Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schön

schön

, adj., adv., schon, adv.

auch schöne, schone 
Sachhinweis: A. Kress, Wortgeschichtliches zu schön (Bonn 1972)

I klar, hell, glänzend, leuchtend; bei schönem Tag (und scheinender Sonne) bei hellem Tageslicht, dh. (noch) am Tag iU. zur Nachtzeit; ua. bei Käufen angeführt zum Beweis des rechtmäßigen Erwerbs (iU. zu Diebesgut, das heimlich zur Nachtzeit ver- und gekauft wird)
  • that than is san after thiu sumer ginahid / uuarm endi uunsam endi uueder sconi 
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 4343 [hierher?]
  • so sal he sueri ..., daz he daz guit gicopht habi, bi schonimi tagi undi bie schinigir sunnin, undi sal dan demi man sin guit widirgebi, die duf giclagit heit
    um 1230 MühlhsnRb.2 120
  • dat [Opfern] daden se umme dat, dat in diu maninne genadich were und in scone naht gewe
    um 1260 SächsWChr. 80
  • daz sie [iuden] leihent auf diebic oder auf raubic gut daz shuln sie tun pei shoͤnem tage vnd vor ir tuͤr an offener stroze
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 239
  • swe enen kop verkoft, de mach den nicht wederspreken; men de den kop koft, de mach ene wedersprecken by sconen dage vnde by schyner sunnen, behaluen myt russen
    um 1300 RigaStR. 148
  • daz der antwurter den rok ... redleichen und recht, pei schönem tag auf freiem marcht fur raines guet gechauft hab, daz sol er besteten pei seinem aide
    um 1300 WienStRb. Art. 78
  • daz nyemant erlaubt sey di vorgenanten purger ze notten ze dhainem dienst ze streit verrer auzzevaren, denne, als si pei schonem liechten tag von iren hæwsern varen, daz si desselben tages pey der sunne schein wider haym gelazzen werden
    1. Drittel 14. Jh. (Übs.) WienRQ. 83
  • sol man ... kein korn niht koufen bi der naht, wan niur bi schœnem liehten tage, bi pene
    14. Jh. MeranStR. Art. 2
  • [buͤttel] sollen einen besessenen mann vorgebitten, dieweil es schoͤn tag ist und anders nicht, einen fremden und sein pferd moͤgen sie aufhalten zu aller zeit
    1577 Freiberg/Walch,Beitr. III 254
II
gutaussehend, hübsch, wohlgefällig; verführerisch; schöne Frau auch: Gesellschafterin; Prostituierte
  • ist schœn der rukke min
    2. Hälfte 13. Jh. GesAbenteuer II 345
  • sal[us] pop[uli] XXXVIII d. von ofen zu machen in der schonen frawen huser
    1370 ZSchwabNeuburg 4 (1877) 185
  • [Z. hat empfangen] alle jare eine atzung mit xii pferden ... was sie so verzeren, das sollen die hubener gelten, und sullen haben eine schone frawen
    1400 ArchUFrk. 37 (1895) 170
  • hertzog S. ... trib groß huererei mit schönen frawen
    1450/68 AugsbChr. II 43
  • daß sie ihren schoͤnen weibern zugefallen sich bey den kramern stecken in vnerschwingliche schulden
    1602 Albertinus,Hauspol. 150v
  • dazu eine schöne frau
    1738 ArchUFrk. 37 (1895) 161
III gesund (aussehend), frei von Krankheit (scheinend); unversehrt

