ca. 223 KB)
- alsdan [der neue Schöffe] den scheffenaid praestiret und demnach in ... tumbcapituls namen selbiger ban und fried getan, folgends ... in den scheffenstuhl gesetzt wird1635 RhW. II 2 S. 182Faksimile (ca. 171 KB)
- nach verlesenem urtheile nimmt der schulzendiener sein weiß stöckchen und schlägt damit für sich auf die lehne des schöppenstuhls, zum zeichen, daß das urtheil gefälletvor 1708 Löschin,BeitrDanzig III 72
II 1
ländl. oder städt. Gericht erster Instanz; voller Schöffenstuhl vollständig besetztes Schöffengericht (Beleg 1366/1424), auch: erweitertes Schöffenkollegium (Beleg 17. Jh.); halber Schöffenstuhl Schöffengericht, das mit der Hälfte der Schöffen (als vorgeschriebener Mindestanzahl) besetzt ist; einige Stadtgerichte wirken zugleich als Schöffenstuhl (II 2)
- dat de schepenen des bisschops ende de schepenen des hertoghs schuldich zyn te dinghen op eene bancke; ... ende als die twee schepenstoelen sullen te gaeder te doen hebben, soo moeten sy aldaer by een comen om van hunne gemeyne saecken te tracteren1283 CoutMaestricht 9Faksimile - in Google Books
- sall seyn der scheffen fierzehen zu eim follen scheffenstule und seben zu eim halben scheffenstule und wanne der scheffen under seben ist, so moigen sye kein haftig urteil sprechen sunder bewilligunge der parthien1366/1424 KoblenzGB. 76Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- zu dem scheppinstule, do er schepphinbar von ist, do mag er sich wol zihn mit sinem eydeEnde 14. Jh. GlWeichb. 330Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- ist, das einer oder mehr dae seind, die scheffen werden sullen, die geloben sullent in des vogts hand, in des lehenhern wegen vnd in des vogts wegen, dem scheffenstuel mit andern iren genossen gehorsam vnd recht zu thun14. Jh.? Kröv/GrW. II 371Faksimile (ca. 212 KB)
- [Eid:] dat he hult ind getruw sijn sole dem scheffendom, dem scheffenstoyll bystendich, hayll zo halden ... dat he kuntdoyn sall den scheffen ... off he ergen sprechen hort, dat weder des scheffendoms reycht ind ere is1435 KölnAkten I 756Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- want der scheffenstoel nyet voel, sunder an scheffen gebrechlich gewest is1443 SiegburgWQ. 89Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- [haben sich die Schöffen] bedacht bey ihren dem scheffenstull gethanen eyden1476 (Hs. 1630) Westerwald/GrW. I 616Faksimile (ca. 249 KB)
- [Schöffeneid:] do ir dem richter, der stat, den leuten recht ortil finden wolt und den scheppenstul noch magdburgischem rechte vorstehenum 1490 RechterWeg I 32
- folgt hernach das scheffen weisthumb des scheffenstuls zu T.1539 TrierWQ. 32Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- der scheffen ist erstlich gefragt, ob der scheffenstoil gantz vnd wie recht volkommen sey, vnd auch ob die scheffen alle gegenwertigh sein1554 Obermosel/GrW. II 276Faksimile (ca. 268 KB)
- [soll der Schultheiß einer anderen Herrschaft] als einem lausterer neben dem schöffenstuhl stehen, und lausteren uf seiner herrschaft sondern gerechtigkedt1570 ArchUFrk. 23 (1875/76) 415
- in gevalle den schepenstoel niet beset en is met competent getal ... moet den stoel gerenforceert worden met schepenen uyt andere bancken1595? CoutLooz II 404
- weil wir ... einen schoepffenstuel allhier bestellet, bey welchem sich vnsere landschafft in burglichen vnnd peynlichen sachen, deß rechten hinfuero erholen vnnd belernen sollenCoburgHofGO. 1598 Vorrede A iiijrVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- man soll kein unerfahrnen mann jm schöppen stuel beysitzen landesrecht1628 Apel,Collect. 122
- [in außerordentlichen Fällen bilden die 4 Bürgermeister, die 12 Ratmannen, Vogt und Schöffen den] vollen schöppenstuhl17. Jh. ZSchles. 14 (1878) 533
II 2
Schöffenkollegium, das in strittigen Rechtsfragen eine rechtsbelehrende und gutachterliche Funktion als Oberhof (II) ausübt, auch für anfragende Gerichte im Zuge der Aktenversendung in einer Rechtssache eine Entscheidung trifft, die zunehmend Urteilscharakter annimmt; aufgrund der Doppelfunktion einiger Schöffenstühle offen zu II 1
bdv.:
Schöffengericht (II)
- dasz die selben faut vnd ... scheffen zu S. sollent syn vnder dem scheffenstule der ... stad zu Etteuil, durch nuwekeit ires nuwen scheffenstules [Bed. II 1] daselbis zu S., vnd auch vmb diese sache, dasz der selbir scheffenstul zu Elteuil nahe ist eyns ertzebischofs hofe, er recht da zu holen1383 Mittelrhein/GrW. I 545Faksimile (ca. 252 KB)
- davan [Rechtsstreit] die ... apt sich bewissen hatte an den scheffenstoil zu Bunne, as an dat heuft der ... scheffene, da sy yre ordele plegen zu hoilen1394 Köln/Wasserschleben,RQ. 171Faksimile (ca. 85 KB)
