Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schweigen/Schweigen

schweigen

, v.


I sich still verhalten, ruhig sein, kein Wort sagen; insb. als Verhaltensgebot in einer Gerichtssitzung oder sonstigen Versammlung
  • beon hi awergode sprecende ⁊ swigiande [seien sie verflucht sprechend und schweigend] 
    1. Hälfte 12. Jh. (Hs.) Liebermann,AgsG. Excom. VII 8
  • di butele sullen in dem dinge sin, wenne der voit gerichte sitzet, unde sullen ... di lute heizen swigen 
    um 1300 FreibergStR. 36 § 4
  • komet es aber so ferre, dz ein schultheisse ... den criegern gebütet zu swigende drie werbe uff einander, were dann das überfert mit solichen wortten, also hie vor geschriben stott, der bessert fünff pfunt pfennyng
    1348 HagenauStatB. 105
  • wenn er [der meiger] zu dinge gesitzet, so sol er ... gebieten, das daz menglich sitze und swige 
    14. Jh.? Hanauer,Constd'Alsace 255
  • zu welcher zijt die meistere heißen swigen und mit der kannen clappern, welcher dan nit swiege, so man zu dem andern male geclappert hätte, der sulde mit einer maß wins zu pene verfallen sin
    1463/1558 FrankfZftUrk. I 68
  • er wettet dem richter funf schilling ... so oft er nach dreyen getanen gepoten nit schweyget 
    15. Jh. LeutenbergStR. 448
II keine Antwort, keine Auskunft geben, sich zu etw. nicht äußern, keine Stellung beziehen; auch übtr.
  • swelch man verzalt wirdit in dem wicbilde zu V. ..., der mac zu rechte keinen vormunden me gehaben. stet he ioch vorme dinge unde swiget also lange, daz man vingere unde zungen uf in irhebit, he mac zu rechte keinen vormunden me gehaben
    um 1300 FreibergStR. XVIII § 1
  • wo der beklagte ... des geruͤchtes nicht gestendig ist, denn wo er schweiget vnd darwider nicht excipirt, so mag auch der richter one beruͤchtigung vnd beweisung der selbigen im recht en mit scharffer frage verfaren
    1541 König,Proz. 5r
  • wir nehmen in gar vielen faͤllen unsere zuflucht zu den reichsgesetzen, so oft nehmlich die landesgesetze schweigen und sich auf selbige beziehen
    1762 Wiesand 894
  • [der cantonsrath] verfügt und verordnet für die innere cantonsverwaltung überhaupt, wo allgemeine gesetze schweigen 
    1801 AktSammlHelvet. VII 1512
III keinen Anspruch erheben, etw. (vor Gericht) nicht geltend machen; keinen Einspruch/Widerspruch einlegen
  • þæt man wolde sweogian ⁊ on æftergængan eft siððan sprecan, þæt man on forgængan næfre becliopode [dass man (Klagen) zu verschweigen pflegte und nachher gegen Nachfolger das einzuklagen, was man niemals gegen den Vorgänger eingeklagt hatte] 
    1008 Liebermann,AgsG. V Atr (D) 32, 3
  • men ne scal nemande to nener klage dwingen, der he nicht begunt ne hevet. manlich mut sines scaden wol swigen, de wile he wil
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 62 § 1
  • ein man mac sich versprechen vor gerihte, daz er ein böser reht gewinnet danne ob er swige 
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 12
  • was frevele geschieht, dorauf der scheffen nit gesprochen hat, wo die foede schwigen sonder miedte, da sol auch der von B. schwigen 
    1304 Untermosel/GrW. II 431
  • das keyn vader synes kindes guit vorerbe mag, da dy moder doit ist ... geschege ist aber dyvile disz kint vnder sinen dagen were, als is dan czu sinen dagen komet, so sal he is heischen mit kuntschaffte, so hait he sich bewart. duit he diß nit vnd swigit, is noich des keysers saczcunge, so vorhenget he der erbescheffte
    um 1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) II 110
  • hat ymant hiruf czu sprechen, der vorlute sine ansprach oder swige stille, hat er nicht rechtes dar czu