III 1 von Menschen
  • sprichit abir die diep, daz min umi unrechti tu, undi mutit he diz heizin hisinis, so sal ... he tragi [ein ysin heizi] drie scrite ... heit he sich gubruit, so sal min un hai. is umi abir die hant scoini, so sal min su umi bisigili mit wachsi undi mit tuchin, unde sal in dan bihaldi dri tagi
    um 1230 MühlhsnRb.2 112
  • einen schönbrieff für E. metzigers von B., und ist nit not anzeziehen den gebresten so sy haben sol, denn dz sy schön und rein funden sye
    1475 BaselChr. III 284
III 2 von Tieren
  • ob aber ain fleischhacker ain swein kauft oder mer di da gar schön wärn an der zungen und inwendig nicht schön wärn, so sol er das selbig fleisch mit ainer gewissen schawen lassen
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 734
  • ist aber ein schwyn uff der zungen schön unnd inn wändig pfinig, so soll der, des das schwynn ist gsynn, dasselbig wider nemenn unnd dem koüffer das gëlt wider gäbenn unnd nit der schower
    vor 1590 ZürichZftG. I 399
IV stattlich, ebenmäßig (im Wuchs)

IV 1 von Menschen
  • waerso eyn man ... by den ... maghet slepe ende eyn kynt daer by teelde; of dat kynt schone wurde ende dat wyf ene beleuede, dat hese to echte neme; so enmochtese noch dat kynt ... eynen echten stoel besitten
    13. Jh.? Richth. 101
IV 2 von Bäumen, Büschen uä.
  • verwiestung des jungen aufschiessenden schenen poschachs unnd geraten stanngen ain zeit her beschechen
    1592? SalzbWaldO.(FRAustr.) 108
  • khan unser obristwaldmaister zu verhietung des unnuzen laubholz, auch damit der schwarzwald desto gleicher und schöner hernach wachse ..., mit discretion das prenen [des holzmaiss] und pauen doch nur auf ein schür bewilligen
    1659 SalzbWaldO.(FRAustr.) 142
  • [wer] seines gefallens das schenst und gröst holz herausschlag und das cleine, so hernach durch den wint ... umbgeworfen, und volgents unnutzlichen verderbt wirdt, stehen lassen wolte, der oder dieselben sollen ... gestraffet werden
    1688 Tirol/ÖW. II 288
V herrschaftlich, aufwändig, prachtvoll; auf feierliche Weise
  • abbrecher, die ... schone lebent mit dem roube, den sie an iu begent mit unrehter stiure
    um 1275 Berth.v.Regensb. I 58
  • der künic ... enphienc in herlichen unde schone 
    um 1275 Königebuch/Dsp.(Eckh.) S. 36
  • vnd schulen in da bestatten nach des ordens gewonhait schoͤne vnd brůderlichen
    1296 Unterdrauburg/CorpAltdtOrUrk. V 542
  • da hielt der keiser schone / mit der fursten plihte / hof unde ouch gerihte
    um 1300 HlElisabeth V. 3469
VI qualitativ hochwertig; gut, fein

