Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schüssel

Schüssel

, f.; mnl. auch: n., m.

auch dim.

I ein vertieftes, offenes, meist rundes Gefäß, Schale

I 1 im Hinblick auf die Herstellung
  • de cannenghetere scholen gheten vlasschen, schotelen, salsere unde standen van clareme tynne ane bly
    1375 HambZftRolle 124
  • waz sie [kangisser] von den alden kannen, schusseln, tellern adir andern czenwerck eynem machen, daz sullen sie mit der stad schilde addir czeichen ... mercken
    1446 LeipzUB. I 187
  • die schußler im almendkreiß gesessen sollen ... zu schusseln, kar und anderm derglich kein ander holz in der almend hauwen dan erlin, birken und espenholz; außgeschiden, was schusseln gein hofe gemacht; die mogen von buchem holz gehauwen werden
    1483 SchriesheimW. 43
  • fvrohin soll aller zeug, darauß ... zingeschirr, es seyen kanten, flaͤschen, schuͤsseln, teller, becher ... anders nicht gegossen, gemischt, oder verarbeitet werden, dann auff nachvolgende zween vnderschidliche grad ... fuͤrs erst, daß vnder neun pfund lauters zin ein pfund bley zumischen ... zum andern vnder vier pfund lauters zin ein pfund bley gemischt werd
    WürtLO. 1621 S. 792
I 2 als Bestandteil des Hausrates, insb. des Erbes, der Gerade oder des Heergewätes 
  • erbegut ... daz sint kophe, naephe unde schuzzel, schapel unde furspan
    1276 AugsbStR. Art. 76 § 1
  • we synen knecht ... tuchtyget myt slegen efte myt worden, de syne schottelen wasschet, vnde wurde he darvmme beclaget, de en dorff dar nene nod vmme lyden
    1497 HambStR.(Eichler) F 8
  • wes von hußrat eins geschlichts oder wesens funden wirdet, als etlich zal der firmaß kannen, oder anders, als zenen schüssel, deller, pfannen, kessel etc., sol in ein jtem gezogen werden, vnd sol noch ein richter by solch jnuentarium zu geen erfordert werden
    FrankfRef. 1509 fol. 51v
  • R.S. heist van D.B. alle gereit guet, aluit schol, syn suister achtergelaten hefft, dat synen broder W.S. thokoempt, nemptlich eine viffte deil vff ein seesten deil dairvan, als poet, ketelen, schottelen 
    1541 DuisbNotgerProt. 102
  • [man soll nicht] vnter wehrenden predigten in denen gassen herumb lauffen, bey denen brunnen vnd zeutenstoͤcken wasser langen, auch gar schuͤsseln, teller vnd ander zeug reiben
    1672 HessSamml. III 6
  • das heergeräthe begreift unter sich das beste pferd; den degen, ... ein tischtuch, nebst drei servietten und zwey schüsseln von zinn
    1794 PreußALR. II 1 § 523
I 3 speziell als Essgeschirr; bei Festessen wird die Anzahl der (erlaubten) Gäste durch die Zahl der ausgegebenen Schüsseln festgelegt, wobei eine best. Zahl von Personen auf eine Schüssel kommt; meton. die Personen, die aus einer Schüssel speisen (Beleg 1307); Personen, welche die tägliche Mahlzeit aus einer Schüssel einnehmen, gelten als Mitglieder eines Haushalts
  • swelich man ene brvthlichte do, de ne scal nicht hebben mer twelef schotelen also lef also eme en punt behalden si, vnde dre speleman dere stat dar to
    1227 BrschwStR. § 20
  • daz min haben mak an der hochzit tage zu inbizze drizzik scuzzil, zehen den druchtsezen vnn sesse den spillute. an beyden obenden magen su haben cehen scuzzil vnn sex den truchtsezin vnn dru den spilluten ... wi diser gesetzze chein bricht also daz he me scuzil hat, der gibt vier mark dem rathe
    1300 Förstemann,Nordhausen I 1 S. 70
  • nen man noch vrove scal hebben mer to ener brutlechte in mannen unde in vroven den sestich scottelen. darunboven ate de brudegam buten deme hus dar de brutlechte inne ware, so moste he wol darunboven hebben teyn scottelen 
    1303/08 BremRQ. 65
  • efft iemandt von den brodern edder sustern in der broderschop der vischer vorstorue, deme schal ein half punth wasses tho hulpe weddergegeuen ... werden, ... vnd eine islike schottel schal geuen enen penning thor spende
    1307 MecklUB. V 335
  • wer ouch hochczit vnd wirtschaft machin wil, der sal nicht mer wenne funfvndczwenczig schusschiln habin vnd czu ycklichir schussiln nicht mer seczczin wenne vyr man, vrowin adir iuncvrowin
    1374 BreslUB. 239
  • behaget en dat werc, so scal he geven den wercmesteren ene maltydt tho dren scotelen 
    1375 HambZftRolle 29
