Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schwer

schwer

, adj., adv.


I (viel) wiegend, von großem Gewicht

I 1 von Gewichten, Warenladungen uä.
  • des koninges strate sal sin also breit, dat en wagen deme anderen gerumen moge; die idele wagen sal rumen deme geladenen, unde die min geladene deme sverren 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 59 § 3
  • uan iliker last suares zöllen de scipmannes hebben to windegelde tue artich
    1341/44 WisbyStR. 134
  • hedde he aver bescheden ene sware last, so scolde man dar twene cintenere to weghen, den cintenere bi hundert punden
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. V § 26
  • ein pfunt frongewicht, das man in der wage gebrawcht, ist anderhalb lot und ein 10. tayl eins lots schwerer dan ein pfunt cramgewichts
    1488 WürzbPol. 197
  • die weinfuer nit so groß, vnnd swer zuladen, der weg, vnd strassen zůuerschonen
    TirolLO. 1526 e iiijr
  • [der Inquisit wurde] abermalen ainest mit dem geringen gewicht aufzogen vnd das schwär gewicht auch daran gehangen vnd darmit betroet
    1527 Schuhmann,Scharfrichter 181
  • daß er [ballen] nicht schwerer als 7 3/4 bis 8 centner schwer seyn duͤrfe
    1754 Ludovici,KfmLex.1 III 743
  • 1 leichter stein haͤlt 10 pfund, ein schwerer stein ... 21 pfund
    1788 Gadebusch,Staatskunde II 98
I 2 von Münzen, ua. iU. zu leicht (II 7); schwerer Pfennig Dickpfennig, Schware; auch: vollwichtig
  • dae was dio monte toe fijr ende di pannyng to sweer [da war die Münzstätte zu weit entfernt und der Pfennig zu schwer] 
    um 1080 (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 136
  • da ce swelhem husgenozze man daz vinde, daz daz geloete niht reht ist, ez si ze swaere oder ze ringe, swa er des bewaert wirt, da ist sin gut des bisschofes nah gnaden
    1276 AugsbStR. Art. 8 § 16
  • pheninge shol ein muͤnzer behalden also swere als man sie gesezzet hot vnd gleicher weis
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 181
  • weme dath rigesche goth bevolen wert, de sal de marc geten, dat se lodich si bi eme lode, vnde so we darenbouen doyt, dat he et ergere maket twier swarer penninge, de sal der stat gheuen iij mr. sůluers
    um 1300 RigaStR. 184
  • daz wir zo koste und zo urber unser gemeynre geselschaff unserm houftmanne hynne vort alle jair ... geven ... solen: eytlicher vurste vůnfe und zwenzich gude sware gulden
    1375 Storn,Schwureinungen 23
  • dat wy scolet ... gheven vor eynen juwelken gulden ... veer penninge unde sesteyn schillinghe, de nu to tyden hetet sware penninge
    1412 HamelnUB. II 14
  • dar en schal ok nement mer geven to vadderpenningen wen teyn sware penninge edder vif witte, unde nene olde grote by ener mark.