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 28 Dist. 1
  • deme [bei der Auflassung nicht anwesenden, der einen Einwand vorzubringen haben könnte,] bescheide ich [Richter] vor daz recht bi siner jarczal; wer dorobir swiget, der sal ummer swigen 
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 46 Dist. 4
  • ein geselle hette mit einer dochter zu schiken x oder xij male vor, dez qweme er uf einer nacht zu ir ... daz wart geswigen wole viere dage ... ists also, ... so swige iz auch forters
    1398 Loersch,Ingelh. 490
  • er habe jare und dag gesessin in guden ane allirmenclichs reddeliche ansprach, und kome nu einir und mache ime daz gud ansprechig ... und daz bisher geswigen had, obe er icht billiche forters swige 
    1400 Erler,Ingelh. I 154
  • adir geschit ungerichte ymande an roube adir an wunden, ... schryet ... yenre syn gerufte nicht, so mag her synen schaden swygen, unde der richter mag den zcu clage nicht twingen
    um 1400 MagdebFr. III 1, 1
  • macht der manne syner frawen eyn lipgedinge und vorkoyfft ez weder vnd swygit sy jare vnd tag, so muss sy ymmer swygen 
    1404 RudolstadtStR. 212
  • wer jahr und tage schweiget, der schweige fürbas ewigk
    1436 SchlesDorfU. 55
  • and spreke thi sitter to da onspreker: ... "du hest my untheten, dettu nawet op my schalt spreka om dit goed", als dit biprogat is, so scel di sitter fri wesa fon da riuchte and di oenspreker ewelic to swigiane [und spricht der Beklagte zum Kläger: ... "Du hast mir versprochen, dass Du mich nicht wegen dieses Gutes belangen willst", so soll der Beklagte, wenn dies bewiesen ist, vom Rechtsanspruch befreit sein und (hat) der Kläger für immer davon zu schweigen] 
    1457 (Hs.) EmsigerR. 242
  • höret einer güeter wegen am gericht, da sie gelegen seynd, dazu er vermeint gerechtigkeit zu haben, die man also wegen, regen, wechseln oder verkäufen ist, und schweiget zehen jahrlang ... der soll ... seine forderung verloren haben
    1496 Wetterau/GrW. III 409
  • de ander alle, henbaven nicht angetagen, werden praescribirt edder vorjaret, wo der kleger, so he sui juris stille schwicht und allenthalven tor stede und nicht afheimich sind
    vor 1531 RügenLR. Kap. 90 § 36
  • were es sache, dass eigen gut verstürbe oder verkauft würde in ungenossen hände und das ein eigenman ansetzte, der doch nicht darin gehörte von erbs wegen; verschwigen das die rechten erben mit ihrem wissen ... so sollen sie auch hernach schweigen erblich und ewiglich
    1532 Hessen/GrW. III 348
  • wolte aber der geschmaͤchte darzu schweigen und in solcher schmach ... beharren
    1553 FerdBO. Art. 152
  • weren ock alle de eger uth dem doͤrpe uth gefaren, dat men einer dar were wanende gebleven. so hefft he beter recht, se alle wedder in tho foͤrderende, alse se ene daruth: idt were, dat he tho lange geschwegen hedde, (dat is) binnen deu jaren nicht wedderspraken hedde
    1593 JütLow.3 I 51 § 7
  • wenn der käufer dem verkäufer der nächste lehns-vetter ist ... aber einen gleich nahen neben sich hat, welcher entweder den verkauf genehmiget, oder nach erhaltener dessen wissenschaft ein jahr schweiget, so kann ... der gleich nahe lehns-vetter ... das lehn sich nicht anmaßen
    1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 39 § 2
IV
etw. verheimlichen, verschweigen, nicht melden
  • of yemant swege ende sijn lant niet aen en brocht ter kennissen in der eerster schouwen ende niet en verdijcte, gelijck hier voer ende ... in openen placaten een igelijck daerof gewaret is, daer en sal hij tot gheenre tijt hier namaels toeseggen of recht meer toe hebben