  • weme man vertich mark oder min wan wertich mark mede ghift ..., de mach to dem meysten to twintich schotelen hebben. doch schal men to der schotelen nicht mer wenne twen lude setten
    um 1375 GoslarStR. V § 37
  • wenne auch ein bischof do isset, so sol man ime von den höfen lihen in des meigers hof schüsseln und teller und becher und wisse tischlachen
    14. Jh. Burckhardt,Hofr. 197
  • so der knecht zu hoff gat, so sol er fordern an den huobern eine tischlachen, ein schüssel und ein becher. verzücht er im das so bessert er auch 3 pfd.
    14. Jh. Burckhardt,Hofr. 206
  • we eyn kindelbeer doen wil, de mach synen vrunden geuen ene maltyd van dren richten vnde XII schottelen, twe to ener schottelen, vnde schal dar nicht meer schencken den ene tunne beres
    um 1400 BillwLR. Art. 55
  • wanneer ene vrouwe toe kercke gheet wtten sess weken, soe en moet die persoen niet meer hebben dan achte scotelen ten eten; ende ellic persoen te gelden sinen huyspenning
    nach 1412 Vollenhove II 62
  • we en kynt to kloster edder to der baghinen huse gift, de mach bidden siner vrunt uthe der stad to ver unde twintich scotelen ane knechte unde meghede; breke dat iement, dat schal he beteren mit viff marken
    1450 BremRQ. 255
  • [straffen:] so einer mit kanten, schuͤsseln, teller vnnd dergleychen den andern wuͤrff: fuͤnff guͤlden vnd das geworffen geschirr ... dem richter; ... vnd der freffler [soll] das verwirckt stuͤck dem wirt ... zubezalen schuldig sein
    1539 HennebLO. II 9, 6 § 4
  • alle gasthausarmen, alsbald denselben dei schuttel speis gericht wurden, sollen vor dem essen ihr gebet zu gott allmechtigen demutiglich teun
    1582 DürenWQ. 20
  • wo 2 parthien in einem haus mit einander rauch halten und aus einer schüssel essen, sollen vor eine haushaltung geachtet werden, es sei denn, dass jede parthie ihren eignen tisch halte
    1614 Thudichum,Wetterau I 209
  • der anfeßlenden atzung ... jeder persohn [sölle] zum tag nit mehr, dan für sechs krützer brott, zůsambt morgens und abendts ein schüßlen mit gemůß uß unserem oberen spittal ... geben werden
    1631 BernStR. VII 1 S. 471
I 4 bei Strafen und Zwangsmaßnahmen; zur Zwangsversöhnung müssen zerstrittene Ehegatten mit einem Löffel aus einer Schüssel essen
  • [nachrichter soll die täterin lebendig begraben,] irn zuvor ein schüssel uff das angesicht legen, in welche er ... ein loch machen und irn durch dasselb (damit sie desto lenger leben ... möge) ein ror in mund geben
    1570 Elsass/ArchStrR. 56 (1909) 133
  • [nachdem man bei dem streitenden Ehepaar] den fhäler zu beiden theilen gefunden, sindt sy zusammen jnn das loch erkhendt, dem chorweibel bevolchen, inen nur ein schüssel vnd löffel zegeben, ob sy villicht hierdurch dess einen werden
    1613 Bern/SchweizArchVk. 46 (1950) 53
  • der waffenschmied und syn frouw ... sind ynglegt worden zu eim löffel und einer schüßlen 
    1630 Bern/C. Schott, Zwangsversöhnung: ein Löffel, eine Schüssel, in: Fschr. Carlen z. 60. Geburtstag (Zürich 1989) 467
I 5 als Sammelbehältnis für Almosen
  • [gestohlen wurden] 2 alt blaphart uss einer schüssel in einem kespiln
    1472 SchweizId. VIII 1479
  • soe en sal niement ... binnen der kercken ommegaen bidden, tsy mit borden, schotelen oft anders ... ten waire by oirlove ofte consent, by den pastor ende burgmeesters ende gerichte
    1482 VerslOudeR. 2 (1892) 309
  • es sind auch etlich, die gond in den kirchen ein seiten uff, die andern ab, und tragen ein schusselin in den henden. die ... gond von einem zu dem andern und neigen sich gegen eim, ob er im etwas wöl geben. die heißen pflüger
    1510 Wolf,RotwWB. 244
  • die kastenmeister [sollen] alle sontage vor den doren an der kirchen stehn mit taffeln odir schosseln und von den cristlichen menschen die almusen bitten und ... was sie kriegen in gegenwertigkeit des pfarners zelen
    1530 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 69
I 6
als Abgabe und Entgelt
  • aber ze R. vii lehen geltent alles dings als vil als die ze T., aber daselb ist ein vazlehen, swer daz inne hat, der sol schuezzel geben gen hof
    um 1280 MBoica 36, 1 S. 471
  • [D. hat ein Schüssellehen,] dreet dafür schüsseln gen hofe
    1398 ArchOFrk. 42 (1962) 39