VI 1 von Wasser: sauber, klar
  • laken die men root verwet ..., die en sal men niet scouwen dan mit brischen hout, ende die loghe sal wesen van goeder blicxer assche off pisse, off scoen water sonder loghe toe te doen
    1406/48 LeidenKb. 529
VI 2 von Brot: fein; aus feinem Mehl gemacht; auch: weiß
  • man sal ... brot, so man ez von weyze aller schoͤnest gemachen mak, ... zu pfruͤnde geben
    1277 HlElisabeth S. 48
  • sol ie der vrauwen geben ze ietwederm male eine halbe mazze wines vnde schone brot
    1280 Kirchheim/CorpAltdtOrUrk. I 369
  • aüch setzen ich ... iiii türnose ... armen lüden umme schone brot
    1383 DOrdHessenUB. III 162
  • wo auch zuzeiten ain pegkh schöner, oder pesser brot weder annder pegkhen pachen wurde, vnd aber dieselben anndern pegkhen ime daran verhindern, oder darumben straffen wolten, derselben anndern pegkhen, yeder soll zu peen verfallen sein, ain phundt phening
    1524 SalzbStPolO. 226
  • ist diß auch ... kein gůte policei ordnung, sonder ein mißbrauch vnder den beckern, so lang einer vnder jhnen noch brot hat, es sei verdorben oder nit, so doͤrffen die andern nit bachen noch feyl haben ... ist etwan ein schwangere fraw, ein frembd oder kranck mensch, daß gern eins frischen od sunst schoͤnen brots geniessen wolt, aber solt es verderben, moͤcht es in einer gantzen statt nit eins bekommen
    1550 Gobler,Rsp. 234r
  • solten die becker gut und schon wyß broit backenn, must man inen gestatten, das heller broit uff dreyzehenn loit zubacken, des konnten sie zukommen undt den flecken mit schonem, gutem und tuglichem wyß broit woill versehen
    16. Jh. RheingauLändlRQ. 74
VI 3 schönes Werk wie Schönwerk 
  • des gastis thusint schonis werckis, gibt einin halbin virdunk
    1327 BreslUB. 112
  • dar was enes verdendeles myn dan V dusen scones werkes, dat wolde ik L. vören to Gotlande
    1355 LivlUB. I2 Sp. 613
VI 4 von Speisen: gut, wohlschmeckend
VI 5 von Kleidern und Wäsche: fein, vornehm; weiß?; schönes Laken Tischtuch
  • welk ghildebruder van sunte johannis ghulde van dessen vorbenomeden koperen dartu gheeyschet wert, dy scal sunder weddersprake deylen dat scone laken in alzo vele deyl vnde stücke, alzo em ghedelick is, vmme eyn snyde ghelt
    1374 PrignitzUrk. 399
  • das man eynen ... burger sal rechtes helfen ... [usgenomen] ober schone gewandt und bierschulde
    1419 HanseRez. VII 9
  • voort id ghevalt dat discord off twist tusschen deme meester und scipmans is de meester sal bevelen dat scone laken up te nemen van wor den scipmans eer dat he ene uth zine scepe het gaen
    1537 FlandrCop9 S. 34
VI 6
von Ausrüstung: geeignet, gut
  • daz dekein bruder umme wapen oder cleider ..., die man im gibet, freveliche darnâch stunde, daz man im schoners oder bezzeres gebe
    1264 DOrdStat. 39
VI 7 von Fleisch: gesäubert, weiter verarbeitet, von unedlen Teilen befreit
  • ein kalbs fues schone gemacht 1 d. - ein kalbs fues nicht schone 1 hlr.
    1532/49 RheingauLändlRQ. 127
VII angemessen, passend, korrekt
  • der keiser rihte schone / beidiu witwen und weisen / vor aller hande vreisen
    12. Jh. Ernst V. 188
  • bij welcken recht hij dan bleeff, dat hom dat schoenste recht docht wesen
    1362 Nijhoff,Ged. II 221
  • si uns treulich und schoͤn bezalt haben zu rechter weil und zeit
    1394 Rockinger
  • dat ma disse sex ende tritich eden pligath ti lesane mit achte pundem om dat, dat ma hiara mislike swara wil. dit haet ma mi biaden alsoe schene, soe se omme engne fria fresa allerschenist ae beden sint [dass man diese sechsunddreißig Eide mit acht Pfund abzulösen pflegt, deshalb, weil man sie fälschlich schwören kann. Man trägt mir auf, diese (acht Pfund) so gut anzubieten, wie sie je für einen freien Friesen aufs allerbeste angeboten sind] 
    1464 (Hs.) WesterlauwersR. I 398
  • dairaf [Schuldklage] zijn zeere schoone decisien die zeere subtijl zijn
    1496 CoutBrab. II 2 S. 277