    1461 WoudrichemRbr. II 315
  • hijrefter habbick aut ebeden, ther ic swigia scolde, ieftha suigat ther ic biada scolde, so ist mijn sceld [habe ich weiter etwas angeboten, was ich verschweigen sollte, oder verschwiegen, was ich anbieten sollte, so ist es meine Schuld] 
    1464 (Hs.) WesterlauwersR. I 400
  • dat da meyhelperen to tyeffte off to rawerie alzo schyldich sint als dajen, deer da seeck selff waldeth, ende deer aldeer folste ende help to dwaed, al helpet hya naet meer dan hudit, ende swigiet deer mey, ende helleth, da sint allyck schylda der pyna
    1480/81 JurFris. II 188
  • dat mennich dar ouer [Bann] vmme erue vnd gudt, ick swige vmme lyff vnd leuent gekomen sint
    1530 EvKirchO. I 140
  • so jemand hiejegen to redende hadde, dat se in der tydt spreke und namals swige 
    1552 Buxtehude/Sehling,EvKO. VII 1 S. 82
  • dat de lenszluͤde noch wol richten moͤgen, auer geringe saken, ... jck swige auer wittlike schuldt, ock mach men in de ein hundert vnde vyff vnde twintich artickel sehn, dar steit ock wat de lenszluͤde dohn schoͤlen
    EiderstLR. 1572 Art. 4
  • daß alle pfarrer ... wo sy vernemmend, daß jro zwey einanderen die ee zůgesagt unnd volgends einanderen glych ledig sagen wellind, sy hierzů nitt schwygind ... sonders das ... unserm eegricht zewüssen thuͤgynd
    1595 ZürichKirchO. 442
  • weyl ich nun etwaß finde daß vnrecht ist, so soll ich auch nicht schweigen 
    1647 Spee,Cautio 112
V während eines Schweigebanns keine kirchlichen Handlungen vollziehen; den Gottesdienst nicht abhalten; schweigender Bann wie Schweigebann 
  • dat neyne besweringhe swigebannes over se nicht en komen, dardorch men swighen unde so godes denst nedderlegghen dorve
    1471 GöttingenStat. 516
  • dat neymant den andern van unsen undersaten ... umme hevelike schult, geleynden ware eff gelt ... in eynen swigenden ban bringen eff doin solle
    1472 Richter,Paderb. I Anh. 87
VI bei einem Gericht mit geteilter Gerichtshoheit: (als Vogt, Schultheiß I 7 uä.) formal gleichberechtigt, aber inaktiv und primär als Beobachter beisitzen, beiwohnen
  • beheltnisse doch deme vaygde, die zer zyt da is ind die eyn swygende vaygt is, alsulghs reichtz as yeme der scheffen zudeylet ind wyst
    1386 Lacomblet,UB. III 799
  • auch solt der probst ... ein schwigenden schultheiss am gericht han zu H.
    1420 Franken/GrW. III 564
  • soll setzen eyn herre von Trier eynen swigen schultys
    1468 Eifel/GrW. II 609
  • so hait der [Hzg. v. Berg, der Schirm-]vagt einen schwygenden knecht, genant der vnder vagt, by dem gerichte sytzenn, zu hoeren, wat in den gerichte ... felt van groissenn bruchtenn
    15. Jh. NrhAnn. 23 (1871) 123
  • dasz unser gn. h. von C. in dem gericht zu M. einen schwigenten vogt und die herrn von H. einen erfding oder erbschultiszen ... haben
    1547 Eifel/GrW. VI 666
  • wir wisen an gemelten gericht unseren grundherren off irem uns im gericht bysittenden und schweigenden scholtis und dem overvaigt ... alle bankbrucken to gleck to deelen
    1555 Schröteler,Viersen 339
  • wannehe man dinkt, so besitzt ein scholtiss eins wirdigen hern abten das gericht als ein sprechender scholtiss, und ein vaigt als ein swigender vaigt
    1555 SiegburgWQ. 137
  • dass dieses hoffs weistumb sollen helffen besitzen ein schweigen scholthes von wegen vnseres gn. hern ertzbischoffen zu Trier vnd sieben scheffen sampt einem vogt vnd botten von wegen meines gn. hern von V.
    oJ. Untermosel/GrW. II 480
VII still einwilligen, zustimmen; durch Verzicht auf Widerworte akzeptieren; mit schweigendem Mund ohne Widerrede, ohne Gegenworte; auch rsprw.