    1450 BremRQ. 255
  • wenn ein frembd ghezelle keme und wolle sniden up des mesters taffel, ... so schall he gefen ene tafel waßes und elffe schware dahler
    1459 (Hs. 18. Jh.) MindenStR. 259
  • [daz die heller] glatt, stark und nit gross, sonnder ouch an dem schrot glich gross und schwer syen
    1472 Günter,WürtMünz. 105
  • als einer achter pleive seines ehelichen dinges und freigerichts ... [soll er büßen] vier schware schillingh
    1490 Arnsberg/Wigand,Denkw. 136
  • en̄ van 't ghene [Edelmetallgewichte] des men bevinden sal zwaerder ofte lichter zijnde twee deuxkins ofte daerboven
    1509 Stallaert I 340
  • lijfrenten, vercoft in zwaeren gelde
    1514 InfHollant 171
  • szulcke pennynghe schollen pundich weßenn lyke swar inn der wychte, vnnd lyke wyth an lodighem ßuluer
    vor 1517 LangenbeckGl.(Eichler) M 9
  • es sol ouch niemand die schwären münzen uslesen oder uswägen
    1573 SchweizId. IX 2052
  • N. wird bewilliget, seine dem amt Fraumünster zinsende gült auf seinem haus mit schwärem gelt ablösen zu mögen
    1724 SchweizId. IX 2053
I 3
von Getreide; schweres Getreide iU. zum Hafer mit seinen leichteren Körnern insb. Weizen, Roggen
  • die gruntholden, so roß haben, [sollen] ... ein tag schwäres traiet einfüeren
    1433 NÖsterr./ÖW. VIII 677
  • es soll auch nyemandts ain trayd, es sey swarer trayd oder habern, khauffen vnd wider hingeben noch auf ein tewrung verhalten
    1524 SalzbStPolO. 198
  • das zinss schaf oder kastenmass, darnach das schwär traidt gedient und eingenummen wirdt, helt altter mass 19 kandlen
    1574 MittKrain 4 (1891) 24
  • doch das der metz mit dem schwärm getraid gestrichen soll werden mit dem streichscheit auf dem eisn desselben metzn; und der habrn mit demselben metzen sol nit also gestrichen sein
    1588 NÖsterr./ÖW. IX 374
  • es soll auch die so fueter und schwäres getrait ... verkaufen, die sollen an dem gewöndlichen marktmetzen geben, und solle durch den geschwornen messer ausgemessen werden
    1590 NÖsterr./ÖW. VIII 447
  • die getreid-fuhren [sollen] nicht uͤberladen, sondern von schweren getreid, nemlich von weitzen, breun, linsen und korn mehr nicht als 12, von der gersten 16, und von haber 18 scheffel auf einmal gefuͤhrt [werden]
    1761 Kreittmayr,AnmCMax. II 1350
II groß, ausgewachsen iU. zu schmal (II); von Tieren, insb. Vieh
  • [Verbot,] das ainer oder mer, schwaͤr oder iungs vich ... aufkauffen
    TirolLO. 1573 VI 17
  • zoll: ... von jedem haupt schwär vieh, was über den see gfüert wirt, namlich ochsen und khüe, was tragen vnd gsöugt hat, ... 3 ß.
    1599 Segesser,LuzernRG. III 2 S. 39
  • zumahlen auch fuͤrkommt, daß die jenige, welche in unsern gejaidern und gehoͤg auff einen halben vogel, oder sonsten zuschuͤssen erlaubt, grosse schwaͤre und andere such-hund mit sich nehmen, dardurch ... grosser schaden zugefuͤgt wird
    1675 CAustr. I 491
III erheblich, von besonderem Ausmaß; ua. von Straftaten, Verfehlungen
  • daz umbe die schult, die ein brûder hat getân, sie sî lîhte, swêre, swêrer oder allerswêrest, mit dem bezûge zweier brûdere unsers ordenes ... genzelîche sule gelouben
    1264 DOrdStat. 78
  • nyemant en sall den anderen ennich oplope in sijn huys doen teghen sijnen will, op die pene vander meester koere, ... doch machmen oen sweerliker beclaghen nae den die oploep swaerre is
    1426/40 KleveStR. Art. 424
  • [verclagung ist zulässig vmb] sünd, die sol also schwaͤr sein, das sie billichen verclagt vnd gestrafft sollen werden
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 120r
  • hoe ma sykria schil van tieft, van schaeckraff ende odera swera secken jef hiare riucht [wie man sich von Diebstahl, Schachraub und anderen schweren Verbrechen eidlich reinigen soll oder ihre gerichtliche Behandlung] 
    1464? WesterlauwersR. I 34
  • zoe en zullen gheen andere off zwarere geloefften off excucien gaen van schulden, dan soe voirss. is, uutghenomen dat wij onse bruecken ende goeden sullen moghen doen uutpanden bij onsen gheswoeren bode offte rechter