- [sind die Mitglieder der Juristenfakultät verpflichtet] etliche actu so dem scheppensthul alhir zugeschickt in iren serotinas disputationes geschickt pro et contra zu arguiren und sich eynes sententz darauf [zu] voreynigen1506/37 LeipzUnivUB. 321Faksimile - digitalisiert vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV)
- die verpfendung der guͤter wird in viel gerichten nicht gehalten, vnd auch im oͤbern hoffgerichte nicht, sondern alleine das geluͤbde an gerichts stad, vnd das ist genug. das helt auch der schoͤpffenstul Leipzig1541 König,Proz. 109rVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- es haben sich die scheppenstüele [Leipzig u. Wittenberg] mit einander verglichen, wan wegen verspieleten gelts oder guts rechtbelerung bei ihnen gesucht wird, das sie auf solche sachen vermügen sechsischen recht nicht sprechen wollen1571 Sachsen/QNPrivatR. I 2 S. 307
- sollen unsere commissarien die acten uf beider partey uncosten an eine unverdechtige universitet oder schöffenstuel umb belerung rechtens verschicken1574 HamelnUB. II 663
- es sollen stetiglich sechs schöppen im schöppenstuel sein1574 (Hs.) Leipzig/ZRG.2 Germ. 7 (1887) 111Faksimile - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
- schepen und assessorn des churfurstlichen brandenburgischen schepenstuels1581 BrandenbSchSt. II 3
- belehrungen der iuristenfacultaͤten oder schoͤpenstuelen, derer abspruchs sich der rath in ... dergleichen bedencklichen faͤllen [zauberey] soll gebrauchen1599 LauenburgStR. IV 3Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- [kurfürstl. befehl] die peinlichen sachen einig und allein in schoͤppen-stuhl nach Leipzig zum versprechen einzusenden1638 CAug. I 1134Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- [falls] unsere gelehrte raͤthe ... sich der urtheil nicht vergleichen koͤnten ... oder es die partheyen selbst ... begehren wuͤrden; so sollen die acta an eine unverdaͤchtige universitaͤt oder schoͤppen-stuhl, um rechts-belehrung, auf der partheyen uncosten, verschicket, und die urtheil darnach publiciret werden1639 BrschwLO. II 465Faksimile - in Google Books
- wohin die acta zu abfaßung eines urthels zu verschicken, soll ... von vice cantzler verordnet ... werden; jedoch bleibet den parten unbenommen, wieder eine und andere juristen facultæt oder schoͤppenstuhl zu excipiren1658 CCMarch. II 1 Sp. 153Faksimile - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin
- [Schöffeneid:] ich schwöre ... demnach ich zum assessor beim churf. brandenb. schöppenstuhl erwehlet ... dass ich ... männiglich, hohen und niedrigen standes, urthel und recht sprechen und ... die heimlichkeit des schöppenstuhls niemanden eröffnen ... will1692 Stölzel,GelRspr. I 331
- verordnung, daß alle in civil- und criminal-sachen ergangene acta, so viel moͤglich, im schoͤppenstuhl zu Jena zum spruch-rechtens versendet werden sollen1695 AltenburgSamml. I 177Faksimile - in Google Books
- [dass in zweifelhaften Fällen die Gerichte] nirgends andershin, es seye bey schoͤpffen-stuͤhlen oder universitaͤten, als zu ... unsern koͤniglichen appellations-tribunali ob dem koͤniglichen Prager schloß ... um rechtliche belehrnung zu recurriren ... gehalten seyn sollen1707 SudetenHGO. Einl.
- wir director und assessores des koͤniglich preußischen schoͤppen-stuhls im fuͤrstenthum M. attestiren auf gethanes ansuchen1741 Wigand,Minden II 61Faksimile - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB)
- den vier freien staͤdten [Frankfurt a.M., Lübeck, Bremen, Hamburg] steht das recht zu, sich unter einander uͤber die errichtung eines gemeinsamen obersten gerichtes zu vereinigen. bei ... [diesem] soll jeder der parteien gestattet seyn, auf die verschickung der acten an eine auswaͤrtige teutsche juristenfacultaͤt, oder an einen schoͤppenstuhl, zur abfassung des endurtheils anzutragen1815 AktWienKongr. II 486
III
Gerichtsbezirk eines Schöffenstuhls (II 1), später auch: Verwaltungsbezirk
- een ijegelic van den ... scepenen [sal] in den scepenstoele off in der stat vrijheit persoenlic ... wonen1404 CartSTrond II 171Faksimile - in Google Books
- [G.] war sonst nur ein starker flecken, oder ein ... betraͤchtliches dorf, welches aber mit den uͤbrigen des amtes in keiner verbindung stand, und daher zu keinem schoͤppenstuhle gehoͤrte1790/91 Gatterer,TechnolMag. I 2Faksimile - digitalisiert von der UB Bielefeld
- [das Amt Ahne] hat vier und einen halben schoͤppenstul ... die vier schoͤppenstuͤhle sind H., I., O. und H.; die doͤrfer D. und F. machen den halben stuhl aus18. Jh. HessenKassHB. I 147
V
Kirchenstuhl eines Schöffen
vgl.
Ratsstuhl (III)
- schöffenstuhl18. Jh. FriedbergGBl. 11 (1934) 143