  • sintdemmale das die swigen, die do keinwertig sien, unde daz orteil horen ... unde nicht wedersprechin, die nu swigen, die swigen hiernach billich, unde ist den unschedelich, die unkegenwertig seyn
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 271
  • wenne wer do swiget, der volbort
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 324
  • wer swigit, der uolbort, vnd wer swigit, der bekennit noch lokint nicht
    14. Jh. BlumeMagdeb. 160
  • hwaso swiget, dam is 't byhaeglyck, ende mit ter swigha consenteert hij
    1480/81 JurFris. I 74
  • des ordels ick fulbarth vragede ... do des nummant en widderachtede und myt swigener fulbarth togelaten worth, asdo stedede ik dat vor recht
    1504 WestfLR. 202
  • alle ordell sint myt swigende munde tho gelaten unnd ... dat recht hefft S. gewiseth tho straffenn
    1528 RietbergStB. nr. 46
  • disse beiden vrdell haue ich gogreue nach rechteß prozeß ... gefraget, ... vnd nachdem soliches niemant mit rechte widersprochen, habe ich soliches nach empfangener vrkundt mit schweigender volbart sie geschloten
    1570 Wigand,Paderb. III 16
  • wer schweigt, dem ist es behaglich und mit schweigen stimmt er bei; ... wer schweigt, bejaht
    oJ. Graf u.Dietherr2 444
VIII schweigend stillschweigend (iU. zu ausdrücklich II), nicht förmlich vereinbart, ohne explizite Erklärung; insb. im Zsh. mit dem Pfandrecht; auch in Bezug auf eine konkludente Zustimmung
  • der heisset der schiffmann dem die regierung des gantzen schiffs empfolhen ist, offennlich oder schwygendt 
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 3r
  • dem hinleyher des grunds seind die frucht dauon empfangen schweygend versatzt vnd obligiert
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 93r
  • dy obiranntwortunge beyder parthe schrieffte, darmete sy denne so swygende in dye amptlute ... zcu C. als uff scheydeßrichter gewilliget haben
    1474 PössneckSchSpr. I 146
  • wente de ghuder in der were syn swygende pande, ... de dar ock vortellet wat ghuder men nicht mach vorpanden vnde wo vaken en swygende pant wert
    1497 HambStR. 243
  • wann vil glaubiger vmb bezalung jrer bekanten ... schulden auf deß schuldners guͤtern jnen zuuerhelffen anhalten, welche doch kein austruckenliche oder schweigende verpfandung, sonder allain personliche gefreite ... forderung haben, so soll zuuorderst den tagloͤnern vnd geproͤtten ... verholfen werden
    NürnbRef. 1564 XI 7
  • hefft de gudthere dem hurmanne, dat hurgudt nicht vpgesecht, vnde lete en also swigende vp dem gude besittende, so mach he dat iaͤr den huͤrlinck nicht affdriuen, wente syn stillswigent wert so vele geachtet, alse hedde he eme dat gudt vp dat nye vorhuͤret
    EiderstLR. 1572 Art. 76
  • gehen vor die jenigen, so vermoͤge der rechten schweygende pfandt (tacitas hypothecas) haben, als die eheweyber von wegen jhnen verschriebenen donation propter nuptias
    FrankfRef. 1578 I 49 § 11
  • so eine wedewe sick tho deme anderen male befriedt und eren kinderen van deme ersten manne ere vaderliche eruedeell ... nicht uthfundich gemakedt ... hefft, wo vele dadt is, so sin se alle under einer swigende ... gemenschop und ... gelicke rike
    1595 Ekenberger,Eluc. 39
IX
jn. zum Schweigen bringen
  • des arbeiden disse vorschredene so sere dat men se wedder innam, und meinden den hat und unwillen to swigende 
    1423 MagdebChr. I 370
  • worth eyn tymmerman beclageth van eynem megedeken van 12 jaren, dath he se notegeth hadde ... in der vasten ..., eer giffte lauende vmme tho swigende, so se ock ghedaen hadde bauen ein jar
    vor 1579 LangenbeckGl.(Eichler) O 10 Cod. A 6
X nicht (mehr) tönen, keine Geräusche hervorbringen
  • welcher vnter vnß [Bürgermeister und Rat] das leutten des rathglöckleins gar auß versaumet, das er nit zum rath ist kummen, ... ehe dasselbe abe vnd geschwiegen ist, derselbe soll darumb zum wandel zwen gutte groschen geben
    um 1420 Siegl,Eger 18
XI schweigender Zoll Zoll, der auf Eid und Vertrauen und ohne Zollkontrolle erhoben wird
  • dat des graven tollen van Holland swigende tollen siin; nyemant en mach him myt siner onwetenschop onschuldigen
    1479 HanseRez.3 I 174
  • dass er ... einen sonderbaren einnehmer insgemein bestelle, dem jeder fuhrman ... seine halbe zolgepuer aus sich selbst, wie bei solchen schweigenden zollen alle ort preuchlich, nach der ordnung bezalen und alsdan ... passiren möge
    1622 DürenWQ. 255
  • sintemahlen dießes keine schweigende zölle, sondern zölle von composition, da von dem zollner besichtiget, gefordert, accordiret und bezahlet werden muß
    1695 DHandelsakten XIII 746
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Schweigen

, n., (Schweigent), n.