    1476 WoudrichemRbr. II 365
  • doch sollen auf kain mal mehr dann 4 urtailer vom camergericht sein ... on merklich swere ehaft
    RKGO.1495 Art. 1
  • desgelijcx mach hem een arbiter dairaf ontwercken als hem zwaere siecheyt aencomen is ..., zoedat hij dairtoe nyet en can verstaen
    1496 CoutBrab. II 2 S. 49
  • ende bidde alle onse vrienden ende magen die hier zijn ende niet en zijn, dat zy ons helpen gedincken onser zwaerer armode ende ons groot verlies, tote dier tijt toe dat wy hebben wrake of bate, ende liever wrake dan bate
    Anf. 16. Jh. (Hs.) VerslOudeR. 1 (1885) 318
  • ein ratsrichter sol ... jn das thurn buch schryben laßen, ... was schwäre fäler oder mißhandlungen sind
    um 1590 LuzernSTQ. IV 248
  • soll auch keiner, so in den orden genohmen wird, mit bürgschaft, schwähren räitungen oder schulden also behaft seyn, dardurch dem orden schaden entstehen möchte
    DOrdStat. (1606/1740) 104
  • man soll kegen schwere klagen, dicke ohren haben
    1628 Apel,Collect. 132
  • wan iemand zu einen contract durch angethanen gewalt, scharpfe betrohung ... und andere schwäre betrangnus benöttigt worden, solle er denselben zu halten nicht schuldig sein
    1654 NÖLO. II 1 § 15
  • nun stehen also wider inquisiten so schwäre umständt und prosumptiones, das ad eruendam rei veritatem wohl auf die strenge frag ankommen därffte
    1776 OÖStrafVollz. II 172
  • eine dem schenkenden von dem geschenknehmer zugefügte ehrenkränkung, welche nach gesetzlicher bestimmung für eine grobe oder schwere injurie zu achten ist, begründet ... den widerruf wegen undanks
    1794 PreußALR. I 11 § 1153
  • zeigt sich ..., daß einem theile, oder ... beyden theilen das ehehinderniß vorher bekannt war, und daß sie es vorsetzlich verschwiegen haben; so sind die schuldigen [nach] ... dem strafgesetze uͤber schwere polizey-uebertretungen [zu strafen]
    1811 ÖstABGB. § 102
IV streng, scharf, unnachgiebig; va. in Bezug auf Strafen
vgl. mild (V)
  • das die aitschwören die gesezt und die recht, wo inen die zu schwär oder ze ringe wären, nach ... des richters rat ringern und höchren und pessern mügen
    1338 (Hs. 16. Jh.) Tirol/ÖW. V 197
  • om dat de zake van den ghiselscepe ende van der slakinghe, also de cedule in hadde, hem te zwaer dochte, so dede min here ... de vorseide cedule middelen
    1358 Willems,Brab. II 426
  • als lieb inen sey unnser und des reichs swere ungnad zuvermeyden
    1431 Storn,Schwureinungen 201
  • dat ... die keyser van Romen, mit sijnre ongenaden dwingende ende dreigende is, ons ende onse lant mit swaerre achten ende banne te besweren
    1434 Nijhoff,Ged. IV 111
  • damit si bei dem swärn wandl nichtz versweigen
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 471
  • wij sind itzunt mit swarer feyde bestricket van den mekelenborchschen heren
    1455 LübUB. IX 292
  • dat se en ordel lichten mogen, ysset to swar, vnde dat se yd swaren moghen, ysset to licht
    1497 HambStR.(Eichler) A 16
  • das als bald auff die ersten ladung derselb vngehorsam on ferrer beruͤffung in dye acht vnnd aber acht gesprochen werden soll, ... [wird] durch ain gericht zu schwaͤr ermessen
    1500 RAbsch. II 74
  • in kain weiß noch weg, als lieb ainem yeden seye kaiserlicher maiestat, vnnser vnd des reichs schwaͤre vngnad vnd straff zůuermeiden
    1536 MindelheimGO. iijr
  • als lieb ainem jeden sey unser und des reichs schwere ungnad und straff, und darzu ein peen nemlich hundert marck löttigs goldes zu vermeiden
    1555 BairFreibf. 154
  • deß selb auch nit thuen noch jemands andern zuthuen gestatten, in khain weiß noch wege, als lieb ainem jeden sey, vnser schwaͤre vngnad vnd straff zuuermeiden
    1577 KärntLRO. [Schluss]
  • wvrden auch gedachte vormuͤndere die inuentierung also, wie obsteht, vnderlassen, so sollen sie dardurch in vnsere schwaͤre straff ... gefallen seyn
    FrankfRef. 1578 VI 3 § 3