VIII nützlich, vorteilhaft, günstig; in Bezug auf Wind oder Wetter: gute Bedingungen bietend, zB. für Ernte, Viehaustrieb, für die Schiffsreise
  • alst [een scip] van dane varen scal, is de meester sculdich raed te nemen mit sinen sciplieden und ... sulck secht de wint es nicht gued, und sulck secht weder de wint is schoon unde gued, de meester is sculdich te overdraghen mit der meester menichten
    1537 Wisbysches Seerecht/FlandrCop9 S. 32
  • wann ainer außgeet und schneidt an parn, so soll er halten vierzechen tag bei schenem wetter, regnet es aber, so soll er hinnach vierzechen tag haben
    1584 ÖW. XIII 377
  • [wenn ein Haus wegen der Pest unter Quarantäne steht, soll man] das vieh, wann schoͤne zeit ist, im feld halten lassen
    1680 CAustr. I 539
IX von Schuld frei; unbescholten, ehrbar
  • [di munzmeistere] suchten mit gewalt in eines mannes huse, wen is der wirt nicht werte ..., waz si denne da inne vunden in siner gewalt ..., ab iz wol ungebe were unde ungerecht ... iz kan im nicht geschaden; he blibet ein schone man zu rechte darumme, daz si an rede unde ane recht gesuchet haben unde mit gewalt
    um 1300 FreibergStR. 38 § 7
  • habin M.F. dÿ scheppin aws gehegter banck gesawt, das her schon vnd fertig vor gehegter banck vnd ÿm keyn man keÿn solt nicht gebe
    1465 KrzemienicaSchB. 76
  • [K.] hot gestanden vor gehegtem dinge vnd hot gefreget, ap ÿm irkeyne man scholt gebe ... vnd hot gestanden als eÿn schön man
    1472 KrzemienicaSchB. 126
  • wenne ich gefengnis geledin habe von unschult ... und stehe alhie als ein schoner man, der ny obirwunden ist in keynen dingen, nu vorschauet in eurem rechte, ap ich nu icht nehr sey czu weren meynen hals, ere und gut, wenne mich ymandt obirczeugin moge, adir was recht sey?
    um 1490 RechterWeg I 96
X präzise, klar, treffend
XI bedeutend, beachtlich, weitreichend
  • gheprivilegiert van scoonen rechten
    1502 CoutGand II 78
  • neben andern schönen freiheiten
    1590 Steiermark/ÖW. X 59
  • die einwohner ... geniessen schoͤne freyheiten, auch die marckts-gerechtigkeit
    1768 Fäsi I 373
XII vollständig; ganz und gar
  • swes er si danne bewiset mit sinem eide, das ist er schone ledik
    1276 AugsbStR. Art. 72 § 2
  • habent si mier dar vmbe [Verkauf], ainlef phvnt phenning wienner mvnz gegeben der ich schoͤn vnd gæntzleich gewert bin
    1295 Wien/CorpAltdtOrUrk. III 386
  • han ich alles ... verchavfft dem edeln herren hern F.v.W. vmb svbentzch pfvnt, ... der ich avch aller schoen gewert pin
    1312 ZwettlGründungsg. 595
  • nu hy him gedient heeft die scoone zomer ende nu comt ende gheeft hem verlof tegen die winter ende jaecht hem ten huyse uut zonder eenich loon te geven
    1503 LeidenRbr. 313
XIII hoch; schönst bieten das höchste Gebot abgeben
  • die cleger sall dat guedt versetten voir sijn gelt ... ind en kan hijes nyet versetten, soe sall hijet verkoepen omb schoenste gelt
    1426/40 KleveStR. Art. 208
  • wart by schout, burghemeysteren ende goeden luyden ... bevolen F.V. den barbier, als schoenste biedende inder camer, na ouder ghewoonten, die voechdie van A.
    1473 Fruin,Dordrecht II 164
XIV seemannspr.
von Gewässern: frei von Klippen, Untiefen uä., daher gut und gefahrlos zu befahren
  • de wil setten under de Berlinges de sal vor de Ermitanye setten up 12 vadem unde mach komen van welker syden dat he wil wente id is all schone 
    2. Hälfte 15. Jh. Seebuch(Koppmann) VIII 14
  • de wil segelen to Viveris vor sutwesten wynde, de sal insegelen by den westhuke, unde is ene grote gholve unde is schone, unde sal insegelen so vere alse he wil, dar id eme best duncket unde setten uppe 10 ofte 12 vadem
    2. Hälfte 15. Jh. Seebuch(Koppmann) VIII 2
XV nur mnl.; Lehnübersetzung von frz. beau, belle 
bei Verwandtschaftsbezeichnungen zur Kennzeichnung angeheirateter Familienmitglieder; mit Herr und Frau zur Bezeichnung der Großeltern
  • sinen schonen sone van Bourgognen
    15. Jh. MnlWB. VII Sp. 635
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):