I Stille, das Nichtreden; auch: Schweigepflicht
  • nachdem daz complête ist gesprochen, sô sulen die brûdere ir swîgen halden, biz die prîme des anderen tages gesprochen ist
    1264 DOrdStat. 44
  • ob ein iunkfraw, oder ein fraw [beim Eheversprechen] von scham wegen niht spraͤch die wort hin wider die si sprechen solt, vnd ir doch dar vͤber ein chlainot liezz geben, ... daz sweigen mit gedult waͤr ein zaichen irez willen
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 592
  • du salt dy allene vnde gode andachtych wesen, ... vnde myt swyghende eet dyne spyze, vnde nicht haste des vrases
    Ende 14. Jh. (Hs.) Ahldén,Nonnensp. 211
  • wen dat sacramente gehandelt schal werden, so maken de papen eyn silentium daruth, dat is eyn swigent edder eyn stilnisse, dat wol heten mach eyne stille misse
    1528 Braunschweig/Sehling,EvKO. VI 1 S. 433
  • [den Zeugen wird] bei irer seelen seligkeit ein schwigent upgelecht
    1570 QNdSachs. 35 S. 21
II Verzicht auf Einlegen von Rechtsmitteln, auch: Verbot, Einspruch zu erheben
bdv.: Schweige
  • ðridde is æt swigean, þæt man wolde sweogian ⁊ on æftergængan eft siððan sprecan, þæt man on forgængan næfre becliopode [das Dritte betrifft Schweigen: dass man (Klagen) zu verschweigen pflegte und nachher gegen Nachfolger das einzuklagen, was niemals gegen den Vorgänger eingeklagt hatte] 
    1008 Liebermann,AgsG. V Atr (D) 32, 3
  • was abir forder iglich part in sinen gesetcz und gerichtshandel gein dem andern uffbrenget gemeyne recht belangend, als swigens, appellirens und anders, laßen wir bey uwren furstlichen gnaden und wirdigen rethen
    1476/85 FreibergBUrt. 304
  • myne ... vrouwe sorget, dat durch versomenisse und lange swygens dese gerechticheit ... verloren solde sijn
    1482 OstfriesUB. II 181
  • legende ... inen und allen iren nachkomlingen ein ewiges schweigen, gebüttende bey der busse funfziegk gülden gewichtiges golds
    1537 CulmUB. II 776 (nr. 920)
III wie Schweigebann 
  • dat deme dekene unde capittele gheboyden worde van geystliker walt swyghen eddir interdictum to holdene
    1403 WernigerodeUB. 135
IV Stundung von Schulden, Aufschub; jm. ein Schweigen tun/geben jm. eine Stundung gewähren
  • des quam dicke rede an uns von euch und euwer geselschafft, das wir euch ein swigen geben und lisen euch ryten
    1389 CDPruss. IV 73
  • dat y uns mit den gelde eyn swygen und eyn lyden doen wellen bitte to kerstes mysse, so welle wy uch ... betalen
    1392 DortmUB. II 297
  • das wir ewern burgern, dy um dy scholt, dy ir uns unde unserm orden scholdig seit, ... ein swygen gebin bis czu dem tag, den dy ewir mit den unsern beredt haben
    1400 CDPruss. V 100
  • dat de borgermester und de rad to B. hebbet en zwigent gedan unsem ... ertzebisscope ... van des sondages to oculi, de nu negest na utghift desses breves tokomende is, an to rekende wente vort over dre jar des gheldes, dat he on schuldich is
    1406 BremUB. IV 444
  • den bref, den W. van vns ... beseghelt heft vppe de elfftehalf hundert mark, den wille wy vnde willekoren ene by gantzer macht to beholdende, ... dat wy W. de pande to medebewaringhe ghesettet hebben, vnde dat he vns eyn swyghent ghegheuen heft
    1412 LübUB. V 769
  • dat se vns en swyghend deden langhe tyd eder korte, eder dat wy to inlegher quemen, so wolde wy on ore ... gholt allike wol uor tynsen
    1417 CalenbergUB. I 154
  • de rad [heft] gedegedinget twisschen hern H.M. unde der S. alse umme hundert gulden, ... so dat her H. wil eyn swigent don twisschen dut unde passchen, unde weret dat he vorfelle binnen der tit, so schullen C.L. unde H.G. in sine stede treden unde dat manen van der S.
    1475 HildeshUB. VII 546
  • ein sweigen tun und gedult haben
    15./16. Jh. NürnbRatsbrf. 241
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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