  • 5 gabelen, 2 schuselen, 2 leym hocken, 2 ex, 12 secke, 1/2 tonne putter
    1437/38 Danzig/DOrdGrZinsb. 120
  • es ist auch da ain schüssellehen; wenn unser herre da ist, so sol der schüssellechner schüsseln geben in den ampthofe und sol dabei sein, das si im nicht verloren werden und sol ouch uf die drey hayligen aubend uf yegklichen geben hundert schüsseln 
    1441 ZSchwabNeuburg 34 (1908) 199
  • die eptissin von M. sol auch geben in den hoff alle jor ... zu geding ... 6 schüsseln ir zwe übereinander, und wer das vorgenent geschirr ... zu klein oder zu gross als vorgeschrieben stat so soll sie bessern 3 pfd. 1 pfg.
    1532 Burckhardt,Hofr. 204
  • ain ieder richter ... soll von dem pharrer von spitall zu S. ... jarlich pringen gen C. ainhundert hulziner pecher, ainhundert hulzer schusseln, ain hulzn ampher, ain hulzen zeften
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 294
I 7 im Handel, ua. als zu verzollende Handelsware
  • chaufet ain man traide an dem marcht aus einer schüssel und swenne er chumpt, da dazselb getraide stet, daz es denne leichter ist, dann man im gezaigt hat in der schüzzel, der tuet sich des wol mit recht ab
    um 1300 WienStRb. Art. 69
  • de tolne der vate van schottelen, van molden unde ander lutteke vate, tovere, schapen, ambere schullen gheven dat druttegheste vat
    Ende 14. Jh. BremUB. IV 557
  • gardich indt onghelubt vleisch sallmen veil hebben op enen laeken indt voel salts daer bij in een groete schottel 
    1426/40 KleveStR. Art. 474
  • der stat Bozen zol ab der zedl, so mir vom burgermaister daselbs ueberantwurt ist: ... schüsseln, flaschen, gemachter messing ain sam 2 kr.
    1506 QZollwTirol 82
I 8 als Preis bei einem Schützenfest 
  • 27 pfd ... C.R. um 73 1/2 pdf ziny schüsseln den knaben zuo abenturen zuo schiessen
    1507 SchweizId. VIII 1479
  • bestellen die scheffen ein tinnen schuttel; der den fugel affschutt, dem geburtt die schuttel ... ider schütte [moiß] zu der schuttelen inlegen VI dt.
    16. Jh. Lappe,Altena 144
I 9 als liturgisches Gefäß
  • 4 tegeliche vanen, item eyn czenen schossel zcu dem hoen altare, irem eyn eren hantfas
    1437/38 DOrdGrZinsb. 78
I 10 meton. für: Armenspeisung
  • de voorstanderen der armen [schoelen] verplichtet syn des jahrs ummethogaen ... unde vorsichtigen degenen, de men de schotel gifft, ofte idt daer ock noedig is offte niet, syn se dan des behoefflich, so schall men en de schotel laten holden, is her averst densulvigen nicht nodig, so schal men densulvigen den schotel nehmen en geben se dengenen, de se van noden is
    1495 OstfriesUB. II 436
II ein (kleines) Hohlmaß
  • dz alle, die milch veil hant, söllen dy schüsseln messen, die vnser herren zeichnen, vmb das sy alle glich meß gebent
    1438 Segesser,LuzernRG. II 252
  • sulcher schwͤssel zwelf ein meczen machen
    1465 CadolzburgSalB. 5
  • sollennt meyster vnnd knecht alle jar ... ein eyd thůn, das sy eins jeden gůt, so inen zů malen beuolchenn wirt, thrüwlichenn empfachen ..., vnnd sollennt nit wyther vmb iren lon nemmen dann von einem kopff korns murtten mäß ein irer mäßlinen oder ein schüßlen voll
    1566 MurtenStR. 382
  • richter fragt vmb alle die massen, darmit man aussmesset, kauffet vnd verkauffet, molter, schotzell, gewicht, sester, vierthel ... antw. jederman soull mit seiner massen, die wein vnd bierwirdt mit ihren kanen, ... die mouller mit ihren molderschotzellen
    17. Jh. (Hs.) Eifel/GrW. II 579
  • der müller soll auch iedes jahrs alle ungebottene oder hohe gedinge sein viertel oder schottel bringen an den stein. diese soll der scheffen absehen
    oJ. Eifel/GrW. VI 675
III Schädel, Hirnschale
  • dat die gheele scuetele van zijnen hoofde vlooch, ende dat die hersenen voor zijn voeten neder ter eerden vielen
    2. Hälfte 16. Jh. Despars I 40
IV beim Eintritt in eine Zunft zu leistender Beitrag; urspr. in Form einer Schüssel (I) 
  • al diegheen die drapenyert of wol coept, sal voirtan wesen int ghilde van den traperie mit een gheheele schuttel, op peyne van die helfte meer te schuttelpenning te ghelden
    1528 WestfriesStR. II 110
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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