  • wie so schwäre rächenschafft von ihnnen ervordert werde, wo ihrenthalb etwas solte versumpt oder verwarloset werden
    1593 LuzernSTQ. IV 407
  • alle die da geent in di nachtäding, so inn der richter mit seinem gericht zu hert und zu schwär wolt erscheinen, denn sein di unsern dem richter nit mer phlichtig
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 253
  • denen unterthanen [soll] von behörigen unterwaldmeister nicht ... nur mit benennung des orths zu schlagen angesaget, sondern ordentlich im wald bey vermeidung schwerer straf vorgezeigt und die bäum angemercket werden
    1713 SalzbWaldO.(FRAustr.) 171
  • daß sie oft ernannte bürgermeister und rath unserer ... haupt- und residenzstadt W. ... kräftiglich schützen, schirmen ..., dawider nicht beschweren ..., als lieb einem jeden seye unsere schwere ungnad und strafe zu vermeiden
    1792 WienRQ. 90
V
verschärft, erhöht; ua. von Haftstrafen
  • die rechter van der stede soude den ghenen legghen in suare vancnesse
    1291 Zürich/CorpAltdtOrUrk. II 665
  • [B. hat] S. laßin vahen und yn swere gefengnis laßen brengin
    um 1490 RechterWeg I 262
  • welcher [sicherheit und freiung auf dem kirchtag] zerpräch, soll um den schwären hofwandl als 52 p. gestraft werden
    16. Jh. (Hs.) Tirol/ÖW. III 369
  • můß ... er [nachrichter] einen radbrechen, viertheilen, verbrönen, lebendig vergraben oder dergleiche schwäre töd anthůn, so soll alsdann sein lohn sein zweifach
    1666 BernStR. VII 1 S. 528
  • dass inquisit nach vorläuffiger entsetzung des adels für seine person mit schweren kerker durch fünf jahre bestraffet werden solle
    1804 OÖStrafVollz. II 1161
VI schwierig, kompliziert, nicht leicht (fallend)
  • wo sich in dem gerichtzs hanndel ettliche swere vnd dappfere beswernuße oder zweyfellung des rechten begeben
    1463 BambDomdekanGO. Art. 7
  • vnsinnige, stumme vnde doue luͤde de moͤgen neen testamente maken, welckes doch der gestaldt thouorsthande, van den de gantz stum vnde doeff sint, vnde nicht den jennen den de sprake wat schwar valdt, effte harthoͤrich sint
    EiderstLR. 1572 Art. 27
  • was sich auf der gassen oder anderer orten ausser der heuser ... zuetregt, das alles gehert dem dorfrichter, und was ime zue schwär, dem fürstlich passauerischen rentambt allain abzuhandlen
    1581 Passau/ÖW. IX 15
  • ob aber fuͤrsten ... doctores haben wolten, den moͤgen sie eygene rathsstuben halten, wo ihnen schwehre haͤndel fuͤrfallen, das sie jhn daruͤber rathschlaͤg machen moͤgen
    1610 Wehner,HofgRottw. 7
VII bedeutend, wichtig, hervortretend
  • so sei der notari ein swere person und hab deßhalben ... die ladung dem boten verkundt, und getraut, das des gnug sei
    ProtBKammerger.(1465/80) 766
  • dat in saken van zwaerder importancien zullen die van den gerechte partien mogen in de redelicheyt doen inleggen, omme die sake ... aen zekere geleerden bij twee van den gerechten ... te schicken ende consultacie te halen
    1550 UtrechtRBr. II 368
  • die buͤrgerschafft [soll] bey der einbringung des schosses, ihrer schwehren pflicht und schuldigkeit [durch den schoß-eydt] gewissenhafft erinnert werden
    1682 Moser,RStHdb. I 816
VIII belastend; mühselig
  • das der lümd uber dise frowen so groß und swär sye, das ... man sy dem nachrichter bevelhen ... sol
    1454 Luzern/Hansen,QHexen 565
  • darbey ich [hertzog zu Croy] allezeit durch gottes ... gnade mein ... standtmeßiges auskommen gehabt, also daß bey der geführten schwehren regierungslast mich ... woll halten können
    1681 PommJb. 11 (1910) 201
IX verwerflich, schlimm (IV), unangemessen
  • das sich menigclich, hoch vnd niders stannds, aller vnd yeder thewͧren schwaͤren vnd haͤssigen spil ennthalten [soll]
    TirolPolO. 1573 Bl. 10r
  • zumahlen doch eine schwähre sach wäre, wann mann ainen das onus alimentationis prolis aufbürdtete, der nicht vatter zum kindt
    1735 OÖStrafVollz. II 826
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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