Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schrei

Schrei

, m., mnd. vereinzelt auch n.

ahd. screi glossiert lat. clamor, ululatus AhdGlWb. 547

I Gerüfte, Hilferuf, Klagegeschrei, Zetergeschrei
Sachhinweis: HRG.2 II 259

I 1 als unmittelbare Reaktion auf eine festgestellte Missetat; wer einen solchen Schrei vernimmt, wird Schreimann und ist ua. zur Verfolgung des Täters verpflichtet; zu Schrei werden beschrien (VIII 1) werden
  • were ok dat, dat eyn scryge umme brueke des vorgenanten vredes gesce, der scryge solen voͤlgen alle dey geyne, dey dat hoert unde vornemet, also vere alse sey doͤrven vor lives not
    1319 DortmUB. I 262
  • irhebet sich eyn wapenschrey, war daz in deme lande gheschut umme roubliche tat, deme sullen ghewapent volghen alle, die daz schrey vornemen
    1336 GöttingenUB. I 129
  • mit der hanthaft, do er mit ze schray wirt, das gehört in das lantgericht
    1414 NikolsbUrb. 250
I 2 als förmlicher, zT. einem best. Wortlaut folgender Ausruf (im Namen) des Anklägers, durch den eine Gerichtsverhandlung eröffnet, Anklage erhoben wird; oft unter Wiederaufnahme des Schreis (I 1); auch die Anklage selbst
  • so mac he [kleger] eines urteiles vregen: ab he also schriet, als in die boten wisen ..., ab he denne icht volkumen si an deme schreie 
    um 1300 FreibergStR. XIX § 5
  • to allen dussen echten dingen so schal me wrogen duve, blutrunst unde unrecht schrey 
    1340 GöttingenStat. 35
  • hebbet se vorboden allen eren medeborgeren, dat er neyn sole clagen vor unsen gerichten; welker et dar enboven dede, dar nemen se de beterunge der bruke alleyne ..., unde willet dat wol bewysen mit den, de se dar to gedrungen hebbet, dat se den schrey mosten aff don, unde de en ouk er ghelt dar umme geven mosten
    1378 Richter,Paderb. I Anh. 54
  • were dat eyn unser borghere eder medewonere den anderen vorvesten wolde, weret dat de antwordede, so en schal de vestunge nicht over ghan, de borgher eder medewoner sy erst vorbodet to deme schreyge 
    1412 GöttingenStat. 355
  • [wie man eynen mort beschryen soll:] darnach soll er aber baß dretten und den schrey aber also thun und zu drittenmale aber also, und soll zu derselben zeyt synen rumer und synen wernher neben im han, die mit ym gheen
    15. Jh. OppenhStB. 219
  • so man dann den schedlichn man auf den benentn tag ... dahin bringt, und so sol man dem richter drei mal ruefn. so dan der richter nach den drein schraien nit da wer, so mag man in mit ainem strohalbm niderbinden ... alsdan ist der richter der herschaft verfaln 32 tal. ₰
    Anf. 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 43
  • ob der pergmaister nit da ... wäre, sollen sie ruefen drei schrei bei der ... gemainen huetseul. und so niemant da wer, der das pergrecht nehme, soll der perggenoß das pergrecht giessen in ein assich ... und es sezen unter den fridt
    1670 NÖsterr./ÖW. VII 673
II Vorladung, Geschrei (II) 
  • concedimus ... quod nullus iudex secularis cum gladio et clamore quod vulgariter scrye dicitur scabinos, consules seu ... alios de ... M. [proclamare potest]
    1220 WestfUB. VII 79
III lautes Geschrei, ua. als (bußwürdige) Lärmbelästigung und Ruhestörung
  • [dass der Inhaftierte] synen eyghen wagen hadde unde syne eygenen baneren upruͤchte unde ok synen eyghenen schrey dar vorluden leyt
    1399 HalberstUB. I 548
  • wer ainen schrai auf der gassen bei tag oder bei nacht tuet, zu wandl 72 ℔
    1515 NÖsterr./ÖW. IX 423
IV
Warnruf
  • an den ortten, do es ... gelegenhayt des aussehens auff den [kirchen]thuͤrn nicht hette, sollen ain wachter oder zween ... auff die strassen oder auff die paͤmb gestellt werden, die ... mit ainem schray oder horn, die nachpern [vor verdächtigen Fremden] gewarnnen
    1565 BairLandrichterInstr. 4r
V lautes Ausrufen der vollen Stunde durch den Nachtwächter (I) 
  • nachtwaͤchter betruͤgen: 1) wenn sie, da sie an der ecken der gasse die stunden ausschreyen sollten, solche nach mitternacht mitten in der gasse ausruffen und dadurch einen schrey erspahren
    1761 Hönn,Betrugslex. 315
VI Jagdschrei
  • geschehe aber, die jeger beider herrn kemint mit dem gewilde uf ein gemeinen schrei, so sunt si das gewilde uf derselben strasse teilen
    oJ. Burckhardt,Hofr. 149
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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